Mini Aceman im Fahrbericht: Knuffig, agil und günstig?

Der neue Mini Aceman direkt am Merr
Erste Ausfahrt mit dem Mini Aceman© ADAC/Wolfgang Rudschies

Mini schiebt mit dem Aceman den nächsten vollelektrischen Kleinwagen auf den Markt. Und kurz vor der Markteinführung haben die Münchner die Preise gleich mal um rund 5000 Euro gesenkt. Wie gut sich der Aceman in der Praxis schlägt? Das zeigt die erste Ausfahrt.

  • Gewohnt stylisch: Der Aceman folgt ganz der Mini-DNA

  • Betont sportlich: Das Fahrerlebnis mit dem Aceman

  • Preiswürdig: Basisversion ab 29.700 Euro

In der Automobilbranche kann es manchmal ganz schön schnell gehen. Noch bis Ende 2023 war das Lamento über ein fehlendes Aufgebot an elektrischen Kleinwagen groß; große Elektro-SUVs wie Volvo EX90 und Kia EV9 schienen das E-Antriebssortiment zu dominieren.

Doch inzwischen sieht die Welt anders aus. Rund ein Dutzend elektrische Kleinwagen sind inzwischen beim Händler oder stehen zumindest im Konfigurator der Hersteller bereit: Alfa Romeo Junior Elettrica, Citroën ë-C3, DS3 E-Tense, Fiat 600e, Fiat Grande Panda, Jeep Avenger Elektro, Lancia Ypsilon Elettrica, Opel Corsa Electric, Opel Mokka Electric, Peugeot e-208 und e-2008 sowie Renault 4 und Renault 5. Ganz zu schweigen von kommenden Preisbrechern aus China wie dem Leapmotor 03.

Keine Frage, der Kampf der Hersteller um die Gunst der Käufer von Elektroautos wird extrem hart. Und da ist der Volkswagen-Konzern mit seinen kommenden Kleinwagen noch gar nicht dabei.

Insofern passt es gut, dass die BMW-Tochter Mini die Preise für den Aceman kurz vor der Markteinführung auf das sogenannte Agenturmodell umstellt. Das bedeutet, dass der Listenpreis jetzt um 5000 Euro niedriger ausfällt im Vergleich zum Händlerverkaufspreis. Aber es bedeutet auch, dass der Preis nun fix ist und Kunden keinen Preisnachlass beim Kauf mehr herausverhandeln können.

Der ADAC wollte wissen, wie sich das unerwartet attraktive Angebot von Mini fährt. Die Redaktion hat die erste Gelegenheit genutzt, den Aceman auf die Probe zu stellen.

Aceman: Unverkennbar Mini

Redakteur Wolfgang Rudschies lehnt sich an den neuen Mini Aceman
Redakteur Wolfgang Rudschies auf Testfahrt mit dem Mini Aceman © Mini/Wolfgang Gröger-Meier

Nach den objektiven Papierwerten ist der Mini Aceman mit einer Karosserie von 4,08 Meter Länge etwas größer als der Cooper, aber kürzer als der Countryman. Offiziell firmiert der Neue als "Crossover" und in der Tat ist er auch etwas näher an der Straße als der Countryman, schaut dabei aber viel knuffiger aus. Der fesche optische Eindruck wird unterstützt, wenn ein farblich abgesetztes Dach und ebensolche Außenspiegel geordert wurden. So ist und bleibt auch der Aceman unverkennbar Mini.

Alles andere als mini sind die Platzverhältnisse innen. Gefühlt sind sie sogar erstaunlich gut, wie wir bei der ersten Ausfahrt feststellten: Die Kniefreiheit im Fond fällt für einen Kleinwagen bemerkenswert aus. In den Kofferraum passen laut Hersteller normal 300 Liter, bei umgeklappten Rücksitzlehnen stehen bis unters Dach vollgepackt 1005 Liter Stauraum zur Verfügung. Das sollte im Alltag für die allermeisten Anwendungsfälle reichen.

Bilder: Die Details des Mini Aceman

Auch im Innenraum fällt die Mini-Designschule sofort ins Auge. Wobei das kreisrunde Zentraldisplay in der Mitte des Cockpits ein wenig an eine digitale Wanduhr erinnert. Mit den für Mini typischen Kippschaltern lässt sich beispielsweise der Gang einlegen oder die Lautstärke anpassen.

Auch der neue Sprachassistent, der auf das Kommando "Hey Mini!" hört und durch "Spike", ein kleines Displaymännchen, verkörpert wird, unterstützt bei den vielfältigen Bedienungsfunktionen. Man ist also (erfreulicherweise) nicht nur auf das zentrale Touchdisplay angewiesen.

Die Materialqualität geht mit leichten Abstrichen in Ordnung. Nur die Verwendung von hartem Billigplastik im unteren Bereich des Armaturenbretts, an den Türen und der Mittelkonsole stellt den Premium-Anspruch des Aceman ein wenig in Frage. Auch dass die Beifahrersonnenblende ohne ein Lämpchen daherkommt, ist gemessen am Anspruch unverständlich. Erwartungsgemäß gut ist der Sound der Harman-Kardon-Anlage, Prädikat "Extraklasse".

Der Mini Aceman in voller Fahrt

Redakteur Wolfgang Rudschies sitzt am Lenkrad des  neuen Mini Aceman
Redakteur Rudschies lotet das Fahrverhalten aus© Mini/Wolfgang Gröger-Meier

Nun aber endlich zum Fahreindruck – ein Mini wird ja nicht nur wegen der ungewöhnlichen Optik, sondern auch wegen des besonderen Fahrerlebnisses gekauft. Beim Aceman stehen zwei Akkuvarianten sowie daran gekoppelt zwei unterschiedliche Leistungsversionen zur Verfügung. Und zwar: Der Aceman E mit 42,5 kWh-Akku und 135 kW/184 PS Leistung sowie der Aceman SE mit 54 kWh-Akku und 160 kW/218 PS. Als mögliche Reichweiten werden 310 und 406 Kilometer genannt.

Zur ersten Ausfahrt stand ausschließlich die Topvariante SE bereit im dänischen Kopenhagen. Und die pfeilte sicher und präzise durch die Kurven, wie man es von Mini erwartet. Vor allem im sogenannten GoKart-Modus mit veränderter Gaspedalkennlinie und direkterer Lenkung. Die Fahrwerksauslegung ändert sich dadurch aber nicht, und das ist gut so: Der Mini Aceman federt gut, steckt Temposchwellen oder Bahngleise gelassen weg.

Selbstverständlich reichten die Straßenverhältnisse in Dänemark bei weitem nicht aus, um auszuloten, wie agil der Aceman sein kann, wenn seine Leistung von 160 kW/218 PS bis aufs letzte Quäntchen ausgequetscht wird. Allerdings gab es diesbezüglich doch eine kleine Irritation: Bei kräftiger Beschleunigung aus dem Stand ließen die elektronischen Regelsysteme nämlich leichten Radschlupf zu. Ein Mini mit durchdrehenden Rädern? Wieso denn das?

Die Antwort kam von Fahrwerks-Entwickler Patrick Häussler: "Die Leute wollen das Auto spüren, sie wollen ein Feedback bekommen, wenn die Haftungsgrenzen erreicht sind. Also haben wir das so abgestimmt."

Allerdings geriet das Auto bei gerader Straßenführung leicht ins Schlingern nach rechts und links, als das Strompedal – im dafür gewählten Sportmodus – bei mehreren Versuchen voll durchgetreten wurde. Ob das Schlingern ein spezifisches Verhalten des Testwagens war oder bei allen Mini Aceman auftritt, muss geprüft werden im Rahmen des bald folgenden ADAC Autotests.

Energieverbrauch und Laden

Mini Aceman am Laden
Lädt eher bedächtig: DC mit maximal 95 kW© Mini/Bernhard Filser

Der Energieverbrauch pendelte auf unserer Testfahrt zwischen 15,1 und 17,5 kWh pro 100 Kilometer. Das erscheint angesichts der gemächlichen Fahrweise in Dänemark nicht als Bestwert, aber als noch okay. Insofern darf man gespannt sein auf den Wert, den der ADAC im kommenden, ausführlichen Autotest ermitteln wird.

Erfreulich: Eine Wärmepumpe zur Energieeinsparung bei extremen Außentemperaturen ist serienmäßig an Bord, die Routenführung auf der Langstrecke bezieht die Planung von notwendigen Ladestopps ein. Allerdings ist nur bei Eingabe eines Zielortes die Batterie zum Aufladen richtig temperiert. Wer ohne Navi fährt und manuell vortemperieren möchte, findet nichts dazu in den Bedienmenüs.

Auch manuelle Paddles am Lenkrad zum situationsgerechten Einstellen der Rekuperationsstärke, wie es sie bei Elektroautos von Hyundai, Kia und einigen anderen Herstellern ganz selbstverständlich gibt, enthält Mini seinen Kunden vor.

Ein gewichtigerer Kritikpunkt ist das relativ langsame Laden des Mini Aceman. AC-Laden an der Stadtwerke-Säule oder der Wallbox ist nur mit maximal 11 kW möglich. Das DC-Laden an Schnellladesäulen funktioniert beim schwächeren Aceman mit maximal 70 kW, bei der gefahrenen SE-Version wird der Maximalwert bei 95 kW erreicht. Von einem Premium-Hersteller würde man sich schon ein bisschen mehr Ladeleistung als im Segment üblich wünschen.

Fazit: Viel Mini fürs Geld

Trotz der beschriebenen Kritikpunkte: Der neue Mini Aceman SE ist ein tolles Elektroauto. Fahragil, schick designt mit etlichen Ausstattungsoptionen und Individualisierungsmöglichkeiten. Antrieb und Fahrwerk machen richtig Laune, die Platzverhältnisse sind ordentlich. Hinsichtlich Reichweiten kann man immer meckern, schlecht sind sie im Konkurrenzvergleich aber nicht.

Der absolute Kick wird dem Mini durch die Senkung des Listenpreises verliehen. Der Basispreis von unter 30.000 Euro sowie nur 3500 Euro mehr für die Version SE ist top. Die meisten anderen Elektro-Kleinwagen (siehe Auflistung oben) sind teurer.

Man kann nur hoffen, dass es auch bei diesen Preisen bleibt, wenn die diskutierten EU-Zölle für Autos aus China greifen. Schließlich wird der Aceman wie der neue Mini Cooper in einem Joint-Venture mit Great Wall Motors (GWM) in Zhangjiagang gefertigt. Es könnte ja sein, dass Mini künftige Zollzahlungen auf die neuen Agenturpreise draufschlägt.

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Mini Aceman: Daten und Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

MINI Aceman E Essential Trim (ab 10/24)

MINI Aceman SE Essential Trim (ab 10/24)

Motorart

Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

135
160

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

184
218

Drehmoment (Systemleistung)

290 Nm
330 Nm

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

7,9 s
7,1 s

Höchstgeschwindigkeit

160 km/h
170 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

309 km
405 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

14,1 kWh/100 km
14,0 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

42,5
54,2

Batteriekapazität (Netto) in kWh

38,5
49,2

Ladeleistung (kW)

AC:11,0 DC:70,0
AC:11,0 DC:95,0

Kofferraumvolumen normal

300 l
300 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.005 l
1.005 l

Leergewicht (EU)

1.720 kg
1.785 kg

Zuladung

450 kg
450 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

750 kg
750 kg

Länge x Breite x Höhe

4.079 mm x 1.754 mm x 1.514 mm
4.079 mm x 1.754 mm x 1.514 mm

Grundpreis

29.700 Euro
33.200 Euro

Hier finden Sie alle Ausstattungsversionen und Preise des Mini Aceman.