Škoda Karoq im Test: Das kann der kleine Bruder des Kodiaq

Im ADAC Autotest muss der Škoda Karoq als Benziner und Diesel beweisen, was er kann. Gesamturteil: Note 2,2 und 2,4. Dazu technische Daten und Preise des Kompakt-SUV. Plus: alle Details zum 2022er-Facelift.
Der Škoda Karoq ist der Nachfolger des Yeti
4,39 Meter lang auf Basis des VW Tiguan
Bequemer Einstieg, komfortable Sitze, einfache Bedienung
Der Grundpreis nach dem Facelift liegt bei 26.320 Euro
Fahrzeuge der Gattung SUV sind gefragt wie nie zuvor. Abgesehen von Ferrari gibt es kaum einen Hersteller, der aktuell kein solches Modell anbietet oder entwickelt. Ständig kommen neue "Sport Utilitiy Vehicles" im Segment der Kompaktwagen auf den Markt. Die Palette reicht vom Seat Ateca über den Citroën C5 Aircross bis hin zum Toyota RAV4. Und eben den Škoda Karoq.
Den Karoq als kleinen Bruder des Škoda Kodiaq hat der ADAC als Benziner und als Diesel getestet. Mit 4,39 Metern Länge ist er ein SUV der Kompaktklasse im Baukasten des VW-Konzerns. Obwohl zehn Zentimeter kürzer als der VW Tiguan, liefert er insgesamt ein mehr als ordentliches Platzangebot.
In das Gepäckabteil passen beim Fronttriebler immerhin 450 Liter, gemessen bis unter das Abdeckrollo, beim Allradler sind es 360 Liter. Wird mehr Stauraum benötigt, lassen sich die Rücksitze standardmäßig nur umklappen. Will man sie verschieben oder ganz herausnehmen, muss das Sitzsystem Varioflex (Aufpreis: 630 €) als Extra geordert werden.






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Für das Jahr 2022 hat Škoda dem Karoq eine kräftige Frischekur angedeihen lassen. Sie umfasst natürlich den optischen Auftritt, etwa mit dem breiteren, jetzt hexagonalen Kühlergrill, schmaleren Leuchten vorn und hinten plus aerodynamisch optimierten Leichtmetallrädern. Neu geformt ist auch der Heckspoiler. Und im Inneren gibt es jetzt neben optionalen Bezügen aus nachhaltigen Materialien ein erweitertes Angebot an Assistenzsystemen. Erstmals sind im Karoq auch Matrix-LED-Hauptscheinwerfer zu haben.
Wie von Škoda gewohnt, hat der Karoq Sinn für Details. An der Windschutzscheibe gibt es einen Kartenhalter, für den Fond lässt sich eine Halterung fürs Tablet bestellen (im Paket "Familiy" inklusive Isofix-Vorbereitung für den Beifahrersitz und Klapptischen an den Vordersitzlehnen für 160 €). Sogar der Kofferraum überzeugt mit witzigen Extras für den Alltag. So kann die Beleuchtung etwa als Taschenlampe fungieren, es stehen drei kleine Staufächer für Krimskrams zur Verfügung und an den Seiten ist je eine Schiene mit zwei verschiebbaren Haken zum Anhängen von Einkaufstüten befestigt.
Die optionale Anhängerkupplung lässt sich per Knopfdruck aus- und einklappen, die Heckklappe öffnet sich elektrisch oder per Fußbefehl (wenn keine Hand frei ist), im Fond gibt es eine 230-Volt-Steckdose (210 €) und das Abdeckrollo hebt sich automatisch beim Öffnen der Heckklappe. Außerdem kann man die Beifahrersitzlehne umklappen (100 €), um besonders lange Gegenstände im Innenraum zu transportieren. In Sachen Variabilität trumpft der Škoda Karoq wie ein Familien-Van mit Bestnoten auf.
Škoda Karoq: Sensortasten statt Drehregler
Vorn sitzt man, wie von einem SUV erwünscht, leicht erhöht und sehr bequem. Die Beinfreiheit reicht, auch im zuletzt getesteten 2022er Facelift-Modell, für mehr als zwei Meter große Menschen aus. Und im Fond fühlen sich zwei ebenso lange Zeitgenossen wohl, vorn wie hinten ist die Kopffreiheit üppig.
Die je nach Ausstattungsstufe serienmäßigen oder als Extra erhältlichen digitalen Anzeigen im Cockpit sind individuell konfigurierbar. Keinen Gefallen getan hat uns die VW-Tochter mit dem Navigationssystem Columbus. Sämtliche Hardwaretasten und Drehregler wurden verbannt, stattdessen gibt es wenige Sensortasten und eine Gestensteuerung. Letztere versteht nur
links oder rechts wischen und funktioniert eher leidlich zuverlässig.
Weitere Nachteile: Die Ansteuerung der Bereiche erfordert jetzt immer mindestens zwei Bedienschritte über die Menü-Taste, die Lautstärke kann nicht mehr „mit einem Dreh“ geändert/abgeschaltet werden und die Hochglanz- Bildschirmfläche präsentiert jeden Fingerabdruck unübersehbar. Einfacher zu handhaben ist das kleinere Navigationssystem Amundsen, das über Funktionstasten und Drehregler verfügt. Dass sich Škoda zumindest bei der Klimatisierung für altmodische Knöpfe und Tasten entschieden hat, ist übrigens kein Fehler – nicht nur mit Blick auf die ältere Kundschaft. So muss man sich nicht durch Menüs quälen, nur um das Gebläse anzuschalten.
Nicht sehr sparsam: Der 1,5-Liter-Benziner des Karoq

Leider finden sich keine neuen Spritspar-Techniken an Bord. Während viele Konkurrenten längst auf Mildhybrid-Systeme setzen, belässt es Škoda bei einfacher Start-Stopp-Technik. Für Wenigfahrer können die Benziner interessant sein, wie der hier getestete 1,5-l-Vierzylinder. Er hat genug Leistung für alle Lebenslagen, nur könnte er etwas genügsamer mit dem Kraftstoff umgehen. In Zahlen: 6,8 Liter Super pro 100 Kilometer schluckte der Kandidat im ADAC Ecotest.
Immerhin ist er sehr schadstoffarm. Die CO-Emissionen sind selbst im Autobahnzyklus niedrig und dank effektivem Partikelfilter liegt der Partikelausstoß weit unter den Grenzwerten, egal wie man fährt. Bei den RDE-Messungen auf der Straße, also im
Realbetrieb, konnten die niedrigen Emissionswerte bestätigt werden. Das bringt dem Karoq gerade noch vier von fünf möglichen Ecotest-Sternen.
Fahrleistungen und Durchzugskraft des 1.5 TSI sind absolut in Ordnung. Der Turbobenziner entfaltet seine Leistung gleichmäßig und über einen weiten Drehzahlbereich nachdrücklich. Er spricht zwar unter 1800 U/min etwas zögerlich auf Gasbefehle an, darüber
beschleunigt er dann druckvoll und lässt auch bei hohen
Drehzahlen nicht nach. Die relativ harte Verbrennung für einen
Benziner durch den hohen Einspritzdruck merkt man, es ergibt
sich ein recht rauer Motorlauf.
Der Škoda-SUV hat kräftige Bremsen

Das Sechsganggetriebe ist präzise geführt und lässt sich leicht schalten, die Wege sind dabei nicht zu lang. Die Gänge passen gut zueinander, es entstehen keine großen Sprünge zwischen den Stufen. Die Start-Stopp-Funktion arbeitet einwandfrei und praxistauglich, mit optionalem ACC startet der Motor schon, wenn der Vordermann anrollt, so dass man sich ohne Verzögerung in Bewegung setzen kann.
Ebenfalls im grünen Bereich liegt das Urteil über die Fahreigenschaften des Škoda Karoq: Die Federung ist ausgewogen, der Wagen völlig unkritisch im Fahrverhalten, die Bremsen sind kräftig, die Lenkung arbeitet zielgenau. Beim ADAC Ausweichtest liefert der Karoq eine einwandfreie Vorstellung ab; er umkurvt die Pylonen sicher, wenngleich durchaus mit spürbarer Seitenneigung. Schleuder- oder gar Kipptendenzen gibt es nicht, das ESP regelt effektiv und feinfühlig. Besonders fahrdynamisch ist der Kompakt-SUV aber nicht.
Von 100 km/h bis zum Stillstand benötigt der Testwagen durchschnittlich 35,4 Meter (Mittel aus zehn Vollbremsungen). Die Bremse spricht insgesamt gut an und lässt sich einwandfrei
dosieren.
ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen
Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.
360-Grad-Blick: So sieht der Karoq innen aus
TDI: Auch der 150-PS-Diesel verbraucht zu viel
Allradantrieb ist beim Karoq auch nach dem Facelift an den stärkeren TDI mit 150 PS in Verbindung mit DSG gekoppelt. Im ADAC Test fuhr der Vor-Facelift-SUV mit dem speziell unter Last etwas rau und nicht gerade gefällig klingenden Zweiliter-Aggregat die Gesamtnote 2,4 ein. Der Turbodiesel zieht bei Bedarf druckvoll durch und erweist sich damit als angemessene Motorisierung für den Karoq. Punktabzüge gibt es auch hier beim Verbrauch, der auch angesichts des Gewichts von gut 1,6 Tonnen mit 6,7 Litern Diesel je 100 Kilometer zu hoch ausfällt. Bei der Schadstoff-Wertung ist gerade noch ein gutes Ergebnis drin, letztendlich reicht es auch beim Selbstzünder so eben für drei von fünf Sternen im ADAC Ecotest.
Karoq mit reduzierter Sicherheitsausstattung
Glanzpunkte setzte der Karoq bei der Sicherheit. Bis die "Chipkrise" aufkam. Seitdem ist der Spurwechselassistent nicht mehr lieferbar und wird voraussichtlich auch so schnell nicht mehr kommen, weil er still und leise aus dem Prospekt gestrichen wurde. Viele elektronische Helfer kosten Aufpreis, aber zum Serienumfang gehört immerhin ein Notbremsassistent mit Kollisionswarnung samt Personenerkennung. Er lässt sich gegen Aufpreis um die Funktion ACC (adaptiver Tempomat) erweitern. Das Notbremssystem warnt optisch und akustisch sowie mit Bremsruck sehr effektiv und soll Kollisionen im Stadttempo- Bereich weitgehend vermeiden können.
Kauft man das Paket mit Spurhalteassistent, verfügt der Karoq mit Automatik auch
über den Notfallassistenten, der im Ernstfall bei bewusstlosem
Fahrer das Auto kontrolliert zum Stehen bringt, sowie den
Stauassistenten, der im Stau unter günstigen Bedingungen
dem Vordermann automatisch folgen kann. Weil der
Spurwechselassistent entfällt, gibt es auch keinen Ausparkassistenten
mehr, der mit Radar-Sensoren in der Heckschürze den
kreuzenden Verkehr überwachen und beim Rückwärtsausparken
vor Gefahren warnen würde. Optional in
Kombination mit den Navigationssystemen gibt es überdies
eine gut funktionierende Verkehrszeichenerkennung.
Fazit
Das ADAC Urteil für den Benziner und den Diesel fällt mit der Gesamtnote 2,2 und 2,4 gut aus: Der Škoda hat überzeugt, auch wenn der Verbrauch niedriger sein dürfte. Sein Preis-Leistungs-Verhältnis ist prima. Der Karoq empfiehlt sich als verlässlicher Kumpel: immer solide, komplett alltagstauglich und – zum Glück – ohne Überraschungen.
Škoda Karoq: Technische Daten, Preis*
Technische Daten (Herstellerangaben) | Skoda Karoq 1.5 TSI Style (ab 12/21) | Skoda Karoq 2.0 TDI Style 4x4 DSG (ab 12/21) |
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Motorart | Otto | Diesel |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.498 ccm | 1.968 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 110 | 110 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 150 | 150 |
Drehmoment (Systemleistung) | 250 Nm | 360 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.000 U/min | 3.500 U/min |
Antriebsart | Vorderrad | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 8,9 s | 8,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 211 km/h | 204 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 140 g/km | 146 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 6,1 l/100 km | 5,6 l/100 km |
Verbrauch Gesamt (NEFZ) | 5,3 l/100 km | 4,7 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 521 l | 521 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.630 l | 1.630 l |
Leergewicht (EU) | 1.399 kg | 1.607 kg |
Zuladung | 521 kg | 572 kg |
Anhängelast ungebremst | 690 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.500 kg | 2.100 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.390 mm x 1.841 mm x 1.603 mm | 4.390 mm x 1.841 mm x 1.603 mm |
Grundpreis | 35.140 Euro | 42.910 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Škoda Karoq 1.5 TSI ACT DSG Style | Škoda Karoq 2.0 TDI SCR DSG 4x4 Style |
---|---|---|
Überholvorgang 60 - 100 km/h | 4,8 s | 6,1 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 35,4 m | 36,6 m |
Wendekreis | 10,9 m | 10,9 m |
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 6,8 l Super/100 km, 186 g CO₂/km (well-to-wheel) | 6,7 l Diesel/100 km, 212 g CO₂/km (well-to-wheel) |
Reichweite | 735 km | 820 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 67,4 dB(A) | 67,2 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1410 / 510 kg | 1640 / 592 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 450 / 880 / 1500 l | 360 / 730 / 1350 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Škoda Karoq 1.5 TSI ACT DSG Style | Škoda Karoq 2.0 TDI SCR DSG 4x4 Style |
---|---|---|
Karosserie/Kofferraum | 2,3 | 2,3 |
Innenraum | 2,0 | 2,2 |
Komfort | 2,0 | 2,3 |
Motor/Antrieb | 2,1 | 2,0 |
Fahreigenschaften | 2,5 | 2,6 |
Sicherheit | 2,0 | 1,8 |
Umwelt/EcoTest | 2,5 | 3,5 |
Gesamtnote | 2,2 | 2,4 |
* TDI-Test mit Vor-Facelift-Modell
Das hat uns gefallen: Gute Fahrleistungen. Variabler Innenraum. Gute Verarbeitung. Viele praktische Ausstattungsdetails. Viele Sicherheitssysteme lieferbar. Kräftige Bremsen.
Das hat uns nicht gefallen: Bei hohen Drehzahlen etwas raue Motoren. Relativ hoher Verbrauch.
Video: Modellpflege für das Jahr 2022
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