Kostenvergleich Elektro, Benzin oder Diesel: Was ist günstiger?
Dank Kaufprämie sind viele Elektroautos deutlich günstiger als Benziner und Diesel. Das hat der aktuelle ADAC Kostenvergleich von reinen Elektroautos, Plug-in-Hybriden und Verbrennern ergeben. Und wie wirken sich die hohen Spritpreise aus?
Viele Elektrofahrzeuge fahren heute schon günstiger als Verbrenner
Aktuelle Kaufprämien machen E-Autos erschwinglich
Reale Energiekosten sind Grundlage der Berechnung
Diesel oder Benziner? Diese ideologische Frage teilte jahrelang die Stammtische in zwei Lager. Doch inzwischen ist alles etwas komplizierter, denn jetzt reden auch noch die Fans der Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride mit: Lokal emissionsfrei, leise, toller Abzug – doch rechnen sie sich auch?
Besonders die derzeit hohen Spritpreise bringen viele ins Grübeln, ob sich der Umstieg auf auf ein Elektroauto oder einen Plug-in-Hybrid nun finanziell lohnt. Schließlich werden die Stromer nach wie vor (voraussichtlich bis Ende 2025) über die Kaufprämie für Elektroautos gefördert. Je nach Modell gibt es bis zu 9000 Euro (netto) teils vom Staat und teils vom Hersteller geschenkt. Zudem haben E-Autos deutlich niedrigere Wartungs- und Energiekosten.
Gesamtkosten: Elektroautos sind oft günstiger
Die Spezialisten des ADAC haben nachgerechnet, ob sich der Umstieg wirtschaftlich lohnt. Das Ergebnis: Nimmt man alle Kosten eines Autos zusammen, vom Kaufpreis über sämtliche Betriebs- und Wartungsaufwände bis zum Wertverlust, schneiden Elektroautos immer häufiger besser ab als Verbrenner. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Vollkosten-Berechnung von nahezu allen auf dem deutschen Markt aktuell erhältlichen Elektroautos sowie Plug-in-Hybriden mit Benzinern oder Dieseln mit vergleichbarer Motorleistung und ähnlicher Ausstattung. Der aktuelle Umweltbonus von bis zu 9000 Euro für reine Elektrofahrzeuge und bis zu 6750 Euro für extern aufladbare Plug-in-Hybride ist in allen Berechnungen berücksichtigt.
Kostenaufstellung:
Unter diesem Link finden Sie die komplette Kostenaufstellung als PDF (Stand April 2022):
Doch auch für einen Verbrenner zahlt man nur selten den Listenpreis, der für obige Berechnungen zugrunde liegt. Wer gut im Verhandeln ist, kann oft noch Rabatte herausschlagen.
Daher hat der ADAC noch einmal kalkuliert: Dreht sich das Blatt zugunsten der Verbrenner, wenn man bei ihnen einen Nachlass von 15 Prozent veranschlagt? Bei manchen Modellen ist das in der Tat so, aber nicht bei allen, wie die zweite Aufstellung zeigt:
Der Hyundai Kona mit Verbrenner etwa fährt mit angenommenem 15-Prozent-Rabatt meist günstiger als der elektrische Kona. Ohne einkalkulierten Verbrenner-Rabatt ist es genau umgekehrt.
Anders verhält es sich beim Mini. Der Elektro-Mini (Mini SE) schlägt sein Verbrenner-Pendant kostenmäßig in jedem Fall – auch wenn der mit 15 Prozent Rabatt verkauft wird. Daher sollte man sich das Wunschmodell mit seinen verschiedenen Antriebsvarianten sehr genau ansehen und vor allem auch die jährliche Kilometerfahrleistung berücksichtigen. Die Aufstellung des ADAC hilft dabei.
Hoher Spritpreis hat keine durchschlagende Wirkung
In die Kostenberechnung des ADAC fließen sämtliche Aufwendungen ein, die beim Autofahren anfallen. Dazu gehören Versicherung, Kfz-Steuer, Ausgaben für Wartung und Reparaturen, Reifenverschleiß, Kraftstoff/Stromkosten und eine Pauschale für die Wagenwäsche/Wagenpflege.
Auch wenn der Preis für Diesel und Benzin sehr hoch ist, hat er keine durchschlagende Wirkung auf die Gesamtkosten: Den Löwenanteil macht der Wertverlust aus, also die Summe, die für die Anschaffung ausgegeben wurde, abzüglich eines durchschnittlichen Restwertes des Fahrzeugs.
Datenbasis der ADAC-Berechnungen
Basis ist die ADAC Autokosten-Datenbank. Im Kostenvergleich über fünf Jahre und einer jährlichen Kilometerleistung von 15.000 km sind berücksichtigt: Wertverlust (ohne Zinsen), Aufwand für Ölwechsel, Inspektionen sowie übliche Verschleißteile und Kosten für den Reifenersatz. Kraftstoff- und Ölnachfüllkosten (Herstellerangaben zum Verbrauch nach WLTP oder NEFZ) sowie die zum Zeitpunkt der Aktualisierung gültigen Kraftstoffpreisen je Liter im Drei-Monats-Schnitt (Diesel 1,80 €, Super 1,87 €, SuperPlus 1,96 €, Strom 0,39 €/kWh (anbieterabhängig!), Wasserstoff 9,50 € (kg), Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung mit je 50 % (Standardtarif ADAC Autoversicherung, ohne Zusatzrabatte), aktuelle KFZ-Steuer (kann aufgrund der WLTP-Umstellung abweichen). Sowohl die Steuerbefreiung wie auch die aktuellen Kaufprämien für Elektrofahrzeuge (bis 40.000 € netto: 9000 €, bis 65.000 €: 7500 €) und Plug-In Hybride (bis 40.000 € netto: 6750 €, bis 65.000 €: 5625 €) sind in den Berechnungen berücksichtigt. Fahrzeugauswahl, technische Daten und Kosten entsprechen dem Stand April 2022. Alle Preise und Kosten inkl. gesetzlicher Steuern.
Wichtig zu wissen
Da der ADAC nicht alle Modelle im realitätsnahen ADAC Ecotest testen konnte, wurden für alle Modelle des Kostenvergleichs die NEFZ-Angaben (Neuer Europäischer Fahrzyklus) oder auch schon der neue WLTP-Standard (Worldwide harmonized light-duty test Parocedure) der Hersteller herangezogen. Doch vor allem das (alte) NEFZ-Verfahren sorgt besonders bei den Plug-in-Hybriden aufgrund des Messverfahrens für extrem niedrige, in der Praxis üblicherweise nicht zu erreichende Angaben für den Kraftstoff- bzw. Stromverbrauch. Ob ein Plug-in-Hybrid wirklich von Vorteil ist und welche Verbräuche sich in der Praxis ergeben, hängt stark vom Nutzungsprofil ab – weit mehr als bei den klassischen Antriebskonzepten.
Grundlage aller Berechnungen ist eine durchschnittliche Haltedauer von 5 Jahren mit einer Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern. Aufgrund der aktuell überaus starken Schwankungen der Kraftstoffpreise wurde zur Berechnung der Durchschnitt über die letzten drei Monate herangezogen.
Ausgewählte Elektroautos im Kostenvergleich
BMW: 420d nur mit Rabatt günstiger als i4
Modell | Kraftstoff | Grundpreis € | Cent pro km |
---|---|---|---|
i4 eDrive 40 (250 kW) | Strom | 59.200 | 74,5 |
430i Gran Coupé (180 kW) | SuperPlus | 53.100 | 80,4 / 69,0* |
420d Gran Coupé (140 kW) | Diesel | 50.500 | 77,3 / 66,4* |
Dacia: Spring Electric nicht zu schlagen
Modell | Kraftstoff | Grundpreis € | Cent pro km |
---|---|---|---|
Spring Electric Comfort 2WD (33 kW) | Strom | 20.940 | 29,3 |
Sandero SCe 65 Essential (49 kW) | Super | 10.150 | 33,4 / 31,1* |
Ford: Der Kuga überholt den elektrischen Mustang
Modell | Kraftstoff | Grundpreis € | Cent pro km |
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Mustang Mach-E Standard Range (198 kW) | Elektro | 56.500 | 71,8 |
Kuga Plug-in-Hybrid Titanium (165 kW) | Super + Strom | 41.800 | 56,9 |
Kuga Hybrid Titanium (140 kW) | Super | 38.150 | 63,4 / 55,2* |
Kia: Beim EV6 kommt es drauf an
Modell | Kraftstoff | Grundpreis € | Cent pro km |
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EV6 (77,4 kWh/168 kW) | Strom | 48.990 | 64,1 |
Sorento 1.6 T-GDI Hybrid Vision 2WD (169 kW) | Super | 47.290 | 73,6 / 63,9* |
Sorento 2.2 CRDi Vision 2WD DCT8 (148 kW) | Diesel | 46.290 | 75,6 / 66,1* |
Mercedes: EQA – elektrisch fährt man besser
Modell | Kraftstoff | Grundpreis € | Cent pro km |
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EQA 250 Progressive (140 kW) | Strom | 47.541 | 62,8 |
GLA 250 Progressive (165 kW) | Super | 47.630 | 81,4 / 70,9* |
GLA 220 d Progressive (140 kW) | Diesel | 47.315 | 81,8 / 68,8* |
Nissan: Leaf schlägt Qashqai nur ohne Verbrenner-Rabatt
Modell | Kraftstoff | Grundpreis € | Cent pro km |
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Leaf Tekna (40 kWh/110 kW) | Strom | 37.050 | 52,5 |
Qashqai 1.3 DIG-T MHEV Tekna (103 kW) | Super | 37.540 | 59,8 / 52,2* |
Opel: Mokka Diesel mit Rabatt günstiger als Elektro
Modell | Kraftstoff | Grundpreis € | Cent pro km |
---|---|---|---|
Mokka-e Edition (100 kW) | Strom | 34.460 | 46,8 |
Mokka 1.2 DI Turbo Edition Automatik (96 kW) | Super | 26.855 | 53,0 / 47,4* |
Mokka 1.5 Diesel Edition (81 kW) | Diesel | 25.635 | 50,4 / 45,0* |
Peugeot: Mal ist der Elektro günstiger, mal der Diesel
Modell | Kraftstoff | Grundpreis € | Cent pro km |
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e-208 Allure Pack (100 kW) | Strom | 34.850 | 45,0 |
208 1.2 PureTech 130 Allure Pack EAT8 (96 kW) | Super | 25.550 | 48,1 / 42,9* |
208 1.5 BlueHDi 100 Allure Pack (75 kW) | Diesel | 24.700 | 46,9 / 41,8* |
VW: ID.3 schlägt Golf
Modell | Kraftstoff | Grundpreis in € | Cent pro km |
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ID.3 Pro Performance (58 kWh/150 kW) | Strom | 36.960 | 47,2 |
Golf 1.5 eTSI Life DSG (110 kW) | Super | 32.460 | 56,9 / 49,8* |
Golf 2.0 TDI Life DSG (110 kW) | Diesel | 35.190 | 60,6 / 53,0* |
So lesen Sie die Kostentabelle
Beispiel VW ID.3/Golf: Den ausgewählten ID.3 für rund 37.000 Euro kann man nicht mit dem günstigsten Basismodell des VW Golf (66 kW) mit Schaltgetriebe für 20.700 Euro vergleichen. Denn in Relation bietet der ID.3 mit seinem drehmomentstarken elektrischen 150-kW-Antrieb eine deutlich bessere Motorleistung und eine stufenlose "Automatik". Zum Vergleich hat der ADAC deshalb den 110 kW starken 1.5 eTSI Golf mit DSG (32.460 Euro) herangezogen. Zieht man nun noch die aktuelle Elektro-Umweltprämie vom Kaufpreis des Stromers ab, dann ist der ID.3 rund 5000 Euro günstiger in der Anschaffung - mit Folgen für den Wertverlust, der dann entsprechend geringer ausfällt.
Besonders spannend ist diese Berechnung, weil sich über die Jahre die vergleichsweise geringen Wartungs- und Betriebskosten von Elektroautos in der Gesamtbilanz bemerkbar machen. Ergebnis im Falle des VW ID.3/Golf: Die e-Version kommt bei der Gesamtrechnung auf 47,2 Cent pro Kilometer, der vergleichbar ausgestattete Benziner auf 56,9 Cent. Selbst wenn man einen Preisnachlass von 15 Prozent auf den Golf mit Benziner einrechnet, kommt der elektrische ID.3 am Ende günstiger weg.
Fazit
Fahrzeuge mit elektrifiziertem Antrieb werden kostengünstiger. Dazu tragen sinkende Kaufpreise, höhere Stückzahlen sowie auch die bis Ende 2025 verlängerte Umweltprämie bei. Hinzu kommt ein immer breiteres Angebot an Elektro- sowie Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen. Durch verbesserte Batterietechnik sind bereits reale Reichweiten von deutlich mehr als 300 Kilometern möglich.
Damit jedoch die Kostenbilanz bei rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen auch ohne Subventionen noch besser ausfällt, müssen die Kaufpreise weiter sinken und dürfen nur geringfügig über denen eines vergleichbaren konventionellen Modells liegen.
Hier finden Sie viele weitere Kostenvergleiche des ADAC.