ADAC Autotest: Die besten und die schlechtesten Autos 2022
95 Autos haben im Jahr 2022 den ADAC Autotest durchlaufen. Nicht alle getesteten Fahrzeuge waren gut, aber überraschend viele. Vor allem Elektroautos finden sich unter den besten Autos des letzten Jahres. Hier kommt die große ADAC Bestenliste.
Im Test: 37 Benziner, 15 Diesel, 15 Hybride, 2 Autogas- und 26 Elektroautos
Beste Autos: Mercedes EQS, BMW iX, Mercedes EQE und Škoda Enyaq
Schlechteste Autos: Dacia Spring, Dacia Duster und Mitsubishi Space Star
Zu einem Eintrag in das ehrwürdige Guinnessbuch der Rekorde wird es zwar nicht reichen. Doch zumindest in der ADAC eigenen Testdatenbank ist 2022 schon wieder ein Rekord gepurzelt. Hat der Club in der Autotest-Bestenliste 2021 noch den BMW iX3 mit einer 1,7 zum Allzeit-Favoriten gekürt, gab es 2022 zwei Fahrzeuge, die noch besser abgeschnitten haben: Der Mercedes EQS 450+ und der BMW iX. Beide Autos wurden im mehr als 300 Punkte umfassenden Testprozedere des ADAC mit einer Gesamtnote von 1,6 bewertet.
Gewinner: BMW iX und Mercedes EQS
Kein Wunder, dürfte der ein oder andere denken. Schließlich sind beide Fahrzeuge Vertreter des Luxussegments mit Preisen über 100.000 Euro. Da darf man als Käufer zu recht ein perfektes Produkt erwarten, das die modernste Technik an Bord hat, vor Komfort strotzt und sich abgesehen vom Preis, der übrigens bei der Bewertung der Produkteigenschaften keine Rolle spielt, keine Schwäche erlaubt. Ob einem der Mercedes EQS als "elektrische S-Klasse" in seiner (futuristischen) Limousinen-Form oder der BMW iX in seiner markanten SUV-Optik besser gefällt, ist am Ende Geschmacksache.
Beide Autos zeigen jedenfalls das technisch Machbare, gerade auch im Hinblick auf ihre Eigenschaften als Elektroauto. Mit einer gemessenen Reichweite von 610 (BMW iX) und 575 Kilometern (EQS) im Test sollte jeder problemlos auskommen können. Entscheidend dafür sind aber nicht nur die großzügig dimensionierten Antriebsbatterien mit jeweils mehr als 100 kWh, sondern auch die niedrigen Verbrauchswerte. Gemessene 20,4 (BMW) und 21,5 kWh (Mercedes) sind für solch wuchtige Fahrzeuge überraschend wenig. Zum Vergleich: Ein erheblich kleinerer Opel Mokka-e kommt im Schnitt auch schon auf 20,3 kWh.
ADAC Autotest 2022: Die Bestenliste
Die gute Nachricht für alle ohne überdurchschnittliches Einkommen: Jenseits von EQS und iX oder den zweitplatzierten Modellen Mercedes EQE und Škoda Enyaq RS Coupé (beide mit Gesamtnote 1,7) gibt es jede Menge guter Autos. 76 Fahrzeuge erhielten die Note "gut" (bis Note 2,5), nur 19 wurden schlechter beurteilt.
Der Honda Civic ist ein echter Geheimtipp
Auffällig ist, dass sich sehr viele Elektroautos unter den ersten 16 Modellen befinden. Oft stammen sie von Premium-Herstellern, aber nicht immer. Ein Hyundai Ioniq 5 etwa oder auch Kia EV6 und Niro EV sind tolle Autos, die es mit Porsche Taycan Sport Turismo und Audi Q4 e-tron (alle mit Gesamtnote 1,9) aufnehmen können. Nur ein Diesel hat es in Form des Mercedes C 300 in die Top-Riege geschafft. Aber auch ein Hybridfahrzeug der preiswerteren Kompaktklasse: der Honda Civic.
Hatte sich der Japaner früher nie besonders hervorgetan, verbirgt sich hinter der aktuellen Modellgeneration ein echter Geheimtipp. Im Gegensatz zu vielen anderen Vollhybridmodellen kommt beim Honda Civic sogar eine ganze Menge Fahrspaß auf. Der 184-PS-Motor begeistert im Zusammenspiel mit dem Elektroantrieb durch eine überaus direkte Reaktion, beschleunigt verzögerungsfrei und flott und bleibt dabei sparsam: 5,2 Liter Super auf 100 Kilometer im ADAC Ecotest können sich sehen lassen.
Der Japaner konnte sich weit nach vorn arbeiten, weil auch das Fahrwerk top abgestimmt ist, Komfort und Platzangebot passen, Honda aber vor allem nicht an der Sicherheitsausstattung gespart hat und neben elf (!) Airbags alle derzeit verfügbaren Assistenzsysteme vom Notbremsassistenten mit Kreuzungsfunktion bis zur Querverkehr-Warnung beim Ausparken in den Civic gepackt hat (Note 1,3 bei Sicherheit). Der Civic ist ein guter Allrounder ohne echte Schwächen – und darum geht es beim ADAC Autotest.
ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen
Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.
Die Verlierer: Schlechte Noten für Billigautos
Gute Allrounder sind die Autos am unteren Ende der Tabelle nicht. Dacia Duster, Dacia Spring und Mitsubishi Space Star sollen vor allem billig sein. An sich ist es in Zeiten immer schwindelerregenderer Autopreise sehr lobenswert, günstige Modelle anzubieten, denn Mobilität muss schließlich für jedermann bezahlbar bleiben. Es ist aber auch klar, dass bei einem Preis von derzeit rund 12.500 Euro für den Mitsubishi Space Star (sein Preis schwankt immer wieder nach oben wie nach unten) oder von 15.000 Euro für den Basis-Dacia-Duster irgendwo gespart werden muss.
Mit einer schlechteren Geräuschdämmung oder einer weniger guten Materialqualität – bei allen Dreien ist das der Fall – könnte man angesichts der geringen Preise zwar gut leben. Doch nicht akzeptabel ist, wenn an der Sicherheit gespart wird. Und in diesem Punkt fehlt es den drei letztplatzierten Modellen ganz erheblich. Beispiel Dacia Duster: Die Sicherheitsausstattung ist für ein Auto des Jahres 2022 ungenügend und beinhaltet nur die gesetzlichen Mindestanforderungen wie ESP, eine Reifendrucküberwachung und einen Bremsassistenten.
Es gibt keinerlei autonome Notbremsassistenten und auch keinen Spurhalteassistenten. Immerhin ist ein Totwinkel-Warner zu haben, der nutzt aber ausschließlich die Ultraschallsensoren der Einparkhilfe und keine leistungsfähigeren (und teureren) Radarsensoren. Nicht nur die aktive, auch die passive Fahrzeugsicherheit lässt zu wünschen übrig: Gerade mal drei Sterne im Euro NCAP-Test sind keine Empfehlung; der Dacia Spring bekommt sogar nur einen.
Auch dem Mitsubishi Space Star sind zusätzliche Assistenzsysteme zur Erhöhung der Sicherheit fremd, er beschränkt sich auf die gesetzlich vorgeschriebenen. Elf Jahre Bauzeit merkt man dem Japaner gerade in diesem Punkt an. Bei ihm wird es einfach Zeit für einen modernen Nachfolger.
Abwertung: Sicherheit geht vor
Die Folge zeigt sich im ADAC Ranking. Ist ein Modell im Bereich Sicherheit schlecht, wird es in seinem Gesamtergebnis abgewertet. Dem Duster hilft es also nicht, wenn sein Motor gut bewertet wird (2,2), und dem Spring bringt es nichts, wenn er wegen seines niedrigen Stromverbrauchs im Bereich Umwelt/Ecotest (1,2) wie der Mitsubishi (2,2) zu den Guten zählt. Sicherheit geht eben vor.
ADAC Autotest: Gleicher Maßstab für alle
Wichtiger Hinweis: Alle Autos werden nach einem einheitlichen Maßstab bewertet. Der ADAC unterscheidet weder nach Antrieb noch nach Fahrzeugklasse. Die Bewertungen sind jeweils in Schulnoten angegeben. Die Sortierung erfolgt nach der Gesamtnote im ADAC Autotest, bei Notengleichheit nach Alphabet.
Ein kompletter Marktüberblick kann die Liste der 95 im Jahr 2022 vom ADAC getesteten Autos sicher nicht sein, sondern nur eine Auswahl aktueller Fahrzeuge. Sollte Ihr Wunschmodell nicht dabei sein, finden Sie es vielleicht unter den besten und schlechtesten Pkw im ADAC Autotest 2019, 2020 oder 2021 oder Sie schauen in die ADAC Datenbank.
Der ADAC Autotest bewertet allein die Produkteigenschaften und lässt den Preis außen vor. Der wiederum kommt in einer Extra-Auswertung zum Tragen: In der Preis-Leistungs-Hitliste der getesteten Modelle – und hier ergibt sich eine völlig andere Reihenfolge.