Test Porsche Taycan (2024): Der neue Langstreckenkönig

Heckansicht des Porsche Taycan
Der Porsche Taycan im ADAC Test: Was die Modellpflege wirklich gebracht hat© ADAC/Wolfgang Rudschies

Die Überarbeitung des Porsche Taycan war weit mehr als Kosmetik. Der ADAC Autotest zeigt auf, wie viel besser der Luxus-Elektrosportwagen geworden ist. Daten, Reichweite, Verbrauch und Preise.

  • Im Test: Porsche Taycan Basismodell mit großer Batterie

  • Akku mit neuer Zellchemie, optimierte Ladeleistung

  • Drei Karosserien: Taycan, Taycan Sport Turismo, Taycan Cross Turismo

Ein Stück weit wurde dem Porsche Taycan in letzter Zeit die Schau gestohlen. Man denke nur an das Tesla Model S Plaid mit über 1000 PS oder den ähnlich aufgepäppelten Luxus-Sportler namens Lucid Air aus Kalifornien. Von der Papierform her müssen eine Reihe von Elektroboliden den Leistungsvergleich mit dem Taycan nicht scheuen.

Schaute man auf das Ranking der besten Elektroautos, die vom ADAC bis zum Facelift des Porsche im Frühjahr 2024 getestet wurden, stand der Porsche nur auf dem sechsten Platz in der Oberklasse. Vor ihm: Modelle von Mercedes, BMW und eben auch Lucid Motors. Das muss und wird die Verantwortlichen in Stuttgart gewurmt haben.

Der aktuelle ADAC Test zeigt, ob sich das Blatt mit dem facegelifteten Modell geändert hat.

Fahrerlebnis Porsche Taycan

Frontansicht des Porsche Taycan
Äußerlich fast unverändert, technisch ein großer Sprung© ADAC/Wolfgang Rudschies

Äußerlich hat sich nicht viel getan, und auch im Innenraum kommt einem alles sehr bekannt vor. Wie bisher setzen die Stuttgarter auf hohe Qualität und verbauen alles sauber und akribisch. Beim guten Platzangebot vorn und mäßigem hinten ist es geblieben. Die kleine Heckklappe ist weniger praktisch, die umklappbare Rücksitzlehne dagegen sehr. Das alles bedingt die flache und besonders verwindungssteife Fahrzeugkarosserie.

Startet man die Fahrt im überarbeiteten Taycan zunächst gemütlich, fällt als Erstes der ausgezeichnete Federungskomfort auf. Ob Bodenwellen oder frostgeschändete Straßenbeläge – der Elektro-Porsche bügelt mit seiner serienmäßigen Luftfederung fast jede Verwerfung der Fahrbahn glatt. Die Lenkung gefällt mit besonderer Präzision, ohne auch nur im Ansatz nervös zu wirken.

Ehe man sichs versieht, ist man sehr zügig unterwegs. Denn was Porsche als Basisvariante verkauft, hat üppig Leistung: Bis zu 435 PS und 420 Nm Drehmoment werden auf die Hinterräder losgelassen. Beachtlich ist vor allem, mit welchem Elan der Motor auf der Autobahn an Geschwindigkeit zulegt.

Geht es auf kurvige Landstraßen, kommen die dynamischen Qualitäten des Stuttgarters voll zur Geltung. Präzision und Beherrschbarkeit suchen ihresgleichen in dieser Kombination mit hohem Komfort.

Details des Porsche Taycan in Bildern

Taycan neuer Langstreckenkönig

Besonders überzeugt haben die ADAC Tester die erzielbaren Reichweiten mit dem Taycan. Dafür vergrößerten die Porsche-Entwickler nicht nur die Batterie um 12 kWh, sie steigerten auch deren Ladeperformance erheblich. Mit der Nettokapazität von 97 kWh verschafft der Akku dem Taycan eine Reichweite im ADAC Ecotest von guten 570 Kilometern. Der Verbrauch liegt im Mix bei durchschnittlich knapp unter 20 kWh pro 100 Kilometer inklusive der Ladeverluste.

Heckansicht des Porsche Taycan
Der Taycan kann extrem schnell sein, aber mit einer Akkufüllung auch sehr weit kommen© ADAC/Wolfgang Rudschies

Porsche gibt an, dass der Speicher des Taycan beim Schnellladen mit bis zu 320 kW geladen wird. Die Messungen an der HPC-Ladesäule des ADAC Labors ergaben einen Maximalwert von 296 kW. Beeindruckend ist, dass die hohe Ladeleistung bis zu einem SoC (Ladezustand) von fast 70 Prozent gehalten wird. So eine starke und stabile Ladekurve hat bisher kein Elektroauto auch nur annähernd gezeigt im ADAC Autotest.

Mit dieser Ladeperformance eignet sich der Porsche Taycan vortrefflich auch als Reisefahrzeug: Eine nur 20-minütige Nachladung reicht dem Taycan Plus für eine Fahrstrecke von knapp 1000 Kilometern, das macht ihn aktuell zum absoluten Langstreckenkönig im ADAC Autotest.

Verantwortlich für die hervorragende Langstreckentauglichkeit ist, dass Porsche die Energiedichte der Batterie (Garantie: acht Jahre/160.000 km) durch eine neue Zellchemie um rund zehn Prozent erhöht hat. Des Weiteren kamen ein modifizierter Pulswechselrichter mit optimierter Software, ein geändertes Thermomanagement sowie eine Wärmepumpe der nächsten Generation zum Einsatz. Und die maximale Rekuperation wurde von 290 auf bis zu 400 kW erhöht – ein Sprung um 30 Prozent.

Bis zu 760 kW Elektropower

Natürlich macht Porsche nicht nur Tempo an der Ladesäule. Wie es sich gehört, legt die Modellreihe mit dem Facelift auch in puncto Motorleistung einen Zahn zu. Neben dem Grundmodell mit 300 kW oder 320 kW (wie im Testfahrzeug) gibt es einen Taycan 4S mit 400 oder 440 kW. Topmodelle sind die Turbo-Versionen mit 650, als Turbo S mit 700 und als Turbo GT mit 760 kW.

Kombis Sport Turismo und Cross Turismo

Die drei neuen Porsche Taycan Modelle nach dem Facelift 2024
Drei Karosserien: Limousine, robuster Cross Turismo und eleganter Kombi Sport Turismo© Porsche

Als wäre das nicht schon Vielfalt genug für den Taycan, bietet Porsche darüber hinaus (wie gehabt) zwei Kombiversionen: den Sport Turismo sowie den Cross Turismo. Während der Taycan Sport Turismo die Rolle des eleganten Elektrokombis spielt, macht der Cross Turismo mit höhenverstellbarem Fahrwerk und ein paar Einfassungen aus Kunststoff auf leicht geländegängig.

Und so lockt der Cross Turismo mit dem Fahrprofil "Gravel" den Porsche-Kunden gern auch mal in die Pampa. Damit und dank seines obligatorischen Allradantriebs kommt man weiter, als sich die meisten in unseren Breitengraden mit einem so teuren Gefährt je wagen wollten.

Der eigentliche Vorteil der Kombis ist das größere Gepäckabteil. Denn während beim Einladen in die Limousine spätestens bei 407 Litern Schluss ist, nimmt der Sport Turismo wenigstens 446 Liter, bis unters Dach gestapelt sogar 1212 Liter auf. Beim Cross Turismo beträgt das Volumen nach ADAC Messmethode 405 bis 1171 Liter. Die Messwerte stammen vom Vor-Facelift-Modell, können sich aber mangels Änderung an den Abmessungen der Karosserie schwerlich geändert haben.

"Push to Pass"-Button zum Überholen

Innenansicht, Cockpit und Lenkrad des neuen Porsche Taycans nach dem Facelift von 2024
Auf Wunsch mit "Push to Pass"-Button am Lenkrad: Extraschub zum Überholen© Studio Goico

Kleines Schmankerl: Damit Fahrer die Leistung auch optimal spüren können, hat der Taycan einen "Push to Pass"-Button am Lenkrad. Wer den drückt, kann für zehn Sekunden einen Leistungsboost freischalten und so noch leichter am Vordermann vorbeiziehen oder auf Tempo 100 beschleunigen – im Turbo GT gelingt das in 2,4 Sekunden.

Das zweifelsohne moderne Cockpit bringt leider nicht nur Vorteile mit sich. Denn die Bedienbarkeit wird mit den vielen Touchflächen und durch die wenigen physischen Knöpfe erschwert. Zudem muss man sich intensiv damit beschäftigen, wo sich welche Funktion in welchem Menü und Untermenü versteckt. Als Porsche-Eigner hat man die Struktur aber irgendwann verinnerlicht und kann sich dann an den vielen Möglichkeiten zur Individualisierung freuen.

Das sind die Konkurrenten des Taycan

Mit dem großen Touchscreen in der Armaturenbrettmitte steuert man das Infotainment, der Monitor ist gut ablesbar, löst fein auf und reagiert angemessen schnell. Gegen Aufpreis gibt es ein zusätzliches Display vor dem Beifahrer. Da die Anzeige dank Splitscreen aus dem Blickwinkel des Fahrers nicht zu sehen ist, dürfen auch während der Fahrt Videos abgespielt werden.

Über ein drittes Display, das weit unten platziert ist, erfolgt die Klimatisierungssteuerung. Die dort fehlenden Tasten oder Touchflächen für häufig verwendete Funktionen (Luftverteilung, Klimaanlage ein/aus) sorgen jedoch für eine starke Ablenkung vom Verkehrsgeschehen.

Dass Porsche bei der Cockpit-Gestaltung ein wenig über das Ziel hinausgeschossen ist, wird auch bei den Lüftungsdüsen sichtbar: Die lassen sich nicht wie üblich manuell, sondern nur mithilfe des Touchscreens verstellen. Wo sonst ein Griff genügt, um den Luftstrom zu justieren, muss man mehrere Bedienschritte auf dem Display vollziehen. Die daraus resultierende Ablenkung ist enorm.

Porsche Taycan 2024: Daten und Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

Porsche Taycan Performancebatterie Plus (ab 03/24)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

320

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

435

Drehmoment (Systemleistung)

420 Nm

Antriebsart

Hinterrad

Beschleunigung 0-100km/h

4,8 s

Höchstgeschwindigkeit

230 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

680 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

17,0 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

105,0

Batteriekapazität (Netto) in kWh

97,0

Ladeleistung (kW)

AC:11,0-22,0 DC:150,0-320,0

Kofferraumvolumen normal

407 l

Leergewicht (EU)

2.245 kg

Zuladung

550 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.963 mm x 1.966 mm x 1.379 mm

Grundpreis

107.224 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Porsche Taycan Performance Plus

Überholvorgang 60 – 100 km/h

2,3 s

Bremsweg aus 100 km/h

32,1 m

Wendekreis

10,9 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

19,7 kWh/100 km, 99 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

*****

Reichweite

570 km

Innengeräusch bei 130 km/h

66,7 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

2248 / 547 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

330 / 655 / - l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Porsche Taycan Performancebatterie Plus (ab 03/24)

Karosserie/Kofferraum

2,6

Innenraum

2,4

Komfort

1,3

Motor/Antrieb

0,9

Fahreigenschaften

1,2

Sicherheit

1,4

Umwelt/EcoTest

1,5

Gesamtnote

1,6
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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