Ford Mustang Mach-E im ADAC Test: Jetzt mit geändertem ESP

Der Mustang Mach-E ist top bei Reichweite und Fahrleistungen, sein Fahrverhalten aber war teilweise gefährlich. Was Ford geändert hat und wie die Maßnahmen wirken. ADAC Test plus Crashtest-Ergebnis
Elektro-SUV mit Motorleistungen von 198 bis 358 kW
Im Test: Mach-E Extended Range mit 216 und 258 kW
Praxisgerechte Reichweite: 480 und mit Allrad 450 Kilometer
Was die Änderungen am ESP bewirken
Bereits 2013 unternahm Ford mit dem Focus Electric einen ersten, erfolglosen Versuch auf dem Gebiet der Elektromobilität. Ganze acht Jahre hat es dann gedauert, ehe Ford einen neuen, deutlich vielversprechenderen Anlauf gewagt hat. Das Erfolgsrezept wirkt auf den ersten Blick etwas kurios: Ford präsentierte einen klassischen Mittelklasse-SUV und nannte ihn frech Mustang – wie die legendäre Sportwagen Ikone aus den USA, klassischerweise mit einem dicken V8-Motor unter der Haube.
Der elektrisch angetriebene Ford Mustang Mach-E soll an die Erfolgstory des V8 Muscle Car anknüpfen. Ist die Transformation in die Zukunft geglückt? Und kann er Tesla Model Y, VW ID.4, BMW iX3, Audi e-tron, Jaguar i-Pace und Mercedes EQC das Wasser reichen?
Fahrverhalten: ADAC Test deckte ESP-Mängel auf
Beim ersten Test des Mustang Mach-E waren die ADAC Ingenieure schon mal nicht sehr angetan: Das Fahrverhalten ließ zu wünschen übrig! So überraschte der Mustang Mach-E die Ingenieure beim ADAC Ausweichtest mit einer stark ausgeprägten Tendenz zum Übersteuern, also dem Ausbrechen mit dem Fahrzeugheck. Gleichzeitig griff das elektronische Fahrstabilitätsprogramm (ESP) erst sehr spät ein, wodurch es in einer zügig gefahrenen Kurve oder bei einem plötzlichen Ausweichmanöver gefährlich werden konnte. Ein vergleichbares Fahrverhalten hatte bislang keines der Konkurrenzmodelle gezeigt, die den ADAC Autotest durchlaufen haben.
Mag ein unruhiges Heck früher zum Reiz eines Sportwagens dazugehört haben: Heutzutage darf ein solches Fahrverhalten auf keinen Fall mehr vorkommen – erst recht nicht bei einem Familienauto wie dem Mustang Mach-E.
Ford bessert nach, ADAC testet erneut
Um das Fahrverhalten sicherer zu machen, hat Ford eine optimierte ESP-Abstimmung gefunden und setzt die dafür verantwortliche Software in Neufahrzeugen auch schon ein. In einem Nachtest, der mit einem identisch bereiften Fahrzeug durchgeführt wurde, bestätigt der ADAC, dass sich das Fahrverhalten des Mustang Mach-E signifikant verbessert hat. Das ESP greift frühzeitiger und effektiver ein, wodurch sich das Fahrzeug trotz des immer noch leicht drängenden Hecks problemlos durch die Fahrgasse dirigieren lässt. Der erforderliche Lenkaufwand ist deutlich geringer. Sowohl bei der Bewertung der Fahrsicherheit als auch der Fahrdynamik schneidet der Ford besser ab.
Die Regelschwelle der Traktionskontrolle ist allerdings noch einen Tick zu hoch, wie die ADAC Testingenieure feststellen. Wer will, kann das Heck des Mach-E mutwillig zum Ausbrechen bringen, ehe der Wagen vom ESP wieder auf Kurs gebracht wird. Zumindest wenn die Fahrbahn rutschig-glatt ist. Das muss nicht sein.
Das gilt auch für den zuletzt getesteten "mittleren" Mach-E mit Allradantrieb. Das effizienter arbeitende ESP lässt im Grenzbereich weniger Schwimmwinkel zu. Dennoch führt Ford den Mustang Mach-E weiterhin an einer im Vergleich zu den meisten Konkurrenten vergleichsweise langen Leine und gestattet dem Heck mehr Freiraum als die andere Hersteller. Dies bleibt weiterhin die Fahrwerks-Philosphie bei Ford, wo man in dem SUV aufgrund der namentlichen Verwandtschaft zum Ford Mustang eher einen Sportwagen denn ein Familienauto sieht.
Ein Eindrehen des Fahrzeuges wird nun jedoch verhindert, dennoch kann die Hinterachse trotz Allradantrieb bei vollem Leistungseinsatz und eingeschlagenen Vorderrädern im unteren Geschwindigkeitsbereich nach wie ausbrechen – hier ist die Regelschwelle im Standard-Modus nach wie vor zu hoch. Dies ist unverständlich, da sich die Leistung von E-Motoren deutlich besser als bei Verbrennungsmotoren gut regeln lässt, wodurch Stromer exakt an der Haftungsgrenze entlang beschleunigen können – wie es die meisten Konkurrenten eindrucksvoll beweisen.
Letztlich besteht der Mustang Mach-E AWD den ADAC Ausweichtest, die erzielbaren Geschwindigkeiten sind dabei jedoch nur Durchschnitt.
Da das Update bei Bestandsfahrzeugen laut Ford "over the air" aufgespielt wird, ist sichergestellt, dass alle Kunden von der verbesserten Fahrsicherheit profitieren. Die Nachbesserung ist ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig die Arbeit des ADAC als Verbraucherschützer ist.
Mach-E mit zu harter Federung
Ford hat die Kritik des ADAC am zu straffen Fahrwerk ernst genommen und die Feder Dämpfer-Kombination neu abgestimmt. Der gebotene Federungskomfort ist nun zwar etwas besser, jedoch immer noch ein gutes Stück vom Komfortniveau der Konkurrenten mit optionalen adaptiven Dämpfern (u. a. BMW iX3 und VW ID.4) entfernt. Innerorts stolpert der mit einem konventionellen Fahrwerk ausgerüstete Ford über Unebenheiten, untermalt von unschönen Poltergeräuschen. Auf welliger Fahrbahn liegt der Aufbau nun etwas ruhiger, die Neigung zum Kopieren der Fahrbahn ist nicht mehr ganz so ausgeprägt. Auf der Autobahn fehlt dem Fahrwerk nach wie vor die Gelassenheit, um entspannt große Strecken zurückzulegen.










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Mustang Mach-E: Maximal 150 kW Ladeleistung
Ansonsten bringt der Mustang Mach-E gute Talente mit. So weiß das Navigationssystem, wo die nächste Stromtankstelle zu finden ist. An Schnell-Ladestationen (HPC) – beispielsweise vom Netzverbund Ionity, zu dem auch Ford gehört – kann der Mustang Mach-E mit einer Leistung von bis zu 150 Kilowatt (kW) laden. Im Test haben die ADAC Tester bei beiden Versionen sogar bis zu 158 kW erreicht.
Wie die Messkurve an der Ladesäule zeigt, hält die maximale Ladeleistung allerdings nur für kurze Zeit: Sie fällt im Bereich von 13 bis 30 Prozent Akkufüllstand auf 105 bis 115 kW und anschließend bis 80 Prozent auf 80 kW. Die letzten 20 Prozent lädt der Mustang Mach-E nur noch mit rund 12 kW, weshalb man auf einer Reise effektiver schon bei 80 Prozent Füllstand die Weiterfahrt antritt.
Ford Mach-E: Elektro-SUV mit Top-Fahrleistungen

Als Testwagen standen das Basismodell und die etwas stärkere Allrad-Version mit großer Batterie zur Verfügung: Der Mustang Mach-E Extended Range, mal ohne, mal mit dem Zusatz AWD. Das bedeutet erst einmal: "Nur" Heckantrieb und "nur" 216 kW/294 PS Leistung – was im Prospekt aber für eine Reichweite von enormen 610 Kilometern (nach gesetzlicher WLTP-Messung) gut sein soll. Trotz des hohen Fahrzeuggewichts von 2,1 Tonnen ergeben sich Fahrleistungen, die sich mehr als sehen lassen können. Es sind nicht nur die offiziellen Werte für den Spurt von null auf 100 km/h (in 7,0 Sekunden) und für die Höchstgeschwindigkeit (180 km/h), die überzeugen.
Es ist vor allem das Überholvermögen, das die ADAC Ingenieure beeindruckt: Von 60 auf 100 km/h brauchte der Mach-E im ADAC Test nur 3,2 Sekunden. Das kommt den Fahrleistungen eines Muscle Car schon sehr nah. Bestnoten gibt es aber auch für den Antriebskomfort, denn der ist wie bei E-Autos üblich top: Ohne jegliches Ruckeln schiebt der permanenterregte Synchronmotor den Mustang Mach-E nach vorn.
Mach-E mit 480 Kilometer Reichweite im ADAC Test
Auch der Verbrauch von 21,7 kWh pro 100 Kilometer ist nicht schlecht für ein SUV dieser Größe und Leistungsklasse. In Verbindung mit dem 99 kWh großen Akku ergibt sich damit eine Reichweite von 480 Kilometer! Nur der BMW iX xDrive50 und die deutlich windschlüpfigeren Mercedes EQS und EQE haben mit einer Akkuladung bisher im Test mehr geschafft. Das Reichweiten-Ranking aller Elektroautos finden Sie hier.
Nicht ganz so weit schafft es der Mach-E Extended Range AWD. Aber seine 450 Kilometer sind immer noch ein guter Wert. Seine zwei E-Motoren leisten zusammen 258 kW/351 PS, das ermöglicht im leer 2196 Kilo wiegenden E-Mustang einen Sprintwert von null auf 100 km/h von 5,8 Sekunden, die Spitze liegt auch hier bei 180 Sachen. Den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h absolviert der Stromer in 3,1 Sekunden. Und der Verbrauch: Im Schnitt 23,6 kWh je 100 Kilometer. Das sind 1,9 kWh mehr als beim Heckantriebsmodell.
Elektroauto mit viel Platz; moderner Innenraum

So eifrig der Mach-E den Mustang von außen zitiert (am ganzen Fahrzeug ist kein Ford-Logo!) und so sportlich der Stromer auch fährt: Innen ist es mit der Verwandtschaft vorbei. Denn natürlich ist der Mach-E bei 4,71 Metern Länge und knapp drei Metern Radstand viel geräumiger und damit der erste Mustang, in dem man auch hinten bequem sitzen kann. Unter der Kofferraum-Abdeckung fasst das Ladeabteil 360 Liter.
Entfernt man die Abdeckung und nutzt den Stauraum bis zum Dach hoch, erweitert sich das Volumen auf 500 Liter. Bis zu zehn Getränkekisten kann man hier unterbringen. Klappt man die Rückbank um und beschränkt sich auf den Stauraum bis zur Fensterunterkante (aus Sicherheitsgründen empfehlenswert), lassen sich immerhin bis zu 800 Liter verstauen.
Unter der Fronthaube findet sich ein zusätzliches rund 80 Liter großes Fach (Frunk), in dem sich beispielsweise die Ladekabel unterbringen lassen. Das Fach verfügt über einen Wasserablauf und lässt sich somit auswaschen oder als Ablage für nasse Kleidung nutzen.
360-Grad-Blick: Innen mit Riesenbildschirm
Das Cockpit des Ford Mustang Mach-E wird von den beiden Displays dominiert und wirkt sehr reduziert und aufgeräumt. Besonders das 15,5 Zoll große, vertikal angeordnete Zentraldisplay erinnert doch stark an den E-Autopionier Tesla. Eine Besonderheit ist der in den Touchscreen integrierte, überdimensionale Drehregler für die Lautstärke.
Das Display überzeugt mit einer hochauflösenden Graphik und spiegelarmen Oberfläche. Praktisch sind die stets sichtbaren Touchfelder für die Steuerung der Klimatisierung, allerdings ist dieses Bedienfeld weit unten angebracht, die Ablenkung vom Verkehrsgeschehen dadurch also groß. Gleiches gilt für die wenig intuitive Menüstruktur, die vom Nutzer eine längere Eingewöhnung erfordert. Ein Head-up-Display ist leider nicht erhältlich.
Ärgerlich: Ford dreht an der Preisspirale
Als Ford Ende 2020 mit dem Mustang Mach-e auf den deutschen Markt kam, war die Welt für viele Kunden noch einigermaßen in Ordnung: 46.900 Euro für das heckbetriebene Modell mit Standard Range waren zwar kein Sonderangebot, doch immerhin kamen die Kunden in den Genuss der vollen Elektro-Innovationsprämie von 9000 Euro, weil der Nettopreis der Basisversion unter 40.000 Euro lag.
Doch seitdem drehte Ford – vor allem seit Beginn des Jahres 2022 – kontinuierlich und ziemlich heftig an der Preisspirale. Die letzten Preiserhöhungen im Überblick:
Modell: Startpreis (brutto) | Januar 22 | März 22 | April 22 | Oktober 22 |
---|---|---|---|---|
Standard Range: 46.900 € | 48.000 € | 51.500 € | 56.500 € | 62.900 € |
Standard Range: AWD 54.750 € | 55.250 € | 57.750 € | 62.250 € | 69.200 € |
Extended Range: 54.750 € | 55.250 € | 58.250 € | 62.950 € | 71.200 € |
Extended Range: AWD 63.700 € | 64.200 € | 65.200 € | 69.700 € | 77.200 € |
GT AWD: 72.900 € | 73.400 € | 74.400 € | 77.200 € | 86.200 € |
Das Problem: Selbst mit dem günstigsten Mach-e-Modell bekommen die Kunden von Staat und Hersteller statt 9000 nur noch 7500 Euro Zuschuss, weil der Mustang durch die Preiserhöhungen aus der maximalen Elektroförderung rutscht.
Das hat uns gefallen: Gutes Platzangebot, praktischer Frunk, für E-Auto sehr gute Reichweite, sehr gute Fahrleistungen, umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung
Das hat uns nicht gefallen: Zu niedrige Regelschwelle der Traktionskontrolle, unkomfortables Fahrwerk, geringe Stütz- und Anhängelast, keine Dachlast angegeben
Lesen Sie hier den ausführlichen Test des Ford Mustang Mach-E Extended Range als PDF
Lesen Sie den ausführlichen Test des Ford Mustang Mach-E Extended Range AWD als PDF
Ford Mustang Mach-E: Technische Daten, Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | Ford Mustang Mach-E Extended Range (01/21 - 09/22) | Ford Mustang Mach-E Extended Range AWD (01/21 - 09/22) |
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Motorart | Elektro | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 216 | 258 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 294 | 351 |
Drehmoment (Systemleistung) | 430 Nm | 580 Nm |
Antriebsart | Hinterrad | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 7,0 s | 5,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h | 180 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 610 km | 540 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 16,5 kWh/100 km | 18,7 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 98,7 | 98,7 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 88,0 | 88,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:2,8-11,0 DC:150,0 | AC:2,8-11,0 DC:150,0 |
Kofferraumvolumen normal | 402 l | 402 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.420 l | 1.420 l |
Leergewicht (EU) | 2.160 kg | 2.257 kg |
Zuladung | 445 kg | 433 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.000 kg | 1.000 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.713 mm x 1.881 mm x 1.624 mm | 4.713 mm x 1.881 mm x 1.624 mm |
Grundpreis | 62.950 Euro | 69.700 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Ford Mustang Mach-E Extended Range | Ford Mustang Mach-E Extended Range AWD |
---|---|---|
Überholvorgang 60-100 km/h | 3,2 s | 3,1 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 35,8 m | 35,5 m |
Wendekreis | 12,1 m | 12,1 m |
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 21,7 kWh, 108 g CO₂ /km (well-to-wheel) | 23,6 kWh, 118 g CO₂ /km (well-to-wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** | **** |
Reichweite | 480 km | 450 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 66,4 dB(A) | 65,9 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 2090 / 515 kg | 2196 / 494 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 360 / 800 / 1375 l | 360 / 800 / 1375 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Ford Mustang Mach-E Extended Range (01/21 - 09/22) | Ford Mustang Mach-E Extended Range AWD (01/21 - 09/22) |
---|---|---|
Karosserie/Kofferraum | 2,8 | 2,7 |
Innenraum | 2,4 | 2,5 |
Komfort | 2,8 | 2,6 |
Motor/Antrieb | 1,0 | 0,9 |
Fahreigenschaften | 3,2 | 2,9 |
Sicherheit | 1,4 | 1,4 |
Umwelt/EcoTest | 1,8 | 2,2 |
Gesamtnote | 2,1 | 2,1 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Ford Mustang Mach-E: Video zum Crashtest
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