Mercedes CLA 2025: Sieht so das perfekte E-Auto aus?

Front und Seitenansicht eines fahrenden Mercedes CLA
Noch stark getarnt: Der elektrische Hoffnungsträger CLA dreht auf dem Mercedes-Testgelände in Immendingen seine Runden© Mercedes

Der nächste Mercedes CLA soll die Welt der Elektroautos bei Mercedes revolutionieren: mit Schnellladetechnik, 750 Kilometer Reichweite und Mini-Verbrauch. Autor Thomas Geiger war mit Mercedes-Chef Ola Källenius im Prototyp auf Testfahrt.

  • Marktstart für den neuen Elektro-CLA ist 2025

  • Sehr niedriger Verbrauch von 12 kWh/100 km angepeilt

  • IAA-Studie von 2023: So schick könnte der neue CLA aussehen

CLA wird wichtigste Mercedes-Neuheit

Absatzflaute, Gewinneinbruch, drohende CO₂-Strafen, das Desaster in China, die Unwägbarkeiten in den USA und das ewige Hin und Her bei der Elektromobilität – viele angenehme Themen stehen gerade nicht in Ola Källenius Kalender. Doch heute hat der Mercedes-Chef trotzdem ein Lachen im Gesicht, und anders als bei diesen "Gute Miene zum bösen Spiel"-Statements auf Messen und Konferenzen wirkt es diesmal sogar halbwegs echt.

Denn erstens ist Sindelfingen und damit der ganze Ärger zwei Stunden und ein großes Funkloch entfernt. Und zweitens sitzt Källenius hier auf dem Testgelände in Immendingen in der Nähe des Bodensees am Steuer eines neuen Modells, mit dem bald alles wieder besser werden soll. "Willkommen im nächsten CLA", sagt der Vorstand und bittet ein halbes Jahr vor der Weltpremiere zur ersten Mitfahrt im Prototyp der vielleicht wichtigsten Mercedes-Neuheit dieser Dekade.

Mercedes CLA 2025: 750 Kilometer Reichweite

Frontansicht eines fahrenden Mercedes CLA
Zumindest wo der Mercedes-Stern sitzt, lässt sich an dem stark getarnten Prototyp-CLA erkennen© Mercedes

Nachdem Mercedes den Start in die Elektromobilität mit dem EQC gehörig verstolpert und danach nie so richtig Anschluss gefunden hat, will sich der Erfinder des Autos auf dem Weg in dessen Zukunft nicht mehr länger von Tesla und Co. die Show stehlen lassen. Und setzt deshalb mit dem kommenden CLA 2025 zum Gegenschlag an.

Das werde mit Abstand das Beste, was es in dieser Klasse zu kaufen gibt, sagt der Konzernchef und schwärmt voller Stolz von der knapp 4,80 Meter langen Coupé-Limousine, die alles mindestens so gut oder gar noch besser macht als die Studie "Vision CLA", die er 2023 auf der IAA in München gezeigt hat. Es bleibt also bei rund 750 Kilometern Reichweite, bei einem Verbrauch von 12 kWh/100 Kilometern und dank 800-Volt-Technik bei einer Ladeleistung von 400 Kilometern in 15 Minuten, stellt Källenius in Aussicht und schiebt noch ein verheißungsvolles "mindestens" hinterher.

Dafür haben sein Chefingenieur Axel Heix und dessen Team nicht nur um jedes Gramm beim Gewicht, jede vierte Nachkommastelle beim cW-Wert und jedes Milliwatt Energieverbrauch bis in die Chips des Infotainments gerungen. Sondern vor allem haben sie einen neuen Baukasten zusammengestellt, der als MMA (Mercedes Modular Architecture) zum Fundament für die elektrische Zukunft des Unternehmens werden soll.

"Eigene Batterien, eigene Motoren, eigene Elektronik und zum ersten Mal keine Kompromisse mehr für den Verbrenner", umreißt Heix das Prinzip, das im CLA zudem den ersten Mercedes-Frunk und halbwegs vernünftige Platzverhältnisse beschert. Ja, es ist noch immer Luft nach oben, sonst bräuchte es ja keine C-Klasse.

Elektro-CLA auch als Kombi Shooting Brake

Mercedes Chef Ola Källenius am Steuer des Mercedes CLA, neben ihm sitzt Thomas Geiger
Autor Thomas Geiger im Gespräch mit Mercedes-Chef Ola Källenius, rechts am Steuer© Mercedes

Doch wo es in der aktuellen Generation arg knapp zugeht, können im Fond des Prototyps zwei gestandene Männer ganz ordentlich sitzen, wenn sie sich erst einmal durch die engen Türen gefädelt haben. "Und das ist ja nur der Gruß aus der Küche", sagt Källenius und referiert das große Menü, das uns als ersten Gang den elektrischen GLA bringt, danach einen GLB und zum Dessert einen CLA Shooting Break als ersten elektrischen Mercedes-Kombi.

Aber der CLA steht nicht nur für eine neue Effizienz, die augenscheinlich nicht zu Lasten des Fahrspaßes geht: Denn mit spitzen Fingern und schwerem Fuß zirkelt Källenius den Prototypen über den Immendinger Hochgeschwindigkeitskurs. Ohne über Zahlen zu sprechen, wird schnell deutlich, dass es bald vorbei ist mit der Selbstbeschränkung auf 160 km/h in diesem Segment und auch mit dem leidigen Frontantrieb. Die Standardversionen fahren mit Heckantrieb, und der AMG, bei dem Källenius vorfreudig mit der Zunge schnalzt, fährt dann mit Allradantrieb.

Nächster Schritt zum autonomen Fahren

Heckansicht eines Mercedes CLA
Gut zu sehen: Wie beim Vorgänger-CLA bleibt es beim Stufenheck© Mercedes

Der CLA steht auch für die Neudefinition des Einstiegsmodells. Nachdem Mercedes zuletzt arg für seinen Luxuskurs gescholten wurde, muss Källenius nun zeigen, was er für bezahlbaren Luxus hält. Und das ist augenscheinlich deutlich mehr, als in den aktuellen Modellen der Kompaktfamilie. Nicht nur, dass es wie in der Studie (siehe unten) einen Bildschirm über die gesamte Fahrzeugbreite geben wird, auf dem analog zur E-Klasse ein nochmals weiterentwickeltes Infotainment mit Google-Navigation, Chat-GPT-Dialog und stetig wachsendem App-Store läuft.

Die neuen Einstiegsmodelle sollen zudem ein neues Level an automatisierten Fahrfunktionen bieten, bei dem die Hände bis zur Zieladresse in der Stadt im Schoß bleiben dürfen. Und vor allem werden sie so viel "Jewelery" bieten, wie man es von einem Mercedes zu Recht erwarten darf, sagt Källenius. Und wenn er dabei kurz die Tarnmatten im Cockpit lüftet, sieht man es darunter schillern und funkeln.

Preis: Billig wird der Elektro-CLA sicher nicht

Trotzdem soll der CLA einigermaßen erreichbar bleiben. Zwar kann und will Källenius Rivalen wie Tesla nicht über den Preis schlagen, keine ruinösen Rabatte geben und den Gebrauchtwagenwert ruinieren. "Doch wir werden uns preislich sicher nicht aus dem Segment katapultieren", übt er sich im Beschwichtigen, was uns zu einer Schätzung irgendwo in der ersten Hälfte der 50.000er führt.

Zwar sollen der CLA und die restliche MMA-Familie Mercedes in Sachen Elektromobilität endlich nach vorne bringen. Doch so ganz trauen wollen die Schwaben dem Frieden noch nicht – und haben deshalb auch einen Verbrenner geplant. Den elektrifizierten Vierzylinder, der dann doch wieder die Vorderräder antreibt, haben die Stuttgarter entwickelt, unterstreicht Källenius. Doch gebaut wird der Motor ausgerechnet dort, von wo ihnen der stärkste Wind entgegenbläst: in China.

IAA-Studie: Ausblick auf den neuen CLA

Auf der IAA 2023 hat Mercedes den Vision CLA gezeigt. Die endgültige Serienversion soll Anfang 2025 vorgestellt werden. Dass sich die Serienversion nur in Details unterscheiden wird, gilt als sicher. Aus dem Stufenheckmodell soll perspektivisch eine ganze Familie entstehen, mit einem Shooting Brake wie beim jetzigen CLA und zwei SUV-Ablegern.

Besonders stolz ist Mercedes auf die enorme Reichweite von 750 Kilometern nach WLTP, die der CLA durch extreme Sparsamkeit (12 kWh auf 100 Kilometer) erzielen will. Mercedes spricht gar vom "Ein-Liter-Auto für das Elektrozeitalter". Zudem soll sich der Akku dank moderner 800-Volt-Technik sehr schnell mit Strom befüllen lassen. Bis zu 400 Kilometer nachgeladene Reichweite in 15 Minuten an einer entsprechend potenten Schnellladesäule stellen die Stuttgarter in Aussicht.

Auch an eigenen Standorten: Mercedes will weltweit ein eigenes Ladenetz aufbauen – nach Teslas Vorbild. Unter anderem soll es eine Reservierungsfunktion geben, damit der angepeilte Ladepunkt auch wirklich verfügbar ist. Geladen wird via Plug and Charge, sodass die manuelle Aktivierung der Säule via Chipkarte oder App entfällt. Die Säule erkennt das Fahrzeug automatisch und lässt den Strom sofort fließen.

Auch Fahrerinnen und Fahrer anderer Marken sollen an den 350-kW-Säulen mit Stern Strom zapfen können. Geeignete Standorte sind laut Mercedes nicht nur Routen entlang der Autobahnen, sondern Stellen, "wo sich Mercedes-Kunden bewegen", also auch in Städten.

Wer noch mit dem aktuell erhältlichen Mercedes CLA liebäugelt: Hier können Sie den ausführlichen Test des Mercedes CLA 200 Shooting Brake nachlesen:

Der ADAC Test des Mercedes CLA 200 Shooting Brake
PDF, 844 KB
PDF ansehen

Text: Thomas Geiger, Jochen Wieler

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