Testfahrt Jeep Avenger: Elektrisch, praktisch, vielseitig

Der Avenger ist das erste vollelektrische Auto der Marke Jeep: Klein, vielseitig und praktisch kommt er den Wünschen vieler Autofahrer sehr entgegen. Testfahrt mit allen Daten, Fakten und Preisen sowie Infos zu Akku und Reichweite.
Jeep Avenger mit neuem E-Motor: 115 kW/156 PS Leistung
Große Auswahl an Fahrmodi für jeden Untergrund
392 Kilometer Reichweite nach WLTP, bis 550 Kilometer im Stadtverkehr
Die Marke Jeep fällt einem nicht als Erstes ein, wenn es um klimaschonendes Fahren geht. Doch genau dies will der SUV-Spezialist des Stellantis-Konzerns (u.a. Peugeot, Citroën, Opel und Fiat) ändern: Nachdem schon der Jeep Renegade und Compass Plug-in-Erweiterungen erhalten haben, will man in Zukunft gänzlich auf fossile Antriebe verzichten. Das Debüt des neuen Jeep Avenger, das erste vollelektrische SUV der Marke, ist also auch für die zukünftige Entwicklung entscheidend. Was ist von dem neuen Kleinwagen-SUV zu erwarten?
Kleinwagen-SUV mit guter Reichweite

Der Avenger entpuppt sich als Jeep, der zwar das amerikanische Gesicht, aber durch und durch europäische Gene trägt. Denn mit einer Länge von lediglich 4,08 Metern ist er nicht nur sehr klein (er ist erheblich kürzer als ein VW Golf), er ist auch in Europa designt, entwickelt und wird in Europa gebaut: Der Elektromotor kommt aus dem französischen Werk Trémery. Vom Band läuft der Avenger im polnischen Tychy. Die Lithium-Ionen-Batterien werden aus einem CATL-Werk in Polen bezogen.
115 kW/156 PS schafft der neue E-Motor an Leistung, womit sich der Jeep zumindest vorerst vor seine Stellantis-Brüder schiebt: DS 3 e-Tense, Peugeot e-2008 und Opel Mokka-e kommen bislang nur auf 100 kW/136 PS, werden über kurz oder lang ebenfalls den neuen und sparsameren Antrieb erhalten.
Die bis zu 392 Kilometer Reichweite, die Jeep mit der 54-kWh-Batterie (51 kWh Nettoleistung) verspricht, sind ein recht guter Wert, der bei der ersten Testfahrt im spanischen Andalusien nicht unrealistisch erschien. Freilich unter quasi idealen Bedingungen: mit ein bisschen Stadtverkehr, viel Landstraße, wenig Autobahn und bei für Mensch und Maschine angenehmen Außentemperaturen.
Bildergalerie: Jeep Avenger






1 von 4
Praktisch, vielseitig und vernünftig
Viel Sympathie heimst der Avenger nicht nur mit seiner gefälligen Optik, sondern mit allerlei praktischen Tugenden ein. Klein wie er ist, macht er es uns leicht beim Einparken und Rangieren. Der Wendekreis soll laut Hersteller lediglich 10,5 Meter betragen. Kunststoffleisten an den Radläufen sowie an Front und Heck schützen überdies vor Kratzern und Beulen.
Im Innenraum ist Platz für zwei bis vier Personen. Für Einkäufe sowieso, aber auch für alles, was man normalerweise so transportiert im Alltag. Es sei denn, es ist ein Kühlschrank oder eine Waschmaschine. Das geht natürlich eher nicht. Ein Mountainbike aber soll man in den Kofferraum (ohne Umklappen 355 Liter) reinbekommen bei umgeklappten Rücksitzen, sagen die Jeep-Techniker. Das sollte man aber erst mal ausprobieren, will man sich den Elektrowagen genau für diesen Zweck kaufen.
Als wohltuend vernünftig kann man die Motorleistung einordnen, angesichts der PS-, pardon kW-Protzerei, die im Moment angesagt scheint bei Elektroautos. Die 115 kW und 260 Nm Drehmoment sind zwar keine Macht beim Beschleunigen, reichen aber doch allemal aus für den Hausbedarf. Zumal der kleine Avenger nicht einmal 1600 Kilogramm Leergewicht auf die Waage bringt – extrem wenig für ein Elektro-SUV.
Kein Allrad, trotzdem geländegängig

Quasi als i-Tüpfelchen gibt's für den Avenger eine Prise Geländegängigkeit. Zwar bekommt man lediglich Frontantrieb, aber die Bodenfreiheit von 200 Millimetern ist ordentlich. Der Böschungswinkel vorn beträgt 20 Grad, hinten sind's 32 Grad. Auf diese überraschend guten Geländewerte – in Kombination mit den elektronischen Fahrhilfen für verschiedene Untergründe – hat mutmaßlich die US-Abteilung bei der Entwicklung des Avenger bestanden.
An den auswählbaren Fahrmodi erkennt man die zwei Welten, die der Avenger vereinen will: Neben einem Eco-Mode können Fahrerinnen und Fahrer auch in den Sand-, Schnee- oder Schlamm-Modus wechseln. Ein Bergabfahr-Assistent macht das Offroad-Paket komplett – so wird im Avenger eine gute Portion Jeep-DNA bewahrt.
Anhängerkupplung ab Werk Fehlanzeige
Den Kunden in Europa (in den USA wird der Avenger gar nicht angeboten) kann das Plus an Geländegängigkeit nur recht sein. Denn selbst wer niemals ins Gelände fährt, profitiert, wenn er beispielsweise über einen Bordstein rumpelt, eine verschneite Straße befährt oder einen schlammigen Weg zum Wanderparkplatz bezwingen möchte.
Die speziell für schwierige Verhältnisse dimensionierten Stoßdämpfer sind obendrein ein Komfortgewinn. Zum Beispiel wenn der Avenger über Bahngleise, Temposchwellen und durch Schlaglöcher gleitet. Kurzum: Straßenlage und Federung des Jeep Avenger geben keinerlei Anlass zur Klage, so zumindest der Eindruck auf den ersten Testkilometern.
Für viele Interessenten dürfte bei einem SUV auch die Anhängelast ein Thema sein – auch wenn diese bei Elektroautos meist geringer ausfällt als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Das Dumme ist nur: Jeep hat keine Anhängerkupplung ab Werk vorgesehen für den Avenger.
Historie ist dem Jeep Avenger anzusehen

Natürlich soll dem Avenger die Geländewagen-Historie der Marke anzumerken sein: Die Scheinwerfer werden daher von einem gebogenen Kühlergrill eingefasst, die ausladenden Kotflügel erinnern an den auf Geländetauglichkeit getrimmten Jeep Wrangler. Auf den Rückleuchten prangt wie schon beim Wrangler und Renegade ein X. Das rot leuchtende Kreuz ist sogar noch ein Stück edler geschwungen.
An Sicherheits-Assistenzsystemen stehen Geschwindigkeits-, Abstand- und Spurhalteassistent zur Verfügung. Vor der Kollision mit kreuzenden Fahrradfahrern und Fußgänger bremst der Avenger im Notfall selbstständig ab.
Jeeps E-Strategie: Avenger nur der Anfang
Der Jeep Avenger steht als erster elektrischer Jeep bald schon nicht mehr allein da. Die vollelektrischen Jeeps Recon und Wagoneer S sollen noch 2023 nach Europa kommen. Später soll auch noch eine Allradversion des Avenger nachgeschoben werden.
Stolz erklärt Jeep, schon vor dem offiziellen Verkaufsstart im Juni mehr als 20.000 Vorbestellungen eingesammelt zu haben. So ist die First Edition längst nicht mehr zu haben. Erhältlich ist der Jeep Avenger nun in vier Ausstattungslinien zu Preisen von 37.000 bis 43.500 Euro.
Jeep Avenger: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Jeep Avenger (ab 03/23) | Jeep Avenger Longitude (03/23 - 05/23) | Jeep Avenger Altitude (03/23 - 05/23) | Jeep Avenger Summit (03/23 - 05/23) |
---|---|---|---|---|
Motorart | Elektro | Elektro | Elektro | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 115 | 115 | 115 | 115 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 156 | 156 | 156 | 156 |
Drehmoment (Systemleistung) | 260 Nm | 260 Nm | 260 Nm | 260 Nm |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,0 s | 9,0 s | 9,0 s | 9,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 150 km/h | 150 km/h | 150 km/h | 150 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 408 km | 404 km | 396 km | 390 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km | 0 g/km | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 15,2 kWh/100 km | 15,5 kWh/100 km | 15,9 kWh/100 km | 15,8 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 54,0 | 54,0 | 54,0 | 54,0 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 50,8 | 50,8 | 50,8 | 50,8 |
Ladeleistung (kW) | AC:1,8-11,0 DC:100,0 | AC:1,8-11,0 DC:100,0 | AC:1,8-11,0 DC:100,0 | AC:1,8-11,0 DC:100,0 |
Kofferraumvolumen normal | 355 l | 355 l | 355 l | 355 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | n.b. | n.b. | n.b. | n.b. |
Leergewicht (EU) | 1.536 kg | 1.536 kg | 1.536 kg | 1.536 kg |
Zuladung | n.b. | n.b. | n.b. | n.b. |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre | 2 Jahre | 2 Jahre | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.084 mm x 1.776 mm x 1.528 mm | 4.084 mm x 1.776 mm x 1.528 mm | 4.084 mm x 1.776 mm x 1.528 mm | 4.084 mm x 1.776 mm x 1.528 mm |
Grundpreis | 37.000 Euro | 38.500 Euro | 40.500 Euro | 43.500 Euro |
Hier finden Sie noch viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Autotests.