Hohe Gebrauchtwagenpreise: Wie man an ein günstiges Auto kommt

Die Preise für Gebraucht- und Neuwagen steigen weiter: 2022 mussten Kundinnen und Kunden sogar noch einmal deutlich mehr zahlen. Warum das so ist, wie man dennoch ein günstiges Auto findet, verraten ADAC und DAT.
Gebrauchtwagen 2022 so teuer wie nie
Tipps des ADAC: So kommt man trotzdem zum günstigen Auto
DAT-Umfrage zeigt: Umstieg auf E-Auto für viele noch keine Option
2022 geht als historisch teures Jahr in die Geschichte ein: Um 7,9 Prozent erhöhten sich die Verbraucherpreise letztes Jahr, laut Statistischem Bundesamt* ein historisch hoher Wert. Hauptgrund waren die Kosten für Energie, aber auch für Nahrungsmittel. Autofahrerinnen und Autofahrer bekamen die Teuerung beim Tanken zu spüren: An der Zapfsäule musste man 2022 so viel zahlen wie noch nie.
Und auch wer 2022 einen Gebrauchtwagen kaufte, musste so tief wie nie in die Tasche greifen: 18.800 Euro kostete laut der Deutschen Automobil Treuhand (DAT)* der Gebrauchte im Schnitt und damit 19 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Ein neuer "Alter" kostete Kundinnen und Kunden durchschnittlich also satte 3000 Euro mehr. Selbst angesichts der Entwicklung der letzten Jahre, in denen der Gebrauchtwagenpreis stetig kletterte, ist das noch bemerkenswert.
Auch Neuwagenpreise auf Rekordhoch

Der Grund: Die Preise auf dem Gebrauchtwagenmarkt hängen zu einem großen Teil auch von den Preisen für Neuwagen ab. Und diese sind 2022 ebenfalls nochmals erheblich gestiegen, viele Hersteller haben teils mehrfach im Jahr die Preise erhöht, günstigere Basisversionen verteuert oder sogar ganz gestrichen. 42.790 Euro haben Neuwagenkäufer 2022 im Schnitt ausgegeben.
Folgen von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg
Wie im Jahr zuvor hatten die Lieferengpässe bei Neuwagen erhebliche Auswirkungen auf den Gebrauchtmarkt. Durch die Corona-Pandemie bedingte Produktionsausfälle und Lieferketten-Probleme wurden 2022 durch den Ukraine-Krieg und die dadurch gestiegenen Energiekosten noch verschärft.
Auch durch eine schlechte Planung seitens der Autobauer herrscht immer noch vor allem eine Knappheit bei Microchips. Wenn Halbleiter fehlen – ein neues Auto hat mehr als 1000 davon an Bord – können Autos nicht produziert und ausgeliefert werden. In Zahlen: Statt 3,6 Millionen Neuwagen in 2019 wurden 2022 in Deutschland nur 2,65 Millionen Autos (plus 1,1 Prozent gegenüber 2021) neu zugelassen.
2022: Junger Gebrauchter statt Neuwagen
Was hat das mit Gebrauchtwagen zu tun? Als Folge der Lieferschwierigkeiten bei Neuwagen sind in den Vorjahren viele auf den Gebrauchtwagenmarkt ausgewichen, haben stattdessen junge (und teurere) Gebrauchte gekauft und das Angebot verknappt. Hinzu kommt, dass laut DAT – wie bereits 2021 – weniger "junge Gebrauchte" etwa durch Mietwagenfirmen, Vorführwagen und Tageszulassungen durch Händler oder Leasingrückläufer in den Markt gekommen sind und den Preisanstieg noch befeuert haben.
Aber auch beim Blick auf die Besitzumschreibungen zeigt sich: Der Gebrauchtwagenmarkt hat an Dynamik verloren. 2022 haben erheblich weniger Gebrauchte ihren Besitzer gewechselt. Grund: Durch Unsicherheiten wie Ukrainekrieg und gestiegene Lebenshaltungskosten haben viele den Autokauf aufgeschoben.
Wann ist ein Ende der hohen Preise in Sicht? Laut DAT wird sich daran so schnell nichts ändern. Auch 2023 dürfte der Gebrauchtwagenmarkt angespannt bleiben – und wohl auch darüber hinaus. Die Gebrauchtwagen-Experten fürchten sogar, dass das hohe Preisniveau "das neue Normal" werden könnte. Gestiegene Energiekosten und Lieferausfälle würden die Händler schlussendlich kompensieren.
So findet man einen günstigen Gebrauchten
Wer jetzt einen Gebrauchtwagen kaufen will oder muss, hat trotzdem Möglichkeiten, der Preisspirale zu entgehen. Hier die Tipps des ADAC:
1. Kompromisse eingehen
Es soll eine silberne Mercedes C-Klasse mit Ledersitzen, Klimaautomatik und Xenonlicht mit wenig Kilometern sein? Es ist keine gute Idee, sich auf eine (gängige) Kombination zu versteifen. Je flexibler man bei Farbe, Ausstattung, Motor oder Getriebe ist, desto höher die Chance, ein günstiges Angebot zu finden. Warum also nicht mal ein knallroter Mercedes mit Schaltgetriebe und Stoffsitzen? Gerade farbenfrohe Autos sind oft günstiger als schwarze oder graue.
2. Anderes Modell suchen
Oder Sie sind noch mutiger und rücken ganz vom Wunschmodell ab. Es lohnt sich, jenseits der Bestseller auf Suche zu gehen und sich die Underdogs anzusehen. Statt BMW 3er, VW Golf oder Opel Corsa können auch Hyundai i40, Citroën C4 oder Subaru Justy gute Alternativen sein, die der Händler vom Hof haben möchte. Um die Stärken und Schwächen eines Modells herauszufinden, ziehen Sie am besten den Autotest und die Gebrauchtwagenbewertungen des ADAC zu rate.
Und was spricht dagegen, eine Nummer kleiner (und damit günstiger) zu kaufen? Weil Autos von Generation zu Generation stetig wachsen, ist ein aktueller Polo mittlerweile genauso geräumig wie ein Golf III oder Golf IV. Nur eben billiger als ein Golf VII.
3. Auto-Abo ausprobieren
Wer sein Wunschmodell nicht findet, aber schnell einen fahrbaren Untersatz braucht, kann ein paar Monate oder Jahre mit klassischem Leasing bei kurzer Laufzeit oder einem Auto-Abo überbrücken. Letzteres ist als Langzeitmiete noch wenig bekannt, hat aber Vorteile. Man zahlt einen fixen Betrag im Monat und kann meist monatlich kündigen. Beinhaltet sind alle Kosten von Versicherung über Inspektionen, man hat kein Wertverlustrisiko und muss nur noch den Treibstoff bezahlen. Zum Laufzeitende gibt man das Auto einfach ab. Auch hier gilt: Nach Newcomern im Markt schauen (z.B. Lynk und Co oder Genesis) oder nach weniger gängigen Modellen mit entsprechend günstigen Preisen.
4. Carsharing nutzen
Für Wenigfahrer kann auch Carsharing eine Alternative sein. In Großstädten ist die Abdeckung mittlerweile so gut, dass sich immer ein Auto findet. In Kleinstädten oder auf dem Land sind die großen Anbieter allerdings nicht präsent. Alternative: privates Carsharing. Manche Fahrzeuge sind dafür sogar ab Werk ausgelegt, die Mercedes A-Klasse etwa oder der Smart EQ ("Ready to share"). Das Auto lässt sich über eine App mit Freunden, Bekannten oder Nachbarn teilen, geöffnet und gestartet wird via Smartphone. Oder auch ganz analog. Vorteil: Der "Vermieter" kann ein paar Euro verdienen, der "Mieter" braucht kein eigenes Auto.
5. Reimport statt junger Gebrauchtwagen
Bei manchen Modellen kann es sich lohnen, nach einem Reimport zu schauen. Also nach Autos, die eigentlich für ein anderes Land bestimmt waren. Oft liegen deren Neuwagenpreise auf dem Niveau junger Gebrauchter. Es gibt viele Händler, die sich darauf spezialisiert haben und Autos im großen Maßstab importieren. Aber: Auch wenn der Wagen vom gleichen Band gerollt ist wie die deutsche Version, kann es Unterschiede bei der (Sicherheits-)Ausstattung geben. Also am besten genau vergleichen.
6. Elektroauto kaufen
In Zukunft fahren wir alle elektrisch. Es spricht aber nichts dagegen, bereits jetzt auf ein E-Auto umzusteigen. Wer seine genauen Bedürfnisse und Voraussetzungen kennt (tägliche Fahrleistung, Erst- oder Zweitwagen, Lademöglichkeiten), kann ein Elektroauto als Alternative in Betracht ziehen. Auch als Gebrauchtwagen, denn langsam füllen sich die Höfe der Händler mit Leasingrückläufern und lange gebauten Elektro-Pionieren wie BMW i3 und Renault Zoe.
Beschäftigen sollte man sich aber mit realen Reichweiten, Ladezeiten und der Garantie auf die Antriebsbatterie. Wer ein Auto als reines Pendler- oder Stadtauto nutzt, kann auch mit den geringen Reichweiten der ersten E-Autos gut leben.
DAT-Report 2023: So tickt der Gebrauchtwagenkäufer
Was unterscheidet den Gebrauchtwagen- vom Neuwagenkäufer? Worauf legt er Wert? Und wie steht er zu alternativen Antrieben? Diese und viele weitere interessante Infos hat die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) im aktuellen DAT-Report 2023 dargestellt. Grundlage ist eine repräsentative Umfrage unter Autokäufern. Hier die Zahlen und Fakten:
Gebrauchtwagenkäufer 2022 | Neuwagenkäufer 2022 | |
---|---|---|
Geschlecht | 70 % Männer | 76 % Männer |
Alter | 42,8 Jahre | 46,9 Jahre |
Fahrpraxis | 23,6 Jahre | 28 Jahre |
Pkw im Haushalt | 1,8 | 1,9 |
Hatten zuvor einen Neuwagen | 20 % | 76 % |
Monatliches Haushalts-Nettoeinkommen | 3685 € | 4792 € |
Kaufpreis des Fahrzeugs | 18.800 € | 42.790 € |
Vom Neuwagenkäufer unterscheidet sich der Gebrauchtwagenkäufer in einigen Punkten, wie die Tabelle oben zeigt. Keine Unterscheidung zwischen beiden Gruppen macht DAT bei der durchschnittlichen Jahresfahrleistung und hat Autofahrer insgesamt befragt. Im Schnitt waren Autofahrer 2022 rund vier Prozent weniger unterwegs als im Vorjahr und haben 13.180 Kilometer zurückgelegt. Interessant: Großstädter fahren mit 12.080 Kilometern im Jahr deutlich weniger als Kleinstädter mit 13.210 Kilometern. Letztere haben wie in den Jahren zuvor auch 2022 aufgrund der Corona-Pandemie ihre Fahrleistung reduziert. 2019 hatte diese Gruppe noch 16.110 Kilometer zurückgelegt. Da viele Jobs durch Videokonferenzen fürs Homeoffice tauglich wurden und die Preise für Kraftstoff und Parken in Innenstädten gestiegen sind, fahren Pendler nicht mehr jeden Tag zur Arbeitsstätte.
Die Corona-Pandemie hat aber auch die Bedeutung des eigenen Autos steigen lassen. 90 Prozent der Befragten fühlen sich ohne Auto in ihrer Mobilität eingeschränkt (2019: 84 Prozent), und 91 Prozent (75 Prozent in 2019) halten ihr Auto für unverzichtbar.
Kaufkriterien: Was dem Gebrauchtkäufer wichtig ist
Gebrauchtwagenkäufer denken eher rational. Ganz oben stehen Zuverlässigkeit, Unfallfreiheit und der Kaufpreis. Vernetzung, Inzahlungnahme des Vorwagens und auch das Prestige spielen dagegen eine untergeordnete Rolle. Auffällig laut DAT: Im Vergleich zum Vorjahr fallen die Erwartungen an einen Gebrauchten niedriger aus – die Noten haben sich etwas verschoben. Kilometerstand etwa (1,96 statt 1,93 im Vorjahr) oder Ausstattungsumfang (1,78 statt 1,85 im Vorjahr). Etwas weniger Beachtung schenkten die Gebrauchtwagenkäufer 2022 der Umweltverträglichkeit, die von 2,45 auf 2,39 leicht gefallen ist. Hier kann der ADAC Ecotest dennoch eine gute Kaufhilfe darstellen. Er ermittelt den realen Verbrauch sowie den Schadstoffausstoß.
Interesse an alternativen Antrieben steigt langsam
Tatsächlich haben 2022 nur sieben Prozent der Gebrauchtwagenkäufer zu einem Wagen mit alternativem Antrieb gegriffen, ein Prozent zu einem Elektroauto. Potenzielles Interesse an einem Fahrzeug mit alternativem Antrieb hatten zumindest 32 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer und 65 Prozent der Neuwagenkunden. Als Gründe gegen ein E-Auto etwa führen Gebrauchtkäufer vor allem hohe Anschaffungskosten (54 Prozent), eine begrenzte Reichweite (40 Prozent) und eine unausgereifte Infrastruktur (29 Prozent) an.
Im Auftrag der DAT wurden Pkw-Halter zudem gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, auf ein reines Elektroauto umzusteigen. Ergebnis: 31 Prozent können sich den Umstieg nicht vorstellen, zwei Prozent der Befragten besitzen bereits ein Elektroauto, 44 Prozent können sich einen Umstieg grundsätzlich vorstellen. Allerdings liegt bei der Mehrheit dieser Personen der Zeitpunkt eines geplanten Umstiegs in ferner Zukunft – also später als in fünf Jahren.
Gebrauchtwagenfahrer parken draußen
Doch auch die Parksituation könnte die ablehnende Haltung befördert haben. Wer keine eigene Garage hat und dort eine Wallbox anbringen kann, ist auf die öffentliche Infrastruktur zum Laden eines E-Autos angewiesen. Gebrauchtwagenkäufer sind meist "Laternenparker" und haben offenbar Bedenken, keine freie Ladesäule zu finden. Nicht ganz unberechtigt. Zwar seien 2021 deutschlandweit jede Woche 250 Ladepunkte hinzugekommen, doch laut dem Automobilverband VDA bräuchte es 2000 neue Ladepunkte pro Woche, um mit der wachsenden Zahl an E-Autos Schritt halten zu können.
Wohin geht der alte Wagen?
Beim Autokauf gibt es meist einen alten Wagen, den man loswerden muss. Dabei machten es sich 37 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer und 55 Prozent der Neuwagenkäufer leicht und gaben den Vorwagen beim Händler in Zahlung. Weil Fahrzeuge knapp waren, zeigten die Händler im letzten Jahr laut DAT besonders großes Interesse am Ankauf von Gebrauchtwagen. Dennoch spielt gerade bei Gebrauchtkäufern auch der Handel mit Privatleuten eine sehr große Rolle. 41 Prozent haben auf diese Weise ihren Altwagen verkauft.
Nach gut zwölf Jahren wird der alte Wagen verkauft

Im Schnitt war der Vorwagen eines Gebrauchtwagenkäufers 12,1 Jahre alt, hatte rund 150.000 Kilometer auf der Uhr und wurde 6,2 Jahre lang gefahren. Mit dem neuen Gebrauchten sind 95 Prozent so zufrieden, dass sie ihn wieder kaufen würden. Dennoch ist laut DAT die Markentreue wenig ausgeprägt. Bei der Neuerwerbung sind nur 34 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer ihrer Marke treu geblieben (Neuwagenkäufer 47 Prozent).
Insofern müssen die Händler trotz des derzeit mageren Angebots um jeden Kunden kämpfen. Schließlich informieren sich 96 Prozent der Gebrauchtkäufer online – und finden damit auch Angebote, die sich nicht im Umkreis befinden. Das Internet sorgt somit für Markttransparenz, aber oft auch für die Erkenntnis, dass auch anderswo keine Schnäppchen zu holen sind. Es bleibt spannend, wie sich der Markt in den nächsten Jahren entwickeln wird.
Tipps für den Gebrauchtwagenkauf
Selbst wenn ein Modell in der ADAC Pannenstatistik als zuverlässig aufgeführt ist, können einzelne Exemplare einer Modellreihe in ihrer Zuverlässigkeit doch sehr unterschiedlich sein. Denn: Je älter das Fahrzeug ist, umso größer ist der Einfluss des Halters auf die Pannenanfälligkeit.
Deshalb gilt beim Kauf eines älteren Fahrzeugs ganz allgemein:
Nehmen Sie das Auto kritisch unter die Lupe.
Informieren Sie sich vorher in der ADAC Autodatenbank (auch als App für Android und Apple). Hier finden Sie zum Wunschauto alle Informationen und erfahren auch die typischen Störungen sowie die häufigsten Pannenursachen je Modell und Jahr.
Lassen Sie das Fahrzeug vom Fachmann überprüfen. Das kann die Werkstatt Ihres Vertrauens sein oder die ADAC Gebrauchtwagenuntersuchung in einem ADAC Prüfzentrum in Ihrer Nähe.
Lassen Sie sich alle Wartungsnachweise bzw. Belege für durchgeführte Reparaturen zeigen.
Halten Sie alle zugesicherten Angaben des Verkäufers im Vertrag fest.
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Fachliche Beratung: Maximilian Bauer/ADAC Technikzentrum