Opel Astra Electric: Macht Spaß, spart Strom

Video: Motorjournalist Lars Hönkhaus war für den ADAC im Opel Astra Electric unterwegs ∙ Bild: © news to do GmbH, Video: © ADAC e.V.

Opel möchte beim Astra Electric vor allem mit solider Reichweite und niedrigem Verbrauch punkten. Ob der Stromer, den es auch als Kombi gibt, genug Argumente liefert, um den Verbrenner hinter sich zu lassen? Das zeigt der ADAC Test.

  • Niedriger Verbrauch im Test: 16,5 kWh/100 km

  • Passable Reichweite: Gemessene 350 Kilometer

  • Preis: Als GS ab 45.000 Euro

Selbst ein Bierdeckel wäre mit der Auflistung aller in Deutschland erhältlichen Elektro-Kombis noch recht spärlich befüllt. Denn Kombis mit Elektroantrieb sind im aktuellen Fahrzeugangebot der Hersteller fast nicht vorhanden. Es gibt aktuell nur den MG5 und – nominell – noch den Porsche Taycan Turismo und den Nio ET5.

Ab sofort bietet Opel den Astra, den es bisher als Plug-in-Hybrid, Diesel und Benziner gab, auch vollelektrisch an – seit Sommer 2023 als Limousine und ab sofort als Kombi. Der Sports Tourer ist damit der erste vollelektrische Kombi eines deutschen Autobauers, der auch für eine größere Masse an Käuferinnen und Käufern infrage kommt.

Der ADAC hat sich für seinen Test aber zuerst die Limousine vorgeknöpft, und zwar in der umfangreich ausgestatteten GS-Version. Die ist mit über 45.000 Euro Anschaffungspreis sicher kein Schnäppchen, dafür lockt Opel mit sparsamem Verbrauch. Zu Recht?

Design identisch mit Verbrenner-Modellen

Ein blauer Opel Astra Electric schräg von hinten
Farbenspiel: Zweifach-Lackierung mit schwarzem Dach© Opel

Die Bewertung des Innen- und Außenraums ist ein Fall für Copy und Paste: Denn der Stromer gleicht seinen fossilen Astra-Geschwistern wie ein Ei dem anderen. Besonders innen ist dies bemerkenswert, da viele andere E-Autos im Cockpit auf besonders minimalistisches Touchscreen-Design setzen. Beim Astra bleiben neben der Steuerung der beiden 10-Zoll-Displays noch einige Knöpfe zur Verfügung. Das erleichtert gerade die Bedienbarkeit der Klimaanlage.

Apple CarPlay ist kabellos verfügbar, ein eigenes Navigationssystem ist optional erhältlich, liefert aber nicht unbedingt einen echten Vorteil: Eine wirklich komfortable Ladeplanung ist nicht möglich, man muss sich mehr oder weniger manuell von Ladesäule zu Ladesäule hangeln.

Die Batterie wurde platzsparend im Unterboden verstaut – so geht kein Platz für Passagiere und Gepäck im Innenraum verloren. Unter die Kofferraumabdeckung passen dennoch nach ADAC Messung nur magere 260 Liter, ohne Abdeckung bis unters Dach immerhin 365. Unter Ausnutzung des kompletten Raums hinter den Vordersitzen sind bis zu 1080 Liter Volumen verfügbar. Kleiner Wermutstropfen: Die erlaubte Zuladung beim Testwagen liegt bei mageren 406 Kilo.

Opel Astra Electric: Solide Reichweite

Der Boardcomputer des Opel Astra Electric
Schön: Für die wichtigsten Funktionen gibt es noch Tasten© Opel

Jeep, wie Opel Teil des Stellantis-Konzerns, hatte im Jeep Avenger zum ersten Mal den neu entwickelten E-Motor vorgestellt, den auch der neue elektrische Astra nutzt: 115 kW/ 156 PS und kräftige 270 Nm Drehmoment sorgen für den Vortrieb, bei 170 km/h wird das E-Auto abgeregelt. Damit fährt der Astra Electric schneller als der VW ID.3, dem bei 160 km/h der Strom abgedreht wird.

Die Batterie ist mit 54 kWh nicht gerade riesig dimensioniert und sogar etwas kleiner als beim Elektro-Kombi-Konkurrenten MG5, doch man soll mit dem Opel deutlich weiter kommen: 418 Kilometer Reichweite verspricht der Hersteller nach WLTP, auf dem Prüfstand des alltagstauglicheren ADAC Ecotest machte der Astra Electric nach 350 Kilometern schlapp. Ein immer noch guter und praxistauglicher Wert. Fährt man sehr gelassen oder nur innenorts sind sogar an die 400 Kilometer drin.

Der Opel schafft damit real 45 Kilometer mehr als der MG5 und etwa gleich viel wie der Kia Niro EV und BYD Atto 3. Neue Maßstäbe setzt der Elektro-Astra also nicht, für die untere Mittelklasse ist der Wert aber dennoch respektabel.

Ein beachtlich sparsames Elektroauto

Seitenansicht eines blauen Opel Astra Electric
Der Astra Electric steht immer auf 18-Zoll-Rädern mit 5-Speichen-Design© Opel

Grund für die gute Reichweite ist neben dem niedrigen Leergewicht der beachtlich niedrige Verbrauch: 16,5 kWh auf 100 Kilometer (inkl. Ladeverluste) ergaben die ADAC Messungen. Ein sehr niedriger Wert, denkt man an die gemessenen 19,7 kWh von MG5 und Atto 3 oder gar die 23,2 kWh vom Porsche Taycan Sport Turismo. Im Ecotest holt sich der Astra damit die vollen fünf Sterne.

Geht der Akku zur Neige, kann der Opel an der Schnellladesäule mit maximal 107 kW Leistung wieder aufgeladen werden (ADAC Testwert, Werksangabe 100 kW), in 31 Minuten auf bis zu 80 Prozent. Hier hätte man sich doch etwas mehr gewünscht: Es muss ja nicht gleich eine 800-Volt-Technik verbaut sein, aber 30 bis 40 kW mehr Ladeleistung bieten schon einige Konkurrenten. Zudem erreicht man die maximale Ladeleistung nur unter günstigen Temperaturbedingungen und auch dann nur für kurze Zeit. Immerhin: An der heimischen Wallbox sind serienmäßig 11 kW möglich.

Fürs Laden während der Fahrt durch Rekuperation steht nur die Fahrstufe B im Fahrmodus zur Verfügung: Mehrstufige Verzögerungsmomente, die über Paddel am Lenkrad gewählt werden oder gar das ausschließliche Fahren mit dem Gaspedal (i-Paddel) hat der Astra nicht.

Seine Stärke: Komfortabler Fahrspaß

Das Cockpit des Opel Astra Electric
Da brummt nix: Hervorragend gedämpfter Innenraum© Opel

Besonders beeindruckend ist die (fehlende) Geräuschkulisse: Dank bester Dämmung und serienmäßig laminierter Seitenscheiben werden Umgebungslärm und übliche Fahrgeräusche effektiv vom Innenraum ferngehalten. So fällt dann besonders auf, wenn das straff abgestimmte Fahrwerk kurze Querfugen eher unwillig nimmt, auch wenn er auf Bodenwellen oft komfortabel bis leicht schaukelnd unterwegs ist. Adaptive Stoßdämpfer, wie beim ID.3, sucht man beim Astra vergebens. Die sänftenartige Abstimmung überlässt Opel wohl eher den französischen Stellantis-Schwestern.

Dafür bleibt beim Astra Electric in allen drei Fahrmodi Eco, Normal und Sport der sportliche Fahreindruck erhalten – gerade im Vergleich zum VW ID.3 fühlt sich der Astra viel agiler an. Das leichtfüßige und immer gut beherrschbare Fahrverhalten zahlt sich besonders auch auf kurvigen Straßen aus. Mit seinem niedrigen Schwerpunkt, dem geringen Gewicht und einer geradlinigen, feinfühligen Lenkung ist der Fahrspaß garantiert. Im Ausweichtest gibt sich die Rüsselsheimer Batterie-Limousine daher auch keine Blöße.

Preise: Opel Astra Electric

Ein blauer Opel Astra Electric fährt an einem Grafitti vorbei
Kein Schnäppchen: 42.000 Euro als Basispreis für den Elektro-Astra© Opel

Die GS-Linie des Astra Electric ist ab 45.000 Euro zu haben und ist damit sehr selbstbewusst bepreist. Zum Produktstart im Sommer 2023 war sie die einzig verfügbare Variante, im Herbst legte Opel das Basismodell für knapp 42.000 Euro nach. Immer noch kein Schnäppchen, aber ungefähr in der Preisregion der Konkurrenz. Zumindest der in Europa, denn der chinesische MG5 ist günstiger zu haben.

Die Ausstattung, die man dann auch mit der Basisversion bekommt, ist allerdings vorbildlich: Neben einer Wärmepumpe auch Müdigkeitserkennung, Fußgänger- und Verkehrsschilderkennung und Geschwindigkeitsassistent. Die GS-Edition liefert noch das Notbremssystem samt Fußgängererkennung und Abstands- und Kollisionswarner mit.

360-Grad-Blick in den Innenraum

Elektro-Kombi: Astra Sports Tourer Electric

Rückansicht eines Opel Astra Sports Tourer
Klassische Kombiform, aber elektrisch angetrieben: Der Astra Sport Tourer Electric© Opel

Mit dem Sports Tourer hat Opel sich ein echtes Alleinstellungsmerkmal erarbeitet. Vor allem praktisch orientierte Kunden kommen da auf ihre Kosten, das Kofferraumvolumen fällt beim Kombi mit 516 Litern mehr als ordentlich aus. Der Konkurrenz-Kombi MG5 bringt es nur auf 479 Liter. Bei Verbrauch und Fahrleistung dürften sich verglichen mit dem Test der Limousine nur marginale Unterschiede einstellen.

Allerdings ist der Kombi etwas teurer: Die Basisversion startet bei 43.500 Euro, die GS-Version kostet noch mal 3000 Euro extra.

Im Video: Fahrbericht des Opel Astra Sports Tourer Electric

Motorjournalist Lars Hönkhaus war für den ADAC im Kombi Astra Sports Tourer Electric unterwegs ∙ Bild: © news to do GmbH + ADAC/David Klein, Video: © ADAC e.V.

Opel Astra Electric: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Opel Astra Electric GS (ab 06/23)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

115

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

156

Drehmoment (Systemleistung)

270 Nm

Antriebsart

Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

9,2 s

Höchstgeschwindigkeit

170 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

418 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

15,6 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

54,0

Batteriekapazität (Netto) in kWh

51,0

Ladeleistung (kW)

AC:3,2-11,0 DC:100,0

Kofferraumvolumen normal

352 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.268 l

Leergewicht (EU)

1.736 kg

Zuladung

444 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.374 mm x 1.860 mm x 1.488 mm

Grundpreis

41.060 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Opel Astra Electric GS

Überholvorgang 60 – 100 km/h

4,8 s

Bremsweg aus 100 km/h

35,5 m

Wendekreis

10,6 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

16,5 kWh/100 km; 82 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

*****

Reichweite

350 km

Innengeräusch bei 130 km/h

66,3 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1694 / 406 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

260/ 645 / 1080 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Opel Astra Electric GS (ab 06/23)

Karosserie/Kofferraum

3,0

Innenraum

2,5

Komfort

2,6

Motor/Antrieb

1,4

Fahreigenschaften

2,4

Sicherheit

2,0

Umwelt/EcoTest

1,0

Gesamtnote

2,0
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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