Liebesgrüße vom Designer: Hält der Mini Cooper E auch technisch mit?
Statt auf bahnbrechende Technik setzt Mini beim neuen elektrischen Cooper E/SE auf Fahrdynamik und einen verspielt-digitalen Innenraum. Geht das Konzept im umkämpften E-Kleinwagen-Segment auf? Erste Testfahrt, Bilder, technische Daten, Preise.
Zwei Batteriegrößen für 305 oder 402 km Reichweite (WLTP)
Runde Sache: Der Innenraum ist stylisch und praktisch zugleich
Preise: Cooper E ab 32.900, Cooper SE ab 36.900 Euro
1959 stieß der Austin Mini eine neue Tür, oder besser gesagt zwei Türen, im Kleinwagensegment auf: Kurze Überhänge und kleine Räder ermöglichten es, bei kompakter Länge vier Passagiere einigermaßen komfortabel unterzubringen. In Verbindung mit dem flotten Design wurde der Mini Cooper in den darauffolgenden Jahrzehnten zur Erfolgsgeschichte, das Auto mit der Kulleraugen-Front verkaufte sich millionenfach.
2020 kam dann der große Schritt zur Elektromobilität, an der grundlegenden Herangehensweise hat sich aber nichts geändert: Die Fahrdynamik soll so direkt und straff wie bei einem Gokart sein, das Design urban, aber hochwertig. Die elektrische Neuauflage fürs Jahr 2024 macht da keinen Unterschied. Zusätzlich haben die Innenraumdesigner tief in die digitale Trickkiste gegriffen.
Mini Cooper E: Neuanfang in alter Optik
Auch wenn es nicht der erste elektrische Cooper ist, mit den Vorgängermodellen haben der neue Cooper E und SE nicht mehr viel gemein. Im Joint Venture mit Great Wall Motors entstand eine eigene Elektroplattform, auf dem nicht nur der Ora 03 (ehemals Funky Cat), sondern auch der kürzlich angekündigte Mini Aceman aufbaut. Die Verbrenner-Minis stehen auch künftig weiter auf BMW-Plattformen, werden in München konzipiert und in Oxford gebaut.
Beim Außendesign hingegen hat sich wenig getan. Mini ist mit dem Erscheinungsbild des Cooper offenbar seit Jahren zufrieden und hat für die neue, fünfte Generation nur wenig verändert. Einzig der Grill ist merklich schmaler geworden, hinten haben sich die Rücklichter zu einer Dreiecksform verändert. Der markante Dachüberhang und die ikonischen runden Augen sind geblieben. Auch bei den Abmessungen hat sich wenig getan, mit 3,86 Meter Länge ist der Mini noch deutlich kürzer als Citroën e-C3 oder Opel Corsa e, aber in nächster Nähe zum Dacia Spring, wenn auch bei letzterem der Vergleich an anderer Stelle hinkt.
Mini bleibt also der Denkweise der BMW-Mutter treu, Verbrenner und Stromer gleichen sich optisch fast bis ins letzte Schräubchen. Das heißt aber auch: Leider kein Frunk unter der Motorhaube.
1 von 6
Innovation beim Touchscreen? Das geht!
Der Innenraum wiederum wurde komplett überarbeitet. Und er ist fraglos das Highlight der neuen Generation geworden. Das Design ist rundum gelungen und wirkt perfekt abgestimmt, die geschwungenen Linien der Außenhaut tauchen innen etwa an den Lüftungsschlitzen und Becherhaltern wieder auf, am prominentesten aber natürlich beim kugelrunden Mittel-Touchscreen.
Der ist auch beim dritten und vierten Blick ein echter Hingucker, das gestochen scharfe OLED-Display fügt sich nahtlos ins Ensemble und wirkt – anders als in vielen eher klinisch anmutenden digitalen Cockpits – sympathisch und angenehm modern. Das Gesamtbild ist freilich immer noch reduziert, anders als etwa bei neueren Tesla-Modellen gibt es aber noch Dinge zum Anfassen: Der Motor startet durch das Drehen an einem stilisierten Schlüssel, im Prinzip natürlich nur ein Design-Gag, aber einer, der ein irgendwie heimeliges Gefühl vermittelt.
Dazu tragen auch die verarbeiteten Materialien ein. Mini setzt beim Cooper, wie auch beim Country- und Aceman, auf einen Strick-Polyester-Look. Der Werkstoff soll pflegeleicht sein und fühlt sich angenehm an. Allerdings kann einen durchaus auch der Eindruck von einer Büro-Sitzgarnitur beschleichen, am Ende dürfte auch die gewählte Farbe den Unterschied zwischen bieder und kommod ausmachen.
Wertig ist das Material allemal, wie auch die gesamte Verarbeitung des Mini keinen Wunsch offen lässt. An der kleinen, farblich abgehobenen Schlaufe an der Mittelkonsole oder dem nutzlosen, aber schicken Band über dem Handschuhfach zeigt sich die Liebe fürs Detail.
Mini Cooper 2024: Alles auf "Experience"
Traditionell setzte Mini immer auf viel Zierrat im Innenraum, manch einer muss sich bei der reduzierten Optik also wohl noch umstellen. Beschäftigung soll man nun vor allem im Infotainment finden: Vier bis sieben sogenannte "Experience Modes" stehen Fahrerinnen und Fahrern zur Verfügung, ähnlich wie bei BMW verändern sie die Optik des Displays und die Töne, die das Auto beim Beschleunigen und Bremsen von sich gibt. Im Dunkeln ergeben sich im Zusammenspiel mit einem kleinen Projektor auch noch unterschiedliche Lichtspiele auf dem Armaturenbrett.
Im "Go-Kart-Mode" rattert und klopft der Cooper wie ein kleiner Rennwagen, bei "Green" flattert ein aufgeregter Vogel auf dem Bildschirm, "Personal" lässt einen das Hintergrundbild des Touchscreens aus der eigenen Fotomediathek auswählen. Eine nette Spielerei, mit den Hans-Zimmer-Soundteppichen von BMW können die Modi aber nicht konkurrieren. Leider verändert sich durch die Auswahl am Fahrverhalten sehr wenig, die Rekuperation erhöht sich etwa im grünen Modus nicht.
Dafür funktioniert die Steuerung auf dem Touchscreen weitgehend problemlos und zügig, ein paar mehr Menükategorien könnten einem allerdings manches Scrollen ersparen. Das Head-up-Display hinter dem Lenkrad gibt es nur gegen Aufpreis, für alle, die die Geschwindigkeit nicht nur auf dem zentralen Display sehen wollen, ist es aber eine gute Option.
Fahrdynamik: Direkt, straff, etwas rumpelig
Auf der Straße zeigt sich, dass es Mini mit den Go-Kart-Allüren auch ernst meint. Schon von anderen E-Autos ist der niedrige Schwerpunkt durch die Batterien im Unterboden bekannt, dem Mini gelingt aber noch einmal ein deutlich strafferes Fahrgefühl. Auch bei recht hoher Geschwindigkeit in Kurven ist der Cooper mit Vorderradantrieb immer in seinem Element, das Heck bleibt eisern auf der Straße, die Beschleunigung ist direkt und kommt ohne urplötzliches Rucken aus.
Die für einen Kleinwagen beachtlichen 160 kW/218 PS der SE-Version kommen durch die gelungene Fahrwerkabstimmung gut zur Geltung, mit der etwas schwächeren E-Variante
(135 kW/184 PS) sollte man aber ebenfalls gut zurechtkommen. Und auch die direkte Steuerung mit dem gut greifbaren Lenkrad tut ihren Teil. Wer sehr komfortables Fahren bevorzugt, dem könnte der hart abgestimmte Cooper etwas zu rumpelig vorkommen.
Dass die Assistenzsysteme in diesem Gesamtbild nicht stören, sondern sinnvoll unterstützen, hat Mini den erprobten Systemen von BMW zu verdanken. Abstands-, Spurhalte- und Temposensorik arbeiten gut zusammen und ersparen einem im Zweifel tatsächlich manches Bremsen und Beschleunigen, sollte man das denn wollen.
Reichweite Mini Cooper: Nur Mittelmaß
Zwei Batterievarianten stehen zur Auswahl: Die günstigere E-Version kommt mit 40,7-kWh-Hochvoltakku, der Cooper SE mit 54,2 kWh. Gerade die Basisversion reißt also reichweitenmäßig betrachtet keine Bäume aus, 305 Kilometer sollen laut WLTP möglich sein, gerade einmal 70 Kilometer mehr als beim Vorgänger mit kleinerer Batterie. Da in der Praxis erfahrungsgemäß deutlich weniger zur Verfügung steht, dürfte sich der Cooper E vor allem als Stadt- oder höchstens als Wochenendtrip-Auto eignen und weniger für das stetige Langstrecken-Fahren.
Zumal die Schnellladeleistung (DC) sehr dürftig ausfällt. 75 kW sind es in der Basis, weniger als Citroën ë-C3, Fiat 500e, Corsa e und Volvo EX30. Vom technisch machbaren ist die BMW-Tochter also weit entfernt, auch bei der SE-Version, die aber immerhin auf 95 kW kommt. Natürlich ist auch das Modell mit größerer Batterie (Reichweite 402 km) eher für den Stadtbetrieb ausgelegt; dafür wären 22 kW AC-Ladeleistung eine gute Idee gewesen, doch die ist auch gegen Aufpreis nicht im Angebot. Serie sind 11 kW.
Für den Verbrauch gibt Mini 14,7-14,1 (SE) bzw. 14,3-13,8 (E) an. Bei der ersten Testfahrt, die allerdings auch viele Steigungen zu bieten hatte, ließ sich dieser Wert nicht bestätigen. Für Klarheit wird der kommende ADAC Autotest sorgen, der eine alltagsrealistische Messung vornimmt.
Wie stark unterschiedliche Geschwindigkeiten und Außentemperaturen (Winter) die Reichweiten von Elektroautos beeinflussen, lässt sich mithilfe des ADAC Reichweitenrechners ermitteln. Wichtig zu wissen: Die hier konfigurierte Reichweite ist ein errechneter Näherungswert, kein Messwert, dennoch bietet er eine gute Orientierung. Sie können das gewünschte Fahrprofil per Schieberegler einstellen.
ADAC Reichweitenrechner
MINI Cooper E Essential Trim 135 kW (184 PS)
-10
30
50
130
Berechnete Reichweite
296km
(Reichweite laut Hersteller: 305 km)
ADAC Reichweitenrechner
MINI Cooper SE Essential Trim 160 kW (218 PS)
-10
30
50
130
Berechnete Reichweite
390km
(Reichweite laut Hersteller: 402 km)
Preis: Mini Cooper E/SE
Die absolute Basisversion "Essential Trim" startet ab 32.900 Euro, nach Mini-Maßstäben ist das auf den ersten Blick gar nicht mal so viel. Laut Mini steht beim Einstiegsmodell eine "klare und reduzierte Ästhetik" im Vordergrund. Mit anderen Worten: Viele der Interieur-Extras fallen dann weg, die farblichen Absetzungen etwa der Spiegel und des Daches entfallen und es gibt kein Head-up-Display. Die umfangreicheren Ausstattungen starten ab 38.610 Euro, für den aufwändig designten "John Cooper Works Trim" mit großer Batterie sind es dann fast 46.000 Euro.
Blickt man nur auf die Qualitäten des Cooper als E-Auto, sind vor allem die besser ausgestatteten Varianten recht teuer. Der Citroën e-C3 ist selbst in der besten Ausstattung noch 5000 Euro günstiger als der Basis-Cooper mit ähnlich großer Batterie, auch der Opel Corsa e ist im Verhältnis deutlich billiger zu haben. Zudem liefern beide Konkurrenzmodelle höhere Ladeleistungen, sind also besser für die Langstrecke geeignet. Doch ein Mini war immer schon etwas teurer als die Konkurrenz.
Und wie hat das elektrische Vorgängermodell des Mini im ADAC Test abgeschnitten? Hier können Sie den ausführlichen Testbericht von 2020 als PDF nachlesen:
Hier finden Sie den Test der zurückliegenden Verbrenner-Generation des Mini Cooper. Deren Neuauflage wird unverändert parallel angeboten.
Mini Cooper Electric 2024: Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | MINI Cooper E Essential Trim (ab 03/24) | MINI Cooper SE Essential Trim (ab 03/24) |
---|---|---|
Motorart | Elektro | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 135 | 160 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 184 | 218 |
Drehmoment (Systemleistung) | 290 Nm | 330 Nm |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 7,3 s | 6,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h | 170 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 305 km | 402 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 13,8 kWh/100 km | 14,1 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 40,7 | 54,2 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 36,8 | 49,8 |
Ladeleistung (kW) | AC:11,0 DC:75,0 | AC:11,0 DC:95,0 |
Kofferraumvolumen normal | 210 l | 210 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 800 l | 800 l |
Leergewicht (EU) | 1.615 kg | 1.680 kg |
Zuladung | 375 kg | 375 kg |
Länge x Breite x Höhe | 3.858 mm x 1.756 mm x 1.460 mm | 3.858 mm x 1.756 mm x 1.460 mm |
Grundpreis | 32.900 Euro | 36.900 Euro |
Hier finden Sie noch viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Autotests.