Audi Q8 e-tron/Sportback: Testfahrt mit dem neuen Elektro-Urgestein

Audis Elektro-Erstling kommt in der Gegenwart an: Der Q8 e-tron fährt nun weiter und effizienter
Audis Elektro-Erstling kommt in der Gegenwart an: Der Q8 e-tron fährt nun weiter und effizienter© Audi

Der Audi e-tron eröffnete 2019 das Elektrozeitalter für Audi. Inzwischen hat das Elektroauto mächtig Konkurrenz bekommen. Als Q8 e-tron und Q8 e-tron Sportback erhält er deshalb einen neuen Platz in der Nomenklatur. Und ein nennenswertes Update. Infos, Testfahrt, Bilder.

  • Mehr Reichweite: Basisversion kommt nun 150 Kilometer weiter

  • Mehr Ladeleistung: Bis zu 170 kW

  • Q8 e-tron auch als Sportback und in der kräftigen S-Version

Das Versprechen der Zukunft ist bei Audi inzwischen ein wenig in die Jahre gekommen. 2019 ging der e-tron quattro als erstes vollelektrisches Modell an den Start, vier Jahre später zählt er damit fast schon zu den Elektro-Urgesteinen. Audi hat ihm nun eine Modellpflege und einen neuen Namen verpasst: Als Q8 e-tron grenzt sich das SUV der oberen Mittelklasse standesgemäß vom inzwischen erschienenen Q4 e-tron und der für 2024 anvisierten Q6 e-tron und A6 e-Tron Avant/Limousine ab. Auf technischer Ebene wurde vor allem an Effizienz, Reichweite und einem aktiveren Fahrverhalten gebastelt. Doch merkt man die Unterschiede auch auf der Straße?

Audi Q8 e-tron: Die Basisversion profitiert

Außer bei der Frontpartie hat sich beim Q8 e-tron, hier als SQ8 e-tron, optisch nicht viel getan, das Innenleben liefert aber mehr Power © Audi

An Sportlichkeit mangelte es schon dem 2019er-Urmodell nicht, zumindest bei der Motorleistung: Die erste Version des Audi e-tron 55 quattro brachte es auf über 400 PS und 200 km/h Spitze. An diesen Werten ändert sich bei der neuen 55er-Version des SUV nichts, es bietet weiterhin eine maximale Leistung von 300 kW/408 PS an. Und auch die sportliche Version SQ8 liefert weiter 370 kW/503 PS, mit denen es in 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h geht. Ein Wert definitiv in Schlagdistanz zum Tesla Model X Maximum Range (3,9 Sekunden).

Das Modell mit dem kleinsten Motor, der Q8 e-tron 50 quattro, macht aber einen Sprung bei der Performance: Mit nun 250 kW/340 PS statt 230 kW/313 PS sind 10 km/h mehr in der Spitze möglich.

Bei der Testfahrt mit dem neuen Modell präsentiert sich der Stromer unverändert gut: Die Beschleunigung funktioniert bei allen Versionen kraftvoll und mühelos. Auch wegen der sehr guten Geräuschdämmung sollte man den Tacho immer im Auge behalten, weil sich der Q8 e-tron auch bei hohen Geschwindigkeiten vollkommen leichtfüßig bewegen lässt.

Mehr Reichweite dank größerer Batterie

Einen gehörigen Satz macht die 50er-Basisversion bei der Reichweite. 95 kWh (89 kWh Nettokapazität) kann die neue Batterie nach dem Facelift nun speichern, im Vergleich zur 71-kWh-Batterie des Vorgängers eine erhebliche Erweiterung. Statt für 338 Kilometer reicht der neue Akku beim Q8 e-tron 50 nun für 491 Kilometer, 153 mehr als vorher.

Im SQ8 e-tron und im Q8 e-tron 55 wächst die Batterie von 95 kWh auf 114 kWh (106 kWh netto). Die Reichweite steigt damit von 409 auf 582 Kilometer nach WLTP. Audi bleibt damit nur knapp hinter dem gerade angekündigten Volvo EX90, der mit einer vergleichbaren Akkugröße 600 Kilometer verspricht, und würde das Mercedes-EQE-SUV mit seinen 547 Kilometern sogar übertreffen. Audi reagiert mit den Änderungen damit auch auf ein Resultat des ADAC Tests, bei dem das erste e-tron-Modell zwar insgesamt überzeugte, bei Reichweite und Verbrauch aber – den hohen Preis im Hinterkopf ­– nicht gerade brillierte.

Die sehr verbrauchsintensiven S-Versionen sollen nun auch effizienter fahren, auf mindestens 24,6 kWh statt zuvor 27,0 kWh auf 100 Kilometer soll der Verbrauch beim SQ8 e-tron sinken. Ob diese neuen Werte wirklich erreicht werden, wird bald der ADAC Ecotest Test zeigen.

Höhere Ladeleistung bei dem Elektro-Audi

Die Ladesäule kann man mit dem neuen e-Tron nun schneller wieder verlassen: Statt 120 kW DC-Ladeleistung sind beim Q8 e-tron 50 quattro nun 150 kW drin, bei den anderen Versionen 170 statt zuvor 150 kW. Die großen Batterieversionen können damit in 31 Minuten theoretisch 420 Kilometer Reichweite wiedergewinnen, ein guter Wert, der aber bei aktuellen E-Autos längst zum Standard geworden ist. AC-Laden funktioniert mit 11 kW, gegen Aufpreis sind auch 22 drin.

Leichte Überarbeitungen bei Lenkung und Antrieb

Mit dem höheren Motordrehmoment geht eine agilere Lenkung besonders in Kurven einher © Audi

Die besseren Verbrauchswerte sollen sich vor allem aus einem effizienteren Antriebskonzept an der Hinterachse ergeben. Derselbe Stromeinsatz wie zuvor erzeugt nun ein höheres Motordrehmoment, was in mehr Reichweite und niedrigerem Verbrauch resultiert. Bei den S-Versionen wirken weiterhin drei E-Motoren zusammen, die nun noch einmal überarbeitet wurden.

Der unmittelbareren Beschleunigung soll durch Anpassungen bei Federung und Lenkung Rechnung getragen werden, die nun deutlich direkter reagieren und dem Audi-Dickschiff mehr Agilität in der Kurve bescheren sollen.

Und tatsächlich: Das knapp fünf Meter lange SUV lässt sich zu jedem Zeitpunkt agil steuern, auch bei Kurven mit höherem Tempo entsteht so ein kontrolliert-souveränes Fahrgefühl. Das Manko der etwas gefühllosen Lenkung, das beim ADAC Test des ersten e-tron zu Tage trat, wurde also mit dem Facelift behoben.

Auch an der Aerodynamik wurde getüftelt, optional sind weiterhin digitale Rückspiegel erhältlich, die den Luftwiderstand reduzieren. Das führt zu einem enorm leisen Fahren, auch bei hohem Tempo ist von den üblichen Fahrgeräuschen fast nichts zu hören. Erkaufen muss man sich diesen unbestreitbar positiven Aspekt aber mit einem unwohlen Gefühl beim Blick in die Rückspiegel-Bildschirme: Den rückwärtigen Verkehr sieht man hier ungewohnt tief und kleiner als in "normalen" Glasspiegeln. Und die windschnittigen, aber immer noch gut sichtbaren Kameras verleiten immer wieder zum vergeblichen Blick nach draußen. Auch wenn man sich an die Technik sicherlich gewöhnen kann, sollte man die neuen Rückspiegel vor dem Kauf definitiv selbst testen.

Audi Q8 e-tron mit neuem Frontdesign

Die größten optischen Änderungen findet man ganz vorne: Das Audi-Logo ist nun zweidimensional gestaltet, das alte Gitter ist beim Kühlergrill einer Wabenstruktur gewichen © Audi

Innen bleibt mit der hauptsächlich über Touchscreen funktionierenden Steuerung und den hochwertigen Materialen alles beim Alten. Für die Bedienung des Touchpads mit seiner haptischen Rückmeldung braucht es zwar etwas zu viel Kraft mit dem Finger, dafür ist die Menüführung aber recht logisch strukturiert.

Außen stechen die Änderungen an der Fahrzeugschnauze sofort ins Auge: Das zweidimensionale Audi-Logo thront nun über einem Kühlergrill mit Wabenstruktur statt der alten Gitterform. Beim Heck hingegen hat sich zumindest äußerlich nichts getan. Obwohl die Länge aber sogar leicht zugenommen hat, fasst der Kofferraum "nur" noch 569 Liter, knapp 100 Liter weniger als vor dem Facelift. Platz, den der nun serienmäßig verbaute Subwoofer beansprucht, die Akustik profitiert davon allerdings merklich. Im Vergleich zum BMW iX und dem Volvo EX90 ist der Audi aber weiterhin sehr geräumig.

Audi Q8 e-tron Sportback: Mit schrägerem Heck

Das schrägere Heck sorgt für einen sportlicheren Gesamteindruck und minimal bessere Aerodynamik © Audi

Auch den Q8 e-tron gibt es wieder in einer Sportback-Version. Das Heck fällt schräger ab und vermittelt insgesamt einen etwas sportiveren Eindruck, grenzt sich aber in der Form schwächer ab als Coupé-Versionen von anderen Marken. Die Leistungsdaten des Q8 Sportback e-tron 50 quattro und Q8 Sportback e-tron 55 quattro sind identisch zur SUV-Version, je nachdem also mit 250 kW/340 PS bzw. 300 kW/ 408 PS und 95-kWh- bzw. 114-kWh-Batterie. Außerdem ist der Sportback auch als SQ8 e-tron Sportback erhältlich.

Q8 e-tron: Preis und Markstart

Der neue Q8 e-tron ist bereits auf der Audi-Website konfigurier- und bestellbar, der Hersteller verweist aber auf die inzwischen bei vielen Autobauern obligatorischen Lieferschwierigkeiten. Der Marktstart ist für Ende Februar 2023 geplant, die Basisversion mit dem kleinsten Motor kostet 74.400 Euro, der Sportback ist etwa 2000 Euro teurer. Für den SQ8 e-tron Sportback muss man am tiefsten in die Tasche greifen, er steht für satte 98.000 Euro bei den Händlern.

Hier können Sie den ausführlichen Testbericht zum Audi e-tron 55 quattro (vor Facelift!) als PDF herunterladen
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Audi e-tron quattro: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Audi Q8 e-tron 50 advanced quattro (ab 02/23)

Audi SQ8 e-tron quattro (ab 02/23)

Audi Q8 e-tron Sportback 55 advanced quattro (ab 02/23)

Motorart

Elektro
Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

250
370
300

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

340
503
408

Drehmoment (Systemleistung)

664 Nm
973 Nm
664 Nm

Antriebsart

Allrad
Allrad
Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

6,0 s
4,5 s
5,6 s

Höchstgeschwindigkeit

200 km/h
210 km/h
200 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

488 km
456 km
595 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

20,3 kWh/100 km
26,3 kWh/100 km
20,1 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

95,0
114,0
114,0

Batteriekapazität (Netto) in kWh

89,0
106,0
106,0

Ladeleistung (kW)

AC:11,0-22,0 DC:150,0
AC:11,0-22,0 DC:170,0
AC:11,0-22,0 DC:170,0

Kofferraumvolumen normal

569 l
569 l
528 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.637 l
1.637 l
1.567 l

Leergewicht (EU)

2.585 kg
2.725 kg
2.585 kg

Zuladung

585 kg
565 kg
595 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.800 kg
1.800 kg
1.800 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre
2 Jahre
2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.915 mm x 1.937 mm x 1.633 mm
4.915 mm x 1.976 mm x 1.631 mm
4.915 mm x 1.937 mm x 1.619 mm

Grundpreis

74.400 Euro
95.800 Euro
87.550 Euro

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