Ford Mustang Mach-E im ADAC Test

Ford Mustang Mach-E fahrend in der Kurve
Sportlich, anfangs mit laschem ESP zu sportlich unterwegs: Ford Mustang Mach-E© Ford

Mit Stolz trägt er den Namen Mustang und doch unterscheidet sich der Mach-E erheblich von seinem Namensgeber: Der Ford Mustang Mach-E fährt rein elektrisch und ist ein SUV. Aber top bei Reichweite und Fahrleistungen. ADAC Test.

  • Elektro-SUV mit Motorleistungen von 198 bis 358 kW

  • Im Test: Mach-E Extended Range mit 216 und 258 kW

  • Test-Reichweite: 480, mit Allrad 450 Kilometer

  • Ab September 2023 Fortschritte beim automatisierten Fahren

Als Vorreiter in Sachen Elektromobilität kann man Ford sicher nicht bezeichnen: Andere Hersteller sind längst weiter und haben meist deutlich mehr Modelle im Angebot. So ist der Ford Mustang Mach-E nach wie vor das einzige E-Auto im Pkw-Portfolio, erst Mitte 2024 gesellt sich dann der neue Explorer dazu.

Der elektrisch angetriebene Ford Mustang Mach-E will an die Erfolgstory des V8 Muscle Car anknüpfen. Ist die Transformation in die Zukunft geglückt? Und kann er Tesla Model Y, VW ID.4 und BMW iX3 das Wasser reichen?

Fahrverhalten: Anfangs heikel, jetzt besser

Beim ersten Test des Mustang Mach-E waren die ADAC Ingenieure erst mal nicht angetan: Das Fahrverhalten ließ zu wünschen übrig. So überraschte der Mustang Mach-E beim ADAC Ausweichtest mit einer starken Tendenz zum Übersteuern, also dem Ausbrechen mit dem Heck. Gleichzeitig griff das elektronische Fahrstabilitätsprogramm (ESP) erst sehr spät ein: In einer zügig gefahrenen Kurve oder bei einem plötzlichen Ausweichmanöver konnte es daher gefährlich werden. Nicht akzeptabel für ein Familienauto.

Ford besserte mit einem geänderten ESP nach und spielte das Update auch "over the air" auf Bestandsfahrzeuge auf. Das Fahrverhalten hat sich bei den aktuellen Modellen signifikant verbessert, auch wenn das ESP nach wie vor eher "sportlich" ausgelegt ist und den Mustang im Grenzbereich eher an der langen Leine lässt als zu rigide einzugreifen. Letztlich besteht der Mustang Mach-E AWD den ADAC Ausweichtest, die erzielbaren Geschwindigkeiten sind dabei jedoch nur Durchschnitt.

Mach-E mit zu harter Federung

Auch die Kritik des ADAC am zu straffen Fahrwerk hat Ford ernst genommen und die Feder-Dämpfer-Kombination neu abgestimmt. Der gebotene Federungskomfort ist nun besser, jedoch immer noch ein gutes Stück vom Komfortniveau der Konkurrenten mit optionalen adaptiven Dämpfern (u.a. BMW iX3 und VW ID.4) entfernt. Auf der Autobahn fehlt dem Fahrwerk nach wie vor die Gelassenheit, um entspannt große Strecken zurückzulegen.

Mach-E: Maximal 150 kW Ladeleistung

Ansonsten bringt der Mustang Mach-E gute Talente mit. So weiß das Navigationssystem, wo die nächste Stromtankstelle zu finden ist. An Schnell-Ladestationen (HPC) – beispielsweise vom Netzverbund Ionity, zu dem auch Ford gehört – kann der Mustang Mach-E mit einer Leistung von bis zu 150 Kilowatt (kW) laden. Im Test haben die ADAC Tester bei beiden Versionen sogar bis zu 158 kW erreicht.

Wie die Messkurve an der Ladesäule zeigt, hält die maximale Ladeleistung allerdings nur für kurze Zeit: Sie fällt im Bereich von 13 bis 30 Prozent Akkufüllstand auf 105 bis 115 kW und anschließend bis 80 Prozent auf 80 kW. Die letzten 20 Prozent lädt der Mustang Mach-E nur noch mit rund 12 kW, weshalb man auf einer Reise effektiver schon bei 80 Prozent Füllstand die Weiterfahrt antritt.

Elektro-SUV mit Top-Fahrleistungen

Ford Mustang Mach-E fahrend auf der Straße
Elektro-Mustang: Mix aus Sportwagen und SUV © Ford

Als Testwagen standen das Basismodell und die etwas stärkere Allrad-Version jeweils mit großer Batterie zur Verfügung: Der Mustang Mach-E Extended Range also, mal ohne, mal mit dem Zusatz AWD. Das bedeutet erst einmal: Heckantrieb und 216 kW/294 PS Leistung – was im Prospekt für eine Reichweite von enormen 610 Kilometern (nach gesetzlicher WLTP-Messung) gut sein soll.

Trotz des hohen Fahrzeuggewichts von 2,1 Tonnen ergeben sich Fahrleistungen, die sich mehr als sehen lassen können. Es sind nicht nur die offiziellen Werte für den Spurt von 0 auf 100 km/h (in 7,0 Sekunden) und für die Höchstgeschwindigkeit (180 km/h), die überzeugen.

Es ist vor allem das Überholvermögen, das die ADAC Ingenieure beeindruckt: Von 60 auf 100 km/h brauchte der Mach-E im ADAC Test nur 3,2 Sekunden. Das kommt den Fahrleistungen eines Muscle Car schon sehr nah. Bestnoten gibt es aber auch für den Antriebskomfort, denn der ist wie bei E-Autos üblich top: Ohne jegliches Ruckeln schiebt der Elektromotor den Mustang Mach-E nach vorn.

Mach-E mit 480 km Reichweite im Test

Auch der Verbrauch von 21,7 kWh pro 100 Kilometer ist nicht schlecht für ein SUV dieser Größe und Leistungsklasse. In Verbindung mit dem 99 kWh großen Akku ergibt sich damit eine gemessene Reichweite von 480 Kilometer im Test. Nur wenige Fahrzeuge wie der BMW iX xDrive50 und die deutlich windschlüpfigeren Mercedes EQS und EQE sowie der Hyundai Ioniq 6 schaffen mehr.

Das Reichweiten-Ranking aller getesteten Elektroautos finden Sie hier.

Nicht ganz so weit schafft es der Mach-E Extended Range AWD. Aber seine 450 Kilometer sind immer noch ein guter Wert. Seine zwei E-Motoren leisten zusammen 258 kW/351 PS, das ermöglicht im leer 2196 Kilo wiegenden E-Mustang einen Sprintwert von 0 auf 100 km/h von 5,8 Sekunden, die Spitze liegt auch hier bei 180 Sachen. Den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h absolviert der Stromer in 3,1 Sekunden. Und der Verbrauch: im Schnitt 23,6 kWh je 100 Kilometer. Das sind 1,9 kWh mehr als beim Heckantriebsmodell.

E-Auto mit viel Platz, modernem Innenraum

Rückbank eines Ford Mustang Mach-E
SUV-typisch großzügige Platzverhältnisse im Innenraum© Ford

So eifrig der Mach-E den Verbrenner-Mustang von außen zitiert (am ganzen Fahrzeug ist kein Ford-Logo) und so sportlich der Stromer auch fährt: Innen ist es mit der Verwandtschaft vorbei. Denn natürlich ist der Mach-E bei 4,71 Metern Länge und knapp 3 Metern Radstand viel geräumiger und damit der erste Mustang, in dem man auch hinten bequem sitzen kann. Unter der Kofferraum-Abdeckung fasst das Ladeabteil gemessene 360 Liter.

Entfernt man die Abdeckung und nutzt den Stauraum bis zum Dach hoch, erweitert sich das Volumen auf 500 Liter. Bis zu zehn Getränkekisten kann man hier unterbringen. Klappt man die Rückbank um und beschränkt sich auf den Stauraum bis zur Fensterunterkante (aus Sicherheitsgründen empfehlenswert), lassen sich immerhin bis zu 800 Liter verstauen.

Unter der Fronthaube findet sich ein zusätzliches rund 80 Liter großes Fach (Frunk), in dem sich beispielsweise die Ladekabel unterbringen lassen. Das Fach verfügt über einen Wasserablauf und lässt sich somit auswaschen oder als Ablage für nasse Kleidung nutzen.

360-Grad-Blick: Innen mit Riesenbildschirm

Das Cockpit des Ford Mustang Mach-E wird von den beiden Displays dominiert und wirkt sehr reduziert und aufgeräumt. Besonders das 15,5 Zoll große, vertikal angeordnete Zentraldisplay erinnert doch stark an den E-Autopionier Tesla. Eine Besonderheit ist der in den Touchscreen integrierte, überdimensionale Drehregler für die Lautstärke.

Das Display überzeugt mit einer hochauflösenden Grafik und spiegelarmen Oberfläche. Praktisch sind die stets sichtbaren Touchfelder für die Steuerung der Klimatisierung, allerdings ist dieses Bedienfeld weit unten angebracht, die Ablenkung vom Verkehrsgeschehen dadurch also groß. Gleiches gilt für die wenig intuitive Menüstruktur, die vom Nutzer eine längere Eingewöhnung erfordert. Ein Head-up-Display ist leider nicht erhältlich.

Ford BlueCruise: Hände vom Lenkrad erlaubt

In kleinen Schritten geht es bei Ford in Richtung automatisiertes Fahren. So ist der Mustang Mach-E das erste Modell in Europa, das mit BlueCruise-Technologie ausgestattet werden kann. Wie bei bisher bekannten Assistenzsystemen hält der Mustang dann automatisch die Spur, lenkt also selbsttätig, und reguliert den Abstand zum Vordermann. Neu dabei ist aber, dass der Fahrer oder die Fahrerin dauerhaft die Hände vom Lenkrad nehmen darf.

Ford hat für das in den USA schon länger bekannte System für Deutschland und Großbritannien eine Genehmigung erhalten. Weitere europäische Länder sollen noch folgen. Auf 95 Prozent der deutschen Autobahnabschnitte, Ford nennt sie Blue Zones, steht die Funktion zur Verfügung, nur in Tunnels (kein GPS-Empfang) und in sehr haarigen Autobahnkurven nicht (sehr selten). Sonst sei die Verfügbarkeit sehr groß, sagen die Ford-Ingenieure. Auch bei starkem Regen, nachts oder bei Minusgraden arbeite das System, vorausgesetzt die Sensoren und Kameras sind nicht verschmutzt.

Wie das System in der Praxis funktioniert, hat der ADAC ausprobiert. Einmal aktiviert, hält BlueCruise, was es verspricht. Wie von Geisterhand zieht der Mach-E seine Bahn, hält den korrekten Abstand zum Vordermann, übernimmt auch Tempolimits und bildet im Stop-and-go sogar automatisch eine Rettungsgasse. Der Fahrer kann dabei tatsächlich die Hände in den Schoß legen und freut sich über eine deutlich entspanntere Sitzhaltung als bei den üblichen Systemen, die noch eine Hand am Lenkrad verlangen.

Zumindest so lange bis man auf ein langsames Fahrzeug, zum Beispiel einen Lkw aufläuft. Dann ist (leider) wieder der Fahrer oder die Fahrerin gefragt – überholen kann die Technik noch nicht. Der menschliche Fahrer muss also selbst den Blinker setzen, auf die Überholspur lenken und wieder zurück. Schade, denn so richtig Sinn hat es so eigentlich nicht.

Auch Ford weiß, dass eine Überholfunktion einen erheblichen Mehrwert bieten würde. "Wir arbeiten dran" heißt es von den Ingenieuren. Ein entsprechendes Update (dann "over the air") soll noch kommen. Wann genau, steht noch nicht fest.

Die Preise für die Technik mittlerweile schon. Für alle Mustang Mach-E ab Bestelldatum 12.10.23 ist BlueCruise verfügbar. Ford setzt auf ein Mietmodell mit monatlichen Kosten für die Funktion. Vorteil: Man kann die Technik ausprobieren und bei Nichtgefallen das Abonnement einfach wieder kündigen. Zunächst steht eine 90-Tage-Testversion zur Verfügung, danach kostet es 24,99 Euro pro Monat und ist über das "Ford-Pass-Konto" monatlich kündbar.

Ganz wichtig: Um einen Autopiloten handelt es sich bei BlueCruise nicht, sondern "lediglich" um ein System der Stufe 2+ des automatisierten Fahrens. Der Unterschied zu Stufe 3 besteht darin, dass der Fahrer stets in der Verantwortung bleibt und seinen Blick immer auf der Straße haben muss – um im Notfall eingreifen zu können. Das ist auch nötig: Eine Wanderbaustelle hätte BlueCruise bei unseren ersten Testfahrten nicht erkannt.

Ob der Fahrer abgelenkt ist, registriert eine Kamera, die nach ein paar Sekunden der Unaufmerksamkeit eine Warnkaskade (optische und akustische Warnung, Bremsruck) in Gang setzt und den Fahrer auffordert, den Blick auf die Straße zu richten. Kommt er dem nicht nach, bremst das Fahrzeug auf 10 km/h ab – auf der Autobahn wohlgemerkt. Weil das wohl keiner riskieren will, heißt es auch bei BlueCruise: immer gut aufpassen.

Preis: ab 55.800 Euro

Als Ford Ende 2020 mit dem Mustang Mach-E auf den deutschen Markt kam, kostete das Basismodell noch 46.900 Euro – nach heutigen Maßstäben ein Schnäppchen. Nach einigen Preisrunden mit exorbitanten Erhöhungen, hat Ford nun die Preise wieder etwas gesenkt. Der günstigste Mach-E Standard Range liegt nun bei 55.800 Euro, die "große" Batterie ist ab 58.500 Euro zu haben. Hier die ungewöhnliche Preisentwicklung des Mach-E im Überblick:

Modell: Startpreis (brutto)

Januar 22

März 22

April 22

Oktober 22

Juli 23

Standard Range: 46.900 €

48.000 €

51.500 €

56.500 €

62.900 €

55.800 €

Standard Range: AWD 54.750 €

55.250 €

57.750 €

62.250 €

69.200 €

57.900 €

Extended Range: 54.750 €

55.250 €

58.250 €

62.950 €

71.200 €

58.500 €

Extended Range: AWD 63.700 €

64.200 €

65.200 €

69.700 €

77.200 €

65.900 €

GT AWD: 72.900 €

73.400 €

74.400 €

77.200 €

86.200 €

77.300 €

Das hat uns gefallen: Gutes Platzangebot, praktischer Frunk, für E-Auto sehr gute Reichweite, sehr gute Fahrleistungen, umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung

Das hat uns nicht gefallen: Zu niedrige Regelschwelle der Traktionskontrolle, unkomfortables Fahrwerk, geringe Stütz- und Anhängelast, keine Dachlast angegeben

Mustang Mach-E: Technische Daten

Technische Daten (Herstellerangaben)

Ford Mustang Mach-E Extended Range Premium (ab 09/22)

Ford Mustang Mach-E Extended Range Premium AWD (ab 09/22)

Motorart

Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

216
258

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

294
351

Drehmoment (Systemleistung)

430 Nm
580 Nm

Antriebsart

Hinterrad
Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

7,0 s
5,8 s

Höchstgeschwindigkeit

180 km/h
180 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

600 km
550 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

17,3 kWh/100 km
18,8 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

98,7
98,7

Batteriekapazität (Netto) in kWh

91,0
91,0

Ladeleistung (kW)

AC:2,8-11,0 DC:150,0
AC:2,8-11,0 DC:150,0

Kofferraumvolumen normal

402 l
402 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.420 l
1.420 l

Leergewicht (EU)

2.160 kg
2.257 kg

Zuladung

445 kg
433 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.500 kg
1.500 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre
2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.713 mm x 1.881 mm x 1.624 mm
4.713 mm x 1.881 mm x 1.624 mm

Grundpreis

58.500 Euro
65.900 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Ford Mustang Mach-E Extended Range

Ford Mustang Mach-E Extended Range AWD

Überholvorgang 60-100 km/h

3,2 s

3,1 s

Bremsweg aus 100 km/h

35,8 m

35,5 m

Wendekreis

12,1 m

12,1 m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

21,7 kWh, 108 g CO₂ /km (well-to-wheel)

23,6 kWh, 118 g CO₂ /km (well-to-wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

****

Reichweite

480 km

450 km

Innengeräusch bei 130 km/h

66,4 dB(A)

65,9 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

2090 / 515 kg

2196 / 494 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

360 / 800 / 1375 l

360 / 800 / 1375 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Ford Mustang Mach-E Extended Range (01/21 - 12/21)

Ford Mustang Mach-E Extended Range AWD (01/21 - 12/21)

Karosserie/Kofferraum

2,8
2,7

Innenraum

2,4
2,5

Komfort

2,8
2,6

Motor/Antrieb

1,0
0,9

Fahreigenschaften

3,2
2,9

Sicherheit

1,4
1,4

Umwelt/EcoTest

1,8
2,2

Gesamtnote

2,1
2,1
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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