Den BMW 2er Active Tourer gibt es nun in zweiter Generation. Eine gute Nachricht für Familien, die einen klassischen Van und kein SUV möchten. ADAC Test, Daten, Preise BMW 2er Active Tourer: Konkurrent zur Mercedes-B-Klasse Motoren: Benziner, Diesel und zwei Plug-in-Hybride Die Preise starten bei 35.800 Euro für den BMW 216i Ein Van von BMW? Das kann doch nur eine Eintagsfliege sein, dachten viele, als BMW 2014 die erste Generation des 2er Active Tourer auf den Markt brachte. Doch heute weiß man es besser: Der kleine Van wurde von den Kunden schnell akzeptiert und war so erfolgreich, dass er sogar einen Nachfolger bekommen hat: Seit Frühjahr 2022 steht die zweite Generation bei den Händlern. Der BMW Gran Tourer ist Geschichte Konkurrenten sind allerdings nicht mehr viele übrig in Zeiten, wo SUVs die neuen Vans sind und in der Käufergunst ganz oben stehen. Selbst die BMW-Modellpalette zeigt den Trend: Von X1 bis X7 lassen die Bayern keine Ziffer aus, die Klasse der Vans vertritt aber nur der 2er. In der neuen Generation gibt es den BMW-Van nur noch als fünfsitzigen Active Tourer, den Gran Tourer genannten Siebensitzer für Familien mit größerem Platzbedarf haben sich die Bayern in der Neuauflage gespart. Er wurde nach einer "Ehrenrunde" nach dem Start des neuen Active Tourer ausgemustert. BMW 2er Active Tourer 4,39 Meter lang Wirklich riesig ist der "normale" 2er Active Tourer nicht, er gesellt sich vielmehr als kompakt gebliebenes Fahrzeug mit einer Länge von 4,39 Metern zu Konkurrenten wie der Mercedes-B-Klasse und dem im Herbst 2024 startenden Renault Symbioz mit 4,41 Metern. Optisch gibt sich der 2er moderner als sein Vorgänger, sieht dem großen BMW iX ähnlich und tritt an der Front sogar recht großmäulig auf. Was seinem Naturell als Pragmatiker unter den BMWs aber eigentlich nicht entspricht. Typisch Van: Verschiebbare Rückbank Zu seinen Tugenden zählt die brauchbare Variabilität. So lässt sich die Rückbank für mehr Beinfreiheit oder mehr Kofferraumvolumen um 13 Zentimeter längs verschieben (Aufpreis), die Lehnen können in einer "Cargo-Stellung" für mehr Ladevolumen nach vorn geneigt werden, und natürlich lassen sie sich auch ganz umklappen (40:20:40), wodurch eine topfebene Ladefläche entsteht. Die Ladekante ist übrigens – SUV-Fahrer aufgepasst! – sehr niedrig, sodass sich der 2er angenehm beladen lässt. Zwischen 470 und 1455 Liter Ladevolumen nehmen die Modelle ohne 48-Volt-Hybridtechnik laut BMW auf (216i, 218i, 218d und 220d), die Versionen mit (220i und 223i) haben wegen der Antriebsbatterie im Ladeboden etwas weniger Stauraum (415 – 1405 l). Nach ADAC Messung bleiben davon beim getesteten 220i nur 325 Liter übrig, maximal lassen sich 1230 Liter unterbringen. Mit diesen Werten liegt der Active Tourer nicht allzu weit vom gut 30 Zentimeter längeren 3er Touring entfernt – und schlägt den BMW 1er deutlich, der nur sieben Zentimeter kürzer ist. Dass der Hersteller eine elektrische Heckklappe für lau spendiert, ist man von BMW eher nicht gewohnt, aber wohl der Zielgruppe der Senioren geschuldet, die bei der Mercedes-B-Klasse und dem 2er Active Tourer einen nicht unerheblichen Anteil unter den Käufern stellt. Sie dürfte sich auch über die ideale Einstiegshöhe freuen – der 2er ist weder zu hoch noch zu tief, und das Einsteigen klappt vorn wie hinten sehr mühelos. Das Aussteigen dagegen weniger. Nur sehr langbeinigen Fondinsassen wird es gelingen, dabei den breiten Schweller nicht zu streifen und sich dabei die Hosenbeine zu verschmutzen. Verbesserungswürdig sind auch die Griffmulden außen: Die Klapptürgriffe lassen sich nicht sonderlich gut greifen, und man fragt sich, warum BMW die stabilen Bügel des Vorgängers ins Museum befördert und sich für die eindeutig schlechtere Lösung entschieden hat. Platz ist für die vorderen Insassen jedenfalls reichlich vorhanden. Erst, wenn man die Marke von zwei Metern deutlich knackt, wird es eng für Beine oder Kopf. Sind die vorderen Sitze für etwa 1,85 m große Menschen eingestellt, hat man dahinter bis zu einer Größe von 1,90 m genug Platz für die Beine. Über dem Scheitel ist bei dieser Körpergröße noch eine Handbreit Luft. Angenehmerweise passen die Fußspitzen gut unter die Vordersitze. 360-Grad-Blick in den Innenraum Die massive A-Säule des Vorgängers hat BMW filigraner gestaltet, sodass die Sicht nach schräg vorn nun deutlich besser ausfällt als früher. Das Cockpit ist dem Fahrer zugewandt und umschließt ihn leicht, der übrige Innenraum ist jedoch betont luftig eingerichtet: Zentralinstrument und Mitteldisplay verschmelzen zu einer großen, leicht konkaven Bildschirmfläche – BMW nennt sie bekanntlich "Curved Display". Dazu passt auch die "freischwebende" Mittelkonsole zwischen den Vordersitzen. Sie beherbergt unter anderem die Schalter für die Fahrstufenwahl des stets mit Doppelkupplungsgetriebe ausgelieferten Active Tourer. Einen iDrive-Kontroller gibt es nicht. Die Bedienung läuft stattdessen über den Touchscreen, der auf den ersten Blick überfrachtet wirkt und dem die ein oder andere Kachel weniger sicher nicht geschadet hätte. Natürlich kann man sich die Apps und Ansichten konfigurieren, dennoch bleibt es bei einem hohen Ablenkungspotential. Zudem drängt sich der Vergleich mit BMW-Modellen früherer Jahre förmlich auf: Hier musste man eben nicht erst das Menü umstellen, damit man zumindest einigermaßen damit klar kam. Die ADAC Ingenieure kritisieren jedenfalls den unübersichtlichen Wust von ähnlich aussehenden und auch nicht durchgehend eindeutig benannten Apps. Weshalb sich BMW vom vielgelobten Bediensystem der älteren Modellgeneration verabschiedet hat und dieses Alleinstellungsmerkmal aufgegeben hat, um die Fehler der Konkurrenz zu wiederholen, bleibt wohl das Geheimnis der Münchner. Ein Taste für den Bordcomputer gibt es zum Beispiel nicht mehr, stattdessen muss man sich mühsam durch die Menüs wischen. Hinter dem Punkt "Live Vehicle" verbergen sich dann die Fahrdaten – muss man wissen. Wer sich nicht in den Untiefen des Touchscreens verirren will, kann auch per Spracherkennung mal eben nach der aktuellen Reichweite oder dem Spritverbrauch fragen oder sich Witze erzählen lassen. Die Sprachbedienung funktioniert mittlerweile recht passabel, wenn auch lange noch nicht perfekt. Auf den Befehl "Zeige die Kartendarstellung" beispielsweise denkt das System einen Schritt zu weit und fragt, wohin man denn möchte. Der Befehl "Zeige die Karte" führt dagegen zum Erfolg. BMW 2er Active Tourer – die Motoren Die Antriebspalette umfasst vier Benziner und drei Dieselvarianten. Einstiegsmodell ist der 216i mit einem 90 kW/122 PS starken 1,5-Liter-Dreizylinder, darüber rangieren der 218i (100 kW/136 PS) und der 220i mit einer 125 kW/170 PS starken Ausführung des Motors, der zudem mit 48-Volt-Mildhybrid-Technik kombiniert ist. Stärkster Benziner ist der 223i mit 2,0 Litern Hubraum und 160 kW/218 PS, ebenfalls mit 48-Volt-Technik. Als Diesel werden ein 2,0-Liter-Vierzylinder mit 110 kW/150 PS angeboten, der unter der Bezeichnung 218d läuft und wie der 110 kW/150 PS starke 220d ohne elektrische Unterstützung auskommen muss. Und mit dem 223d xDrive gibt es noch einen hybridisierten Selbstzünder mit 155 kW/211 PS. Die Kraftübertragung besorgt serienmäßig ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, ein Schaltgetriebe gibt es nicht mehr. Allradantrieb bietet BMW optional beim 223i und serienmäßig beim stärksten Diesel sowie bei den zwei Plug-in-Hybriden auf Benzinerbasis, die 180 kW/245 PS beziehungsweise 240 kW/326 PS leisten. Die elektrische Reichweite soll bei rund 80 Kilometern liegen. Der 220i Active Tourer im Test Für den ADAC Test stand der mindestens 40.100 Euro teure 220i zur Verfügung. Mit seinen 170 PS (Verbrenner mit 156 PS in Kombination mit 19-PS-Elektromotor) ist der Active Tourer sehr gut motorisiert, sodass der Wunsch nach mehr Leistung nie aufkommt: Auf 100 km/h sprintet der BMW in 8,1 Sekunden, die Spitze liegt bei 221 km/h. Der Dreizylinder dreht munter hoch, wirkt spontan, und das Getriebe serviert in Fahrt, ohne zu zögern, den richtigen Gang. Im Eco-Modus wirkt die Motor-Getriebe-Kombination zwar einen Deut gehemmter, doch zu einem Van passt die etwas zurückhaltendere Art ohnehin besser als der dynamische Sport-Modus, bei dem der Motor wie an der kurzen Leine stets in Lauerstellung verharrt und auf jeden Gasbefehl sehr spontan reagiert. Das schnarrige Geräusch beim Ausdrehen der Gänge dürfte nicht jedem gefallen, der noch ein sämig-wohliges Sechszylinder-Geräusch mit einem BMW verbindet. Bei einem Dreizylinder ist das aber nun mal nicht ganz abzustellen. Vorteil: Der mild hybridisierte Motor ist vergleichsweise sparsam – eine Sechs vor dem Komma ist problemlos zu schaffen. Im ADAC Ecotest standen letztlich 5,8 Liter Super je 100 Kilometer auf dem Messgerät. In Kombination mit dem vorbildlichen Ergebnis bei der Schadstoff-Prüfung inklusive Straßenmessung gibt das vier von fünf möglichen Ecotest-Sternen. Die überaus leichtgängige und direkte Lenkung lässt den 2er sehr handlich erscheinen, der Active Tourer ist tatsächlich aktiv, ermöglicht recht präzise Linien und macht Kurven bis zu einem gewissen Grad zum Vergnügen. Dass der etwas höher bauende Active Tourer aber nicht ganz so satt auf der Straße liegt wie etwa ein BMW 3er, merkt man. Bei einem Van ist das verschmerzbar. Das eigenartige Bremsgefühl, bei dem sich auch bei längerer Gewöhnung kein richtiger Druckpunkt findet, sollte aber nicht sein. Und der Federungskomfort? Geht in Ordnung. Bei Lastwechseln in Kurven baut der Van etwas Gierneigung auf, aber bleibt unkritisch und wird im Zweifel einfach vom präzise regelnden ESP eingefangen. Der BMW 2er Active Tourer im Video Preise ab 35.800 Euro Die Preise starten bei 35.800 Euro für den 216i (122 PS) als Basismodell. Und obwohl der 2er unter anderem mit Navigationssystem, Regensensor, allerlei Assistenzsystemen, elektrischer Heckklappe, Automatikgetriebe, Leichtmetallrädern und LED-Scheinwerfern schon gut ausgestattet ist, lassen sich die Preise mit zahlreichen Optionen freilich spielend nach oben treiben. Beim Hauptkonkurrenten Mercedes-B-Klasse ist das allerdings auch nicht anders. Im Vergleich zum BMW X1 spart man mit dem Active Tourer zumindest ein paar Tausender: Der ist als sDrive 20i (170 PS) ab 46.000 Euro zu haben, der gefahrene 2er Active Tourer 220i ab 40.100 Euro. Vans sollte man noch nicht ganz abschreiben. Lesen Sie hier den ausführlichen Testbericht zum BMW 220i Active Tourer Steptronic (DKG) als PDF BMW 2er Active Tourer: Daten, Preise ADAC Messwerte ADAC Testurteil Hier finden Sie viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Autotests.