E-Autos im Test: So groß sind die Reichweiten-Unterschiede

Der Mercedes EQS 450 auf dem ADAC Rollenprüfstand
Der Mercedes EQS auf dem ADAC Prüfstand© ADAC/ABGEDREHT

Auf dem Elektroautomarkt gibt es Stromfresser und Reichweitenkönige: Die aktuelle ADAC-Übersicht vom Dacia Spring Electric bis zum Mercedes EQS. So hoch sind Reichweite und Stromverbrauch im praxisnahen ADAC Ecotest tatsächlich.

  • Reichweite: Eine große Batterie ist nicht alles

  • 610 km: BMW iX und Lucid Air mit der besten Reichweite im Test

  • Verbrauch: Hyundai Ioniq 6 und Mini Aceman am sparsamsten

+++ Update 8.8.2025 +++ Mit neuen Modellen erweitert

Die Autoneuheiten auf der IAA 2021 in München
Der Ford Mustang Mach-E muss nur alle 480 Kilometer nachladen© Ford

Was ein Benziner oder Diesel in etwa verbraucht, wissen die meisten Autofahrer aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen. Doch wie sieht es bei einem Elektroauto aus? Hier fehlt vielen noch jegliches Gefühl dafür, wie viel Strom ein Elektroauto "frisst". Doch das ist entscheidend bei der Frage, ob ein Stromer wirtschaftlich betrieben werden kann und wie weit es fahren kann.

Die Reichweite eines E-Autos hängt von zwei Faktoren ab: Von der Kapazität der Batterie, aber natürlich auch vom Stromverbrauch des Elektromotors. Je geringer der Stromverbrauch, desto größer die Reichweite. Gerade an der Effizienz hat es bei den ersten E-Autos oft noch gehapert. Doch das Thema steht bei den Herstellern momentan stark im Fokus. Das ist nachvollziehbar: Wird ein Elektroauto sparsamer, reicht auch eine "kleinere" Batterie. Das spart Gewicht und vor allem Kosten.

Der ADAC testet kontinuierlich aktuelle Elektroautos verschiedener Größen und Preisklassen im Rahmen des ADAC Autotests auf dem Prüfstand und achtet dabei speziell auf Reichweite und Stromverbrauch. Gemessen wird im realitätsnahen ADAC Ecotest bei einem gemischten Fahrprofil, dem sich alle Fahrzeuge unter standardisierten Bedingungen gleichermaßen unterziehen müssen.

Die Liste der vom ADAC getesteten Modelle wird regelmäßig ergänzt. Dargestellt sind nur Modelle, die aktuell bestellbar sind, bereits eingestellte Baureihen werden nicht mehr aufgelistet.

Test Elektroautos: Reichweite & Verbrauch

Reichweite: Effizienz oder große Batterien?

Ein weißer Lucid Air steht vor einer Hausgarage
Schick, teuer und mit guter Reichweite gesegnet: Der Lucid Air© Lucid

Dass eine große Reichweite nicht immer durch sehr üppige Batterien wie etwa beim Nio ET5 Touring erreicht werden kann, zeigen kleinere Modelle: Hyundai Kona Elektro, Kia EV3 oder der elektrische BMW iX2 etwa kommen mit ihren vergleichsweise sparsamen Motoren trotz ihrer nicht übertriebenen Batteriegrößen erstaunlich weit. Aber selbst ein kleiner Renault R5, mit 52-kWh-Batterie (netto) fährt im ADAC Ecotest 345 Kilometer ohne Ladestopp.

Momentane Spitzenreiter sind der große BMW iX und der extravagante Lucid Air mit einer Testreichweite von 610 Kilometern. Beiden Autos kommt ihr für die Fahrzeuggröße effizienter Antrieb zugute – aber natürlich auch die "dicken" Batterien mit nutzbaren 105 kWh (BMW) und 112 kWh (Lucid).

Hinweis: Durch die im standardisierten ADAC Ecotest mit immer gleichen Bedingungen ermittelten Verbrauchswerte und Reichweiten können alle Fahrzeuge gut miteinander verglichen werden. Unter anderen Bedingungen können die Werte aber variieren. So haben etwa Geschwindigkeiten über Landstraßentempo und niedrige Temperaturen erhebliche Auswirkungen, die die Reichweiten empfindlich schmälern können. Hier können Sie mehr zum Thema Reichweiten im Winter und Reichweiten im Winter auf der Autobahn nachlesen.

Elektroauto-Verbrauch: Große Unterschiede

Seitenansicht eines stehenden Hyundai Ioniq 6
Der Hyundai Ioniq 6 fährt äußerst sparsam und kommt außerdem auf eine gute Reichweite© Hyundai

Wie sieht es beim Verbrauch aus? Hier gibt es große Unterschiede. Die Bandbreite der 123 getesteten, aktuellen Fahrzeuge liegt zwischen 15,5 und 29,7 kWh auf 100 Kilometer.

Die beiden sparsamsten Autos im Test könnten unterschiedlicher nicht sein. So kommt das aerodynamisch geschliffene Mittelklassefahrzeug Hyundai Ioniq 6 auf den gleichen gemessenen, erstaunlich niedrigen Bestwert von 15,5 kWh wie der Mini Aceman, ein Kleinwagen im kantigen SUV-Look.

Knapp dahinter findet sich der Fiat 500e – allerdings mit seiner reichweitenschwachen 23,8-kWh-Batterie –, gefolgt vom Peugeot e-208 und von den erfreulich sparsamen Rüsselsheimer Modellen Opel Astra Electric und Opel Corsa Electric (jeweils 16,5 kWh/100 km). Die drei letztgenannten sind mit ihren identischen Antrieben gute Beispiele dafür, wie sich die Effizienz von Elektroautos über die Jahre verbessert hat. So kommt der Peugeot e-208 mit 156-PS-Motor auf 16,0 kWh/100 km im Test, die "alte", immer noch angebotene 136-PS-Variante auf einen Verbrauch von 18,7 kWh.

Kommende Modelle wie der neue Mercedes CLA oder der künftige BMW iX3 sind mit hohem technischen Aufwand auf Sparsamkeit getrimmt und sollen neue Maßstäbe setzen. Mercedes nennt einen Verbrauchswert von 12,2 kWh nach WLTP. Wird er die aktuellen Spitzenreiter auch im ADAC Test schlagen? Das wird sich in einem kommenden Test zeigen.

Ladeverluste nicht vergessen

BMW iX fahrend auf einer Straße
Erhebliche Ladeverluste: 20 kWh gehen beim vollständigen Befüllen des iX verloren© BMW

Wichtig: Beim Stromverbrauch ist nicht nur entscheidend, wie effizient der Elektromotor mit der Energie umgeht und damit die Reichweite bestimmt. Beim "Tanken" fallen auch Ladeverluste an, das heißt, man verbraucht mehr Energie als letztlich in der Batterie ankommt.

Die Hauptursache dafür ist die Umwandlung von Wechselstrom aus dem Stromnetz in Gleichstrom für die Speicherung in der Batterie. Bezahlen muss man den Strom aus der Steckdose dennoch. Deshalb rechnet der ADAC die Ladeverluste mit ein. Die Ladeverluste sind, im Gegensatz zur Verbrauchsangabe des Bordcomputers, in den Stromverbräuchen des ADAC Ecotests (sowie auch der WLTP-Verbrauchsangabe) enthalten.

Geladen werden alle Testwagen mit Wechselstrom (AC) über das Ladekabel des Fahrzeugs an einer 22-kW-Wallbox unter der gleichen Umgebungsbedingung (23 Grad Celsius), sodass sich die Fahrzeuge die jeweils maximal vom Bordladegerät unterstützte Ladeleistung nehmen.

Die Differenzen zwischen der benötigten Energie für eine Vollladung zur Netto-Batteriekapazität fallen zum Teil erheblich aus, wie die obige Tabelle zeigt. Um die netto 105-kWh-Batterie des BMW iX vollzumachen, müssen laut ADAC Ecotest 125,2 kWh geladen werden. Auch beim Ford Mustang Mach-E (106,3 zu 88 kWh) sieht es nicht besser aus. Selbst wenn Ladeverluste einen Großteil der Differenzen erklären, wirken sich noch weitere Einflussfaktoren wie Toleranzen, Batteriealterung, Vorkonditionierung und Temperaturen aus.

Warum sind Reichweiten unterschiedlich?

Kosten: Der Stromverbrauch ist nicht alles

Die tatsächlichen Kosten über die gesamte Haltedauer lassen sich beim reinen Blick auf den Kaufpreis oder den Stromverbrauch nicht ablesen. Auch für Elektroautos gilt: Kaufpreis, Wartung, Reparaturkosten, Versicherung und Wertverlust müssen in die Gesamtbilanz einbezogen werden. Hier finden Sie Beispielrechnungen und Vergleiche zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor und noch mehr zum Thema Autokosten.

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Fachliche Beratung: Matthias Vogt/ADAC Technik Zentrum