Elektroautos mit viel Platz: In diese Modelle passt die ganze Familie

Ein Vater belädt mit seinen zwei Töchtern den Kofferraum eines Elektroautos
E-Autos für Familien: Gibt es tatsächlich schon geeignete Modelle?© Shutterstock/Halfpoint

Ein Familienauto muss längst kein Verbrenner mehr sein. Wie der beste Kompromiss zwischen Platzangebot, Reichweite und Preis gelingt, zeigt die ADAC Elektro-Familienauto-Übersicht.

  • Auf Stauraum, Reichweite und Sicherheit kommt es an

  • Aktuell 20 familienfreundliche E-Modelle auf dem Markt

  • Elektro-Hochdachkombis und Elektro-SUVs, keine E-Kombis, keine E-Vans

Vans, Kombis und Hochdachkombis gelten immer noch als die "klassischen" Familienautos, besonders mit einem sparsamen Dieselmotor. Auf dem Elektro-Markt sieht die Lage etwas anders aus: Kombis und Vans sucht man dort nämlich (fast) vergebens. Familien, die elektrisch unterwegs sein wollen, müssen also unter den übrigen Pkw und den SUVs schauen, ob etwas Passendes dabei ist. Und sich beispielsweise fragen: Passt die Eishockey-Ausrüstung der Töchter in den Kofferraum? Und müssen auf der Rückbank drei Kindersitze nebeneinander montiert werden oder reicht eine Babyschale hinten und ein Kindersitz vorn?

E-Auto für die Familie: Das ist zu beachten

Bei E-Autos für die Familie kommt die Frage hinzu, ob Batteriekapazität und Ladeleistung den jeweiligen Ansprüchen genügen. Zwar würde für die Stadt ein kleiner Akku problemlos reichen, doch für die Urlaubsreise ans Ijsselmeer könnten zahlreiche Ladestopps auf der Strecke zu schlechter Stimmung auf der Rückbank und einer langen Anreise führen. Und nicht zuletzt spielt das individuelle Budget eine große Rolle. Neue Elektroautos sind bei der Anschaffung vergleichsweise teuer, der Gebrauchtwagenmarkt für die relevanten Modelle ist (noch) überschaubar.

Was macht ein gutes Familienauto aus?

Bei der Auswahl von für Familien besonders geeigneten E-Fahrzeuge haben die ADAC Fachleute deshalb die folgenden Kriterien angelegt:

  • Sicherheit: Alle ausgewählten Autos haben beim standardisierten Testverfahren Euro NCAP in der Kategorie Kindersicherheit mindestens 70 Prozent der möglichen Punkte erreicht. Kopf- und Seitenairbags sind bei den Fahrzeugen in der Liste außerdem deaktivierbar, damit Kindersitze sicher eingebaut werden können.

  • Platzangebot: In jedem der ausgewählten Fahrzeuge lässt sich mindestens ein Kinderwagen im Kofferraum verstauen. Außerdem muss ein Mindestgewicht von 350 Kilogramm zuladbar sein.

  • Preis: In der Tabelle wurden nur familientaugliche Autos berücksichtigt, die weniger als 55.000 Euro kosten: Fahrzeuge wie der BMW iX oder der Mercedes EQV kombinieren zwar gute Platzverhältnisse mit hohen Reichweiten, waren aufgrund ihrer hohen Kosten aber nicht qualifiziert.

  • Reichweite: Mindestens 250 Kilometer (nach Herstellerangaben, gemessen mit dem WLTP-Testverfahren) sollen möglich sein.

Übersicht aktueller Elektro-Familienautos

Hochdachkombis: Platz, wenig Reichweite

Seitenansicht eines stehenden Peugeot e-Rifter
Der Peugeot e-Rifter, hier die Langversion (4,75 Meter), bietet Platz im Überfluss © Peugeot

Hochdachkombis, die als Verbrenner mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen, büßen als Stromer einiges an Attraktivität ein: Zwar ist etwa der Opel Combo-e Life wie seine baugleichen Brüder Citroën e-Berlingo, Peugeot e-Rifter, Toyota Proace City Verso und Fiat Doblo vergleichsweise günstig in der Anschaffung und bietet mit 2126 Litern Kofferraumvolumen (dachhoch) Familien eine Menge Stauraum.

Doch die Reichweite fällt nach WLTP-Norm mit 285 Kilometern dürftig aus. Im realitätsnahen ADAC Ecotest sogar noch geringer. Hier kam der Combo-e Life nur 215 Kilometer weit. Das ist wenig, zumal selbst dieser niedrige Wert, wie so oft bei E-Autos, bei einer Autobahnfahrt im Winter und mit ordentlich Gepäck an Board nicht zu erreichen ist.

Eine weit entfernte Urlaubsdestination anzupeilen ist so praktisch nicht mehr möglich, außer man streckt die Anreise auf mehrere Tage. Den Alltag in der Stadt oder über Land kann man allerdings auch mit der geringen Reichweite problemlos meistern. Sollen regelmäßig viele Gepäckstücke an Bord oder bis zu sechs Passagiere einsteigen, ist der Hochdachkombi für Familien weiterhin eine gute Option.

Elektro-SUVs: Teure Allrounder

Seitenansicht eines stehenden VW ID.5
Geräumig und mit hoher Reichweite, allerdings nicht ganz günstig: Der VW ID.5 sticht bei der ADAC Übersicht heraus© Volkswagen

Eine gute Mischung aus hoher Reichweite und Stauraum bieten SUVs, beispielsweise der VW ID.5. Der schafft eine sehr gute Reichweite – getoppt nur noch vom Skoda Enyaq – und kombiniert diese mit einem Kofferraumvolumen von 549 Litern, für ein SUV ein sehr ordentlicher Wert. Mit der realen, vom ADAC Ecotest bestätigten Reichweite von 400 Kilometern genügen bei einer Urlaubsreise zum Laden genau die Stopps, die man mit kleinen Kindern unterwegs ohnehin einplanen sollte. Doch dieses gute Gesamtpaket hat natürlich auch seinen Preis: 48.000 Euro kostet das Basismodell, 10.000 Euro mehr als etwa der Citroën e-Berlingo.

Fazit: Die eigenen Bedürfnisse entscheiden

Die ADAC Übersicht zeigt, dass sich die Fahrzeuge bezogen auf Reichweite und Platzangebot teils stark voneinander unterscheiden. Das "eine" ideale Familienauto zu bestimmen, ist deshalb schwierig. Die eigenen Ansprüche und Bedürfnisse entscheiden. Wägt man Vor- und Nachteile gegeneinander ab, kann die Wahl deshalb sowohl auf einen Hochdachkombi als auch auf ein SUV fallen. Der im Moment einzig erhältliche Elektro-Kombi MG5 hat einen relativ kleinen Kofferraum. Auf den wirklich familientauglichen Elektro-Kombi oder Elektro-Van muss wohl gewartet werden. Vielleicht kommt er 2023 noch in Form des elektrischen Opel Astra Sports Tourer (Kombi).

Tipps für die batteriebetriebene Urlaubsreise

  • Ladestationen sind in Deutschland und Europa oft noch zu selten, um bei niedrigem Akkustand immer spontan einen Stopp einlegen zu können. Deshalb braucht es eine bessere Planung als mit dem Benziner: Verfügbare Ladestationen auf der Strecke sollten schon im Voraus ausgekundschaftet werden. Im Ausland ist die Dichte der gewohnten Ladestationen außerdem oft geringer bzw. die eigene Ladekarte nicht mit den Angeboten vor Ort kompatibel. Für den Urlaub könnte sich also ein neuer Account bei einem geeigneten Anbieter lohnen.

  • Erschwerte Bedingungen beim Skiurlaub: Für den Akku des E-Autos ist sehr kaltes Wetter anders als für die Insassen kein Grund zur Freude und die Reichweite verringert sich oft erheblich, auch weil die Heizung die Batterie zusätzlich belastet. Beim Planen der Strecke sollte man also im Winter ein wenig mehr Puffer einplanen.

  • Auch ein Campingurlaub ist mit einem Elektroauto möglich, an einige Modelle lässt sich ein Wohnwagen problemlos anhängen. Tipp: Bei der Reiseplanung sollte man viele Puffer einplanen, da der Stromverbrauch durch die Anhängelast erheblich steigt und anvisierte Ladesäulen überraschend häufig defekt sind. Das ADAC Technikteam hat eine Testreise mit Wohnwagen unternommen und auch als Video festgehalten.

Fachliche Beratung: Maximilian Bauer, ADAC Technik Zentrum