Elektrische Kleinwagen: Welche Argumente hat der Mini Aceman?
Mini eröffnet mit dem Aceman seine erste rein-elektrische Modellreihe und will wie gewohnt mit Praktikabilität, Style und Premium-Anspruch punkten. Das Problem: Neuerdings gibt es bei E-Kleinwagen starke Konkurrenz. Kann der Aceman mithalten?
Gewohnt stylisch: Der Aceman folgt ganz der Mini-DNA
Praktisch: Zugeschnitten für die Stadt und Kurzurlaube
Smart: Modern-verspielte Bordinstrumente
In der Automobilbranche kann es manchmal ganz schön schnell gehen. Noch bis zum Ende des letzten Jahres war das allgemeine Lamento über ein fehlendes Angebot an elektrischen Kleinwagen groß; Batterie-Bombasten wie der Volvo EX90 oder Kia EV9 schienen das E-Antriebssortiment zu dominieren.
Doch inzwischen sieht die Welt dank kleiner Hoffnungsträger wie dem Volvo EX30, Citroën ë-C3 oder auch dem Škoda Epiq schon ganz anders aus. Die Industrie scheint sich nun also vermehrt um Modelle mit alltagstauglichem Format zu kümmern. Kein Wunder also, dass auch Mini – ohnehin Spezialist für handliche Größe – mitmischen will. Mit dem Aceman legt die BMW-Tochter nun ihre erste rein elektrische Modellreihe auf. Kann diese mit der neuen E-Kleinwagen-Auswahl mithalten?
Aceman: Unverkennbar Mini
Der Neue reiht sich genau in die Mitte des bestehenden Mini-Sortiments ein. Mit leicht über 4 Metern Länge ist er etwas größer als der Cooper, aber kürzer als das SUV Countryman. Offiziell firmiert der Aceman als Crossover und in der Tat ist er etwas näher an der Straße als der Countryman, macht einen leicht sportlicheren Eindruck als der Cooper.
Äußerlich folgt der Aceman unverkennbar der Mini-Designschule. Die serienmäßige Dachreling und die Frontscheinwerfer erinnern stark an den Countryman und sorgen für einen soliden optischen Eindruck. Die Schnauze wiederum ist ähnlich rund wie beim Cooper, im Ganzen kommt der Aceman deswegen immer noch knuffig daher. Hohen Wiedererkennungswert haben Mini-Fahrzeuge ja ohnehin.
Wie gewohnt kann auch der Aceman mit farblich abgesetztem Dach geordert werden, vier Kontrastfarben sind erhältlich und auch die Außenspiegel können auf diese Weise in Szene gesetzt werden.
Bildergalerie: Mini Aceman
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Dritter E-Mini: Neue, bekannte Technik
Technisch unterscheidet sich der Aceman, der das dritte elektrische Modell der Marke sein wird, kaum vom Mini Cooper E/SE, der im März an den Start ging. Wie bei diesem kooperiert die BMW-Tochter wieder mit dem chinesischen Autobauer Great Wall Motors, mit deren Ora Funky Cat sich der Cooper die Elektro-Plattform teilt. Auch der Aceman wird aller Voraussicht nach auf dieser Basis aufbauen.
Wie beim Cooper werden Kundinnen und Kunden zwei Akkuvarianten zur Verfügung stehen. Der Aceman E (135 kW/184 PS) kommt mit 42,5 kWh-, der SE (160KW/218 PS) mit 54 kWh-Akku. Damit sollen 310 Kilometer respektive 406 Kilometer möglich sein.
Die Werte liegen damit auf dem Niveau, auf dem sich E-Fahrzeuge dieser Klasse inzwischen eingependelt haben. Modelle wie der Opel Corsa Electric, der Jeep Avenger oder Citroën ë-C3 versprechen ähnliche Reichweiten bei vergleichbaren Batteriegrößen. Den Volvo EX30 gibt es allerdings noch optional mit größerer Batterie, was ihn für die Langstrecke noch einmal attraktiver macht.
Laden in 30 Minuten
Gerade mit der Basiversion des Aceman könnten Fernreisen durchaus an der Geduld zerren. Nur 75 kW Ladeleistung sind am Schnelllader möglich, selbst der nochmal kleinere Fiat 500e schafft mehr. Die SE-Variante kommt immerhin auf 95 kW, immerhin soll es so in ca. einer halben Stunde von 10 auf 80 Prozent Ladestand gehen. Aber auch da bewegt sich Mini am unteren Ende des Möglichen. Corsa Electric und Volvo EX30 bieten allesamt mehr Ladeleistung, letzterer kommt in der Topversion sogar auf 153 kW. Wer hier also BMW-Standard oder wenigstens Spitzenwerte in der Kleinwagen-Klasse erwartet, wird enttäuscht.
Freilich: Wer den Aceman vor allem in der Stadt fahren möchte, muss sich auf diese technischen Spitzfindigkeiten nicht einlassen. Dort lädt der Stromer mit 11 kW an der Wallbox oder dem öffentlichen Stecker. Ein 22 kW-Lader ist nicht vorgesehen.
Mini wird smart: Schicker Innenraum
Beim Innenraumdesign spielt der neue Mini dann schon eher seine Stärken aus. Wie im Cooper erwartet einen dort ein kreisrundes Display, das ein wenig an eine digitale Wanduhr erinnert. Zwei Projektoren strahlen Leuchtgrafiken und Muster auf das Armaturenbrett, das ansonsten schlank und clean gehalten ist. Auf fünf Kippschaltern lässt sich der Gang einlegen oder die Lautstärke anpassen, man ist also (erfreulicherweise) nicht nur auf den Touchscreen angewiesen.
Der Cockpit-Touchscreen lässt sich individuell anpassen. Wie beim eigenen Smartphone kann man ein Foto aus der eigenen Mediathek als Hintergrundbild des Displays festlegen. Zusätzlich sind sieben verschiedene optische Modi einstellbar, im Gokart-Mode blitzen dann die Farben Anthrazit und Rot auf und sollen ein wenig Rennfahr-Feeling vermitteln.
Zum ersten Mal mit an Bord: Ein vollwertiger Sprachassistent, der auf das Kommando "Hey Mini!" hört und durch "Spike", ein kleines Displaymännchen, verkörpert wird. Auf Zuruf kümmert er sich um Telefonie, Navigation, Entertainment & Co. Der smarte Assistent soll sich außerdem etwa an regelmäßige Fahrtwege gewöhnen und zum Beispiel die Einfahrt ins Parkhaus erkennen und automatisch das Fenster öffnen.
Im Gokart durch die Stadt
Beim Fahren verspricht Mini mit dem Aceman eine Mischung aus Agilität und Vielseitigkeit. Das typische "Gokart-Feeling" soll durch den elektrischen Antrieb noch verstärkt werden, gleichzeitig sollen unter anderem zwölf Ultraschallsensoren und vier Kameras dabei helfen, den Kleinwagen perfekt in jede Parklücke zirkeln zu können. Serienmäßig gibt es sogar eine Hilfe speziell für das Einparken mit Anhänger. 300 Liter passen ansonsten auch in den Kofferraum, bis zu 1005 Liter gehen bei umgeklappten Sitzbänken hinein.
Mini Aceman: Preis und Start
Schon im Herbst 2024 soll der Aceman auf deutsche Straßen losgelassen werden. 34.900 Euro müssen Interessierte dann für die Basisversion und 38.900 Euro für die SE-Version bezahlen. Kein Schnäppchen, aber darauf sollte bei Mini auch niemand gehofft haben, allerdings günstiger etwa als der Volvo EX30. Gerade mit dem Blick auf den ë-C3, der trotz ähnlich großer Batterie schlappe 10.000 Euro günstiger ist, muss man sich bewusst sein, dass man bei Mini immer auch für das schnieke Design mitzahlt.
Am Ende dürften viele ihre Kaufentscheidung genau nach diesen optischen Aspekten treffen. Denn gerade was die Ladetechnik angeht ist der Aceman schon von vielen Konkurrenten überholt worden, bevor er noch auf dem Markt ist.