Test Honda Jazz: Mit Hybridantrieb und Magic Seats

Zwei Honda Jazz die nebeneinander auf der
Interessantes Duo: Der ADAC hat den "normalen" Honda Jazz (r.) und den Jazz Crosstar getestet© Honda

Honda bietet die fünfte Generation des Kleinwagen Jazz nur mit Hybridantrieb an – das senkt den Verbrauch, treibt aber den Preis in die Höhe. Der "Crosstar" im SUV-Look ergänzt die Modellreihe. ADAC Test, Infos, Daten, Preise.

  • In Europa gibt es den Jazz nur als Hybrid

  • Variabler Innenraum mit "Magic Seats"

  • Umfangreiche Ausstattung, Basispreis ab 26.950 Euro

Im Jahr 2020 hat Honda seinen pfiffigen Kleinwagen Jazz neu aufgelegt und ihn Anfang 2023 dezent aufgefrischt. Neben der Standardversion gibt es auch ein SUV-artig angehauchtes Schwestermodell mit dem Namenszusatz Crosstar. Beide Versionen eint ein vielseitig nutzbarer Innenraum sowie ein Hybridantrieb als einzig verfügbarer Motor. Und beide hat der ADAC ausführlich getestet.

Die fünfte Generation des 4,05 Meter langen Jazz (Crosstar: 4,11 Meter) zeigt mit etwas glubschäugigen Scheinwerfern ein völlig anderes Gesicht und auch die Karosserie hat deutlich mehr Rundungen bekommen als die des Vorgängers. Die aktuelle Optik und der hohe Preis des Fahrzeugs von mindestens 26.950 Euro könnten Interessenten die Lust am Kauf jedoch verleiden. 2022 war der Jazz noch ab 22.850 Euro zu haben, die Preiserhöhung ist satt. Zur Erinnerung: Wir sprechen hier von einem Kleinwagen.

Gute Ausstattung, hoher Preis

Allerdings beruht der hohe Einstiegspreis des Japaners auch auf seiner umfangreichen Ausstattung: Schon das Basismodell, früher hieß es Comfort, mittlerweile Elegance, bringt serienmäßig unter anderem das Kollisionswarnsystem, den aktiven Spurhalter, die adaptive Geschwindigkeitsregelung sowie eine Verkehrszeichenerkennung mit. LED-Scheinwerfer mit Fernlichtassistent, Sitzheizung, ein Bediensystem mit 9-Zoll-Touchdisplay, ein 7-Zoll-Digitalcockpit und die vom Vorgänger bekannten "Magic Seats" gehören ebenfalls dazu.

Letztere erlauben es, die Sitzflächen der Fondplätze ähnlich wie Kinosessel hoch zu klappen. So entsteht praktischer Stauraum hinter den Vordersitzen. Der Kofferraum ist zwar etwas kleiner als beim Vorgänger und schluckt nur noch zwischen 298 und 1203 Liter (nach ADAC Messmethode: 260 bis 1200 Liter), doch die extrem niedrige Ladekante ermöglicht problemloses Bepacken.

Endlich ein Auto mit guter Rundumsicht

Erstaunlich: Hinten können annähernd zwei Meter große Gäste kommod reisen – vorne wird es aber ab 1,85 Meter für die Beine langsam knapp. Auch das Raumgefühl und die Rundumsicht verdienen Lob. Anders als bei vielen Mitbewerbern schaut man nämlich nicht durch kleine Schießscharten, sondern durch ordentliche Fenster nach draußen. Auch die schmalen A-Säulen tragen zur guten Sicht bei.

Honda Jazz Hybrid: Ein Benziner, zwei E-Motoren

Der fahrend in einer Stadt Honda Jazz
Im Jahr 2023 wurde der Jazz zuletzt leicht aufgefrischt© Honda

Der hohe Preis des Jazz resultiert aber nicht allein aus der umfangreichen Ausstattung, sondern auch aus dem aufwendigen Hybridantrieb. Der japanische Hersteller setzt nämlich auf das aus dem Honda CR-V bekannte Drei-Motoren-System: Neben einem E-Motor, der den Großteil der Arbeit verrichtet, ist auch ein 1,5-Liter-Benziner an Bord. Der wirkt in den meisten Situationen allerdings nicht direkt auf die Räder ein, sondern treibt vornehmlich eine zweite E-Maschine als Generator an, die den Strom für den Elektroantrieb erzeugt.

Gegenüber einem reinen Verbrenner-Modell hat die Hybrid-Variante den Vorteil des spontanen Ansprechens auf Gasbefehle, wie es das sonst nur bei Elektroautos gibt.

Der hauptsächlich für den Antrieb verantwortliche Elektromotor leistet nach einem kleinen Update Anfang 2023 jetzt 90 kW/122 PS. Ursprünglich, also auch im ersten Testwagen, waren es noch 80 kW/109 PS, die 253 Newtonmeter Drehmoment blieben gleich. Das reicht, um den rund 1250 Kilogramm schweren Japaner aus dem Stand nach wie vor in 9,4 (Crosstar: 9,7) Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen, maximal sind bei beiden Versionen 175 km/h möglich.

Die Beschleunigung von 60 bis 100 km/h, etwa beim Überholen auf der Landstraße, gelang beim noch etwas schwächeren Testwagen in 6,4 Sekunden. Beim Testkandidaten aus dem Oktober 2024, einem Crosstar, machte sich die etwas höhere Leistung in einem um 0,6 Sekunden flinkeren 60-bis-100-km/h-Sprint bemerkbar.

Vor allem im Stadtverkehr fühlt sich der Jazz aber dank der stets zur Verfügung stehenden Kraft des E-Motors erfreulich flott an. Sein Geradeauslauf ist tadellos, auch in Kurven zieht er zwar wankend, aber auch von Lastwechseln weitgehend unberührt seine Bahn. Im ADAC Ausweichtest gibt er sich nicht sonderlich dynamisch, aber fahrsicher.

Motor: Herrlich leise bis nervig laut

Der Bordcomputer des Honda Jazz
Touchdisplay mit übersichtlichem Kachelmenü© Honda

Im Elektrobetrieb schwimmt der Honda Jazz herrlich leise und harmonisch im Verkehr mit und darf sich mit seinem kraftvollen Drehmoment auch durchaus zum Überholen auf die linke Spur wagen. Allerdings wird der Benziner nervig laut, wenn man mal etwas stärker aufs Gas gehen muss.

Darüber hinweg trösten soll der Verbrauch, den Honda mit 4,6 (Jazz Advance) und 4,8 Litern (Crosstar) pro 100 Kilometer (nach WLTP) angibt. Im ADAC Ecotest gab sich der japanische Hybride vor seiner Überarbeitung mit 5,1 Liter Super je 100 Kilometer zufrieden. Der CO₂-Ausstoß liegt bei 142 g/km. Interessanter Aspekt: Innerorts beträgt der Verbrauch 3,1, außerorts 4,7 und auf der Autobahn happige 7,2 Liter je 100 Kilometer.

Der nach der Überarbeitung getestete Jazz Crosstar schluckte im Schnitt 5,3 Liter und emittierte 145 Gramm CO₂ pro Kilometer, auf der Autobahn bediente er sich mit 7,3 l/100 km aus dem 40-Liter-Tank. Das aufwändige Motorkonzept kann seine Vorteile also hauptsächlich im Stadtverkehr ausspielen. Wer häufiger auf der Autobahn unterwegs ist, findet anderswo sparsamere Kleinwagen.

ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen

Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.

Weil der Jazz-Antrieb selbst im anspruchsvollen Autobahnzyklus des ADAC, der weit über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht, fast überall unter den Grenzwerten bei den Schadstoffen bleibt, gibt es unterm Strich für beide Kandidaten locker vier von fünf Ecotest-Sternen.

Der Arbeitsplatz des Fahrers wirkt aufgeräumt und gut sortiert. Hinter dem Lenkrad informiert ein digitales Kombiinstrument über die relevanten Fahrdaten. Laut der ADAC Ingenieure größter Schwachpunkt bei der Bedienung ist, dass die Navigation durch die Untermenüs unnötig umständlich ausfällt. Der Touchscreen in der Armaturenbrettmitte ist wie üblich für das Infotainment und die Nutzung spezieller Apps zuständig. Hier wird auch das Smartphone mit dem Bediensystem verbunden.

Der Jazz kommt in jeder Ausstattungsvariante mit einer Kamera hinter der Frontscheibe, welche zahlreiche Assistenzfunktionen ermöglicht. So werden Verkehrsschilder erkannt und falls gewünscht wird die aktuelle Geschwindigkeitsbeschränkung per Tastendruck in die Geschwindigkeitsregelung übernommen. Auch der aktive Spurhalteassistent, der Notbremsassistent und der Abstandshaltetempomat bauen auf die Informationen, die die Kamera liefert.

Beim Crosstar sind zwei für ein Stadtauto sinnvolle aktive Sicherheitsausstattungen nicht verfügbar: So müssen Kunden neben dem Totwinkel- auch auf den Querverkehrswarner verzichten. Beide Ausstattungsmerkmale benötigen Radarsensoren im Fahrzeugheck, die Honda beim Crosstar nicht verbaut.

Die robuste Variante Jazz Crosstar

Der Honda Jazz fahrend auf einer Landstraße am Meer
Der Jazz Crosstar ist die etwas höher gelegte Robust-Variante© Honda

Der Jazz Crosstar ist minimal länger und drei Zentimeter höher. Wichtigste Unterschiede zu seinem Bruder sind aber die erhöhte Bodenfreiheit, die um einen Zentimeter breitere Spur, eine integrierte Dachreling und wasserabweisende Sitzbezüge. Er kostet ab 30.500 Euro, basiert aber auch grundsätzlich auf der Ausstattungsstufe Advance. Der Aufpreis zum "normalen" Jazz in dieser Version beträgt 1200 Euro.

Der größere Kühlergrill, Schutzplanken aus Kunststoff an den Radhäusern, stylische Seitenschweller sowie spezifische schwarz-silberne Alufelgen im 16-Zoll-Format verleihen dem Jazz Crosstar optisch eine kraftvollere Präsenz und eine Prise Robustheit. Das Kofferraumvolumen ist identisch.

Direkte Konkurrenten des Jazz sind beispielsweise der Toyota Yaris, der Renault Clio, der Mitsubishi Colt oder der MG3 Hybrid+, die ebenfalls als Vollhybride angeboten werden.

Honda Jazz: Technische Daten, Preis*

Technische Daten (Herstellerangaben)

Honda Jazz 1.5 i-MMD e:HEV Advance e-CVT (ab 03/23)

Honda Jazz Crosstar 1.5 i-MMD e:HEV Advance e-CVT (ab 03/23)

Motorart

Voll-Hybrid
Voll-Hybrid

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.498 ccm
1.498 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

90
90

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

122
122

Drehmoment (Systemleistung)

253 Nm
253 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

6.000 U/min
6.000 U/min

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

9,6 s
9,7 s

Höchstgeschwindigkeit

175 km/h
175 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

104 g/km
108 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

4,6 l/100 km
4,8 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

304 l
304 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.205 l
1.205 l

Leergewicht (EU)

1.302 kg
1.320 kg

Zuladung

388 kg
370 kg

Anhängelast ungebremst

500 kg
500 kg

Anhängelast gebremst 12%

500 kg
500 kg

Garantie (Fahrzeug)

3 Jahre oder 100.000 km
3 Jahre oder 100.000 km

Länge x Breite x Höhe

4.089 mm x n.b. x 1.526 mm
4.105 mm x n.b. x 1.556 mm

Grundpreis

29.300 Euro
30.500 Euro

* aktuelles Modell

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Honda Jazz 1.5 i-MMD Executive

Honda Jazz Crosstar 1.5 i-MMD e:HEV Advance

Überholvorgang 60-100 km/h

6,4 s

5,8 s

Bremsweg aus 100 km/h

37,9 m

37,7 m

Wendekreis

11,1 m

10,5 m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

5,1 l Super/100 km, 142 g CO₂/km (well-to-wheel)

5,3 l Super/100 km, 145 g CO₂/km (well-to-wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

****

Reichweite

780 km

755 km

Innengeräusch bei 130 km/h

69,9 dB(A)

70,1 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1250 / 460 kg

1250 / 440 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

260 / 735 / 1200 l

260 / 735 / 1200 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Honda Jazz 1.5 i-MMD e:HEV Executive e-CVT (07/20 - 03/23)

Honda Jazz Crosstar 1.5 i-MMD e:HEV Advance e-CVT (ab 03/23)

Karosserie/Kofferraum

2,9
3,0

Innenraum

2,8
2,8

Komfort

3,1
3,2

Motor/Antrieb

1,8
1,8

Fahreigenschaften

2,7
2,8

Sicherheit

1,9
2,3

Umwelt/EcoTest

1,8
1,8

Gesamtnote

2,3
2,4
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Text: Michael Gebhardt, Rudolf Huber

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