Opel Corsa Electric: Moderner, hübscher, alltagstauglicher
Der Opel Corsa tritt mit frischer Optik und optimiertem Elektroantrieb an und wird dadurch noch alltagstauglicher und erwachsener: ADAC Test, Technik, Preise.
Elektro-Corsa: Neuer Akku, 345 Kilometer Test-Reichweite
Preis der Long-Range-Version: 38.045 Euro
Mit bisherigem E-Antrieb weiterhin ab 34.650 Euro
Opel Corsa Facelift: Das ist alles neu
Der ADAC Autotest hatte es schon Ende 2021 schwarz auf weiß belegt: Der Opel Corsa-e ist als alltagstauglicher Elektro-Kleinwagen einzustufen – sehr praktisch für den Stadt- und Kurzstreckenverkehr, mit hoher Sicherheit und ordentlichem Komfort. Von der offiziellen Reichweite im WLTP (353 Kilometer) blieben im deutlich realitätsnäheren ADAC Ecotest zwar nur 280 Kilometer übrig, aber auch das war ein respektabler Wert für ein E-Fahrzeug der Kleinwagenklasse.
Mittlerweile hat Opel dem Corsa ein optisches und technisches Facelift angedeihen lassen, auch diese Version hat der ADAC getestet. Seit Ende 2023 zieren den Corsa das aktuelle Markengesicht mit dem Opel Vizor an der Front und ein am Heck platzierter Namensschriftzug. Es gibt ihn in den Farben Grau, Schwarz, Weiß, Rot und Blau. Insbesondere das Grafik-Grau des Testwagens und dessen schwarz abgesetztes Dach lassen den Wagen modern und sehr kompakt wirken. Auf Chromleisten als Zierrat verzichtet Opel auch aus Gründen der Nachhaltigkeit.
Wichtigste technische Änderungen unter dem Blech sind ein 156 PS starker Elektromotor sowie eine komplett neue Antriebsbatterie der "GS" genannten Long-Range-Version, die ab 38.045 Euro erhältlich ist. Eine Version mit dem bisherigen 136-PS-Antrieb bleibt für 34.650 Euro im Modellprogramm. Mittlerweile serienmäßig sind ein volldigitales Cockpit mit neuem Infotainment sowie eine Smartphone-Anbindung per Bluetooth.
E-Auto mit bis zu 400 Kilometer Reichweite
Jetzt aber rein in den Opel Corsa Electric – vor dem Facelift hieß das Auto übrigens Corsa-e. An Neuigkeiten fällt zunächst der Automatikwahlhebel auf der Mittelkonsole ins Auge, der jetzt wie beim Astra mit Wipptaste gestaltet ist. Das Lenkrad ist ebenfalls moderner geworden, und auch das Infotainment-System ähnelt sehr stark der Version im großen Bruder. Die Materialien im Innenraum sind zum Teil andere. Aber alles wirkt aufgeräumt und bietet eine gute Portion Wohlfühl-Charme.
Im Gegensatz dazu hat sich an den Platzverhältnissen nichts geändert. Fahrer und Beifahrer sitzen vorn bequem und fühlen sich wohl. Auf der Rückbank wird es für groß gewachsene Menschen ein wenig eng an Kopf und Knien. Opel kann eben auch nicht zaubern. Der Kofferraum bietet für einen Kleinwagen ordentlichen Stauraum, in dem man zur Not auch mal mehrere Getränkekisten neben dem Supermarkt-Einkauf unterbringt. Sein Format laut ADAC Messmethode: 250 bis 890 Liter.
Der Opel Corsa in Bildern
1 von 4
Steigen Fahrerin oder Fahrer aufs Strompedal, zeigt sich der Corsa Electric GS ausgesprochen munter. Dass er es mit seinen 156 PS und 260 Nm Drehmoment in nur 8,1 Sekunden auf Tempo 100 schafft, glaubt man, auch ohne es explizit ausprobiert zu haben. Besonders im Fahrmodus "Sport" stürmt der 4,06 Meter kurze und rund 1,5 Tonnen schwere Elektrowagen los. Der kurze Sprint von 15 auf 30 km/h gelingt in rund einer Sekunde. Ebenfalls dynamisch geht es außerorts zu, der simulierte Überholvorgang (Beschleunigung von 60 auf 100 km/h) ist in zügigen 4,3 Sekunden abgeschlossen. Von 80 auf 120 km/h kann der stärkere der beiden Corsa Electric in 5,6 Sekunden sprinten.
Im Eco-Sparmodus dagegen ist die Leistung extrem eingeschränkt. Aber das ist ja auch so gewollt, auch wenn man nicht dauerhaft mit Eco unterwegs sein möchte. Einen Lkw auf der Landstraße zügig zu überholen wäre notfalls dennoch möglich: Beim Kickdown gibt die Elektronik nämlich die volle Leistung des E-Motors frei.
In allen drei Fahrmodi rekuperiert der Corsa GS sanft, aber ohne verstellbare Rekuperationsstufen. Komplett antriebsloses Segeln – wie zum Beispiel in einem Hyundai Kona Elektro – ist nicht möglich, aber der Wagen rollt einigermaßen frei, wenn der Fahrer den Fuß vom rechten Pedal nimmt. Wer einen Berg hinabfährt und möglichst viel Energie zurückgewinnen möchte, wählt den B-Modus der Automatik. Dann ist auch One-Pedal-Driving möglich – das bekannte Bremsen mit dem "Gaspedal".
Als durchschnittlichen Verbrauchswert im gesetzlichen WLTP-Zyklus gibt Opel 14,3 kWh pro 100 Kilometer an. Das sind immerhin 1,5 kWh weniger als beim Corsa Electric mit unverändertem Antrieb und 136-PS-Motor. Und auch in der Realität, nämlich im ADAC Ecotest, zeigt sich eine deutliche Verbesserung: Zog der 136-PS-Corsa noch 18,8 kW aus dem Akku, sind es bei der stärkeren Version 16,5 kW, auch hier inklusive Ladeverluste. Und das schlägt in Kombination mit der auf 51 kWh gewachsenen Batterie auf die Reichweite durch. Laut Opel soll die GS-Version rund 50 Kilometer mehr bieten.
Im Ecotest kommen 345 Kilometer zusammen, das sind 23 Prozent mehr als bei der schwächeren Version. Mitverantwortlich dafür sind vor allem die bessere Effizienz des stärkeren Elektromotors und zum Teil auch die serienmäßige Wärmepumpe. Unterm Strich fährt der Corsa Electric GS alle fünf möglichen Ecotest-Sterne ein.
Der neue Akku der GS-Version
Die Batterie im GS ist komplett neu, wobei deren Kapazität sich um fünf Kilowattstunden erhöht hat. Auch hinsichtlich ihrer Ladefähigkeit hat sie Vorteile. Die Schnellladekurve zeigt einen deutlich erfreulicheren Verlauf als beim kleineren Akku, der im ADAC Test mit einer durchschnittlichen Ladeleistung von 59 kW aufgewartet hatte. 80,9 kW ermittelten die ADAC Ingenieure nun als Schnitt, die Spitze lag bei 105,8 kW.
Der neue Akku der Long-Range-GS-Version besteht aus deutlich weniger Batteriezellen. Dafür sind sie bedeutend größer. Im Package sparen sie Gewicht und ein wenig Platz. Einstweiliger Lieferant ist Akku-Spezialist FDB, eine Tochter des chinesischen Automobil-Giganten BYD. Zukünftig will Opel Akkuzellen einsetzen, die im Stellantis-Konzern selbst gefertigt werden, wie im geplanten Werk in Kaiserslautern. Das wären dann ganz andere Mengendimensionen, weil Opel ab dem Jahr 2025 sämtliche neuen Modelle mit batterie-elektrischem Antrieb auf den Markt bringen wird.
Corsa Electric: Fährt prima und nervt nicht
Wie schon vor dem Facelift macht das Fahrverhalten des Elektro-Corsa große Freude. Der Wagen ist so spurtstark wie wendig und umrundet auch schnell gefahrene Kurven souverän und sicher. Die Lenkung arbeitet angenehm direkt und fühlt sich nicht zu leichtgängig an wie die Lenkungen vieler aktueller Neuerscheinungen. Mit diesen Eigenschaften ist der Corsa Electric ein richtig sportlicher Elektro-Kleinwagen – und eine richtig gute Basis für den Einsatz im Rallyesport.
Bei der Federung hat Opel einen gelungenen Kompromiss zwischen Agilität und Komfort gefunden. Der Kleinwagen federt erkennbar verbindlicher als der technisch verwandte Peugeot e-208, vermeidet aber unnötige Härte oder etwaige Schaukelei. Im ADAC Ausweichtest zeigt der Kleinwagen deutliche, aber nicht übermäßige ESP-Eingriffe. Er ist damit gut beherrschbar, im Grenzbereich ist die Abstimmung untersteuernd ausgelegt, wodurch sich recht viel Tempoabbau ergibt. Durch das nicht zu rigide ausgelegte ESP bleibt ausreichend Fahrspaß erhalten
Sehr erfreulich ist im Corsa Electric, dass sich die elektronischen Systeme allesamt vornehm zurückhalten. Hier piept oder bimmelt nicht ständig irgendeine Warn- und Kontrollfunktion. Der Fahrer wird weitgehend in Ruhe gelassen. Und das ist heutzutage eine Wohltat in neuen Autos. Allerdings: Im Testwagen war noch nicht die seit Juli 2024 verpflichtende Verkehrszeichenerkennung mit zwangsweiser akustischer Warnung (automatisch eingeschaltet bei jedem Fahrzeugstart) verbaut.
Insbesondere der im Testwagen serienmäßige Spurassistent macht einen perfekten Job. Zwar könnte man ihn per Direkttaste auf der Mittelkonsole ausschalten, ohne sich in Untermenüs des Bediensystems zu verlieren. Aber eigentlich verspürt man nie die Notwendigkeit dazu: Der Spurassistent ist nämlich äußerst fein abgestimmt, greift nicht rigide ein beim Überfahren einer Spurmarkierung – und lässt sich im Zweifel auch leicht vom Fahrer überstimmen. Diese hohe Kunst widerfährt dem Kunden sonst eher mit Spurassistenten der gehobenen Mittel- oder der Oberklasse.
Große Klasse ist auch das LED-Matrixlicht, das gegen Aufpreis für den Corsa Electric zu haben ist. Das aufpreispflichtige Panoramadach bringt viel Licht in den Innenraum, lässt sich aber leider nicht öffnen. Weitere Kritikpunkte halten sich Grenzen: Das AC-Bordladegerät ist serienmäßig nur einphasig ausgelegt, dreiphasig kostet es happige 1190 Euro Aufpreis. Damit das Ladekabel nicht lose im Kofferraum herumfliegt, muss man eine Staubox aus dem Zubehör ordern und in den Kofferraum legen – einen Frunk gibt es nämlich nicht.
Die maximale Ladeleistung an der DC-Schnelladesäule könnte gern noch etwas höher ausfallen. Eine Ladebegrenzung auf 80 Prozent, um den Akku zu schonen, fehlt. Und: Die leicht genoppt wirkenden Oberflächen an den Innenseiten der Türen fühlen sich billig an. Der vermeintliche Edel-Look mit Klavierlack am Armaturenbrett sieht im Alltag dagegen schnell schmuddelig aus (siehe Dauertest Opel Astra PHEV).
Das war's aber auch schon mit dem Meckern, denn beim Corsa Electric hat Opel bis auf die genannten Kleinigkeiten alles richtig gemacht.
Corsa Electric: Technische Daten und Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Opel Corsa Electric (54 kWh) GS (ab 10/23) |
---|---|
Motorart | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 115 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 156 |
Drehmoment (Systemleistung) | 260 Nm |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 8,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 150 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 405 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 14,2 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 54,0 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 51,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:1,8-11,0 DC:100,0 |
Kofferraumvolumen normal | 267 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.042 l |
Leergewicht (EU) | 1.544 kg |
Zuladung | 376 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.061 mm x 1.765 mm x 1.435 mm |
Grundpreis | 33.385 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Opel Corsa Electric Long Range (54 kWh) GS |
---|---|
Überholvorgang 60 – 100 km/h | 4,3 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 34,1 m |
Wendekreis | 11,0 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 16,5 kWh/100 km, 82 g CO₂/km (well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | ***** |
Reichweite | 345 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 69,4 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1514 / 406 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 250 / 545 / 890 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Opel Corsa Electric (54 kWh) GS (ab 10/23) |
---|---|
Karosserie/Kofferraum | 3,3 |
Innenraum | 2,9 |
Komfort | 3,0 |
Motor/Antrieb | 1,5 |
Fahreigenschaften | 2,3 |
Sicherheit | 2,4 |
Umwelt/EcoTest | 1,0 |
Gesamtnote | 2,2 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Weil vieles am Opel Corsa auch nicht verändert wurde – vor allem betrifft das die Platzverhältnisse –, kann man den Test der 136-PS-Version in Teilen noch zur Beurteilung heranziehen. Das PDF dazu finden Sie hier.
Und hier finden Sie viele weitere Fahrberichte und Tests.