Ein Elektroauto gebraucht kaufen? Das sollten Sie wissen
Wer überlegt, sich ein gebrauchtes Elektroauto zu leisten, hat viele Fragen. Hier ein Ratgeber, wie der Kauf – auch trotz aktuell hoher Preise – gelingen kann.
Gebrauchte E-Autos sind knapp und teuer
Batteriezertifikat dringend zu empfehlen
Plus: 20 Gebrauchtwagen-Informationsblätter von E-Autos
Günstige gebrauchte E-Autos? Mangelware!
Der Gebrauchtwagenmarkt war 2022 massiv durch die Lieferprobleme auf der Neuwagenseite beeinflusst. Egal ob Elektro, Hybrid oder Verbrenner – die Lieferschwierigkeiten und Wartezeiten führten dazu, dass sich Kaufinteressenten verstärkt auf dem Gebrauchtwagenmarkt umsehen (mussten).
Die Situation hat sich Anfang 2023 nicht grundlegend geändert. Die Lage auf dem Gebrauchtwagenmarkt für Kaufinteressenten ist weiterhin schlecht, die Preise für gebrauchte Elektroautos gehen voraussichtlich nicht so schnell zurück. Das Angebot an E-Fahrzeugen ist und bleibt mangels Nachschub knapp – und deren Technik kann natürlich nicht mit dem Stand eines ganz neuen Modells mithalten.
Neben den grundsätzlichen Tipps für den Gebrauchtwagenkauf sollten Sie bei Elektroautos deshalb folgende Aspekte besonders beachten.
Spezielle Risiken beim E-Auto-Gebrauchtkauf

Gibt es beim Kauf eines Elektro-Gebrauchtwagens besondere Risiken? Das fragen sich viele Käufer nicht zu Unrecht. Unsicherheiten bestehen vor allem hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der Akkus und der Restwertentwicklung des Fahrzeugs (siehe weiter unten). Beides ist nur schwer einzuschätzen vor der Kaufentscheidung. Andererseits hat ein Elektroauto viel weniger Verschleißteile als ein Auto mit Verbrennungsmotor. So muss man sich zum Beispiel keine Gedanken darüber machen, ob demnächst eventuell die Kupplung zu reparieren oder der Auspuff zu ersetzen wäre.
Gebrauchte E-Autos: Stimmt die Reichweite?

Um das passende Elektroauto zu finden, sollten zuerst die persönlichen Anforderungen an das Wunschfahrzeug wie Platzverhältnisse, Ausstattung und ähnliches klar sein. Bei E-Autos muss sich der Käufer außerdem Gedanken machen, welche Reichweite und Ladetechnologie das Auto haben soll. Soll mit dem Fahrzeug beispielsweise eine tägliche Pendlerstrecke von 50 Kilometern zurückgelegt werden, schafft das auch ein Elektroauto der ersten Batteriegeneration – sogar unter winterlichen Bedingungen. Sind Strecken von 100 Kilometern und mehr gefordert, wird es für E-Autos der ersten Generation mit einer gealterten Batterie möglicherweise schon sehr eng.
Darüber hinaus ist die Frage zu klären, wo das Fahrzeug aufgeladen werden kann: Ob das überwiegend zu Hause oder auch beim Arbeitgeber passiert, und wie oft das möglicherweise an einer öffentlichen Ladesäule geschehen muss. Letzteres hat deutlich höhere Betriebskosten zur Folge, die einkalkuliert werden müssen.
Auf die vorhandene Ladetechnologie im Fahrzeug muss besonders der achten, für den auch längere Strecken wichtig sind. Sie bestimmt maßgeblich, wie schnell die Batterie wieder aufgeladen werden kann.
Ladetechnologie
Ladetechnologie und Ladeleistung entscheiden maßgeblich darüber, wie flexibel ein Elektroauto einsetzbar ist. Kann man ein Elektroauto auch schnellladen (DC-Gleichstrom), ist es in relativ kurzer Zeit wieder für eine längere Strecke einsatzbereit. Kann es hingegen nur an Wechselstrom (AC) normal laden, benötigt es einige Stunden oder die ganze Nacht, um wieder eine nennenswerte Reichweite aufzubauen.
Auch beim AC-Laden gibt es Unterschiede. Manche Bordladegeräte können nur eine, manche zwei und im Idealfall können sie drei Phasen nutzen. Die möglichen Ladeleistungen variieren somit von 3,6 bis 22 Kilowatt.
Ausführliche Informationen zum Laden von E-Autos finden Sie hier.
Nehmen Sie die Angaben der Hersteller zur Reichweite nicht einfach für bare Münze. Die tatsächliche Reichweite von E-Autos liegt meist deutlich niedriger und ergibt sich aus der nutzbaren Batteriegröße (kWh) und dem Stromverbrauch. Dieser hängt maßgeblich vom Fahrverhalten, der Außentemperatur und den Wetterbedingungen sowie der Nutzung von z.B. Heizung oder Klimaanlage ab. Je nach Bedingungen und Einsatzszenarien können so z.B. im Winter aus 200 Kilometer Reichweitenangabe im Extremfall nur 100 Kilometer werden. Vergessen Sie nicht, dass die Reichweite auch mit zunehmender Lebensdauer der Batterie abnimmt.
Lassen Sie den Akku prüfen – der ADAC hilft

Die Antriebsbatterie ist beim E-Auto das teuerste Bauteil und verschleißt prinzipbedingt über die Zeit und mit der Nutzung. Je mehr Ladezyklen, desto stärker die Alterung. Deshalb sollte der Gesundheitszustand der Batterie ("State of health" = SOH) vom Verkäufer möglichst genau nachgewiesen werden. Bei regelmäßigen Wartungen und Checks in der Herstellerwerkstatt werden die Antriebsbatterien auf ihren Zustand überprüft. Können die Prüfprotokolle zusammen mit dem Scheckheft vorgezeigt werden, wirkt das vertrauensbildend – wenn nicht, ist Vorsicht angesagt.
Auch der ADAC kann hier behilflich sein. Ab sofort bietet der ADAC in Kooperation mit dem Partner Aviloo einen herstellerunabhängigen und neutralen Batteriecheck für reine Elektrofahrzeuge, aber auch für Plug-in-Hybride an. Mehr Informationen zum Batteriecheck beim Elektroauto.
Eine Alternative: Autos mit Mietbatterie
Um das Risiko eines beschädigten oder leistungsschwachen Akkus zu vermeiden, lohnt es sich, nach Angeboten mit einer Mietbatterie Ausschau zu halten. Fündig werden Sie eventuell bei älteren Renault Zoe und Nissan Leaf. Können Sie den Vertrag zur Mietbatterie übernehmen, sind damit zwar monatliche Zusatzkosten verbunden, es besteht dann aber auch die übliche Herstellergarantie. Klären Sie unbedingt, ob der Mietvertrag übernommen werden kann, und fixieren Sie das schriftlich. Seit 2021 hat Renault als letzter Hersteller keine Mietbatterie mehr im Angebot.
Checken Sie den Gesamtzustand
Beim Kauf eines gebrauchten E-Autos gelten die gleichen Regeln wie beim Kauf jedes anderen Gebrauchtwagens. Dabei unterstützen der ADAC Ratgeber Gebrauchtwagenkauf und die Gebrauchtwagen-Checkliste. Letztendlich kann man das Risiko, ein schlechtes Exemplar zu erwischen, nur mit der Begutachtung durch einen Fachmann oder durch eine Gebrauchtwagenuntersuchung beim ADAC bzw. anderen Prüf-Institutionen reduzieren.
Der Verkäufer sollte möglichst genau Auskunft zur Historie des Fahrzeugs, dessen Reichweite und Batteriezustand geben können. Fragen Sie den Verkäufer oder Vorbesitzer nach Batterieschäden oder -reparaturen und halten Sie diese Informationen im ADAC Musterkaufvertrag für Elektroautos schriftlich fest.
Achten Sie auf lückenlosen Service
Eine sorgfältige Prüfung des Serviceheftes ist beim Elektroauto nicht weniger wichtig als sonst, denn regelmäßige Wartungen belegen ein einwandfreies "Vorleben" des Fahrzeugs. Ohne eine genaue Dokumentation fällt es schwer, Garantieansprüche durchzusetzen, insbesondere bei den langjährigen Garantieversprechen auf die Batterie oder andere elektrische Komponenten.
Kostenrisiko Batteriedefekt: Muss nicht sein
Die Antriebsbatterie ist beim Elektroauto das teuerste Bauteil und verschleißt prinzipbedingt über die Zeit und mit der Nutzung (Ladezyklen). Ist eine Batterie nicht mehr leistungsfähig genug, muss – technisch gesehen – nicht zwangsläufig die gesamte Batterie getauscht werden. Oftmals ist der Austausch einzelner Batteriemodule ausreichend.
Ob das eine Werkstatt macht und zu welchen Kosten, darüber herrscht jedoch weitgehend Ungewissheit. Die Hersteller halten sich hier leider noch sehr bedeckt, auch wenn die Batterien grundsätzlich reparierbar konstruiert sind. Die Situation sollte sich in den nächsten Jahren aber ändern.
Unbedingt sind die beim Wunschauto gültigen Garantieregeln zu klären. Hatten Elektroautos der ersten Generation oft noch fünf Jahre oder 100.000 km Garantie auf die Antriebsbatterie, hat sich inzwischen bei den meisten Herstellern eine Garantiezusage von acht Jahren oder 160.000 km etabliert.
Ein Garantiefall liegt dann vor, wenn die Restkapazität eine vom Hersteller definierte Grenze unterschreitet – meistens liegt diese bei 70 Prozent nutzbarer Restkapazität. Je näher das Auto dem Garantieende kommt, umso höher das Risiko für den Gebrauchtwagenkäufer, dass er für Schäden selbst aufkommen muss.
E-Auto gebraucht von Privat: Kaufvertrag

Wie schon erwähnt: Fragen Sie den Verkäufer oder Vorbesitzer nach Batterieschäden oder -reparaturen und halten Sie diese Informationen im ADAC Musterkaufvertrag für Elektroautos schriftlich fest. Hier sollte auch festgehalten werden, welche Ladekabel oder sonstiges Zubehör zum Fahrzeug gehören, und in welchem Zustand sich diese befinden. Bei der Hauptuntersuchung (HU) stellt ein fehlendes oder defektes Ladekabel einen erheblichen Mangel dar und führt zur Verweigerung der Plakette.
Gute gebrauchte E-Autos im ADAC Test

Für alle wichtigen Elektroautos auf dem deutschen Markt hält der ADAC jeweils ein ausführliches Gebrauchtwagen-Informationsblatt bereit. Grundlage ist die technische Charakteristik des Modells bzw. dessen Bewertung durch die Auto-Experten des ADAC Autotest. Manche der getesteten Modelle sind technisch schon beachtlich gut, andere zeigen hier und da (noch) Schwächen.
Die Infoblätter listen darüber hinaus auch alle bekannten Mängel, Pannen und Rückrufe des Modells. Außerdem enthalten sie eine dezidierte Modellgeschichte mit den technischen Änderungen des Herstellers, die durchschnittlichen Werkstattkosten für Inspektion und Bremsenservice sowie die monatlichen Gesamtkosten (Versicherung, Betrieb/Strom etc.).
Die Gebrauchtwagen-Informationsblätter mit einem kostenlosen Download als PDF gibt es zu folgenden Modellen:
Citroën C-Zero/Peugeot iOn/Mitsubishi i-MiEV (technisch baugleich)
Bildergalerie: Wichtige E-Autos






















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Förderung bei Kauf und Leasing
Kauf und Leasing gebrauchter E-Autos und gebrauchter Plug-in-Hybride werden vom Staat bezuschusst. Maximal zahlt der Staat beim Kauf seit 1.1.2023 nur noch 4500 Euro (statt zuvor 6000 Euro). Beim Leasing kann es 2250 bis 4500 Euro Förderung geben.
Anträge können bei der Bafa gestellt werden, die Bewilligung ist aber von vielen Förderbedingungen* abhängig. Grundsätzlich darf das gebrauchte E-Fahrzeug nicht länger als 12 Monate erstzugelassen gewesen sein, höchstens 15.000 Kilometer auf dem Tacho haben, und es darf dafür noch keine Förderung beantragt worden sein.
So ermitteln Sie den Kaufpreis
Damit Sie sich ein Bild der Kaufpreise von (Elektro-)Gebrauchtwagen machen können, bietet der ADAC einen Preisrechner im Internet an. Dort können Sie die Daten für Ihr jeweiliges Wunschmodell eingeben, und der Rechner spuckt einen durchschnittlichen Preis für Fahrzeuge mit einem ordentlichen Fahrzeugzustand aus. Die Preise werden, der Marktentwicklung entsprechend, ständig aktualisiert.
Restwertentwicklung von Elektroautos
Generell ist die Restwertentwicklung von vielen Einflussfaktoren abhängig. Bei Elektroautos wirkt sich die noch relativ schnelle, technische Weiterentwicklung der Fahrzeug- und Ladetechnik sowie der immer höheren Reichweiten einerseits negativ auf den Wert älterer Modelle aus. Auf der anderen Seite steigt die Nachfrage nach gebrauchen Elektrofahrzeugen auch deutlich an, was sich wiederum positiv auf Restwerte auswirken kann.
Wie sich die Restwerte zukünftig entwickeln werden, ist einerseits von der weiteren technologischen Entwicklung und insbesondere von der Fortführung des Umweltbonus abhängig. Zudem ist sowohl der Neuwagen-, als auch der Gebrauchtwagenmarkt aufgrund der Liefersituation aus den Fugen geraten, was eine Prognose der Restwertsituation umso mehr erschwert.
Fachliche Beratung: Max Bauer, Matthias Vogt, ADAC Technik Zentrum
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