VW Golf 8 im ADAC Test: Hat ihn das Facelift besser gemacht?

Der VW Golf 8 in Fahrt
VW Golf 8 Facelift: Mit gefälligerer Front als vor 2024 und beleuchtetem VW-Logo© Volkswagen

Der VW Golf ist der ewige Bestseller in Deutschland. Die achte Generation musste zum Marktstart aber auch viel Kritik einstecken: Perfekt war der Golf 8 in manchen Punkten nicht. Hat sich das mit dem Facelift 2024 geändert? Der VW Golf 1.5 TSI Life im ADAC Test.

  • VW Golf: Allrounder mit vielen Qualitäten

  • Facelift 2024: Verbesserungen im Detail

  • Preise ab 28.330 Euro für Basis mit 116-PS-TSI

Aufregend? Das war ein VW Golf – mit Ausnahme des Golf GTI und dessen weiteren sportlichen Derivaten – im Grunde nie. Im weitesten Sinne begehrlich war er als Auto für jedermann immer. Nun schon mehr als 50 Jahre lang. Von den erreichten Verkaufszahlen des Golf konnten die anderen Automobilhersteller jahrzehntelang nur träumen. Doch die Konkurrenz ist groß, auch aus dem eigenen Haus mit den beliebten SUV-Modellen T-Cross oder T-Roc. Und der Golf damit nicht mehr automatisch ein Selbstläufer.

Eine Überarbeitung 2024 war aber nicht nur deshalb nötig. Denn der Golf 8 musste gehörig Kritik einstecken. In manchen Punkten war er anfangs nicht perfekt: Besonders die Bedienbarkeit ließ zu wünschen übrig. Zudem reagierte das System bei den ersten Tests sehr träge auf Eingaben. Die Rechenleistung war nicht optimal ausgelegt.

VW-Golf-Facelift: Was sich geändert hat

Das hat VW erkannt und das Bediensystem überarbeitet: Ein neuer Bildschirm thront wie ein Tablet freistehend auf der Mittelkonsole wie im Tiguan oder im Passat. Auch die Bedienlogik der Schwestermodelle wurde übernommen und ein System zur Reife gebracht, das trotz seines enormen Funktionsumfangs im Alltag stabil und sinnvoll funktioniert.

Die Menüs sind klar strukturiert und teilweise bebildert, am Kopf des Touchscreens befindet sich eine feste "Knopf"leiste für den direkten Zugriff auf Fahrzeugeinstellungen oder das Navigationssystem. Und am Fuß des Bildschirms sind jetzt die Einstellmöglichkeiten für die Klimaanlage zu finden.

Bei den berührungsempfindlichen Touchslidern darunter für die Lautstärke und die Temperatur ist es allerdings geblieben – hier wären Knöpfe oder Drehregler nach wie vor besser zu bedienen. Immerhin sind die Slider nun beleuchtet, auch das war vor dem Facelift nicht der Fall. Jetzt tappt man im Wortsinn nicht mehr im Dunkeln.

Der neue Golf (2024) in Bildern

Bedienung merklich verbessert

Der Kunde hat die Wahl zwischen einem 10,4 Zoll großen Display und einem mit 12,9 Zoll Bildschirmdiagonale, wobei die kleinere Version groß genug ist und völlig ausreicht. Beiden gemein ist, dass Eingaben jetzt so flüssig von der Hand gehen, wie man es sich von Anfang an gewünscht hätte.

Zudem hat VW die berührungsempfindlichen Touchflächen am Multifunktionslenkrad zugunsten "normaler" Tasten gestrichen. Sie sind einfach besser zu handhaben, man weiß genau wo der Druckpunkt liegt und löst nicht aus Versehen eine Funktion aus, weil man nur kurz mit dem Finger draufkommt. Insgesamt hat sich die Bedienung also merklich verbessert.

Was jetzt allerdings nervt: Wer nur ein paar Sekunden zu lang am Bildschirm hantiert, etwa die Navikarte zoomt oder verschiebt, wird mit einem kurzzeitig gesperrten Bildschirm bestraft. "Kurze Sicherheitspause" nennt VW das Ganze. Im Grunde ist das zwar sinnvoll, verzögert aber Eingaben noch mehr, wenn man erst nach ein paar Sekunden weitermachen kann.

Und ja, auch die Warnung bei Überschreitung des Tempolimits hat Einzug in den Golf gehalten (EU-weite Pflicht), doch anders als bei anderen Herstellern ist hier zumindest eine kleine Toleranz vorgesehen, sodass das System nicht schon bei 51 km/h bimmelt.

Dadurch dass die Tränensäcke an den Scheinwerfern geglättet wurden, wirkt die Front gefälliger. Je nach persönlichem Geschmack kann das VW-Logo an der Front mit Beleuchtung bestellt werden.

Viel Platz, hoher Fahrkomfort

Der VW Golf 8 in Fahrt
Mit 4,28 Metern Länge ist der Golf nach wie vor kompakt© Volkswagen

Nichts geändert hat sich an den guten Platzverhältnissen. So fühlen sich vorn auch bis zu zwei Meter große Personen wohl. Im Fond reicht die Kniefreiheit nach ADAC Messungen für 1,95 Meter große Personen, wenn sich vorn ein 1,85-Meter-Mensch befindet. Die Sitze sind bequem und gut konturiert. Der Kofferraum, der nach ADAC Messmethode zwischen 305 (normal) und 1160 Litern (dachhoch) aufnimmt, ist zumindest okay vom Volumen her.

Zu den Paradedisziplinen beim VW Golf gehört der Fahrkomfort. Tatsächlich ist schon das Standardfahrwerk ein guter Kompromiss für den Alltag. Es spricht ausreichend willig und fein auf Unebenheiten an, ohne dabei schaukelig zu wirken. Das für einige Modellversionen erhältliche manuelle Sechsgang-Getriebe flutscht nur so durch die Gassen, wie übrigens auch beim getesteten Modell. Erfreulich entwickelt hat sich zudem das DSG-Automatikgetriebe, das nun auch beim Anfahren ruckfrei funktioniert – das war bei VW nicht immer so.

VW Golf 2024: Die Motoren

Das Motorenprogramm ist nach wie vor mit elf verschiedenen Antrieben sehr reichhaltig. Die meisten Motoren sind im Programm geblieben: Die Basis bildet der getestete 1.5 TSI mit 116 PS, der im Prinzip völlig ausreicht. Mehr Geld müsste man also nicht ausgeben beim Golf, doch natürlich locken auch erheblich leistungsstärkere Aggregate mit bis zu 333 PS (Golf R). Der GTD wurde gestrichen. Hier sind die aktuellen Antriebe im Überblick:

Die Motoren des VW Golf 2025



TSI Turbobenziner

1.5 TSI

1.5 TSI


85 kW / 116 PS

110 kW / 150 PS

eTSI Mildhybride

1.5 eTSI

1.5 eTSI


85 kW / 116 PS

110 kW / 150 PS

Plug-in-Hybride

eHybrid

GTE


150 kW / 204 PS Systemleistung

200 kW / 272 PS Systemleistung

TDI Turbodiesel

2.0 TDI

2.0 TDI


85 kW / 116 PS

110 kW / 150 PS

GTI

GTI (2.0 TSI)

GTI Clubsport (2.0 TSI)


195 kW / 265 PS

221 kW / 300 PS

Golf R

Golf R 4Motion



245 kW / 333 PS


Die ausführlichen technischen Daten aller Golf-Modelle finden Sie im ADAC Autokatalog.

Im ADAC Test: Golf 1.5 TSI mit 116 PS

Mit dem neuen, 116 PS starken Turbovierzylinder ist der Golf völlig ausreichend motorisiert, seine 220 Nm Drehmoment liegen zwischen 1500 und 3000 U/min an. Damit lässt sich der Kompakte sehr schaltfaul fahren, schon ab 60 km/h kann man im 6. Gang unterwegs sein. Bei niedrigen Drehzahlen zeigt der Motor ein etwas verzögertes Ansprechen, ansonsten reagiert er recht spontan auf Gasbefehle.

Die Elastizitätsmessungen in den Gängen vier bis sechs bestätigen die gute Durchzugskraft des Turbobenziners. Insgesamt kann man durchaus mit Fahrspaß unterwegs sein. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gelingt laut Hersteller in 9,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 203 km/h. Für den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h im 2. Gang wurden gute 6,1 Sekunden gemessen.

Wer eifrig hochschaltet und stets niedrige Drehzahlen wählt, kann günstige Verbrauchswerte erzielen. Im ADAC Ecotest erreicht der Kandidat einen Durchschnittsverbrauch von 5,6 Litern Super pro 100 Kilometer.

Ein Filter kümmert sich erfolgreich um die Partikelemissionen. Diese sind ausgesprochen niedrig, sowohl die Anzahl als auch die Masse. Selbst im anspruchsvollen Autobahnzyklus sind die CO-Emissionen vorbildlich niedrig, das gibt verdient volle Punktzahl für den Bereich Schadstoffe und letztlich locker vier von fünf möglichen Sternen in der Ecotest-Umweltwertung des ADAC.

Golf Plug-in-Hybrid mit Superreichweite

Der VW Golf 8 in Fahrt
Einer für alle: Beim Golf stehen elf Motoren zur Auswahl© Volkswagen

Besonders interessant ist auch noch eine weitere Antriebsart: der Plug-in-Hybrid. Seit dem Facelift kommt ein größerer Akku zum Einsatz. Mit 19,7 kWh Kapazität soll er laut VW für bis zu 143 Kilometer rein elektrische Reichweite garantieren, bis der Benziner übernehmen muss. Das ist erheblich mehr als bisher und wohl unter städtischen Fahrbedingungen erreichbar.

So ist der Golf 8 eHybrid eigentlich ein halbes Elektroauto – sollte sich die enorme Reichweite auch in der Praxis herausfahren lassen, dürften Pendler den Benziner nur noch selten benutzen müssen. Top auch, dass sich der Akku nun schnell laden lässt und man auch CCS-Säulen nutzen kann. Bis zu 50 kW kann der Golf dort ziehen, sodass sich auch bei einem kurzen Stopp auf einer Reise das Zwischenladen lohnt.

Noch etwas zeichnet den eHybrid aus: Er macht richtig Laune! Wie ein kleiner GTI zieht der Plug-in-Hybrid davon, sprintet mit 204 PS Systemleistung in 7,2 Sekunden auf Tempo 100, als 272 PS starker GTE sogar in nur 6,6 Sekunden. So kommen also auch sportliche Fahrerinnen und Fahrer mit dem halben E-Golf auf ihre Kosten.

Car2X-Vorreiter: Dialog mit anderen Autos

C2X Kommunikation Versuch in Penzing
Alle Golf 8 können per WLAN Informationen teilen © ADAC/Ralph Wagner

Manche Extras lassen sich nachträglich über den Bordbildschirm kaufen bzw. freischalten. Wer zum Beispiel kein Navi geordert hat, dann aber doch eines fest an Bord haben möchte, rüstet den Golf online nach. Das klappt auch mit dem Abstandsradar ACC (dessen Hardware immer verbaut ist) oder der Ambientebeleuchtung.

In manchen Ausstattungsversionen ist der Golf mit der Außenwelt ("Car2X") vernetzt. Im Umkreis von 800 Metern tauscht er sich mit anderen Fahrzeugen in Millisekunden via WLAN aus und warnt vor Unfällen, Pannen, einem Stauende oder einem sich nähernden Krankenwagen.

Fazit: Durch das Facelift ist der Golf weiter gereift und merklich besser geworden. Die hohen Preise sind allerdings geblieben.

VW Golf 1.5 TSI Life: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

VW Golf 1.5 TSI Life (ab 07/24)

Motorart

Otto

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.498 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

85

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

116

Drehmoment (Systemleistung)

220 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

5.000 U/min

Antriebsart

Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

9,9 s

Höchstgeschwindigkeit

203 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

121 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

5,3 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

381 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.237 l

Leergewicht (EU)

1.307 kg

Zuladung

493 kg

Anhängelast ungebremst

650 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.300 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.282 mm x 1.789 mm x 1.483 mm

Grundpreis

30.430 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

VW Golf 1.5 TSI Life

Überholvorgang 60 – 100 km/h

6,1 s

Bremsweg aus 100 km/h

36,7 m

Wendekreis

11,1 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

5,9 l/100 km, 148 g CO₂/km (well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

Reichweite

800 km

Innengeräusch bei 130 km/h

68,2 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1296 / 504 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

305 / 680 / 1160 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

VW Golf 1.5 TSI Life (ab 07/24)

Karosserie/Kofferraum

2,7

Innenraum

2,3

Komfort

2,6

Motor/Antrieb

2,1

Fahreigenschaften

2,4

Sicherheit

1,5

Umwelt/EcoTest

1,8

Gesamtnote

2,1
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Vor der Überarbeitung: Der Golf im Test

Zum ADAC Test vor dem Facelift trat der VW Golf 8 mit fünf Motoren an. Die Testergebnisse finden Sie unter diesen Links kostenlos zum Download:

VW Golf 2.0 TDI mit 115 PS

VW Golf 2.0 TDI mit 150 PS

VW Golf 1.5 eTSI

VW Golf 1.0 eTSI (nach dem Facelift eingestellt)

VW Golf 1.5 TGI Life DSG (Erdgasversion; eingestellt)

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