Neuer BMW i5: Erste Eindrücke vom elektrischen 5er-BMW

Seitenansicht eines fahrenden BMW i5
Optisch unterscheidet sich der elektrische i5 kaum vom konventionellen 5er© BMW

Gewohntes Design, vollelektrischer Antrieb und ein Highway-Assistent, der komplett selbstständig überholen darf: So will es BMW mit dem neuen i5 allen recht machen. Testfahrt mit dem elektrischen BMW 5er – auch in der bärenstarken M-Version. Plus: Daten, Preis.

  • BMW i5: Batterie mit 81,2 kWh Nettokapazität

  • Zwei Leistungsstufen mit Heck- und Allradantrieb

  • Den Elektro-5er wird es auch als Touring geben

  • Überholen per Blicksteuerung

Seit 50 Jahren gibt es die 5er-Baureihe von BMW schon, das sind sieben Modellgenerationen. Nun, im Herbst 2023, folgt Generation acht mit vier verschiedenen Benzinern und einem Diesel – allesamt als Mildhybrid ausgelegt. Plug-in-Hybride mit ordentlicher elektrischer Reichweite werden im Frühjahr 2024 nachgeschoben. Ganz neu und zur ersten Testfahrt bereit: die vollelektrische Version i5.

BMW i5: Allradlenkung gegen Aufpreis

Heckansicht eines fahrenden BMW i5
Sieht gut aus: Der BMW i5 von hinten© BMW

Der elektrische BMW i5 ist das Flaggschiff der Baureihe. Genau wie schon beim Dreier und Siebener baut BMW keine eigene Plattform, sondern integriert alle Antriebe in einer Architektur. Das hat für die Generation E Nachteile beim Packaging, weil die elektrischen Skateboard-Architekturen der Konkurrenz mehr Platz für die Insassen lassen – und das können die Bayern selbst mit dem dezenten Wachstum in allen Dimensionen nicht vollends kompensieren. So kommt der elektrische i5 wie auch der konventionelle 5er auf eine stattliche Länge von 5,06 Metern. Die Breite liegt bei 1,90 (ohne Spiegel) und die Höhe bei 1,52 Metern.

Erster Eindruck beim Fahren: Man ist im i5 nicht so von der Fahrbahn entkoppelt und der Welt entrückt wie in vielen anderen Elektroautos. Der i5 fährt sich wie ein normaler Fünfer – verbindlich, engagiert und ganz nah bei der Straße. Verantwortlich dafür ist unter anderem ein semiaktives Fahrwerk, an der Hinterachse eine Luftfederung mit Niveauregulierung. Gegen Aufpreis bauen die Bayern auch eine Hinterachslenkung ein, die allerdings nur bis zu 2,5 Grad mitlenkt, weil sich ein BMW nicht anfühlen soll wie ein Gabelstapler. Ohnehin reicht das schon, um den Wendekreis beim Rangieren oder in engen Serpentinen um 30 Zentimeter schrumpfen zu lassen.

BMW i5: Echte Freude am Fahren

Seitenansicht eines fahrenden BMW i5
Die enorme Länge von 5,06 Metern sieht man dem i5 zumindest auf den Bildern nicht an© BMW

Entsprechend flott und flüssig lässt sich der i5 damit über den engen Handling-Parcours auf dem BMW-Testgelände in Miramar treiben, immer eng an der Ideallinie, immer vorhersehbar und mit einem Maß an Leidenschaft, das selten geworden ist in der Businessklasse. Und kaum weitet sich die Straße, lässt merklich die Spannung nach, und der Fünfer wird zum lässigen Dauerläufer. "Schließlich kommt keines unserer Autos auf solche Fahrleistungen wie der Fünfer", sagt Nicolai Martin. Er ist verantwortlich für das Fahrerlebnis in der Baureihe.

Die Basisversion, der BMW i5 eDrive40, schafft den Spurt von 0 auf 100 km/h in glatten 6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 193 km/h elektronisch abgeregelt. Das sind jetzt in der gehobenen Mittelklasse keine überragenden Werte, aber es reicht allemal, um stets schneller zu sein als die Polizei erlaubt. Beindruckend ist vor allem das harmonische Gesamtbild, das elektrischer Antrieb, Fahrwerk und Lenkung gemeinsam vermitteln. Oder wie es BMW gern formuliert: die reinste Fahrfreude (sheer driving pleasure). So etwas bietet tatsächlich kein anderer Hersteller auf diesem Niveau.

Rekuperieren oder Rollen

Der 250 kW/340 PS leistende Elektromotor sitzt BMW-typisch an der Hinterachse. Das Drehmoment wird mit 400 Nm beziffert. In der sogenannten Boostfunktion, die der Fahrer mithilfe eines Paddels am Lenkrad aktiviert, beträgt das Drehmoment 430 Nm.

Bei diesem E-Motor handelt es sich um eine Konstruktion, die ohne Permanentmagneten auskommt und daher auch keine seltenen Erden benötigt – einen Rohstoff, der auf dem Weltmarkt quasi ausschließlich aus China stammt. BMW spricht von einer stromerregten Synchronmaschine. Das bedeutet in der Praxis, dass der Fahrer phasenweise ins "Segeln" kommen kann und dann stromlos rollt. Voraussetzung ist im i5 allerdings, dass man im Menü die niedrigste der drei Rekuperationsstufen einstellt.

In der vom Werk voreingestellten Stufe bremst der i5, sobald der Fahrer den rechten Fuß vom Pedal nimmt. Und gewinnt damit stets einen Teil der Bremsenergie zurück. Der Wagen rekuperiert überdies vorausschauend (adaptiv), wenn sich eine geschlossene Ortschaft, ein Kreisverkehr oder eine Tempozone nähert. Oder wenn der i5 auf ein langsameres Fahrzeug im Verkehr aufläuft. Mit ein bisschen Gewöhnung ist die adaptive Rekuperation eine prima Sache.

Reichweite von bis 582 Kilometer

Die Batteriekapazität liegt bei 81,2 kWh netto und ermöglicht Reichweiten zwischen 477 und 582 Kilometern nach WLTP. Wenn das mal knapp werden sollte, gibt’s einen neuen "Max Range"-Mode, der konsequenter ist als je zuvor, nicht nur die Leistung drosselt, sondern auch das Tempo auf 90 km/h limitiert und so auf Knopfdruck die Restreichweite um bis zu 25 Prozent streckt.

An der CCS-Schnellladesäule schwingt sich der i5 zu einer maximalen Ladeleistung von 205 kW auf. Und dürfte damit seinem schärfsten Konkurrenten, dem Mercedes EQE, mindestens ebenbürtig sein auf der Langstrecke – die Messung der Ladekurve steht für den BMW i5 freilich noch aus.

Moderner Innenraum mit großen Displays

Blickfang im Cockpit ist das sanft geschwungene Digitaldisplay hinter dem Lenkrad (BMW nennt es "Curved Display"), das aus einem 12,3 und einem 14,9 Zoll großen Display besteht. Wie bei anderen BMW-Modellen ist das äußerst komplexe System anfangs gewöhnungsbedürftig. Aber es hat sich einiges zum Besseren gewendet – nicht nur, weil BMW den bekannten iDrive-Controller zum Navigieren durch die Bedienebenen nicht aus dem i5 verbannt hat.

So gibt es jetzt eine Reihe von Direktasten in der sogenannten Interaction Bar, einer kleinen Menüleiste unterhalb des zentralen Displays. Auch wurde eine weitere Bedienleiste am unteren Rand des Displays zur Klimabedienung eingeführt. Und nicht zuletzt gibt es die Möglichkeit, Prioritäten auf Funktionskacheln nach persönlichem Bedarf im Display zu setzen.

Freihändig auf der Autobahn fahren

Highlight bei den Assistenzsystemen ist die nächste Generation des Autobahnpiloten, der pünktlich vor der Weltpremiere den Segen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) bekommen hat.
Statt wie bislang alle paar Sekunden den Griff zum Lenkrad einzufordern, darf er nun dauerhaft Tempo, Spur und Abstand regeln, wenn der Fahrer nur trotzdem brav aufmerksam bleibt und die Kamera hinter dem Lenkrad keine Blickablenkung erkennt. Freihändig nach Frankfurt – bis auf ein paar Baustellen, besonders enge Kurven oder Autobahnkreuze – das ist jetzt im neuen Fünfer nicht nur möglich, sondern auch erlaubt.

Cockpit im BMW i5
Die Hände dürfen im i5 dauerhaft im Schoss liegen – auf der Autobahn bis 130 km/h © BMW

Doch verglichen mit sogenannten Level-3-Systemen mit derart erweiterter Freizeit für den Fahrer, wie Mercedes sie schon bei der S-Klasse hat und BMW sie zum Jahresende im Siebener bringen will, hat der Highway-Assistent zwei entscheidende Vorteile. Erstens arbeitet er nicht nur im Stau, bei limitiertem Tempo und unter optimalen Bedingungen, die weniger die Ausnahme als die Regel sind. Und zweitens kostet er nicht viele Tausend, sondern nur wenige Hundert Euro Aufpreis.

Und die machen sich schon nach den ersten Kilometern auf der Autobahn bezahlt. Denn sobald der Fünfer mit aktiviertem Autobahnpiloten auf einen langsameren Vordermann aufläuft, startet die größte Show, die das neue Modell zu bieten hat: ein automatischer Überholvorgang, für den der Fahrer nicht mehr tun muss, als die ganze Aktion durch einen dezidierten Blick in den Spiegel zu bestätigen. Überholen per Blicksteuerung, das ist aktuell ein ziemlich einzigartiges Feature und für manche sicherlich so faszinierend, das sie am liebsten ständig die Fahrspuren wechseln.

Performance-Version des BMW i5

Der BMW i5 M von vorne fotografiert
An der Front gut zu erkennen: Die 442 kW starke i5-M-Version© ADAC/Wolfgang Rudschies

Wem die Basisversion i5 eDrive40 zu zahm erscheint, der kann sich darüber Gedanken machen, ob es sich lohnt, noch 30.000 Euro mehr auf den Tisch zu legen. Ab rund 100.000 Euro gibt es nämlich eine Performance-Version des i5. Der i5 M60 xDrive bietet 442 kW und 820 Nm Drehmoment, eine Beschleunigung von 3,8 Sekunden und eine Autobahn-Geschwindigkeit von bis zu 230 Sachen. Wer gern Auto fährt und nicht auf den Euro schauen muss, wird beglückt sein. Mit welcher Macht und Leichtigkeit man auf der Landstraße vorausfahrende Autos überholen kann, das ist ziemlich einzigartig. Und die im Vergleich zum i5 nochmals gesteigerte Fahrpräzision des i5 M60, die ist nahezu unglaublich.

2024 kommt der i5 Kombi Touring

Erfreulich auch, dass BMW am Touring festhält. Anfang 2024 wird der Lademeister als i-Modell vorgestellt. Mit dessen möglichem Transportvolumen haben Eigner dann kaum noch Platzprobleme. Der ADAC wird schnellstmöglich über die Details berichten.

BMW i5: Technische Daten, Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

BMW i5 eDrive40 (ab 10/23)

BMW i5 M60 xDrive (ab 10/23)

Motorart

Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

250
442

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

340
601

Drehmoment (Systemleistung)

430 Nm
820 Nm

Antriebsart

Hinterrad
Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

6,0 s
3,8 s

Höchstgeschwindigkeit

193 km/h
230 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

582 km
510 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

15,9 kWh/100 km
18,4 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

83,9
83,9

Batteriekapazität (Netto) in kWh

81,2
81,2

Ladeleistung (kW)

AC:11,0 DC:205,0
AC:11,0 DC:205,0

Kofferraumvolumen normal

490 l
490 l

Leergewicht (EU)

2.205 kg
2.380 kg

Zuladung

535 kg
515 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.500 kg
2.000 kg

Garantie (Fahrzeug)

Keine
Keine

Länge x Breite x Höhe

5.060 mm x 1.900 mm x 1.515 mm
5.060 mm x 1.900 mm x 1.505 mm

Grundpreis

70.200 Euro
99.500 Euro

Text: Thomas Geiger, Jochen Wieler, Wolfgang Rudschies

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