Elektroautos im Test: So hoch ist die Reichweite wirklich

Auf dem Elektroautomarkt gibt es Stromfresser und Reichweitenkönige: Die aktuelle ADAC Ecotest-Übersicht vom kleinen Dacia Spring Electric bis zum großen Mercedes EQS. So hoch sind Reichweite und Stromverbrauch tatsächlich.
Reichweite: Eine große Batterie ist nicht alles
Verbrauch: Der Hyundai Kona Elektro fährt am sparsamsten
610 km: BMW iX mit der besten Reichweite im Test
+++ Update 24.3.23 +++
Was ein Benziner oder Diesel in etwa verbraucht, wissen die meisten Autofahrer aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen. Doch wie sieht es bei einem Elektroauto aus? Hier fehlt vielen noch jegliches Gefühl dafür, wie viel Strom ein Elektroauto "frisst". Doch das ist entscheidend bei der Frage, ob ein Stromer wirtschaftlich betrieben werden kann.
Vom Stromverbrauch des Elektromotors hängt natürlich auch die Reichweite ab. Was hilft schließlich eine mächtige (und schwere) Batterie, wenn sie sich im Nu leersaugt und viel länger aufgeladen werden muss als ein kleinerer Akku in einem sparsamen Auto?
Der ADAC testet kontinuierlich aktuelle Elektroautos verschiedener Größen und Preisklassen im Rahmen des ADAC Autotests auf dem Prüfstand und achtet dabei speziell auf Reichweite und Stromverbrauch. Gemessen wird im realitätsnahen ADAC Ecotest, dem sich alle Fahrzeuge unter standardisierten Bedingungen mit allen Antriebsarten gleichermaßen unterziehen müssen. Die Liste der getesteten Modelle wird regelmäßig um aktuelle Ergebnisse ergänzt.
Elektroautos mit der größten Reichweite und mit der kleinsten
Reichweite: Große Batterien oder effiziente Antriebe?

Dass eine große Reichweite nicht immer durch üppige Batterien wie etwa beim Porsche Taycan erreicht werden kann, zeigen die Modelle aus Korea: Hyundai Kona Elektro und Kia e-Soul kommen mit ihren sparsamen Motoren trotz ihrer nicht übertriebenen Batteriegrößen (64 kWh) erstaunlich weit. Aber selbst ein kleiner Renault Zoe hat mit seiner 41-kWh-Batterie schon einen ganz ordentlichen Radius. Mit 52-kWh-Batterie fährt er sogar 335 Kilometer ohne Ladestopp. Momentaner Spitzenreiter ist der große BMW iX mit einer Testreichweite von 610 Kilometern. Ihm kommt sein effizienter Antrieb zugute – aber natürlich auch seine "dicke" Batterie mit nutzbaren 105 kWh.
Hinweis: Durch die im standardisierten ADAC Ecotest mit immer gleichen Bedingungen ermittelten Verbrauchswerte und Reichweiten können alle Fahrzeuge gut miteinander verglichen werden. Unter anderen Bedingungen können die Werte variieren. So haben etwa Geschwindigkeiten über Landstraßentempo und niedrige Temperaturen erhebliche Auswirkungen, die die Reichweiten empfindlich schmälern können. Hier können Sie mehr zum Thema Reichweiten im Winter nachlesen.
Elektroauto-Verbrauch: Die Unterschiede sind groß

Dass größere und schwerere Fahrzeuge tendenziell einen höheren Stromverbrauch haben, liegt auf der Hand. Doch wie groß die Unterschiede tatsächlich sind, überrascht. So kommt das sparsamste Auto, das derzeit zu haben ist – der Hyundai Kona Elektro –, auf einen Ecotest-Verbrauch von 16,7 kWh/100 km, und auch das Tesla Model 3 geizt vorbildlich mit Energie. Der große Familienbus Citroën ë-Spacetourer dagegen (baugleich mit den Elektrobussen Opel Zafira Life, Peugeot Traveller, Fiat Ulysse und Toyota Proace Verso) verbraucht mit 29,7 kWh auf 100 Kilometer (mit Ladeverlusten) fast genauso viel wie der Mercedes EQV mit gemessenen 30,9 kWh/100 km. Der Verbrauchskünstler und ehemalige Spitzenreiter Hyundai Ioniq ist inzwischen eingestellt worden.
Interessant: Der sportliche und 408 PS starke Polestar 2 Dual Motor mit Allradantrieb kam im Test vom April 2021 noch auf beträchtliche 29,2 kWh (mit Ladeverlusten). 2022 wurde das inzwischen optimierte Fahrzeug erneut getestet – es wurde erheblich sparsamer. Das aktuelle Modell begnügt sich mit 22,3 kWh/100 km. Noch besser: Der ebenfalls gemessene Polestar 2 Long Range Single Motor mit nur einer angetriebenen Achse und einem Testverbrauch von 18,5 kWh. Audi e-tron 55 quattro (Test noch vor Facelift und Umbenennung in Audi Q8 e-tron), Jaguar i-Pace und Mercedes EQC zeigen sich dagegen wenig effizient und konsumieren 25,8 (Audi) und 27,6 kWh/100 km.
Teils erhebliche Ladeverluste

Wichtig: Beim Stromverbrauch ist nicht nur entscheidend, wie effizient der Elektromotor mit der Energie umgeht und damit die Reichweite bestimmt. Beim "Tanken" fallen auch Ladeverluste an, das heißt, man verbraucht mehr Energie als letztlich in der Batterie ankommt. Die Hauptursache dafür ist die Umwandlung von Wechselstrom aus dem Stromnetz in Gleichstrom für die Speicherung in der Batterie. Bezahlen muss man den Strom dennoch. Deshalb rechnet der ADAC die Ladeverluste mit ein. Die Ladeverluste sind, im Gegensatz zur Verbrauchsangabe des Bordcomputers, in den Stromverbräuchen des ADAC Ecotests (sowie auch der WLTP-Verbrauchsangabe) enthalten.
Geladen werden alle Testwagen mit Wechselstrom (AC) über das Ladekabel des Fahrzeugs an einer 22-kW-Wallbox unter der gleichen Umgebungsbedingung (23 Grad Celsius), sodass sich die Fahrzeuge die jeweils maximal vom Bordladegerät unterstützte Ladeleistung nehmen.
Die Differenzen zwischen der benötigten Energie für eine Vollladung zur Netto-Batteriekapazität fallen zum Teil erheblich aus, wie die obige Tabelle zeigt. Um die netto 105-kWh-Batterie des BMW iX vollzumachen, müssen laut ADAC Ecotest 125,2 kWh geladen werden. Auch beim preiswerten Renault Twingo Electric (27,2 zu 22 kWh) und Ford Mustang Mach-E (106,3 zu 88 kWh) sieht es nicht besser aus. Auch wenn Ladeverluste einen Großteil der Differenzen erklären, wirken sich noch weitere Einflussfaktoren wie Toleranzen, Batteriealterung, Vorkonditionierung und Temperaturen aus.
Kosten: Der Stromverbrauch ist nicht alles
Die tatsächlichen Kosten über die gesamte Haltedauer lassen sich beim reinen Blick auf den Kaufpreis oder den Stromverbrauch aber nicht ablesen. Auch für Elektroautos gilt: Kaufpreis, Wartung, Reparaturkosten, Versicherung und Wertverlust müssen in die Gesamtbilanz einbezogen werden. Zwar fallen die Kosten für Kundendienst und Wartung bei einem Elektroauto geringer aus als bei einem Benziner oder Diesel. Doch nur durch die aktuell hohen Förderungen für Elektroautos sind sie im Vergleich zu Verbrennern konkurrenzfähiger geworden. Hier finden Sie Beispielrechnungen und Vergleiche zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor und noch mehr zum Thema Autokosten.
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