Test Kofferraumvolumen: Stimmen die Angaben der Autohersteller?

Frau lädt einen Koffer in den Kofferraum ihres Autos
Für die große Reise braucht es einen großen Kofferraum© iStock.com/SimonSkafar

Beim Kauf eines Autos spielt die Größe des Kofferraums eine wichtige Rolle. Doch sind die Herstellerangaben dazu immer korrekt? Der ADAC hat das Kofferraumvolumen von rund 230 aktuellen Modellen überprüft.

  • Messmethoden der Hersteller sind sehr unterschiedlich

  • ADAC Messwert zeigt bis zu 350 Liter weniger Kofferraumvolumen

  • Premium-Marken runden nach oben auf

Egal ob Van, SUV, Kombi oder Limousine: Die Autohersteller werben häufig mit einem großen Kofferraum. Oft ist für Käuferinnen und -käufer das Kofferraumvolumen sogar das Argument für oder gegen ein bestimmtes Modell. Der ADAC überprüft deshalb die Angaben der Hersteller im Autotest kontinuierlich. Stimmen die Werte in den Prospekten, die meist in Volumenlitern angegeben sind, tatsächlich? Den jeweiligen Messwert veröffentlicht der ADAC im Autotest.

Kofferraum-Check von rund 230 Modellen

Generell zeigt sich beim Vergleich der Kofferraumvolumen, dass es bei den Automodellen im preisgünstigeren Segment in der Regel eher geringe Unterschiede zwischen ADAC Messwerten und Herstellerangaben gibt.

Automarken mit günstigen Modellen wie zum Beispiel Dacia machen oft recht realistische Angaben zum Kofferraumvolumen. So hat der ADAC beim Van Dacia Jogger einen annähernd gleichen Wert nachgemessen: Kofferraumvolumen laut Hersteller 607 Liter, laut ADAC Check 635 Liter.

Anders sieht das bei größeren Fahrzeugen im eher höherpreisigen Segment aus. Bei den SUVs fällt zum Beispiel der Mercedes-Benz GLC (254) auf, bei dem die Differenz zwischen ADAC Messwert (370 Liter) und Herstellerangabe (620 Liter) 250 Liter beträgt. Bei den Vans ist die Differenz zwischen ADAC Wert (485 Liter) und Herstellerwert (834 Liter) beim VW Touran (II) noch höher: 349 Liter.

Erfreulich: Unter den Limousinen gibt es ganz vereinzelt Modelle, die sogar mehr Stauvolumen bieten als vom Hersteller versprochen – zum Beispiel beim Toyota Mirai (AD2). Häufig sind bei den Limousinen mit Schrägheck oder Stufenheck die Unterschiede in den Messwerten geringer als bei Vans oder SUVs, wo es oft keine klare Trennung zwischen Kofferraum und darüber befindlichem möglichen Stauraum gibt.

Tabelle: Kofferraumvolumen aller Klassen

In der Tabelle finden Sie die Herstellerangaben sowie die ADAC Messwerte für das normale Kofferraumvolumen sowie als Zusatzinformation das vom ADAC ermittelte dachhohe Maximalvolumen. Über einen Klick auf den Reiter der Tabelle gelangen Sie zu den verschiedenen Fahrzeugklassen.

Die Fahrzeuge sind alphabetisch sortiert. Wünschen Sie eine Sortierung nach dem Preis des Fahrzeugs oder nach der Kofferraumgröße, klicken Sie bitte oben in der jeweiligen Spalte auf den gewünschten Messwert. Ein zweiter Klick ändert die Reihenfolge von oben nach unten.

Im Folgenden haben die ADAC Experten für Sie die besten Modelle in den Fahrzeugsegmenten SUVs, Vans und Kombis herausgefiltert.

SUVs mit großem Kofferraum

Front und Seitenansicht eines fahrenden Kia EV9
Top unter den SUVs: Kia EV9 mit 760 bis stolze 2250 Liter Kofferraumvolumen© Kia

Das größte Kofferraumvolumen nach den ADAC Messwerten haben bei den SUVs diese Modelle: Kia EV9 (760 Liter), Škoda Kodiaq (655 Liter), Mercedes-Benz GLS (X167) (645 Liter), Honda CR-V (VI) (565 Liter), Škoda Enyaq iV (515 Liter) und der Kia Sorento (495 Liter).

Wer mit dem Auto in den Urlaub reist, belädt den Kofferraum oft auch bis unters Dach. Natürlich sollte man dann auf die korrekte Ladungssicherung achten: So muss der Laderaum vom Fahrgastraum zum Beispiel durch ein Trenngitter geteilt sein. Der ADAC misst im Autotest auch die dachhohe Beladung nach: Auch da bietet der elektrische Kia EV9 bei den SUVs mit 2250 Litern Volumen den meisten Platz.

Vans mit großem Kofferraum

Frontansicht eines fahrenden Dacia Jogger
Raumwunder Dacia Jogger: 635 Liter Kofferraum oder 20 Getränkekisten sind kein Problem © Dacia

Bei den Vans sieht die Rangfolge folgendermaßen aus: Dacia Jogger (635 Liter), VW Touran (485 Liter), Mercedes Benz B-Klasse/247 (345 Liter), BMW Active Tourer (325 Liter). Klappt man die Rücksitzlehnen um, lassen sich im Dacia Jogger bei dachhoher Beladung bis zu 1760 Liter verstauen. Weil das Angebot an Vans immer weiter schrumpft, konnte der ADAC nur noch von vier Vans die Messwerte nehmen. Ford Galaxy, VW Sharan oder Renault Espace (jetzt ein SUV) sind längst Geschichte.

Kombis mit großem Kofferraum

Heckansicht eines fahrenden Skoda Superb Combi
Škoda Superb: Kombi mit dem größten Gepäckvolumen für Reisen© Skoda

Die Top 5 – bei den Kombis haben diese Automodelle das größte Kofferraumvolumen: Škoda Superb (IV) mit 575 Litern, Opel Astra (L) Sports Tourer und Mercedes-Benz E-Klasse (214) T-Modell mit jeweils 505 Litern, Seat Leon Sportstourer mit 495 Litern sowie Toyota Corolla (E21) Touring Sports mit 480 Litern. Bei dachhoher Beladung und umgeklappten Rücksitzlehnen hat auch der Škoda Superb (IV) Combi mit 1715 Litern Kofferraumvolumen die Nase vorne, gefolgt vom Ford Focus (IV) Turnier mit 1590 Litern.

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Kofferraum: So misst der ADAC

Der Test zeigt: Die Messmethoden zum Kofferraumvolumen sind nicht einheitlich geregelt und für die Hersteller nicht verbindlich. Somit können die Herstellerangaben nur als grober Richtwert gelten und sind damit beim Autokauf nur bedingt hilfreich.

Der ADAC bietet deshalb einen praxisnahen Bezug bei der Ermittlung des Kofferraumvolumens. Hierfür werden im ADAC Technik Zentrum in Landsberg alle variabel einstellbaren Bauteile wie eine verschiebbare Rücksitzbank, ein variabler Kofferraumboden oder ein Abdeckrollo in eine einheitliche Stellung gebracht.

Ein Kofferraum wird ausgelitert, das heisst die Größe des Kofferraums wird bestimmt
Wie viele Schaumstoffwürfel passen rein? Die Tester nennen das "auslitern"© ADAC/Uwe Rattay

Die Position der Sitze wird zum Beispiel mithilfe einer Messpuppe auf einen Fahrer mit einer Körpergröße von 1,85 Metern eingestellt. Den Kofferraum füllen die Tester mit Schaumstoffquadern definierter Größe (angelehnt an ISO 3832) auf. Um das Normalvolumen des Kofferraums zu bestimmen, wird dieser bis zur Unterkante der Abdeckung oder des Abdeckrollos mit den Schaumstoffquadern beladen. Gibt es keine Abdeckung, wird er bis zur Unterkante der hinteren Fenster beladen.

Über die Anzahl der Schaumstoffquader kann das tatsächliche Volumen des Kofferraums berechnet werden. Durch das einheitliche Vorgehen ist das Kofferraumvolumen aller Fahrzeuge also miteinander vergleichbar.

Herstellerwerte sind nicht vergleichbar

Die Prospektangaben der einzelnen Automodelle sind durch die nicht verbindlichen und damit unterschiedlichen Messmethoden der Autohersteller nur wenig vergleichbar. Die empfohlenen Messmethoden zum Kofferraumvolumen der Branchenverbände sind zudem relativ allgemein formuliert und beachten Details wie die exakte Position von Sitzen oder variablen Kofferraumböden nicht genügend.

So rechnen einige Hersteller z.B. die Ersatzradmulde unter dem Kofferraumboden zum Kofferraumvolumen hinzu. Oder wie hoch misst man? Bei nach oben baulich nicht begrenzten Kofferräumen messen die einen bis zum Abdeckrollo, die anderen bis zur Unterkante der Fenster.

Ein großer Unterschied kann auch durch die Rücksitze entstehen, wenn das Fahrzeug optional eine dritte Sitzreihe bietet: Wird die dritte Reihe unter dem Kofferraumboden zusammengeklappt, schmälert das natürlich das Volumen. Und viele Fahrzeuge wie Vans oder SUVs bieten heutzutage verschiebbare Sitze in zweiter Reihe – aber durch Verschieben ändert sich zwangsläufig auch das Kofferraumvolumen.

Passt ein Kinderwagen ins Auto?

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© ADAC e.V.

Wer wissen will, welches Auto das richtige für seine individuellen Bedürfnisse ist, muss neben dem Kofferraumvolumen natürlich die Aspekte berücksichtigen, die für den täglichen Gebrauch relevant sind. Eine kleine Liste mit Kauftipps für Autos mit großem Kofferraum haben wir im Folgenden zusammengestellt.

Was Autohersteller ändern sollten

  • Die Angaben zum Stauvolumen eines Kofferraums müssen realistisch sein.

  • Für eine bessere Nutzung des Kofferraums sind generell niedrige Ladekanten und breite Ladeöffnungen wichtig.

  • Praktische Details wie Staufächer, vernünftige Kofferraumbeleuchtung und Taschenhaken sollten in neue Modelle integriert werden.

Fachliche Beratung: Maximilian Bauer, ADAC Technik Zentrum