Kofferraumvolumen: Stimmen die Angaben der Autohersteller?

Ist der Kofferraum groß genug? ADAC Ingenieure überprüfen regelmäßig die Angaben der Hersteller zum Kofferraumvolumen
Ist der Kofferraum groß genug? ADAC Ingenieure überprüfen regelmäßig die Angaben der Hersteller zum Kofferraumvolumen© iStock.com/SimonSkafar

Beim Kauf eines Autos spielt die Größe des Kofferraums eine wichtige Rolle. Doch sind die Herstellerangaben dazu immer ganz korrekt? Der ADAC hat das Kofferraumvolumen von über 270 aktuellen Modellen überprüft – mit überraschenden Ergebnissen.

  • Messmethoden der Hersteller sind sehr unterschiedlich

  • ADAC Messwert zeigt bis zu 370 Liter weniger Kofferraumvolumen

  • Premium-Marken "runden" großzügig nach oben auf

Egal ob Van, SUV, Kombi oder Limousine: Die Autohersteller werben häufig mit einem großen Kofferraum. Oft ist für Autokäuferinnen und -käufer das Kofferraumvolumen sogar das Argument für oder gegen den Kauf eines Fahrzeugs. Der ADAC überprüft deshalb die Angaben der Hersteller im Autotest kontinuierlich. Stimmen die Werte in den Prospekten, die meist in Volumenlitern angegeben sind, tatsächlich? Den jeweiligen Messwert veröffentlicht der ADAC im Autotest.

Über 270 Modelle vom ADAC gemessen

Generell zeigt sich beim Vergleich der Kofferraumvolumen, dass es bei den Automodellen im preisgünstigeren Segment eher geringe Unterschiede zwischen ADAC Messwerten und Herstellerangaben gibt. Automarken mit sehr günstigen Modellen wie zum Beispiel Dacia machen meist recht realistische Angaben zum Kofferraumvolumen. So hat der ADAC beim Van Dacia Jogger einen annähernd gleichen Wert nachgemessen: Kofferraumvolumen laut Hersteller 607 Liter, laut ADAC Check 635 Liter.

Anders sieht es bei größeren Fahrzeugen im eher hochpreisigen Segment aus. Bei den SUVs fällt zum Beispiel der Skoda Kodiaq auf, bei dem die Differenz zwischen ADAC Messwert (460 Liter) und Herstellerangabe (835 Liter) über 370 Liter beträgt. An solch heftigen Differenzen zeigt sich, wie wichtig es wäre, sich auf einheitliche Messmethoden bzw. Definitionen der zu messenden Fläche zu verständigen.

Erfreulich: Unter den Limousinen gibt es vereinzelt Modelle, die sogar mehr Stauvolumen bieten als vom Hersteller versprochen. Generell sind bei den Limousinen mit Schrägheck oder Stufenheck die Unterschiede in den Messwerten geringer als bei Vans oder SUVs, wo es oft keine klare Trennung zwischen Kofferraum und darüber befindlichem möglichen Stauraum gibt.

So groß sind die Kofferräume wirklich

In der Tabelle finden Sie die Herstellerangaben sowie die ADAC Messwerte für das normale Kofferraumvolumen sowie als Zusatzinformation das vom ADAC ermittelte dachhohe Maximalvolumen. Über einen Klick auf den Reiter der Tabelle gelangen Sie zu den verschiedenen Fahrzeugklassen. Die Fahrzeuge sind alphabetisch sortiert. Wünschen Sie eine Sortierung nach dem Preis des Fahrzeugs oder nach der Kofferraumgröße, klicken Sie bitte im Kopf der jeweiligen Spalte auf den gewünschten Wert. Ein zweiter Klick ändert die Reihenfolge von oben nach unten.

Im Folgenden haben wir für Sie die fünf besten Modelle in den Fahrzeugsegmenten SUVs, Vans und Kombis herausgefiltert.

Top 5 Kofferraum: SUVs

Top unter den SUVs: Hyundai Santa Fé mit 575 bis 1745 Liter Kofferraumvolumen © Hyundai

Unter den Top fünf der ADAC Messung zum Kofferraumvolumen sind bei den SUVs diese Modelle: Hyundai Santa Fe (575 Liter), Peugeot 5008 (570 Liter), Toyota Highlander (560 Liter), Honda CR-V (510 Liter) und der Kia Sorrento (495 Liter).

Wer mit dem Auto in den Urlaub reist, belädt den Kofferraum oft auch bis unters Dach. Natürlich sollte man dann auf die korrekte Ladungssicherung achten: So muss der Laderaum vom Fahrgastraum zum Beispiel durch ein Trenngitter geteilt sein.

Der ADAC misst im Autotest auch die dachhohe Beladung nach: Da bietet der Volvo XC90 bei den SUVs mit 950 Litern Volumen den meisten Platz. Nach Umklappen der Rückbank passen dachhoch sogar 1935 Liter hinein – falls man mit dem Auto bei einem Umzug hilft oder ein paar neue Kleinmöbel und Bücherregale gekauft hat.

Top 5 Kofferraum: Vans

Raumwunder Dacia Jogger: 635 Liter Kofferraum oder 20 Getränkekisten sind kein Problem © Dacia

Bei den Vans sieht die Rangfolge folgendermaßen aus: Dacia Jogger (635 Liter), Ford Galaxy (555 Liter), Ford S-Max (550 Liter), Renault Espace (500 Liter), VW Touran (485 Liter). Bei dachhoher Beladung passen ins Heck des Dacia Jogger 1050 Liter oder 20 Getränkekisten, in den Ford Galaxy nur 860 Liter, aber 21 Kisten Wasser – da zahlt sich die Karosseriehöhe des Galaxy aus. Klappt man die Rücksitzlehnen um, lassen sich im Jogger bis zu 1760 Liter verstauen, im Galaxy sind es maximal 895 Liter.

Top 5 Kofferraum: Kombis

Skoda Octavia: Kombi mit dem größten Gepäckvolumen auf Reisen © Skoda

Bei den Kombis haben diese Automodelle das größte Kofferraumvolumen, ohne umzuklappen: Skoda Octavia Combi (505 Liter), Seat Leon Sportstourer (495 Liter), Suzuki Swace (475 Liter), VW Passat (475 Liter), Opel Insignia, Toyota Corolla und VW Golf Variant (alle 460 Liter). Bei dachhoher Beladung und umgeklappten Rücksitzlehnen hat das Mercedes Benz E-Klasse T-Modell (1585 Liter) die Nase vorne, dicht gefolgt vom Skoda Superb Combi (1575 Liter).

Immerhin elf Getränkekisten verschwinden im Heck des Skoda Octavia Combi, in den Superb Combi passen 12 davon, ohne umklappen zu müssen und in das T-Modell der E-Klasse sogar 14 Kisten.

Sind die Herstellerangaben vergleichbar?

Der Test zeigt: Die Messmethoden zum Kofferraumvolumen sind leider nicht einheitlich geregelt und für die Hersteller nicht verbindlich. Somit können die Herstellerangaben nur als grober Richtwert gelten und sind damit beim Autokauf nur bedingt hilfreich. Der ADAC bietet deshalb einen praxisnahen Bezug bei der Ermittlung des Kofferraumvolumens. Hierfür werden im ADAC Technik Zentrum in Landsberg alle variabel einstellbaren Bauteile wie eine verschiebbare Rücksitzbank, ein variabler Kofferraumboden oder ein Abdeckrollo in eine einheitliche Stellung gebracht.

Wie viele Schaumstoffwürfel passen rein? Die Tester nennen das "auslitern" © ADAC/Uwe Rattay

Die Position der Sitze wird zum Beispiel mithilfe einer Messpuppe auf einen Fahrer mit einer Körpergröße von 1,85 Metern eingestellt. Den Kofferraum füllen die Tester mit Schaumstoffquadern definierter Größe (angelehnt an ISO 3832) auf. Um das Normalvolumen des Kofferraums zu bestimmen, wird dieser bis zur Unterkante der Abdeckung oder des Abdeckrollos mit den Schaumstoffquadern beladen. Gibt es keine Abdeckung, wird er bis zur Unterkante der hinteren Fenster beladen.

Über die Anzahl der Schaumstoffquader kann das tatsächliche Volumen des Kofferraums berechnet werden. Durch das einheitliche Vorgehen ist das Kofferraumvolumen aller Fahrzeuge also miteinander vergleichbar.

ADAC Messwerte sind praxisnah und realistisch

Die Prospektangaben der einzelnen Automodelle sind durch die nicht verbindlichen und damit unterschiedlichen Messmethoden der Autohersteller nur wenig vergleichbar. Die empfohlenen Messmethoden zum Kofferraumvolumen der Branchenverbände sind zudem relativ allgemein formuliert und beachten Details wie die exakte Position von Sitzen oder variablen Kofferraumböden nicht genügend.

So rechnen einige Hersteller z.B. die Ersatzradmulde unter dem Kofferraumboden zum Kofferraumvolumen hinzu. Oder wie hoch misst man? Bei nach oben baulich nicht begrenzten Kofferräumen messen die einen bis zum Abdeckrollo, die anderen bis zur Unterkante der Fenster.

Ein großer Unterschied kann auch durch die Rücksitze entstehen, wenn das Fahrzeug optional eine dritte Sitzreihe bietet: Wird die dritte Reihe unter dem Kofferraumboden zusammengeklappt, schmälert das natürlich das Volumen. Und viele Fahrzeuge wie Vans oder SUVs bieten heutzutage verschiebbare Sitze in zweiter Reihe – aber durch Verschieben ändert sich zwangsläufig auch das Kofferraumvolumen.

Achtung, Kinderwagen! Passt er wirklich rein?

© ADAC e.V.

Wer wissen will, welches Auto das richtige für seine individuellen Bedürfnisse ist, muss neben dem Kofferraumvolumen natürlich die Aspekte berücksichtigen, die für den täglichen Gebrauch relevant sind. Eine kleine Liste mit Kauftipps für Autos mit großem Kofferraum haben wir im Folgenden zusammengestellt.

Was Autohersteller ändern sollten

  • Die Angaben zum Stauvolumen eines Kofferraums müssen realistisch sein.

  • Für eine bessere Nutzung des Kofferraums sind generell niedrige Ladekanten und breite Ladeöffnungen wichtig.

  • Praktische Details wie Staufächer, vernünftige Kofferraumbeleuchtung und Taschenhaken sollten in neue Modelle integriert werden.

Fachliche Beratung: Maximilian Bauer, ADAC Technik Zentrum.