Testfahrt Fiat Doblò: Ein Elektroauto für Familien?
Auch Fiat wird elektrisch – und das zeigt unter anderem der neue Doblò. Denn in der Pkw-Version wird der Hochdachkombi künftig nur noch als e-Doblò angeboten. Der Doblò löst nach zwölf Jahren Bauzeit seinen Vorgänger ab, bleibt aber dennoch ein alter Bekannter. Testfahrt, Daten, Bilder.
Neuer Fiat Doblò ist baugleich mit Citroën Berlingo und Opel Combo
Nur noch elektrisch: 50-kWh-Batterie für 280 km Normreichweite
Preis: Ab 41.490 Euro für die Pkw-Version
Die Fusion von Fiat mit dem Stellantis-Konzern (u.a. Peugeot, Citroën, Opel) trägt erste Früchte. Wurden bereits vor Kurzem der Familienbus Ulysse und der Transporter Scudo auf Basis von Opel Zafira, Peugeot Traveller und Citroën Spacetourer zu den Händlern geschickt, ist nun eine Nummer kleiner dran: der Fiat Doblò.
Auch er ist keine Eigenentwicklung von Fiat, sondern rollt als weiterer Klon der baugleichen Modelle Citroën Berlingo, Peugeot Rifter, Opel Combo und Toyota ProAce City im spanischen Peugeot-Werk Vigo vom Band. Immerhin spendiert ihm Fiat eine eigene Front und hinter dem Lenkrad markentypische Instrumente.
Den Doblò als Pkw gibt es nur mit kurzem Radstand
Dass der Doblò nun der fünfte im Bunde ist, ist grundsätzlich nichts Schlechtes, denn die Hochdachkombis von Stellantis sind merklich moderner als der inzwischen in die Jahre gekommene Vorgänger-Doblò. So gibt es im aktuellen Modell nun Assistenzsysteme aller Art vom Müdigkeitswarner bis zur Verkehrszeichenerkennung, und innen herrscht mit vorzeigbaren Materialien mehr Pkw- denn Nutzfahrzeugflair. Die Besonderheiten der Schwestermodelle sind auch für den Fiat vorgesehen, allerdings derzeit in eingeschränktem Umfang. Denn durch die immer noch vorhandenen Lieferschwierigkeiten sind Extras wie das separat zu öffnende Heckfenster oder die praktische Dachgalerie mit unzähligen Ablagemöglichkeiten samt Glasdach erst mal nur im Prospekt zu sehen.
Auch eine Version mit langem Radstand ist momentan für die Pkw-Version des Doblò noch nicht angedacht, was umso eigenartiger ist, als der kurze Doblò auch als Siebensitzer angeboten wird und sich sieben Personen auf 4,40 Meter Fahrzeuglänge nun mal deutlich unbequemer quetschen lassen als auf eine Länge von 4,75, die die Version mit langem Radstand hätte. Die ist zwar auch im Programm, aber nur als Kastenwagen und als "Multicab" oder "Kombi", sprich: als Mischung aus Transporter und Pkw – mit fünf Plätzen.
1 von 5
Fiat Doblò mit riesigem Kofferraum
Als Familie kann man sich aber grundsätzlich auch sehr gut mit dem kurzen Doblò arrangieren. Denn das Platzangebot ist vorn sehr üppig bemessen, es gibt viele große und brauchbare Ablagen, und der Kofferraum ist durch sein kastenförmiges Maß für Kinderwagen, Urlaubsgepäck oder auch mal den Sperrmüll bestens geeignet.
Sind die Sitze nicht umgeklappt, hält der Kofferraum sagenhafte 775 Liter Transportvolumen vor, bei umgelegten Rücksitzen sind es bis unters Dach sogar 3000 – hier muss sich jeder Kombi geschlagen geben. Die Rücksitze sind als Einzelsitze ausgeformt, mit Isofix für Kindersitze bestückt und lassen sich sehr leicht umklappen. Einfach einen Hebel ziehen, und beim Umlegen der Lehne taucht die Sitzfläche automatisch eine Etage tiefer ab, sodass man sie für eine ebene Ladefläche weder ausbauen noch separat klappen muss.
Die drei Einzelsitze hinten sind recht schmal
Größere Mitfahrer merken im Fond allerdings, dass die Einzelsitze recht schmal ausfallen und es mit der Beinfreiheit nicht weit her ist. Beim baugleichen Opel Combo hat der ADAC nachgemessen: Sind die Vordersitze auf 1,85 Meter große Personen eingestellt, reicht die Kniefreiheit dahinter ebenfalls nur für Mitfahrer bis 1,85 Meter Körpergröße. Beim Fiat dürfte das nicht anders sein. Gut: Im Fond lassen sich drei Kindersitze nebeneinander montieren – auch das ist ein praktischer Vorteil von Hochdachkombis, den die meisten anderen Fahrzeuggattungen nicht bieten können.
Über die beiden Schiebetüren ist der Einstieg in die zweite Reihe kinderleicht und auch die Sitzhöhe dürfte vielen Doblò-Fahrerinnen und -Fahrern als sehr angenehm vorkommen. Man sitzt leicht erhöht, aber eben auch nicht zu hoch. Das passt einfach. Die Bedienung geht ohne große Eingewöhnungszeit von der Hand, da zum Glück nicht alles in den Touchscreen gepackt worden ist und es noch einige haptische Tasten gibt.
Schön leise: Der Doblò mit Elektromotor
Beim Antrieb haben Familien keine Wahl: Sie müssen den Doblò als Elektroauto nehmen, Alternativen gibt es zumindest für die Pkw-Version nicht. Die Nutzfahrzeugvarianten Kastenwagen, Multicab und Kombi können dagegen auch noch mit Verbrennungsmotoren bestellt werden. Bei den Stellantis-Brüdern ist das nicht anders, nur der Toyota ProAce City kann noch mit Verbrennern bestellt werden. Auch eine CNG/Erdgasversion ist vom neuen Doblò nicht mehr vorgesehen.
Der Vorteil des rein elektrischen Antriebs erschließt sich bereits auf den ersten Metern Fahrt: Im Elektro-Doblò geht es stets angenehm ruhig zu, man gleitet entspannt und unaufgeregt vor sich hin und vermisst zu keiner Zeit einen rumorigen Benziner oder Diesel. Der Federungskomfort ist top, die Lenkung so leichtgängig und präzise, wie man es erwarten kann.
Und auch wenn die Fahrleistungen mit dem 100-kW/136-PS-Motor keine Bestwerte darstellen (0 – 100 km/h in 11,7 Sekunden, 130 km/h Spitze) wirkt der e-Doblò subjektiv durchaus spritzig: Ein Tritt auf das Fahrpedal bewirkt E-Auto-typisch eine unmittelbare Reaktion des Motors, die Beschleunigung erfolgt verzögerungsfrei.
Man kann aber auch millimetergenau einparken, so fein lässt sich der E-Antrieb dosieren – auch das schätzen Besitzer von Elektroautos. Merklich weniger Elan hat der e-Doblò, wenn der Fahrmodusschalter auf Eco statt auf Normal oder Sport steht. Dann hat der Wagen weniger Leistung, und auch die Heizleistung wird runtergedreht.
Reichweite: Der e-Doblò soll 280 km weit kommen
Einer größeren Reichweite wegen macht das durchaus Sinn. Denn die ist tatsächlich ausbaufähig, zumindest wenn man den e-Doblò häufiger auch für lange Strecken nutzen möchte. Zwar erscheinen 280 Kilometer Reichweite nach WLTP-Norm mehr als brauchbar im Alltag zwischen Kindergarten und Überlandfahrt für den Ausflug am Wochenende. Doch lange Urlaubsfahrten können anstrengend werden.
Im ADAC Ecotest kam der baugleiche Opel Combo auf eine Reichweite von 215 Kilometern, bei winterlichen Temperaturen sogar nur auf 170. Auf Autobahnfahrten heißt das: Spätestens alle 150 Kilometer sollte man sich nach einer Schnelllademöglichkeit umsehen.
Den dafür notwendigen CCS-Anschluss hat der Fiat, die maximale Ladeleistung liegt hier bei 100 kW. In rund 30 Minuten ist die 50-kWh-Batterie dann zumindest wieder zu 80 Prozent gefüllt. An AC-Säulen oder an der Wallbox sind maximal 11 KW drin. Ob man mit dem rein elektrischen Doblò im Alltag klarkommt, hängt also stark von den persönlichen Umständen, sprich der tatsächlichen Nutzung ab.
Bekommt der e-Doblò einen neuen E-Motor?
Übrigens: Peugeot hat für die E-Autos e-208, e-2008 und den kommenden e-308 einen neuen Elektromotor angekündigt, der deutlich sparsamer sein soll als das bisherige Aggregat und dadurch wohl eine bessere Reichweite ermöglichen wird. Es ist davon auszugehen, dass auch andere Modelle des Stellantis-Konzerns, etwa der elektrische Opel Corsa oder der Mokka-e, bald in den Genuss des neuen Motors kommen. Und wohl auch die Fünflinge Citroën Berlingo, Peugeot Rifter, Opel Combo, Toyota Pro Ace City und Fiat Doblò. Wann, das steht noch nicht fest. Es könnte sich aber lohnen, darauf zu warten.
Alle Messwerte des ADAC lassen sich im Test zum Opel Combo nachlesen. Sie sind auf den Doblò übertragbar.
Fiat e-Doblò: Technische Daten und Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Fiat E-Doblò L1 Launch Pack (07/22 - 11/22) |
---|---|
Motorart | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 100 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 136 |
Drehmoment (Systemleistung) | 260 Nm |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 11,2 s |
Höchstgeschwindigkeit | 130 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 282 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 19,6 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 50,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:1,8-11,0 DC:100,0 |
Kofferraumvolumen normal | 775 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 3.000 l |
Leergewicht (EU) | 1.664 kg |
Zuladung | 626 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 750 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.403 mm x 1.848 mm x 1.844 mm |
Grundpreis | 41.490 Euro |
Hier finden Sie viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Autotests.