Test Kofferraumvolumen: Stimmen die Angaben der Autohersteller?
Beim Kauf eines Autos spielt die Größe des Kofferraums eine wichtige Rolle. Doch sind die Herstellerangaben dazu immer korrekt? Der ADAC hat das Kofferraumvolumen von über 260 aktuellen Modellen überprüft – mit überraschenden Ergebnissen.
Messmethoden der Hersteller sind sehr unterschiedlich
ADAC Messwert zeigt bis zu 434 Liter weniger Kofferraumvolumen
Premium-Marken "runden" großzügig nach oben auf
Egal ob Van, SUV, Kombi oder Limousine: Die Autohersteller werben häufig mit einem großen Kofferraum. Oft ist für Käuferinnen und -käufer das Kofferraumvolumen sogar das Argument für oder gegen ein bestimmtes Modell. Der ADAC überprüft deshalb die Angaben der Hersteller im Autotest kontinuierlich. Stimmen die Werte in den Prospekten, die meist in Volumenlitern angegeben sind, tatsächlich? Den jeweiligen Messwert veröffentlicht der ADAC im Autotest.
Kofferraum-Check von über 260 Modellen
Generell zeigt sich beim Vergleich der Kofferraumvolumen, dass es bei den Automodellen im preisgünstigeren Segment eher geringe Unterschiede zwischen ADAC Messwerten und Herstellerangaben gibt. Automarken mit sehr günstigen Modellen wie zum Beispiel Dacia machen meist recht realistische Angaben zum Kofferraumvolumen. So hat der ADAC beim Van Dacia Jogger einen annähernd gleichen Wert nachgemessen: Kofferraumvolumen laut Hersteller 607 Liter, laut ADAC Check 635 Liter.
Anders sieht es bei größeren Fahrzeugen im eher hochpreisigen Segment aus. Bei den SUVs fällt zum Beispiel der Tesla Model Y auf, bei dem die Differenz zwischen ADAC Messwert (420 Liter) und Herstellerangabe (854 Liter) über 434 Liter beträgt. An solch heftigen Differenzen zeigt sich, wie wichtig es wäre, sich auf einheitliche Messmethoden bzw. Definitionen der zu messenden Fläche zu verständigen.
Erfreulich: Unter den Limousinen gibt es vereinzelt Modelle, die sogar mehr Stauvolumen bieten als vom Hersteller versprochen. Generell sind bei den Limousinen mit Schrägheck oder Stufenheck die Unterschiede in den Messwerten geringer als bei Vans oder SUVs, wo es oft keine klare Trennung zwischen Kofferraum und darüber befindlichem möglichen Stauraum gibt.
So groß sind die Kofferräume
In der Tabelle finden Sie die Herstellerangaben sowie die ADAC Messwerte für das normale Kofferraumvolumen sowie als Zusatzinformation das vom ADAC ermittelte dachhohe Maximalvolumen. Über einen Klick auf den Reiter der Tabelle gelangen Sie zu den verschiedenen Fahrzeugklassen. Die Fahrzeuge sind alphabetisch sortiert. Wünschen Sie eine Sortierung nach dem Preis des Fahrzeugs oder nach der Kofferraumgröße, klicken Sie bitte im Kopf der jeweiligen Spalte auf den gewünschten Wert. Ein zweiter Klick ändert die Reihenfolge von oben nach unten.
Im Folgenden haben die ADAC Experten für Sie die besten Modelle in den Fahrzeugsegmenten SUVs, Vans und Kombis herausgefiltert.
Top 5 Kofferraum: SUVs
Unter den Top fünf der ADAC Messung zum Kofferraumvolumen sind bei den SUVs diese Modelle: Hyundai Santa Fe (575 Liter), Peugeot 5008 (570 Liter), Toyota Highlander (560 Liter), Kia Sorento (495 Liter) und der Genesis GV80 (485 Liter).
Wer mit dem Auto in den Urlaub reist, belädt den Kofferraum oft auch bis unters Dach. Natürlich sollte man dann auf die korrekte Ladungssicherung achten: So muss der Laderaum vom Fahrgastraum zum Beispiel durch ein Trenngitter geteilt sein.
Der ADAC misst im Autotest auch die dachhohe Beladung nach: Da bietet der Volvo XC90 bei den SUVs mit 950 Litern Volumen den meisten Platz. Nach Umklappen der Rückbank passen dachhoch sogar 1935 Liter hinein – falls man mit dem Auto bei einem Umzug hilft oder ein paar neue Kleinmöbel und Bücherregale gekauft hat.
Top 4 Kofferraum: Vans
Bei den Vans sieht die Rangfolge folgendermaßen aus: Dacia Jogger (635 Liter), VW Touran (485 Liter), Mercedes Benz B-Klasse/247 (345 Liter), BMW Active Tourer (325 Liter). Klappt man die Rücksitzlehnen um, lassen sich im Dacia Jogger bei dachhoher Beladung bis zu 1760 Liter verstauen. Weil das Angebot an Vans immer weiter schrumpft, konnte der ADAC nur noch von vier Vans die Messwerte nehmen. Ford Galaxy, VW Sharan oder Renault Espace (jetzt ein SUV) sind längst Geschichte.
Top 5 Kofferraum: Kombis
Bei den Kombis haben diese Automodelle das größte Kofferraumvolumen: VW Arteon Shooting Brake (540 Liter), Skoda Octavia Combi (505 Liter), Opel Astra Sports Tourer (505 Liter), Seat Leon Sportstourer (495 Liter), Toyota Corolla (480 Liter). Bei dachhoher Beladung und umgeklappten Rücksitzlehnen hat der Ford Focus Turnier mit 1590 Litern Kofferraumvolumen die Nase vorne, gefolgt vom VW Arteon Shooting Brake mit 1555 Litern.
Vergleich mit Herstellerangaben
Der Test zeigt: Die Messmethoden zum Kofferraumvolumen sind leider nicht einheitlich geregelt und für die Hersteller nicht verbindlich. Somit können die Herstellerangaben nur als grober Richtwert gelten und sind damit beim Autokauf nur bedingt hilfreich. Der ADAC bietet deshalb einen praxisnahen Bezug bei der Ermittlung des Kofferraumvolumens. Hierfür werden im ADAC Technik Zentrum in Landsberg alle variabel einstellbaren Bauteile wie eine verschiebbare Rücksitzbank, ein variabler Kofferraumboden oder ein Abdeckrollo in eine einheitliche Stellung gebracht.
Die Position der Sitze wird zum Beispiel mithilfe einer Messpuppe auf einen Fahrer mit einer Körpergröße von 1,85 Metern eingestellt. Den Kofferraum füllen die Tester mit Schaumstoffquadern definierter Größe (angelehnt an ISO 3832) auf. Um das Normalvolumen des Kofferraums zu bestimmen, wird dieser bis zur Unterkante der Abdeckung oder des Abdeckrollos mit den Schaumstoffquadern beladen. Gibt es keine Abdeckung, wird er bis zur Unterkante der hinteren Fenster beladen.
Über die Anzahl der Schaumstoffquader kann das tatsächliche Volumen des Kofferraums berechnet werden. Durch das einheitliche Vorgehen ist das Kofferraumvolumen aller Fahrzeuge also miteinander vergleichbar.
ADAC Messwerte sind realistischer
Die Prospektangaben der einzelnen Automodelle sind durch die nicht verbindlichen und damit unterschiedlichen Messmethoden der Autohersteller nur wenig vergleichbar. Die empfohlenen Messmethoden zum Kofferraumvolumen der Branchenverbände sind zudem relativ allgemein formuliert und beachten Details wie die exakte Position von Sitzen oder variablen Kofferraumböden nicht genügend.
So rechnen einige Hersteller z.B. die Ersatzradmulde unter dem Kofferraumboden zum Kofferraumvolumen hinzu. Oder wie hoch misst man? Bei nach oben baulich nicht begrenzten Kofferräumen messen die einen bis zum Abdeckrollo, die anderen bis zur Unterkante der Fenster.
Ein großer Unterschied kann auch durch die Rücksitze entstehen, wenn das Fahrzeug optional eine dritte Sitzreihe bietet: Wird die dritte Reihe unter dem Kofferraumboden zusammengeklappt, schmälert das natürlich das Volumen. Und viele Fahrzeuge wie Vans oder SUVs bieten heutzutage verschiebbare Sitze in zweiter Reihe – aber durch Verschieben ändert sich zwangsläufig auch das Kofferraumvolumen.
Passt ein Kinderwagen ins Auto?
Wer wissen will, welches Auto das richtige für seine individuellen Bedürfnisse ist, muss neben dem Kofferraumvolumen natürlich die Aspekte berücksichtigen, die für den täglichen Gebrauch relevant sind. Eine kleine Liste mit Kauftipps für Autos mit großem Kofferraum haben wir im Folgenden zusammengestellt.
Bei der Probefahrt ausprobieren, ob größere Gegenstände wie zum Beispiel ein Kinderwagen in den Kofferraum passen.
Tatsächlich vergleichbare Werte zum Kofferraumvolumen gibt es in der ADAC Übersicht zu allen Automarken und Modellen.
Platzbedarf bei Urlaubsfahrten bedenken und individuelle Bedürfnisse prüfen.
Beim Beladen des Fahrzeugs stets auf die maximal zulässige Zuladung achten.
Was Autohersteller ändern sollten
Die Angaben zum Stauvolumen eines Kofferraums müssen realistisch sein.
Für eine bessere Nutzung des Kofferraums sind generell niedrige Ladekanten und breite Ladeöffnungen wichtig.
Praktische Details wie Staufächer, vernünftige Kofferraumbeleuchtung und Taschenhaken sollten in neue Modelle integriert werden.
Fachliche Beratung: Maximilian Bauer, ADAC Technik Zentrum.