Testfahrt Hyundai Ioniq 6: Elektro vom Feinsten

Unter dem Namen "Ioniq" hat Hyundai eine ganze Modellfamilie geplant. Nach dem kantigen Ioniq 5 fährt nun der stromlinienförmige Hyundai Ioniq 6 vor. Und der sieht nicht nur stylisch aus, er bietet auch Technik vom Feinsten. Testfahrt mit Infos zu Reichweite, Preis, Batterie und Ladetechnik.
Zwei Batterieoptionen für über 600 Kilometer Reichweite
800 Volt-Schnelllade- und Vehicle-to-Load-Technologie
Hyundai Ioniq 6: Basisversion zum Preis ab 43.900 Euro
Dass eine gute Aeordynamik besonders bei Elektroautos ihre Wirkung entfaltet und den Verbrauch bei höherem Tempo senkt, hat nicht nur Mercedes erkannt und den extrem aerodynamischen EQXX auf die Räder gestellt. Auch Newcomer wie der Lightyear Zero setzen auf glatt geschliffene Karosserieformen. Und nun auch Hyundai – wie der neue Ioniq 6 beweist.
Ioniq 6 mit aerodynamischer Karosserie

Optisch ist das zweite Modell der Ioniq-Baureihe erheblich windschlüpfiger als der noch ziemlich kastenförmige Ioniq 5. Das zweite Modell der elektrischen Submarke Ioniq ist im Gegensatz zum Ioniq 5 mit seiner praktischen Heckklappe ein Stufenheckmodell mit 4,86 Metern Länge und erinnert in seiner Form stark an den Mercedes CLS, der zumindest in seiner ersten Generation von 2004 bis 2010 kein Verkaufsschlager war.
Doch inzwischen haben Werte wie eine spritsparende Aerodynamik einen anderen Stellenwert. Und weil der Ioniq 6 auf der "Electric Global Modular Platform" (E-GMP) von Hyundai aufbaut, müssen auch kaum Einschränkungen beim Platzangebot gemacht werden.
Der Luftwiderstandsbeiwert von 0,21 des Ioniq 6 ist der bisher niedrigste bei Hyundai. Ermöglicht wird er unter anderem durch die sehr flache Frontpartie, im Stoßfänger integrierte aktive Luftklappen und die optionalen digitalen Außenspiegel in schlanker Ausführung. Zu den aerodynamischen Eigenschaften des Hyundai Ioniq 6 tragen auch der elliptische Heckspoiler mit Winglets, die sanft gerundete Bootsheckstruktur und die vertikalen Einfassungen der Leuchten auf beiden Seiten des hinteren Stoßfängers bei.
Innenraum: Ökologisch und modern

Und tatsächlich: Obwohl man vermutet, dass die nach hinten abfallende Karosserie nicht den Platz lässt, den ein Ioniq 5 bietet, ist der Unterschied nur minimal. Für "normal" große Menschen sollte die Kopffreiheit immer ausreichend sein. Der Zustieg nach hinten gelingt ohne jegliche Verrenkungen, und die Beinfreiheit ist dank des 3 Meter langen Radstands enorm.
Der Platz für das Gepäck ist mit 400 Litern dagegen eher knapp bemessen und durch die Stufenheck-Öffnung auch schwerer zu befüllen. Zumindest darf bei Bedarf ein 1500 Kilo schwerer Anhänger an den Haken. Elektroautos mit Anhängelast? Das ist noch nicht die Regel.
Innen sieht der Ioniq 6 sehr modern aus. Eine ergonomisch gestaltete und zentral angeordnete Bedieneinheit reduziert Ablenkungen des Fahrers, und es gibt noch echte Tasten etwa für die Bedienung der Klimaanlage. Der modulare Armaturenträger integriert neben dem 12-Zoll-Infotainment-Display ein ebenso großes digitales Cockpit. In der brückenartig gestalteten Mittelkonsole finden sich zahlreiche praktische und großzügige Ablagemöglichkeiten.
Vorn gibt es "Relax-Sitze", die für ein Nickerchen beim Ladestopp auf Knopfdruck in eine Liegeposition surren (Sitz-Paket 1900 Euro). Nur in der teuersten Uniq-Ausstattung (11.300 Euro Mehrpreis zur Basis) sind die digitalen Außenspiegel für noch mal 1300 Euro Aufpreis erhältlich, wo – wie beim Schwestermodell Genesis GV60 – Bildschirme in den Türen den rückwärtigen Verkehr zeigen. Das ist aber extrem gewöhnungsbedürftig und bringt – ähnlich wie bei den Audi-Modellen – keinen Mehrwert.
Bei den Materialien setzt Hyundai auf eine nachhaltige und hochwertige Materialauswahl, beispielsweise auf recycelte Pigmentfarbe aus Altreifen für Verkleidungen und Bambuskohle-Pigmentfarbe für die Karosserie. Im Innenraum verwendet Hyundai je nach Ausstattungsniveau ökologisch behandeltes Leder und recyceltes PET-Gewebe für die Sitze, eine Bio-Kautschuk-Mischung für das Armaturenbrett, Bio-PET-Gewebe für den Dachhimmel, Bio-Lack aus Pflanzenölen für die Türverkleidungen und recycelte Fischernetze für den Teppich.
Bildergalerie: Der Ioniq 6 im Detail







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Ioniq 6: Elektroauto mit 800-V-Technik

Bei all den Aerodynamikmaßnahmen ist es folgerichtig, dass der glatt geschliffene Ioniq 6 – "das effizienteste Elektroauto auf dem Markt" (Hyundai) – mit der Energie sparsam umgeht. Schließlich haben die Koreaner schon mit dem mittlerweile eingestellten Ioniq und dem Kona Elektro bewiesen, dass sie sehr sparsame E-Autos bauen können. Für den Ioniq 6 mit der von der ADAC Redaktion gefahrenen 168-kW-Leistung verspricht Hyundai einen WLTP-Verbrauch von 14,3 KWh/100 km mit den 18-Zoll-Felgen und 16,0 mit den 20-Zöllern. Ein Wert der nach unseren ersten Testfahrten durchaus realistisch erscheint.
Mit der bereits bekannten 77-kWh-Batterie soll der Ioniq 6 daher bis zu 614 (18-Zoll-Räder) bzw. 545 Kilometer (20-Zoll) weit bis zum nächsten Ladestopp fahren können. Und der dürfte kurz ausfallen: Wie schon Ioniq 5 und Kia EV6 verfügt auch der Ioniq 6 über 800-Volt-Technik, die kurze Ladezeiten ermöglicht. Im ADAC Test des Ioniq 5 waren tatsächlich Ladeleistungen bis 220 kW möglich. In 18 Minuten konnte so Strom für knapp 300 Kilometer Fahrt nachgeladen werden.
Neben den beiden Versionen mit Heckantrieb gibt es auch eine Allradvariante mit zwei Elektromotoren und 239 kW/325 PS Systemleistung. Das Topmodell soll laut Hyundai mit dem satten Drehmoment von 605 Nm in 5,1 Sekunden auf Tempo 100 sprinten.
Den Einstieg bildet eine Version mit Heckantrieb, 53-kWh-Batterie und 111 kW/151 PS Leistung, das mittlere Heckantrieb-Modell hat die 77-kWh-Batterie und 168 kW/229 PS.
Video: Im Hyundai Ioniq 6 auf Testfahrt
Mit der innovativen Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) können Ioniq-6-Fahrer beliebige elektrische Geräte aufladen – ideal für die Stromversorgung beim Camping, bei Outdoor-Projekten oder bei Stromausfällen. Dafür stehen insgesamt zwei Steckdosen zur Verfügung, eine davon außen am Fahrzeug in der Ladeklappe (Adapter als Zubehör) und eine im Interieur unterhalb der Rückbank, um Notebooks, Handys und andere Geräte aufzuladen. Die Funktion ist sowohl nutzbar, wenn das Fahrzeug steht, als auch wenn es fährt.
Ioniq 6: Sehr gute Fahrleistungen

Die Redaktion konnte die Heckantriebsvariante mit großer Batterie testen. Hier leistet der Motor an der Hinterachse bis zu 168 kW/229 PS und liefert ein maximales Drehmoment von 350 Nm. Der Elektromotor beschleunigt den zwei Tonnen schweren Stromer sehr flott, dank Heckantrieb bekommt er die Kraft auch gut auf die Straße – sogar im fast brachialen Sport-Modus.
Das Fahrwerk des Ioniq 6 ist dabei insgesamt gut abgestimmt, straff, aber nicht unkomfortabel. Die Rekuperation lässt sich per Wahlhebel links und rechts am Lenkrad je nach Gusto und Fahrsituation in Stufen einstellen. Läuft das Auto auf ein langsames Auto auf, bremst es vorausschauend ab und trägt damit zum sparsamen Einsatz der Energie bei.
Der Elektrowagen liegt immer sehr souverän auf der Straße und lässt sich weder von engen Kurven noch von Ausweichmanövern aus dem Konzept bringen. Der Geradeauslauf ist einwandfrei, der vergleichsweise lange Radstand dabei hilfreich. Die Bremsen fühlen sich nicht zu künstlich an, und an die etwas gefühllose, aber leichtgängige Lenkung hat man sich schnell gewöhnt.
Vorbildlich: 8 Jahre Garantie für den Ioniq 6
Der Hyundai Ioniq 6 startet in der Basisversion zu Preisen ab 43.900 Euro mit 53-kWh-Batterie. Das sorgt dafür, dass der Ioniq 6 in allen Varianten die volle Prämie der aktuellen staatlichen Förderung erhält. Allerdings fehlen in der Basis wichtige Features wie die Wärmepumpe, der aktive Totwinkelassistent, der Querverkehrswarner hinten mit Notbremsfunktion, der Ausstiegswarner und der elektrisch einstellbare Fahrersitz.
Dafür gewährt Hyundai Motor Deutschland jedem Ioniq 6 eine Fahrzeuggarantie von acht Jahren ohne Kilometerbegrenzung, acht Jahre Mobilitätsgarantie mit kostenlosem Pannen- und Abschleppdienst und fünf Sicherheits-Checks in den ersten fünf Jahren. Für die Hochvoltbatterie gilt eine Garantie von acht Jahren oder bis zu 160.000 Kilometern.
Die Version mit 77-kWh-Batterie ist 5000 Euro teurer und nur mit dem Dynamiq-Paket (5100 Euro) zu haben, macht also 54.000 Euro. Und die Allradvariante (9000 Euro Aufpreis) kostet mit dem Zwangs-Paket Techniq (8200 Euro) mindestens 61.100 Euro. Ein Schelm, wer da beim günstigen Basispreis an ein Lockangebot denkt.
Technische Daten und Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | Hyundai IONIQ 6 (53 kWh) 2WD (ab 12/22) | Hyundai IONIQ 6 (77,4 kWh) DYNAMIC-Paket 2WD (ab 12/22) | Hyundai IONIQ 6 (77,4 kWh) TECHNIQ-Paket 4WD (ab 12/22) |
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Motorart | Elektro | Elektro | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 111 | 168 | 239 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 151 | 229 | 325 |
Drehmoment (Systemleistung) | 350 Nm | 350 Nm | 605 Nm |
Antriebsart | Hinterrad | Hinterrad | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 8,8 s | 7,4 s | 5,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 185 km/h | 185 km/h | 185 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 429 km | 614 km | 583 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 13,9 kWh/100 km | 14,3 kWh/100 km | 15,1 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 53,0 | 77,4 | 77,4 |
Ladeleistung (kW) | AC:2,3-11,0 DC:50,0-180,0 | AC:2,3-11,0 DC:50,0-220,0 | AC:2,3-11,0 DC:50,0-220,0 |
Kofferraumvolumen normal | 401 l | 401 l | 401 l |
Leergewicht (EU) | 1.850 kg | 1.985 kg | 2.095 kg |
Zuladung | 430 kg | 425 kg | 425 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 750 kg | 1.500 kg | 1.500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 5 Jahre | 5 Jahre | 5 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.855 mm x 1.880 mm x 1.495 mm | 4.855 mm x 1.880 mm x 1.495 mm | 4.855 mm x 1.880 mm x 1.495 mm |
Grundpreis | 43.900 Euro | 54.000 Euro | 61.100 Euro |
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