Neuer BMW i5: Erste Eindrücke vom elektrischen 5er-BMW

Optisch unterscheidet sich der elektrische i5 kaum vom konventionellen 5er. Start im Herbst 2023
Optisch unterscheidet sich der elektrische i5 kaum vom konventionellen 5er. Start im Herbst 2023 © DANIEL KRAUS / BMW AG For press purposes only

Gewohntes Design, vollelektrischer Antrieb und ein Highway-Assistent, der komplett selbstständig überholen darf: So will es BMW mit dem neuen i5 allen recht machen. Testfahrt mit dem elektrischen BMW 5er, Daten, Preis

  • BMW i5: Batterie mit 81,2 kWh Nettokapazität

  • Zwei Leistungsstufen mit Heck- und Allradantrieb

  • Den Elektro-5er wird es auch als Touring geben

  • Überholen per Blicksteuerung

Es gibt einfachere Entwicklungsaufträge bei BMW als einen neuen Fünfer. Denn es ist vergleichsweise simpel, einen M3 fit für die Rennstrecke oder einen Siebener zur Sänfte zu machen. Doch in 50 Jahren, sieben Generationen und zehn Millionen Exemplaren ist der Fünfer zum Allrounder bei BMW geworden und deckt das breiteste Spektrum ab, sagt Nicolai Martin. Er ist verantwortlich für das Fahrerlebnis in der Baureihe und will dieses Spektrum jetzt noch einmal um eine ganze Dimension erweitern. Denn wenn im Herbst unter dem internen Kürzel G60 der neue Fünfer an den Start geht, gibt es den Bestseller in der Businessklasse erstmals auch als vollelektrischen BMW i5.

BMW i5: Allradlenkung gegen Aufpreis

Sieht gut aus: Der BMW i5 von hinten © DANIEL KRAUS / BMW AG For press purposes only

Genau wie schon bei Dreier und Siebener baut BMW dafür aber keine eigene Plattform, sondern integriert alle Antriebe in einer Architektur. Das mag zwar für die Generation E Nachteile beim Packaging haben, weil die elektrischen Skateboard-Architekturen der Konkurrenz mehr Platz für die Insassen lassen und die Bayern das selbst mit dem dezenten Wachstum in allen Dimensionen nicht vollends kompensieren können. So kommt der elektrische i5 wie auch der konventionelle 5er auf einen stattliche Länge von 5,06 Metern. Die Breite liegt bei 1,90 (ohne Spiegel) und die Höhe bei 1,52 Metern.

Aber man ist im i5 auch nicht so von der Fahrbahn entkoppelt und der Welt entrückt wie in vielen dezidierten Elektroautos. Sondern zuallererst einmal ist der i5 ein Fünfer und fährt sich auch genauso – verbindlich, engagiert und ganz nah bei der Straße.

Dafür gibt es ein semiaktives Fahrwerk und für alle elektrifizierten Varianten serienmäßig eine Luftfederung mit Niveauregulierung an der Hinterachse. Und gegen Aufpreis bauen die Bayern auch eine Hinterachslenkung ein, die allerdings nur bis zu 2,5 Grad mitlenkt, weil sich ein BMW nicht anfühlen soll wie ein Gabelstapler. Und weil das schon reicht, um den Wendekreis beim Rangieren oder in engen Serpentinen um 30 Zentimeter schrumpfen zu lassen.

BMW i5 zum Start mit rund 580 km Reichweite

Die enorme Länge von 5,06 Metern sieht man dem i5 zumindest auf den Bildern nicht an © DANIEL KRAUS / BMW AG For press purposes only

Entsprechend flott und flüssig lässt sich der Prototyp damit über den engen Handling- Parcours auf dem BMW-Testgelände in Miramar treiben, immer eng an der Ideallinie, immer vorhersehbar und mit einem Maß an Leidenschaft, das selten geworden ist in der Businessklasse. Und kaum weitet sich die Straße, lässt merklich die Spannung nach, und der Fünfer wird zum lässigen Dauerläufer. "Schließlich kommt keines unserer Autos auf solche Fahrleistungen wie der Fünfer", adelt Martin die Baureihe zum König der Kilometerfresser und macht die Autobahn zu seinem Reich.

Eingebremst wird er da allenfalls von der Batteriekapazität, die bei 81,2 kWh netto liegt und Reichweiten zwischen 477 und 582 Kilometern nach WLTP ermöglichen soll. Wenn das knapp wird, gibt’s einen neuen "Max Range"-Mode, der konsequenter ist als je zuvor, nicht nur die Leistung drosselt, sondern auch das Tempo auf 90 km/h limitiert und so auf Knopfdruck die Restreichweite um bis zu 25 Prozent streckt.

Beim Laden an CCS-Schnellladesäulen dagegen orientiert sich der i5 am i7 und packt zugunsten der Kilometerfresser sogar noch ein bisschen was drauf. Die maximale Ladeleistung beträgt unter günstigen Bedingungen 205 kW.

Zwei Elektroantriebe mit 340 oder 600 PS

Das die Basis i5 eDrive40 hat 340 PS, das Topmodell i5 M60 hat Allradantrieb und 601 PS © DANIEL KRAUS / BMW AG For press purposes only

Zwar ist der i5, den es zum Start in zwei Versionen als i5 eDrive 40 mit Heckantrieb und 250 kW/340 PS oder als i5 M60 xDrive mit einem zweiten Motor im Bug und 442 kW/601 PS geben wird, das technologische Aushängeschild. Doch lässt BMW die alte Welt in dieser Baureihe noch nicht hinter sich. Im Gegenteil, der Fünfer wird auch beim Antrieb seiner Rolle als Allrounder gerecht und deckt die wahrscheinlich breiteste Palette im Portfolio ab: Es gibt Benziner und Diesel mit vier oder sechs und später bei der M GmbH wahrscheinlich sogar acht Zylindern, und es gibt gleich mehrere Plug-in-Hybride, von denen mindestens einer rund 100 Kilometer elektrische Reichweite bieten soll.

Den i5 wird es auch als Kombi Touring geben

Und wo wir gerade bei einer breiten Auswahl sind – die gibt es auch bei den Karosserievarianten. Denn selbst wenn alle Welt den Kombi längst totgesagt hat, hält BMW weiter am Touring fest – und legt auch den Lademeister diesmal als i-Modell auf. Und natürlich bekommen die Chinesen den konventionellen Fünfer wie den i5 auch wieder als Langversion. Engagiert auf der Landstraße, entspannt auf der Autobahn und handlich in der Stadt; Verbrenner, Plug-in oder rein elektrisch; Limousine, Langversion oder Kombi – so, wie es der Fünfer bei Abstimmung, Antrieb und Aufbau allen recht machen will, so haben sich auch die Designer zurückgehalten.

Moderner Innenraum mit großen Displays

Zwar trugen die Prototypen bei der Jungfernfahrt im April 2023 noch ihre übliche Tarnung, doch inzwischen wurde der i5 offiziell enthüllt. Vom konventionellen Modell ist der Elektro-5er kaum zu unterscheiden, erst der Schriftzug gibt Auskunft über den Antrieb. Optisch gibt es beim i5 und damit auch beim neuen 5er keine großen Überraschungen, auch wenn das neue Modell kantiger auftreten darf und damit an Ausstrahlung gewonnen hat.

Blickfang im Cockpit ist das sanft geschwungene Digitaldisplay hinter dem Lenkrad (BMW nennt es "Curved Display"), das aus einem 12,3 und einem 14,9 Zoll großen Display besteht und über das sich so ziemlich alle Funktionen bedienen lassen. Wie bei anderen BMW-Modellen dürfte das komplexe System aber am Anfang gewöhnungsbedürftig sein - ganz von selbst erschließt es sich nicht. Immerhin bleibt es beim bekannten iDrive-Controller auf dem Mitteltunnel.

Freihändig auf der Autobahn fahren

Zwar hat Erlebnisbeauftragter Martin bei der Fahrdynamik einen guten Job gemacht. Doch das vielleicht beste Erlebnis bei der Erstbegegnung mit dem G60 verantwortet Peter Waldmann. Er leitet die Entwicklung der Assistenzsysteme und präsentiert stolz die nächste Generation des Autobahnpiloten, der pünktlich vor der Weltpremiere bereits den Segen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) bekommen hat.

Statt wie bislang alle paar Sekunden den Griff zum Lenkrad einzufordern, darf er nun dauerhaft Tempo, Spur und Abstand regeln, wenn der Fahrer nur trotzdem brav aufmerksam bleibt und die Kamera hinter dem Lenkrad keine Blickablenkung erkennt. Freihändig nach Frankfurt – bis auf ein paar Baustellen, besonders enge Kurven oder Autobahnkreuze ist das jetzt im neuen Fünfer nicht nur möglich, sondern auch erlaubt, sagt Waldmann. Nur der Griff zum Smartphone oder zur Zeitung ist weiterhin verboten.

Überholen per Blick in den Spiegel

Die Niere am neuen 5er ist groß, aber bei weitem nicht so dominant wie beim 7er-BMW © BMW

Doch verglichen mit sogenannten Level-3-Systemen mit derart erweiterter Freizeit für den Fahrer, wie Mercedes sie schon bei der S-Klasse hat, hat und BMW sie zum Jahresende im Siebener bringen will, hat der Highway-Assistent zwei entscheidende Vorteile. Erstens arbeitet er nicht nur im Stau, bei limitiertem Tempo und unter optimalen Bedingungen, die weniger die Ausnahme als die Regel sind. Und zweitens kostet er nicht viele Tausend, sondern nur wenige Hundert Euro Aufpreis, stellt Waldmann in Aussicht.

Und die machen sich schon nach den ersten Kilometern auf der Autobahn bezahlt. Denn sobald der Fünfer mit aktiviertem Autobahnpiloten auf einen langsameren Vordermann aufläuft, startet die größte Show, die das neue Modell zu bieten hat: ein automatischer Überholvorgang, für den der Fahrer nicht mehr tun muss, als die ganze Aktion durch einen dezidierten Blick in den Spiegel zu bestätigen. Überholen per Blicksteuerung, das ist aktuell ein ziemlich einzigartiges Feature und zumindest bei der Jungfernfahrt so faszinierend, das man am liebsten ständig die Fahrspuren wechseln möchte.

Hängt der neue Fünfer die Konkurrenz ab?

Zum und nach dem Überholen auf der Autobahn wechselt der i5 die Spur, aber nur, wenn der Fahrer alles überwacht © BMW

Zwar schläft auch die Konkurrenz nicht, insbesondere im deutschen Süden. Schließlich hat Mercedes gerade die nagelneue E-Klasse aus dem Ärmel geschüttelt, und bei Audi legen sie langsam letzte Hand an den überfälligen Nachfolger des A6. Gut möglich aber, dass der Fünfer-Fahrer oder die -Fahrerin den Blick in den Rückspiegel nicht nur wegen des einzigartigen Highway-Assistenten genießt – sondern auch, weil er darin immer öfter einen Mercedes oder einen Audi entschwinden sieht.

BMW i5: Technische Daten, Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

BMW i5 eDrive40 (ab 10/23)

BMW i5 M60 xDrive (ab 10/23)

Motorart

Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

250
442

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

340
601

Drehmoment (Systemleistung)

430 Nm
820 Nm

Antriebsart

Hinterrad
Hinterrad

Beschleunigung 0-100km/h

6,0 s
3,8 s

Höchstgeschwindigkeit

193 km/h
230 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

582 km
516 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

15,9 kWh/100 km
18,2 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

83,9
83,9

Batteriekapazität (Netto) in kWh

81,2
81,2

Ladeleistung (kW)

AC:11,0 DC:205,0
AC:11,0 DC:205,0

Kofferraumvolumen normal

490 l
490 l

Leergewicht (EU)

2.205 kg
2.380 kg

Zuladung

535 kg
515 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.500 kg
2.000 kg

Garantie (Fahrzeug)

Keine
Keine

Länge x Breite x Höhe

5.060 mm x 1.900 mm x 1.515 mm
5.060 mm x 1.900 mm x 1.505 mm

Grundpreis

70.200 Euro
99.500 Euro

Text: Thomas Geiger, Jochen Wieler

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