Honda Jazz: Mit Hybridantrieb und Magic Seats

Honda bietet die fünfte Generation des Kleinwagen Jazz nur noch mit Hybridantrieb an – das senkt den Verbrauch, treibt aber den Preis in die Höhe. Der "Crosstar" im SUV-Look ergänzt die Modellreihe. ADAC Test, Infos, Daten, Preise
In Europa gibt es den Jazz nur noch als Hybrid
Es bleibt beim variablen Innenraum mit Magic Seats
Umfangreiche Ausstattung, Basispreis ab 22.850 Euro
Im Jahr 2020 hat Honda seinen pfiffigen Kleinwagen Jazz neu aufgelegt. Neben der Standardversion gibt es auch ein SUV-artig angehauchtes Schwestermodell mit dem Namenszusatz Crosstar. Beide Versionen eint ein vielseitig nutzbarer Innenraum sowie ein Hybridantrieb als einzig verfügbarer Motor.
Die fünfte Generation des 4,05 Meter langen Jazz zeigt mit etwas glubschäugigen Scheinwerfern ein völlig anderes Gesicht und auch die Karosserie hat deutlich mehr Rundungen bekommen als sein Vorgänger. Die neue Optik und der hohe Preis des Fahrzeugs von mindestens 22.850 Euro könnten Interessenten die Lust am Kauf jedoch verleiden. Schließlich ist etwa ein Hyundai i20 schon für gut 8600 Euro weniger zu haben.
Honda Jazz: Gute Ausstattung, hoher Preis






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Allerdings beruht der hohe Einstiegspreis des Japaners auf seiner umfangreichen Ausstattung: Schon das Basismodell Comfort bringt serienmäßig unter anderem den Notbremsassistenten, den aktiven Spurhalter, die adaptive Geschwindigkeitsregelung sowie eine Verkehrszeichenerkennung mit. LED-Scheinwerfer mit Fernlichtassistent, Sitzheizung, ein Radiosystem mit 5-Zoll-Display, ein 7-Zoll-Digitalcockpit und die vom Vorgänger bekannten Magic Seats gehören ebenfalls dazu.
Letztere erlauben es, die Sitzflächen der Fondplätze ähnlich wie Kinosessel hoch zu klappen. So entsteht praktischer Stauraum hinter den Vordersitzen. Der Kofferraum ist zwar etwas kleiner als beim Vorgänger und schluckt nur noch zwischen 298 und 1203 Liter (nach ADAC Messmethodik: 260 bis 1200 Liter), doch die extrem niedrige Ladekante ermöglicht problemloses Bepacken.
Endlich ein Auto mit guter Rundumsicht
Erstaunlich: Vorne wie hinten können annähernd zwei Meter große Gäste kommod reisen – vorne zumindest in Sachen Kopffreiheit, mit den Beinen wird es zumindest vorne ab 1,85 Meter langsam knapp. Auch das Raumgefühl und die Rundumsicht verdienen Lob. Anders als bei vielen Mitbewerbern schaut man nämlich nicht durch kleine Schießscharten, sondern durch ordentliche Fenster nach draußen. Auch die schmalen A-Säulen tragen zur guten Sicht bei.
Honda Jazz Hybrid: Ein Benziner, zwei E-Motoren

Der hohe Preis des Jazz resultiert aber nicht allein aus der umfangreichen Ausstattung, sondern auch aus dem aufwendigen Hybridantrieb. Der japanische Hersteller setzt nämlich auf das aus dem Honda CR-V bekannte Drei-Motoren-System: Neben einem E-Motor, der den Großteil der Arbeit verrichtet, ist auch ein 1,5-Liter-Benziner an Bord. Der wirkt in den meisten Situationen allerdings nicht direkt auf die Räder ein, sondern treibt vornehmlich eine zweite E-Maschine als Generator an, die den Strom für den Elektroantrieb erzeugt.
Der hauptsächlich für den Antrieb verantwortliche Elektromotor leistet 80 kW/109 PS
und 253 Newtonmeter Drehmoment. Das reicht, um den rund 1250 Kilogramm schweren Japaner aus dem Stand in 9,4 Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen, maximal sind 175 km/h möglich. Die Beschleunigung von 60 bis 100 km/h, etwa beim Überholen auf der Landstraße, gelingt in 6,4 Sekunden.
Vor allem im Stadtverkehr fühlt sich der Jazz aber dank der stets zur Verfügung stehenden Kraft des E-Motors deutlich flotter an. Sein Geradeauslauf ist tadellos, auch in Kurven zieht er zwar wankend, aber auch von Lastwechseln weitgehend unberührt seine Bahn. Im ADAC Ausweichtest gibt er sich nicht sonderlich dynamisch, aber sicher.
Motor: Herrlich leise bis nervig laut

Im Elektrobetrieb schwimmt der Honda Jazz herrlich leise und harmonisch im Verkehr mit und darf sich mit seinem kraftvollen Drehmoment auch durchaus zum Überholen auf die linke Spur wagen. Allerdings wird der Benziner nervig laut, wenn man mal etwas stärker aufs Gas gehen muss. Darüber hinweg trösten soll der Verbrauch, den Honda mit 4,6 Litern pro 100 Kilometer (nach WLTP) angibt.
Im ADAC Ecotest gab sich der japanische Hybride mit 5,1 Liter Super je 100 Kilometer zufrieden. Der CO₂-Ausstoß liegt bei 142 g/km. Interessanter Aspekt: Innerorts beträgt der Verbrauch 3,1, außerorts 4,7 und auf der Autobahn happige 7,2 Liter je 100 Kilometer. Das aufwändige Motorkonzept kann seine Vorteile also hauptsächlich im Stadtverkehr ausspielen.
Weil der Jazz-Antrieb selbst im anspruchsvollen Autobahnzyklus des ADAC, der weit über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht, fast überall unter den Grenzwerten bei den Schadstoffen bleibt, gibt es unterm Strich locker vier von fünf Ecotest-Sternen.
Der Arbeitsplatz des Fahrers wirkt aufgeräumt und gut sortiert. Hinter dem Lenkrad informiert ein digitales Kombiinstrument über die relevanten Fahrdaten. Und das ist laut der ADAC Ingenieure der größte Schwachpunkt bei der Bedienung, weil die Navigation durch die Untermenüs unnötig umständlich ausfällt. Der Touchscreen in der Armaturenbrettmitte ist wie üblich für das Infotainment und die Nutzung spezieller Apps zuständig. Hier wird auch das Smartphone mit dem Bediensystem verbunden. In der Executive-Version ist der Jazz mit allem ausgestattet, was es für den Kleinwagen gibt.
Honda Jazz Crosstar: Die robuste Variante

Der Jazz Crosstar ist fünf Zentimeter länger und drei Zentimeter höher. Wichtigste Unterschiede zu seinem Bruder sind aber die erhöhte Bodenfreiheit, die um einen Zentimeter breitere Spur, eine integrierte Dachreling und wasserabweisende Sitzbezüge. Er kostet ab 27.750 Euro, basiert aber auch grundsätzlich auf der zweithöchsten Ausstattungsstufe namens Executive. Der Aufpreis zum "normalen" Jazz in dieser Version beträgt 1750 Euro.
Der größere Kühlergrill, Schutzplanken aus Kunststoff an den Radhäusern, stylische Seitenschweller sowie spezifische schwarz-silberne Alufelgen im 16-Zoll-Format verleihen dem Jazz Crosstar optisch eine kraftvollere Präsenz und eine Prise Robustheit. Verwirrend: Trotz der größeren Außenabmessungen nennt Honda geringere Werte für das Kofferraumvolumen.
Direkte Konkurrenten des Jazz sind übriges nur der Toyota Yaris und der Renault Clio, die beide als Vollhybride angeboten werden. Mehr Auswahl an Hybridfahrzeugen – Mildhybride ausgenommen – gibt es in der Kleinwagenklasse bisher nicht.
Honda Jazz: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Honda Jazz 1.5 i-MMD Executive e-CVT (07/20 - 03/23) |
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Motorart | Voll-Hybrid |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.498 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 80 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 109 |
Drehmoment (Systemleistung) | 253 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.500 U/min |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 175 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 104 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 4,6 l/100 km |
Verbrauch Gesamt (NEFZ) | 3,7 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 304 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.205 l |
Leergewicht (EU) | 1.300 kg |
Zuladung | 410 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 3 Jahre oder 100.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.044 mm x n.b. x 1.526 mm |
Grundpreis | 27.000 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Honda Jazz 1.5 i-MMD Executive e-CVT |
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Überholvorgang 60-100 km/h | 6,4 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 37,9 m |
Wendekreis | 11,1 m |
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 5,1 l Super/100 km, 142 g CO₂/km (well-to-wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** |
Reichweite | 780 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 69,9 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1250 / 460 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 260 / 735 / 1200 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Honda Jazz 1.5 i-MMD Executive e-CVT (07/20 - 03/23) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,9 |
Innenraum | 2,8 |
Komfort | 3,1 |
Motor/Antrieb | 1,8 |
Fahreigenschaften | 2,7 |
Sicherheit | 1,9 |
Umwelt/EcoTest | 1,8 |
Gesamtnote | 2,3 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Crashtest: Leichte Schwächen beim Insassenschutz
Den Euro NCAP-Crashtest absolviert der Jazz mit einem Fünf-Sterne-Ergebnis, allerdings mit Schwächen beim Insassenschutz. Die Fahrgastzelle bleibt im Offset-Frontal-Crashtest stabil. Der Schutz des Brustbereichs des Fahrers wird jedoch als schwach eingestuft. Die Messungen an Knien und Oberschenkeln von Fahrer- und Beifahrer deuten auf ein gutes bis grenzwertiges Schutzniveau hin.
Das Verletzungsrisiko für Erwachsene und Kinder ist überwiegend mittel bis sehr gering. Es sind ISOFIX-Halter an den beiden hinteren Sitzplätzen montiert mit i-Size-Kennzeichnung. Die gegurtete Montage auf dem Beifahrersitz ist unkritisch. Der Frontairbag auf der Beifahrerseite ist deaktivierbar.
Serienmäßig sind ein autonomer Notbremsassistent mit Fußgängererkennung und ein aktives Spurhaltesystem installiert. Eine Multikollisionsbremse und eine Fahreraufmerksamkeits-Erkennung sind nicht verbaut, ein e-Call-Notrufsystem ist serienmäßig an Bord.
Text: Michael Gebhardt, Rudolf Huber
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