Opel Combo Electric: Neue Schnauze, neue Batterie, neuer Schwung?

Der neue Opel Combo Electric nach dem Facelift im Juli 2024
Der Combo erstrahlt im aktuellen Opel-Look. Aber ist er nun auch ein brauchbareres E-Auto?© Opel

Elektrische Hochdachkombis waren bis jetzt im elektrischen Niemandsland unterwegs. Denn der hohen Praktikabilität steht oft die schwache Reichweite entgegen. Das war bisher auch beim Opel Combo so. Ändert sich das mit dem Facelift? Testfahrt.

  • Opel Combo-e Life wurde zu Combo Electric

  • In der Batterie stecken nun 60 Kilometer mehr Reichweite

  • Hochdachkombi mit bekannten Stärken bei Stauraum und Platz

Hochdachkombis und Elektromobilität, das ist bei Weitem keine Liebe auf den ersten Blick. Denn während bei E-SUVs und Limousinen die Reichweiten Jahr für Jahr klettern – Audi will mit dem A6 e-tron die 750-Kilometer-Marke knacken – wirken die Großraumvans mit Batterie noch wie ungeliebte Notlösungen.

Anschaulich wurde das beim ADAC Test des Opel Combo Electric Life, der Ende 2021 von den Rüsselsheimern erstmals einen Akku verpasst bekam. Beim Kapitel Stauraum und Praktikabilität konnte er noch den meisten SUVs dieser Größe die Grenzen aufzeigen, beim Reichweitentest ging dem Combo allerdings schnell die Puste aus: 215 Kilometer, weiter kam man mit einer Akkufüllung nicht. Im Winter war schon bei etwa 170 Kilometer Schluss, der Familienurlaub rückte buchstäblich in unerreichbare Ferne.

Bei der ersten Überarbeitung haben die Opel-Techniker sich nun – verständlicherweise – vor allem um mehr Reichweite bemüht. Wird der Combo Electric damit zur Langstrecken-Option?

Opel Combo nur noch als Electric

Der neue Opel Combo Electric nach dem Facelift im Juli 2024
Als Passagierfahrzeug nur noch elektrisch, Firmen können weiter Diesel und Super tanken© Opel

Das Facelift kommt mit einer klaren Botschaft: Opel macht trotz branchenweit mauer E-Auto-Zulassungszahlungen keine Rolle rückwärts. Den Combo gibt es wie den Zafira und anders als die baugleichen Citroën Berlingo, Peugeot Rifter und Toyota ProAce City nur noch als Stromer.

Anders verhält es sich in der Cargo-Version, also dem Nutzfahrzeug ohne Fenster für Passagiere, das meist von Firmenkunden bestellt wird. Dieses gibt es weiterhin mit Diesel- und Benzinmotor. Zwar ist es nicht völlig ausgeschlossen, dass auch im Combo für Privatpersonen einmal wieder ein Diesel- oder Benzinmotor brummt. Planungen in diese Richtung gibt es laut Opel aber erst einmal nicht.

Opel Combo Electric mit neuer Front

Der neue Opel Combo Electric nach dem Facelift im Juli 2024
Markentypischer Vizor: Auch der Combo ist nun im neuen Opel-Look angekommen© Opel

Zum 2024er-Facelift hat sich vor allem die Front des Combo merklich verändert, den Begriff "Facelift" nimmt Opel also wörtlich. Die Vorderseite ziert nun das durchgängig schwarze Band, das einst beim Opel Mokka Premiere feierte und in dem Lichter, Blitz-Emblem sowie Kameras und Sensorik eingefasst sind. Der Hochdachkombi ist damit eines der letzten Modelle, das den schwarzen "Visor" erhält. Neu ist auch die Benennung: Der bisherige Namenszusatz "Life" entfällt.

Ansonsten hat sich optisch nichts verändert, nur der Modellname prangt nun mit dem typisch großen Zeichenabstand unter dem Logo am Heck. Die Abmessungen bleiben hingegen identisch: 4,41 Meter ist der Fünfsitzer lang, der Combo XL für maximal sieben Passagiere oder deutlich mehr Gepäck kommt auf 4,76 Meter.

Combo mit wohnlichem Innenraum

Der neue Opel Combo Electric nach dem Facelift im Juli 2024
Praktisch, aber ohne Hightech: Der Innenraum will solide seinen Dienst tun© Opel

Für den Innenraum gilt folglich, was schon vor dem Facelift galt: Trotz sehr einfacher Kunststoffe ist Opel eine wohnliche Pkw-Atmosphäre gelungen. Beim Sitzen und Fahren fühlt man sich durchaus wohl, die Armlehne am Fahrersitz ist komfortabel und die Übersicht auf die Straße dank der erhöhten Sitzposition ideal.

Wer will, kann sich im Combo sogar ein wenig Luxus gönnen. Ein beheizbares Lenkrad etwa, einen automatischen Parkassistenten oder ein Glas-Panoramadach mit einer offenen, optisch ansprechenden Ablagegalerie in der Mitte und LED-Ambientebeleuchtung. Das Smartphone lässt sich induktiv laden und via Apple Carplay und Android Auto integrieren. Und das – man staunt und freut sich – sogar kabellos.

Richtig ausgetobt haben sich die Ingenieure aber beim Stauraum. Mit bis zu 28 (!) Ablagemöglichkeiten stellt sich die Frage erst gar nicht, ob die Yogamatte oder der Kuschelzoo für die Kleinen irgendwo Platz haben. Vielmehr sollte man sich genau merken, wo man was verstaut hat, um es wieder zu finden.

Nur ein paar Beispiele: Es gibt zwei Handschuhfächer, das obere ist gekühlt. Zwischen Fahrer und Beifahrer sitzt eine riesige Ablagebox. Und selbst hinter den Köpfen der Fondpassagiere ist am Dach ein breites Fach angebracht, im Boden finden sich zwei weitere.

Einzig die Mittelkonsole ist sehr wuchtig und nicht besonders praktisch. Ein wenig fühlt man sich, als säße man neben einer riesigen Plastikwanne, in die sich zwar einiges verstauen lasst, einen Flaschenhalter gibt es aber merkwürdigerweise nicht. Und bei dem Fach direkt über dem Armaturenbrett sollte man in jedem Fall Vorsicht walten lassen: Ist sein Deckel geöffnet, versperrt es den Blick auf die Fahrbahn. Befüllen und entladen sollte man es also nur im Stand.

Beim Infotainment findet sich nun die aus neuem Opel Astra und Co. bekannte Bedienoberfläche. Der Combo erbt dadurch die insgesamt hübsche, wenn auch teils unnötig verschachtelte Menüführung. Das Lenkrad hat mindestens zwei Tasten zu viel abbekommen, die Steuerung des Tempomats wird so unnötig kompliziert und frickelig.

Hochdachkombi mit viel Platz

Opel Combo Kofferraum mit Taschen
Riesiger Kofferraum mit stabilem Zwischenboden© Opel

Platzprobleme gibt es generell nicht. Nimmt der kurze Combo Electric schon zwischen 597 und 2126 Liter Gepäck auf, glänzt der lange laut Opel mit einem Fassungsvermögen von 850 bis 2693 Liter, zwei Europaletten sollen problemlos zu verstauen sein. Ist der Beifahrersitz umgeklappt, schluckt der Hochdachkombi sogar ein Drei-Meter-Surfbrett.

Die ADAC Messwerte für die getestete Vor-Facelift-Kurzversion decken sich fast mit der Werksangabe und lassen sich im Prinzip auf das Nach-Facelift-Modell übertragen. Im Normalfall fasst das Gepäckabteil 580 Liter, dachhoch beladen sind es 1090 Liter. Dann können bis zu 18 Getränkekisten im Kofferraum gestapelt werden. Reicht das nicht aus, passen bei umgeklappten Rücksitzlehnen bis zur Fensterlinie 1150 Liter hinein (aus Sicherheitsgründen empfohlen), bis zum Dach lassen sich 2095 Liter verstauen. 

Die Fondsitzbank bietet ein befriedigendes Platzangebot. Sind die Vordersitze für 1,85 Meter große Personen eingestellt, reicht die Beinfreiheit im Fond für Passagiere bis zu einer Größe von rund 1,85 Metern aus. Prima dagegen, dass sich die Sitzfläche beim Umklappen (1/3 x 1/3 x 1/3) automatisch absenkt, damit eine brettebene und gut nutzbare Ladefläche entsteht. Und weil drei Kindersitze nebeneinander passen, dürften auch Großfamilien zufrieden sein.

Elektro-Combo: Eingeschränkte Reichweite

Der neue Opel Combo Electric nach dem Facelift im Juli 2024
Fährt nun weiter. Aber auch weit genug?© Opel

Und wie steht es nun um die Reichweite? Die gute Nachricht: besser. Zwar hat Opel nominell keine größere Batterie verbaut, weiterhin stehen 50 kWh zur Verfügung, aber dank Wärmepumpe und anderen Optimierungen 60 Kilometer mehr Reichweite herausgeholt. 345 Kilometer insgesamt versprechen die Rüsselsheimer (333 Kilometer für die XL-Version).

Die schlechte Nachricht: Der Combo Electric macht dadurch eher einen Hüpfer als einen Weitsprung. Natürlich steht das Update des alltagsnahen ADAC Ecotests noch aus, doch da Opel so wenig Grundsätzliches an ihrem Combo verändert haben, dürfte das Grundproblem der ungenügenden Reichweite bestehen bleiben. Nach 215 Kilometern war für die Vorgängerversion Schluss und das unter optimalen klimatischen Bedingungen und ohne Zuladung, was im Alltag etwa beim Skiurlaub mit der ganzen Familie ganz anders aussehen dürfte.

ADAC Reichweitenrechner

Opel Combo Electric Edition 100 kW (136 PS)

-10

30

50

130

Berechnete Reichweite

334km

(Reichweite laut Hersteller: 345 km)

Gut, dass auch der Verbrauch etwas niedriger liegen soll. Bei einer Testfahrt mit einem Mix aus Autobahn-, Landstraßen- und Stadtverkehr bestätigen sich die von Opel versprochenen 18,5 kWh/100 km. Es bleibt aber äußerst fraglich, ob der Combo Electric trotz dieser leichten Verbesserungen seinen angepeilten Zweck als Familienurlaubs-Gefährt wirklich erfüllen kann. Klar, in der Stadt dürfte der Strom selten knapp werden. Doch wer kauft einen familientauglichen Hochdachkombi nur für die Stadt?

An der maximalen Ladeleistung mit 100 kW (DC) hat Opel nicht geschraubt, wirklich gut ist das heute aber nicht mehr. Aber wie immer kommt es für die Ladezeit an Schnellladesäulen auch darauf an, wie stabil die Ladekurve bleibt. Das wird sich bei einem kommenden Test zeigen.

Testfahrt Combo: gemütlicher Cruiser

Der neue Opel Combo Electric nach dem Facelift im Juli 2024
Handle with care: Bei gemächlicher Fahrt ist der Combo ein guter Begleiter© Opel

Beim Motor bleibt alles wie gehabt, der 100 kW/136 PS leistende Dreiphasen-Synchronmotor ist der einzige im Angebot. Er sorgt für kräftige Fahrleistungen, gerade im unteren und mittleren Geschwindigkeitsbereich. Zwar spricht der Combo wie von E-Autos gewohnt immer noch sehr spontan an, sein Gewicht und seine Form merkt man ihm beim Fahren aber durchaus an.

Im Normal- und Eco-Modus kommt man mit dem Hochdachkombi dafür äußerst kommod vorwärts, gerade auf der Autobahn fühlt man sich auf der Fahrt (außer beim Blick auf die Verbrauchs- und Reichweitenanzeige) wohl. Die Geräuschdämmung ist gut, und der Wagen liegt satt auf der Straße, spontane Überholmanöver laufen flüssig und schnell ab. Hier zeigt der Stromer seine Vorzüge im Vergleich zum Verbrenner.

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Auch beim Thema Rekuperation präsentiert sich der Combo als kompetentes Elektroauto. Mit den Lenkradwippen lässt sich die Energierückgewinnung schnell einstellen, per One-Pedal-Drive kommt man angenehmer sogar durch zähflüssigen Verkehr. Allerdings bremst das Auto von selbst nicht ganz bis zum Stillstand ab, "One-Pedal-Fahren" ist also nicht möglich.

Abseits der Autobahn und vor allem in schnelleren Passagen um die Kurven oder in der Innenstadt fallen einem dann aber die reichlich softe und etwas indirekte Lenkung auf. Die schnellere Beschleunigung im Power-Modus will deswegen auch so gar nicht zum Combo passen, der sich in schnellen Kurven merklich zur Seite neigt. Im ADAC Ausweichtest des Vorgängers gab es aber nichts zu beanstanden, das ESP reagierte zuverlässig.

Test des Vorgänger-Combo

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Gutes Familienauto, aber zu welchem Preis?

Ein Fazit zum Combo fällt ungemein schwer. Schließlich ist er ein sehr angenehmes E-Auto: Das Fahren mit der Rekuperation gelingt flüssiger als mit vielen anderen Modellen, der Stauraum ist sowieso konkurrenzlos, und auf der Autobahn geht es glatt und komfortabel voran. Und die Stille im Innenraum tut im Vergleich zu einem Hochdachkombi mit Verbrenner ebenfalls gut.

Jedoch fällt es schwer, sich die Freude durch die geringe Reichweite bei längeren Urlaubsfahrten nicht vermiesen zu lassen: Zahlreiche Ladestopps können nerven. Klar, Fahrzeuge mit Spitzenreichweiten sind oft deutlich teurer als ein Combo Electric und meist weniger nutzwertig, was Platz und Variabilität angeht. Der Nutzwert des Combo leidet dagegen an der kleinen Batterie, ganz besonders bei ungünstigen Temperaturen und auf der Autobahn.

Zumindest erscheint die Preispolitik fair: Die Einstiegsversion ist schon für 38.600 Euro zu haben, inklusive sehr umfangreicher Ausstattung: Adpative Matrix-LEDs, adaptiver Tempomat, Wärmepumpe, und Handyanbindung via Apple Carplay und Android Auto sind an Bord.

Den Siebensitzer gibt es ab 39.600 Euro, für die Vollausstattung werden 42.600 Euro fällig. Mit Zusätzen wie dem Panorama-Glasdach kann es aber auch etwas mehr werden. E-Autos wie der VW ID.4 oder der Škoda Enyaq bewegen sich in ähnlichen Preisregionen, bieten dafür aber deutlich alltagstauglichere Reichweiten. Interessenten sollten also sehr genau abwägen, wie wichtig ihnen die Tugenden eines klassischen Hochdachkombis im Elektrozeitalter sind.

Opel Combo (Electric) Cargo fürs Gewerbe

Der neue Opel Combo Electric nach dem Facelift im Juli 2024
Der Opel Combo Electric Cargo für umweltbewusste Firmen© Opel Automobile GmbH

Der Opel Combo Cargo steht Gewerbetreibenden in Deutschland als Verbrenner und batterieelektrische Version zum Verkauf. Als Diesel und Benziner kostet er ab 20.800 Euro (ohne Mehrwertsteuer), als Stromer 31.250 Euro. Dafür bieten beide ein Ladevolumen von bis zu 4,4 Kubikmeter, bis zu 800 Kilogramm Nutzlast und bis zu 750 Kilogramm Anhängelast.

Opel Combo Electric: Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Opel Combo Electric Edition (ab 07/24)

Opel Combo Electric XL Edition (7-Sitzer) (ab 07/24)

Motorart

Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

100
100

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

136
136

Drehmoment (Systemleistung)

270 Nm
270 Nm

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

11,3 s
11,3 s

Höchstgeschwindigkeit

135 km/h
135 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

345 km
333 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

18,5 kWh/100 km
18,8 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

50,0
50,0

Ladeleistung (kW)

AC:11,0 DC:100,0
AC:11,0 DC:100,0

Kofferraumvolumen normal

597 l
850 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

2.126 l
2.693 l

Leergewicht (EU)

1.811 kg
1.922 kg

Zuladung

449 kg
518 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
-

Anhängelast gebremst 12%

750 kg
-

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre
2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.410 mm x 1.848 mm x 1.812 mm
4.760 mm x 1.848 mm x 1.818 mm

Grundpreis

38.600 Euro
40.350 Euro

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