Ein Elektroauto gebraucht kaufen? Das sollten Sie wissen!
Langsam entwickelt sich ein Markt für gebrauchte Elektroautos – das Angebot wird größer, und die Preise sinken. So werden E-Autos auch gebraucht zur echten Alternative zum Verbrenner. Worauf Sie aber beim Kauf achten müssen, lesen Sie hier.
Gebrauchte E-Autos: Das Angebot wird größer
Elektro-Gebrauchtwagen werden günstiger
Batteriezertifikat dringend zu empfehlen
Plus: Gebrauchtwagen-Infos zu 20 Modellen
Elektroautos sind ihrem Nischendasein mittlerweile entwachsen. Großzügige Förderungen, aber auch eine deutlich verbesserte Technik haben den Neuwagenmarkt in Schwung gebracht: Über eine Million E-Autos sind inzwischen auf deutschen Straßen unterwegs.
Der Gebrauchtwagenmarkt hinkte hier bislang allerdings lange hinterher: Bis Ende 2022/Anfang 2023 war die Lage auf dem Gebrauchtwagenmarkt für Kaufinteressenten mit geringem Angebot und hohen Preisen noch relativ schlecht.
Gebrauchte E-Autos: Mehr Auswahl
Das scheint sich jetzt zu ändern. Auffällig ist, dass auf Internetplattformen wie mobile.de die Zahl der inserierten elektrischen Gebrauchtwagen ab dem Baujahr 2019 sprunghaft angestiegen ist. Die Gründe: Zum einen sind seit dieser Zeit sehr viele wichtige und vor allem alltagstaugliche Elektroautos mit brauchbaren Reichweiten auf den Markt gekommen. Dazu zählen Modelle wie der VW ID.3, der Opel Corsa-e, der elektrische Fiat 500 oder das Tesla Model 3.
Diese Fahrzeuge haben sich neu gut verkauft und kommen folglich nun auf dem Gebrauchtwagenmarkt in relevanter Stückzahl an. Oftmals handelt es sich um junge Gebrauchte als Leasing-Rückläufer in einem Alter von zwei bis vier Jahren, mit überschaubarer Laufleistung und gutem Pflegezustand. Doch wie sieht es mit den Preisen aus?
Preise für gebrauchte Elektroautos sinken
Ein größeres Angebot lässt die Preise sinken – die Regeln der Marktwirtschaft gelten natürlich auch für Elektroautos. Aber auch aus einem anderen Grund werden Elektro-Gebrauchtwagen günstiger. Und der hat mit teils erheblich gesunkenen Neuwagenpreisen zu tun. Mit mehrfachen Abschlägen für das beliebte Model 3 hat ausgerechnet Tesla die Branche unter Druck gesetzt und eine regelrechte Preisspirale in Gang gebracht. Seit das Mittelklasseauto ab gut 42.000 Euro zu haben ist, befinden sich aber nicht nur die Gebrauchtpreise für das Model 3 im Sinkflug. In den Sog sind auch Modelle anderer Fabrikate geraten.
Gut zu erkennen ist die Preisentwicklung an der Auswertung der durchschnittlichen DAT-Preise von Herbst 2021, 2022 und 2023 für ein jeweils zwei Jahre altes Fahrzeug:
Modell/DAT-Preis | Herbst 2023 | Herbst 2022 | Herbst 2021 |
---|---|---|---|
Tesla Model 3 Standard Range Plus | 31.900 € | 38.550 € | 39.700 € |
VW ID.3 Pro S | 28.850 € | 33.100 € | 29.150 € |
BMW i3s (120 Ah) | 25.350 € | 27.050 € | 25.750 € |
Renault Zoe R135 52 kWh (zzgl. Batteriemiete) | 14.950 € | 17.300 € | – |
Hyundai Kona Trend (64 kWh) | 27.400 € | 35.050 € | – |
Ist es aber per se zu empfehlen, sich ein gebrauchtes E-Auto zuzulegen? Grundsätzlich spricht nichts dagegen. Die Gebrauchtpreise liegen oft schon auf dem Niveau von Verbrennern, die Unterhaltskosten sind meist geringer. Ein Elektroauto hat viel weniger Verschleißteile als ein Auto mit Verbrennungsmotor. So muss man sich zum Beispiel keine Gedanken darüber machen, ob demnächst eventuell die Kupplung zu reparieren oder der Auspuff zu ersetzen wäre.
Und wer meist zu Hause lädt und nicht auf teurere öffentliche Stromtankstellen angewiesen ist oder sogar den eigen produzierten Solarstrom laden kann, hat ohnehin einen Kostenvorteil.
Tipps für den Kauf gebrauchter Elektroautos
Die grundsätzlichen Tipps für den Gebrauchtwagenkauf gelten natürlich auch für E-Autos. Gibt es beim Kauf eines Elektro-Gebrauchtwagens aber Besonderheiten oder gar Risiken? Das fragen sich viele Käufer, denn anders als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor fehlen ihnen die Erfahrungswerte.
Unsicherheiten bestehen vor allem hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der Akkus. Wie schnell lässt die Batterie nach? Und sinkt die Reichweite mit zunehmendem Alter? Dass der Akku prinzipbedingt über die Zeit und mit der Nutzung altert, lässt sich nicht verhindern. Je mehr Ladezyklen, desto stärker die Alterung.
Aber: Dass die Batterien besonders schnell altern würden, hat der ADAC in zahlreichen Dauertests nicht erkennen können. Bei den untersuchten Fahrzeugen waren Antriebsbatterien auch nach einer hohen Laufleistung noch erstaunlich leistungsfähig. Bei einem jüngst über 100.000 Kilometer getesteten VW ID.3 ließen sich beispielsweise noch 93 Prozent der ursprünglichen Akku-Kapazität nutzen. Ein sehr guter Wert und meilenweit von den 74 Prozent entfernt, die VW im Rahmen seiner Neuwagengarantie bei 100.000 Kilometern verspricht.
Lassen Sie den Akku prüfen – der ADAC hilft
Vertrauen ist gut, Kontrolle aber besser. Denn: Die Antriebsbatterie ist beim E-Auto das teuerste Bauteil. Deshalb sollte der Gesundheitszustand der Batterie ("State of health" = SOH) vom Verkäufer möglichst genau nachgewiesen werden. Bei regelmäßigen Wartungen und Checks in der Herstellerwerkstatt werden die Antriebsbatterien auf ihren Zustand überprüft. Können die Prüfprotokolle zusammen mit dem Scheckheft vorgezeigt werden, wirkt das vertrauensbildend – wenn nicht, ist Vorsicht angesagt.
Auch der ADAC kann hier behilflich sein. In Kooperation mit dem Partner Aviloo bietet der ADAC einen herstellerunabhängigen und neutralen Batteriecheck für reine Elektrofahrzeuge, aber auch für Plug-in-Hybride an.
Mehr Informationen zum Batteriecheck beim Elektroauto.
Passt die Reichweite?
Um das passende Elektroauto zu finden, sollten zuerst die persönlichen Anforderungen an das Wunschfahrzeug wie Platzverhältnisse, Ausstattung und ähnliches klar sein. Bei E-Autos muss sich der Käufer außerdem Gedanken machen, welche Reichweite und Ladetechnologie das Auto haben soll. Soll mit dem Fahrzeug beispielsweise eine tägliche Pendlerstrecke von 50 Kilometern zurückgelegt werden, schafft das auch ein Elektroauto der ersten Batteriegeneration. Sind Strecken von 100 Kilometern und mehr gefordert, wird es für E-Autos der ersten Generation mit einer gealterten Batterie möglicherweise schon eng.
Extrem wichtig ist die "Größe" des Akkus. Die Kapazität wird in kWh angegeben. Die Reichweite können Sie grob überschlagen: Hat ein Auto eine 40-kWh-Batterie kommt es bei einem angenommenen Autobahnverbrauch von 20 kWh/100 km auf 200 Kilometer Reichweite. Fahren Sie selten auf der Autobahn, sollte diese Akkugröße ausreichen. Sind häufig lange Strecken angedacht, kann ein zu kleiner Akku aber viele Ladestopps nach sich ziehen – und es wird schnell nervig.
Darüber hinaus ist die Frage zu klären, wo das Fahrzeug aufgeladen werden kann: Ob das überwiegend zu Hause oder auch beim Arbeitgeber passiert, und wie oft das möglicherweise an einer öffentlichen Ladesäule geschehen muss. Letzteres hat höhere Betriebskosten zur Folge, die einkalkuliert werden müssen. Sinnvoll ist es, sich eine Ladekarte zuzulegen, mit der möglichst viele Säulen aktiviert werden können. Die ADAC e-charge Karte bietet beispielsweise unterwegs die Möglichkeit, an fast allen öffentlichen Ladestationen zu laden.
Auf die vorhandene Ladeleistung im Fahrzeug muss besonders der achten, für den auch längere Strecken wichtig sind. Sie bestimmt maßgeblich, wie schnell die Batterie wieder aufgeladen werden kann.
Ladetechnologie
Ladetechnologie und Ladeleistung entscheiden maßgeblich darüber, wie flexibel ein Elektroauto einsetzbar ist. Kann man ein Elektroauto auch schnellladen (DC-Gleichstrom), ist es in relativ kurzer Zeit wieder für eine längere Strecke einsatzbereit. Kann es hingegen nur an Wechselstrom (AC) normal laden, benötigt es einige Stunden oder die ganze Nacht, um wieder eine nennenswerte Reichweite aufzubauen.
Auch beim AC-Laden gibt es Unterschiede. Manche Bordladegeräte können nur eine, manche zwei und im Idealfall können sie drei Phasen nutzen. Die möglichen Ladeleistungen variieren somit von 3,6 bis 22 Kilowatt.
Ausführliche Informationen zum Laden von E-Autos finden Sie hier.
Nehmen Sie die Angaben der Hersteller zur Reichweite nicht einfach für bare Münze. Die tatsächliche Reichweite von E-Autos liegt meist niedriger und ergibt sich aus der nutzbaren Batteriegröße (kWh) und dem Stromverbrauch. Dieser hängt maßgeblich vom Fahrverhalten (hoher Verbrauch bei schneller Fahrt auf der Autobahn), der Außentemperatur (bei klirrender Kälte leistet der Akku weniger und muss beheizt werden) und den Wetterbedingungen sowie der Nutzung von z.B. Heizung (der Innenraum wird mit Strom beheizt) oder Klimaanlage ab.
Hilfreich können hier die Testergebnisse des ADAC sein. Der ADAC Ecotest liefert praxisgerechtere Verbrauchswerte (inklusive Ladeverluste) mit realistischeren Reichweiten.
Bei jedem ADAC Autotest aktueller und auch älterer Modelle können Sie die ermittelten Werte nachlesen.
Checken Sie den Gesamtzustand
Beim Kauf eines gebrauchten E-Autos gelten die gleichen Regeln wie beim Kauf jedes anderen Gebrauchtwagens. Dabei unterstützen der ADAC Ratgeber Gebrauchtwagenkauf und die Gebrauchtwagen-Checkliste. Letztendlich kann man das Risiko, ein schlechtes Exemplar zu erwischen, nur mit der Begutachtung durch einen Fachmann oder durch eine Gebrauchtwagenuntersuchung beim ADAC bzw. anderen Prüf-Institutionen reduzieren.
Der Verkäufer sollte möglichst genau Auskunft zur Historie des Fahrzeugs, dessen Reichweite und Batteriezustand geben können. Fragen Sie den Verkäufer oder Vorbesitzer nach Batterieschäden oder -reparaturen und halten Sie diese Informationen im ADAC Musterkaufvertrag für Elektroautos schriftlich fest.
Achten Sie auf lückenlosen Service
Eine sorgfältige Prüfung des Serviceheftes ist beim Elektroauto nicht weniger wichtig als sonst, denn regelmäßige Wartungen belegen ein einwandfreies "Vorleben" des Fahrzeugs. Ohne eine genaue Dokumentation fällt es schwer, Garantieansprüche durchzusetzen, insbesondere bei den langjährigen Garantieversprechen auf die Batterie oder andere elektrische Komponenten.
Kostenrisiko Batteriedefekt: Muss nicht sein
Ist eine Batterie nicht mehr leistungsfähig genug, muss – technisch gesehen – nicht zwangsläufig die gesamte Batterie getauscht werden. Oftmals ist der Austausch einzelner Batteriemodule ausreichend. Ob das eine Werkstatt macht und zu welchen Kosten, darüber herrscht jedoch weitgehend Ungewissheit. Die Hersteller halten sich hier leider noch sehr bedeckt, auch wenn die Batterien grundsätzlich reparierbar konstruiert sind. Die Situation sollte sich in den nächsten Jahren aber ändern.
Unbedingt sind die beim Wunschauto gültigen Garantieregeln zu klären. Hatten Elektroautos der ersten Generation oft noch fünf Jahre oder 100.000 km Garantie auf die Antriebsbatterie, hat sich inzwischen bei den meisten Herstellern eine Garantiezusage von acht Jahren oder 160.000 km etabliert.
Ein Garantiefall liegt dann vor, wenn die Restkapazität eine vom Hersteller definierte Grenze unterschreitet – meistens liegt diese bei 70 Prozent nutzbarer Restkapazität. Je näher das Auto dem Garantieende kommt, umso höher das Risiko für den Gebrauchtwagenkäufer, dass er für Schäden selbst aufkommen muss.
E-Auto gebraucht von Privat: Kaufvertrag
Fragen Sie den Verkäufer oder Vorbesitzer nach Batterieschäden oder -reparaturen und halten Sie diese Informationen im ADAC Musterkaufvertrag für Elektroautos schriftlich fest.
Hier sollte idealerweise auch festgehalten werden, welche Ladekabel oder sonstiges Zubehör zum Fahrzeug gehören, und in welchem Zustand sich diese befinden.
Gute gebrauchte E-Autos im ADAC Test
Für alle wichtigen Elektroautos auf dem deutschen Markt hält der ADAC jeweils ein ausführliches Gebrauchtwagen-Informationsblatt bereit. Grundlage ist die technische Charakteristik des Modells bzw. dessen Bewertung durch die Auto-Experten des ADAC Autotest. Manche der getesteten Modelle sind technisch schon beachtlich gut, andere zeigen hier und da (noch) Schwächen.
Die Infoblätter listen darüber hinaus auch alle bekannten Mängel, Pannen und Rückrufe des Modells. Außerdem enthalten sie eine dezidierte Modellgeschichte mit den technischen Änderungen des Herstellers, die durchschnittlichen Werkstattkosten für Inspektion und Bremsenservice sowie die monatlichen Gesamtkosten (Versicherung, Betrieb/Strom etc.).
Die Gebrauchtwagen-Informationsblätter mit einem kostenlosen Download als PDF gibt es zu folgenden Modellen:
Citroën C-Zero/Peugeot iOn/Mitsubishi i-MiEV (technisch baugleich)
Bildergalerie: Interessante E-Autos
1 von 18
Förderung bei Kauf und Leasing
Kauf und Leasing gebrauchter E-Autos und gebrauchter Plug-in-Hybride werden vom Staat bezuschusst (siehe auch Artikel zur Förderung gebrauchter Elektroautos). Maximal gibt es beim Kauf 4500 Euro Gesamt-Zuschuss von Hersteller und Staat, ab 1.1.2024 verringert sich die Förderung auf 3600 Euro. Beim Leasing kann es bis zu 4500 (2023) bzw. 3600 Euro (ab Zulassung 2024) geben.
Anträge können bei der Bafa gestellt werden, die Bewilligung ist aber von vielen Förderbedingungen abhängig. Grundsätzlich darf das gebrauchte E-Fahrzeug nicht länger als zwölf Monate erstzugelassen gewesen sein, höchstens 15.000 Kilometer auf dem Tacho haben, und es darf dafür noch keine Förderung beantragt worden sein.
So ermitteln Sie den Kaufpreis
Damit Sie sich ein Bild der Kaufpreise von (Elektro-)Gebrauchtwagen machen können, bietet der ADAC einen Online-Preisrechner an. Dort können Sie die Daten für Ihr jeweiliges Wunschmodell eingeben, und der Rechner spuckt einen durchschnittlichen Preis für Fahrzeuge mit einem ordentlichen Fahrzeugzustand aus. Die Preise werden, der Marktentwicklung entsprechend, ständig aktualisiert.
Fazit
Gebrauchte Elektroautos stehen inzwischen in größerer Stückzahl und Modellvielfalt zur Verfügung. Das gewachsene Angebot und weitere andere Faktoren sorgen dafür, dass Elektroautos im Vergleich zu Verbrennerautos relativ günstig zu bekommen sind. Da auch die Betriebskosten in der Regel günstiger ausfallen als bei Verbrennern, sind Elektroautos auch gebraucht mittlerweile für viele Kundengruppen eine Überlegung wert, insbesondere wenn zuhause oder beim Arbeitgeber günstiger Strom geladen werden kann.
Fachliche Beratung: Maximilian Bauer, Matthias Vogt, ADAC Technik Zentrum