Test Nissan Qashqai Hybrid: Der Grundsolide

Frontansicht eines Nissan Qashqai nach Facelift
Bei Nissans Verkaufsschlager Qashqai wurde Mitte 2024 kräftig das Gesicht geliftet (hier aktuelles Modell im Bild)© Nissan

Der Nissan Qashqai gehört auch in dritter Generation zu den beliebtesten SUVs. 2024 wurde er überarbeitet, viel geändert hat sich aber nicht. Der 158-PS-Benziner und der Vollhybrid e-Power mit 190 PS im ADAC Test.

  • Gutes Platzangebot, einfache Bedienung

  • Prima Noten im ADAC Test

  • Seit Modelljahr 2025 mit neuer Nase

Es gibt Autos, die kommen seit ihrer ersten Modellgeneration gut an und bleiben auch viele Generationen später noch beliebt. Bei einem Golf etwa ist das so oder bei einem Fiat 500, aber auch beim Nissan Qashqai.

Um das Modell optisch frisch zu halten, hat es Nissan 2024 leicht überarbeitet. Eine neue Nase lässt den Konkurrenten zu VW Tiguan, Opel Grandland, Peugeot 3008 und Ford Kuga als vergleichbare Modelle nun markanter wirken. Wie gut der "neue" Qashqai ist, hat der ADAC getestet.

Maße: Nissan Qashqai noch kompakt

Aufnahmen des fahrenden Nissan Qashqai auf einer Landstraße bei Sonnenuntergang
Grau statt bunt: Die Heckleuchtengläser haben sich mit dem Facelift 2024 geändert© Nissan

Bei den Karosseriemaßen setzt das aktuelle Modell immer noch auf eine überschaubare Größe. Die Länge liegt bei 4,43 Meter, die Breite kommt auf 1,84 Meter und die Höhe auf 1,63 Meter. Kompakt und parkfreundlich ist er damit weiterhin.

Vorn lassen sich die Sitze so weit zurückschieben, dass bis zu 1,95 Meter große Personen Platz nehmen können. Und auch hinten hat der Japaner für seine Größe erstaunlich viel Raum zu bieten: Sitzt vorn ein Fahrer oder eine Fahrerin mit 1,85 Meter Körpergröße, kommen hinten immer noch 1,95 Meter große Mitfahrer und Mitfahrerinnen unter.

Der Kofferraum nimmt bei stehender Rückbank laut Werk zwischen 436 und 504 Liter bis zur Kofferraumabdeckung auf, nach ADAC Messung sind es 385. Wer das Maximum ausnutzen möchte, sollte den doppelten Ladeboden herausnehmen, der zwar eine ebene Fläche schafft, aber auch deutlich an der Ladehöhe knapst.

So ist die Rundumsicht im Qashqai

Die Abmessungen des Qashqai lassen sich recht gut abschätzen. Vorn muss man den Beginn der Motorhaube zwar mehr erraten als dass man ihn sehen kann, aber der Heckabschluss ist klar definiert. Man hat insgesamt eine gute Sicht rundherum aus dem Auto, weil die erhöhte Sitzposition und die nicht zu breiten Dachsäulen die Übersicht erleichtern. Das zeigt auch die ADAC Rundumsichtmessung, die insgesamt noch zufriedenstellend ausfällt und damit besser als bei vielen anderen Autos.

Außer den voll digitalen Instrumenten gibt es im Cockpit keine großen Überraschungen. Natürlich thront ein Bildschirm auf der Mittelkonsole, der sich via Android Auto und Apple CarPlay auch mit dem Smartphone koppeln lässt.

Doch den Krieg mit den Knöpfen, den andere Hersteller gerade auf die Spitze treiben, macht Nissan offensichtlich nicht mit. So lässt sich etwa die Heizung noch über klassische Knöpfe und Drehregler bedienen und am Fuß des Bildschirms gibt es ebenfalls Direkttasten. Das mag weniger stylish aussehen als bei den Modellen der Konkurrenz – dafür ist es besser zu bedienen.

Technik-Freaks kommen dennoch auf ihre Kosten, denn nicht nur ein gut gemachtes Head-up-Display mit großen Anzeigen ist zu haben, das relevante Infos direkt auf die Windschutzscheibe projiziert. Auch Google Assistant und Amazon Alexa lassen sich in das Nissan-System einbinden und wie zu Hause nutzen. Die Navi-Karte kann "Over the air" aktualisiert werden, es stehen Verkehrsdaten in Echtzeit zur Verfügung, und via App lassen sich bestimmte Funktionen fernsteuern, etwa ein Navi-Ziel vom Wohnzimmer aus eingeben.

360-Grad-Blick in den Innenraum

Qashqai jetzt mit Google-Diensten

Hauptänderung innen seit dem Facelift 2024: die Integration von Google-Diensten. Google-Maps bei der Navigation ist jetzt ebenso möglich, wie die Nutzung des Google Assistent über den Sprachbefehl "Hey Google". Mit ihm lassen sich Klimaanlage, Sitzheizung oder auch die Navigation aktivieren und Telefonanrufe entgegennehmen.

Weiterentwickelt haben die Techniker den Around View Monitor. Dank einer neuen 3D-Funktion lässt sich der Wagen nicht nur von oben beobachten, sondern aus acht verschiedenen externen Kameraperspektiven. Der Modus "Durchsicht durch die Motorhaube" ermöglicht sogar einen Blick auf die Vorderräder. Beim Rangieren kann das sinnvoll sein.

Selbstredend sind alle wichtigen Assistenzsysteme an Bord. Der Japaner kommt mit einem Stauassistenten, er erkennt Querverkehr und nutzt im Tempomat-Modus Kartendaten, um etwa vor einer Kurve selbsttätig abzubremsen.

Die Federung verrichtet ihre Arbeit im Vergleich zum Vorgänger nicht mehr so ungelenk, sondern recht ordentlich, besonders auf der Autobahn. Und die Lenkung wurde merklich direkter ausgelegt, sodass sich der Qashqai in der Kurve nun handlicher anfühlt. Bei niedrigem Stadttempo agiert das Fahrwerk aber immer noch etwas steifbeinig. Tipp: Bei den Rädern lieber eine Nummer kleiner wählen, das kommt dem Komfort zugute.

Drei Benziner für das Nissan-SUV

Aufnahmen des fahrenden Nissan Qashqai auf einer Landstraße bei Sonnenuntergang
Unter der Haube des Nissan Qashqai arbeiten ausschließlich Benziner© Nissan

Beim Antrieb setzt der Qashqai auf drei verschiedene Benziner. Dieselmotoren werden nicht angeboten. Die Motoren sind allesamt elektrifiziert: Die Basis bildet ein 1,3-Liter-Vierzylinder, den es wahlweise mit 140 und mit 158 PS gibt. Bei beiden Versionen ermöglicht ein integrierter Startergenerator eine leichte Hybridisierung – rein elektrisch fahren kann der Qashqai damit zwar nicht, aber beim Beschleunigen bekommt der Benziner zumindest elektrische Unterstützung.

Der leichte Elektroschub macht sich insofern bemerkbar, als dass das Turboloch bei niedrigen Drehzahlen weitgehend ausgeglichen wird und der 1,3-Liter bereits bei 1500 Umdrehungen ordentlich durchzieht, sieht man von einem etwas verzögerten Ansprechverhalten einmal ab. Trotzdem sorgt auch die Basisversion mit 140 PS für flottes Vorankommen, sodass man sich den Aufpreis für die 158-PS-Variante sparen kann. Zur stärkeren Variante greifen muss allerdings, wer ein Automatikgetriebe oder Allradantrieb haben möchte.

Qashqai mit 158-PS-Benziner im Test

Zum ausführlichen ADAC Test ist eben der stärkere 158-PS-Benziner mit Frontantrieb und Schaltgetriebe angetreten. Weil das maximale Drehmoment von 260 Nm bereits bei 1800 Touren anliegt, lässt sich der Nissan sehr schaltfaul fahren, schon ab 60 km/h kann man im sechsten Gang cruisen.

Allerdings spricht der Motor beim Beschleunigen ebenso verzögert an, was vor allem nach dem Schalten eine unharmonische Kraftentfaltung mit dem ein oder anderen Ruckler nach sich zieht – damit muss man sich arrangieren. Auch der stärkere Turbobenziner legt erst dann richtig los, wenn der Ladedruck des Turboladers aufgebaut ist.

Bei Bedarf erledigt der Nissan den Überholvorgang von 60 auf 100 km/h in gemessenen 5,6 Sekunden, von 80 auf 120 km/h geht es in 6,8 Sekunden. Mit 7,2 Litern Durchschnittsverbrauch erweist sich der Qashqai im Test aber nicht als Sparwunder.

Weitere SUVs: Gefahren und bewertet

Der ADAC hat noch viele weitere SUVs und Geländewagen unter die Lupe genommen:

Hybrid 1.5 VC-T "e-Power" als Besonderheit

Die dritte Motorisierung stellt eine Besonderheit dar. Sie ist die Vollhybrid-Version des Qashqai und firmiert unter dem Namen e-Power. Dabei wird ein 1,5-Liter-Benziner mit einer Leistung von 154 PS mit einem ungewöhnlich starken Elektromotor mit 140 kW gekoppelt. Als Systemleistung nennt der Hersteller 190 PS.

Für den Antrieb an der Vorderachse sorgt dabei ausschließlich der Elektromotor – während der Benziner zwar mitläuft, aber nur für die Stromerzeugung zuständig ist. Nissan wirbt vollmundig mit dem Versprechen: "Sorgenfrei und kabellos elektrisch fahren". Die Energie bezieht der E-Motor aus einem lediglich 2,1 kWh großen Akku.

Das hat zumindest theoretisch zwei Vorteile: Der Benziner kann immer im optimalen Bereich laufen, und es geht weniger Energie verloren. Und beim Gasgeben soll der Qashqai laut Hersteller wie ein Elektroauto reagieren, also völlig verzögerungsfrei beschleunigen. Ein ähnliches Prinzip verfolgt Honda beim CR-V und beim Jazz.

Diese Motorisierung hat der ADAC vor dem Facelift getestet, die Ergebnisse lassen sich aber auch noch auf das aktuelle Modell übertragen. Neben den flotten Fahrleistungen ist im ADAC Test vor allem die E-Motor-typisch spontane und lineare Leistungsentfaltung positiv aufgefallen.

Beim Verbrauch konnte das Antriebskonzept jedoch nicht so recht überzeugen, hier sorgen die bei der Energieumwandlung auftretenden Verluste für eine nur mäßige Effizienz. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 6,3 l/100 km im ADAC Ecotest war der Hybrid zwar merklich sparsamer als der Mildhybrid, aber Verbrauchswunder sind auch hier ausgeblieben.

ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen

Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.

Qashqai-Preise ab 34.290 Euro

Das günstigste Modell startet bei 34.290 Euro in der Grundausstattung Acenta, der getestete 158-PS-Motor steht ab 35.530 Euro in der Liste und den e-Power gibt es ab 39.930 Euro. Mit der besten Ausstattung namens Tekna+ kostet dieser Motor knapp 50.000 Euro. Wirklich günstig ist der Qashqai also nicht mehr.

Doch für sein Geld bekommt man ein grundsolides Fahrzeug ohne Starallüren. Anders als 2007, als der erste Qashqai auf den Markt kam, tummeln sich mittlerweile mehr als 30 Konkurrenten in der Klasse der Kompakt-SUVs. So leicht wie früher hat es der Japaner daher nicht mehr.

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Nissan Qashqai Test: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Nissan Qashqai 1.3 DIG-T MHEV N-CONNECTA (ab 06/24)

Nissan Qashqai 1.5 VC-T e-POWER N-CONNECTA (ab 06/24)

Motorart

Otto (Mild-Hybrid)
Voll-Hybrid

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.332 ccm
1.497 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

116
140

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

158
190

Drehmoment (Systemleistung)

260 Nm
330 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

5.500 U/min
4.600 U/min

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

9,5 s
7,9 s

Höchstgeschwindigkeit

206 km/h
170 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

142 g/km
116 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

6,3 l/100 km
5,1 l/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

-
2,1

Kofferraumvolumen normal

504 l
504 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.447 l
1.440 l

Leergewicht (EU)

1.420 kg
1.665 kg

Zuladung

515 kg
515 kg

Anhängelast ungebremst

700 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.650 kg
750 kg

Garantie (Fahrzeug)

3 Jahre oder 100.000 km
3 Jahre oder 100.000 km

Länge x Breite x Höhe

4.425 mm x 1.835 mm x 1.625 mm
4.425 mm x 1.835 mm x 1.625 mm

Grundpreis

38.010 Euro
43.000 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)Nissan Qashqai 1.3 DIG-T MHEVNissan Qashqai 1.5 VC-T e-Power

Überholvorgang 60 – 100 km/h

5,6 s

4,0 s

Bremsweg aus 100 km/h

33,3 m

34,6 m

Wendekreis

11,7 m

11,8 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

7,2 l Super/100 km, 190 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

6,3 l Super/100 km, 173 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

****

Reichweite

760 km

870 km

Innengeräusch bei 130 km/h

67,1 dB(A)

67,5 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1434 / 501 kg

1664 / 516 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

385 / 830 / 1355 l

385 / 830 / 1355 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Nissan Qashqai 1.3 DIG-T MHEV N-CONNECTA (ab 06/24)

Nissan Qashqai 1.5 VC-T e-POWER N-CONNECTA (09/22 - 06/24)

Karosserie/Kofferraum

2,6
2,6

Innenraum

2,2
2,4

Komfort

2,7
2,6

Motor/Antrieb

2,1
1,4

Fahreigenschaften

1,9
2,3

Sicherheit

1,6
1,7

Umwelt/EcoTest

2,5
2,4

Gesamtnote

2,2
2,2
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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