Mit dem EV3 schickt Kia ein neues kompaktes Elektro-SUV ins Rennen. Der Koreaner sticht durch sein Design aus der Masse heraus und soll bis zu 600 Kilometer weit kommen. Erste Testfahrt mit allen Daten und Preisen. 150 kW starkes Kompakt-SUV mit zwei Akkugrößen Erstaunlich großzügige Platzverhältnisse Basismodell ab 35.990 Euro, Topversion für 48.690 Euro Kia geht auf Angriff: Ab Ende 2024 bietet der Hersteller aus Korea ein Sortiment an Elektroautos, das sich sehen lassen kann. Neben dem sportlichen EV6, der gerade ein Facelift bekam, und dem neuesten Raumkreuzer EV9 ist dann auch ein neues elektrisches Kompakt-SUV am Start: der 4,30 Meter lange EV3. 2025 geht die Attacke weiter: Die Koreaner haben noch mehr Elektro-Neuheiten in der Pipeline, die sie bald präsentieren werden. Wichtigste Konkurrenten im Markt der kompakten Elektroautos sind in Deutschland der VW ID.3 sowie dessen technisches Schwestermodell Cupra Born. Aber laut Kia hatte man vor allem Volvo EX30, Smart #1 sowie Renault Megane E-Tech Electric im Visier. Wird der Kia EV3 sich im Reigen dieser Modelle behaupten können? Erste Antworten gibt der folgende Fahrbericht. Kia EV3: extrovertiert bis ins Detail Der neue Kia EV3 macht schon optisch einen außergewöhnlichen Eindruck. Es gibt jede Menge Ecken und Kanten, Rundungen und Linien, die aber nicht im Chaos, sondern in eine markanten und stimmigen Gesamterscheinung münden. Wer sich auch nur einen Hauch für Autos interessiert, weiß sofort, dass er es hier mit einem Modell der Marke Kia zu tun hat. Und das genau ist ja der Sinn des Designs. Der Innenraum ist teilweise mit recycelten Materialien gestaltet worden. Laut Kia stecken immerhin 28,5 Kilogramm wiederverwerteter Kunststoff im Fahrzeug. Schauen wir in den Innenraum, ergibt sich optisch ein ruhigeres, aber keineswegs weniger markantes Bild als bei der Karosserie. Als Blickfang und zentrale Bedieneinheit fungiert die flache, zum Beifahrer hinüber gezogene Displaylandschaft mit einer Gesamtgröße von 30 Zoll. Sie besteht aus zwei 12,3-Zoll-Monitoren sowie einem 5,3-Zoll-Monitor und vereint damit Kombiinstrument, Infotainment und Klimabedienung. Das optionale Head-up-Display für die Fahrerin oder den Fahrer ist ebenfalls 12,3 Zoll groß. Besonderheiten im Innenraum Obwohl Kia beim EV3 (wie beim EV9) nicht gänzlich auf Schalter und Tasten verzichtet hat, sieht das Armaturenbrett sehr aufgeräumt aus. Dank seines "lederartigen Stoffbezugs", so Produktmanager Maximilian Mika, wirkt es sogar ein Stück wohnlich-gemütlich. Tatsächlich mutet das Cockpit alles andere als überfrachtet an, was für das Lenkrad mit seiner Vielzahl an Knöpfen aber nicht gilt. Sehr ungewöhnlich: die Drehwalze für die Lautstärke in der Mitte des Armaturenbretts. Ein Knopf oder auch eine Drehwalze für die Laustärke ist zwar grundsätzlich besser als die Bedienung über Slider oder über einen Touchscreen-Druckpunkt, allerdings auch unpraktisch, wenn sie wie hier so ungünstig platziert ist. Schade. Details am Rande, aber durchaus eine Erwähnung wert: Für den Ladestopp lässt sich der eingebaute Tisch in der Mittelkonsole nach vorn schieben, damit darauf ein Tablet-Computer passt. Auch eine Liegefunktion für die vorderen beiden Sitze gibt es. Wenn der große Akku des Fahrzeugs im Unterboden geladen wird, bietet sich somit eine Verschnaufpause an. Maße: Platz in Fond und Kofferraum Mit einer Länge von 4,30 Metern und einer Breite von 1,85 Metern hat der EV3 eine praktische Größe für die Bedürfnisse der meisten deutschen Autofahrer. Und aufgrund des in dieser Fahrzeugklasse ungewöhnlichen Radstands von 2,68 Meter ergibt sich erstaunlich viel Platz im Innen- und Kofferraum. Laut Hersteller passen in das Gepäckabteil zwischen 460 und 1251 Liter, die Rückbank lässt sich im Verhältnis 60 zu 40 umklappen. Ein Frunk bietet unter der vorderen Haube weitere 25 Liter für das Ladekabel und Kleinkram. Normal große Erwachsene sitzen im Fond, ohne sich eingeengt zu fühlen. Für Kopf, Knie und Ellenbogen ist genügend Platz. Prima. Das kompakte Elektro-SUV federt weich Und wie fährt sich der Kia EV3? Welchen Charakter haben ihm die Koreaner mitgegeben? Und wie weit kommt er mit der im Akku gespeicherten Energie? Kia bietet für das kompakte SUV zur Markteinführung eine Motorisierung mit zwei unterschiedlichen Akkugrößen an. Der 150 kW/204 PS starke E-Motor sitzt auf der Vorderachse, das maximale Drehmoment beträgt 283 Nm. In der Basisversion speist ein 58,3 kWh großer Akku den Antrieb mit Energie. Wem das nicht genügt, der greift zum EV3 mit 81,4-kWh-Akku. Letzterer stand für die erste Testfahrt zur Verfügung, und zwar in GT-Line-Ausstattung mit 19 Zoll großen Rädern. Das ist ein beträchtlicher Unterschied zur Basisausführung, die lediglich auf 17-Zöllern steht. Und könnte sich auch im Fahrverhalten beziehungsweise in Sachen Federungskomfort auswirken. Ganz eindeutig jedoch ist, wie sehr sich der EV3 bemüht, seinen Insassen einen außergewöhnlichen Federungskomfort zu bieten. Das spürt man schon auf den ersten Metern. Der kompakte EV3 federt so gut wie anno dazumal ein großer Geländewagen. Durch Straßenunebenheiten hervorgerufene Stöße treten praktisch nicht auf. Einen Beitrag dazu leisten möglicherweise lange Federwege. Der gebotene Komfort hat aber auch eine Kehrseite, weil die Karosserie beim Überfahren von Unebenheiten der Straße in Aufbaubewegungen versetzt wird. Dieses vertikale Auf- und Abgleiten kann von den Insassen als störend empfunden werden. Negative Auswirkungen in Bezug auf das Fahrverhalten konnten wir bei der ersten Ausfahrt soweit nicht feststellen. Bewegt man den EV3 in Richtung Kurvengrenzbereich verhält er sich gutmütig und bremst die Geschwindigkeit dank der elektronischen Regelsysteme sicher ein. Genaueres wird ein ausführlicher Autotest der ADAC Ingenieure zeigen. Mit kleinen Rädern über 600 Kilometer Reichweite Unter dem Strich wird der hohe Federungskomfort zum charakterbildenden Faktor für den EV3. Und das passt auch bestens zu ihm. Mit dem EV3 fährt man ganz gelassen und entspannt von A nach B, lässt sich nicht hetzen und verzichtet auf jedwede sportliche Ambitionen. Über die Paddles am Lenkrad kann die Stärke der Rekuperation nach persönlichem Geschmack eingestellt werden: Rekuperationsbremsen (One-Paddle-Drive) bis zum Stillstand ist genauso möglich wie antriebsloses Segeln. Die vergleichsweise moderate Motorisierung bedeutet übrigens nicht, dass der EV3 zum Verkehrshindernis für andere wird. Keineswegs. Seine 204 PS beziehungsweise sein Drehmoment von 283 Newtonmetern reichen vollkommen aus, um zügig auf die Autobahn einzufädeln oder auf der kurvigen Landstraße einen Lkw zu überholen. Der Spurt auf 100 km/h ist laut Werksangabe in nur 7,6 Sekunden erledigt. Auf freier Autobahn wird der EV3 allerdings bei 170 km/h Höchstgeschwindigkeit eingebremst. Im Alltag reicht das völlig aus. Als Energieverbrauch pro 100 Kilometer werden für den GT-line mit großem Akku 16,2 kWh angegeben. Die mögliche Reichweite beträgt entsprechend 563 Kilometer. Wer die maximale Reichweite haben möchte, muss sich mit einer Version mit 17-Zoll-Rädern begnügen. Nur so konfiguriert soll der EV3 die angegebenen 605 Kilometer erreichen. Was im Alltag realistisch ist, wird ebenfalls der kommende ADAC Autotest zeigen. Mit dem ADAC Reichweitenrechner können Sie aber schon jetzt die erwartbare Reichweite unter unterschiedlichen Bedingungen errechnen: Geladen werden kann der EV3 nicht ganz so schnell wie EV6 und EV9. Grund: Statt auf 800-Volt-Technik setzt das kompakte SUV auf eine Spannungslage von nur 400 Volt. So sind beim beim DC-Schnellladen (Gleichstrom) des größeren Akkus maximal 128 kW möglich, der kleine Akku lädt mit bis zu 101 kW. AC-Wechselstrom-Laden an der Wallbox funktioniert wie meist üblich mit bis zu 11 kW. Der Kia EV3 ist technisch für bidirektionales Laden und auch für die Einspeisung von Energie ins allgemeine Stromnetz, ausgerüstet. Kia EV3: technische Daten und Preise Zur Markteinführung im Dezember gibt es den Kia EV3 mit dem bekannten 150 kW/ 204 PS starken Elektroantrieb an der Vorderachse und zwei verschieden großen Akkus zur Wahl. Dazu zwei Ausstattungslinien (Air und Earth) sowie eine sportliche GT-Line-Ausstattung in Kombination mit dem großen Akku. Später werden noch zwei Allradvarianten folgen, darunter eine extrem kräftige und deutlich sportlicher abgestimmte Top-Version. Bestellbar ist der EV3 schon jetzt. Hier gelangen Sie zu allen Daten und Preisen mit höherer Ausstattung. Hier finden Sie viele weitere Fahrberichte und Autotests.