Mercedes GLS: Luxus-SUV mit sieben Sitzen im ADAC Test

Der Mercedes GLS bietet reichlich Platz, Komfort und jede Menge Luxus zu Preisen ab knapp über 110.000 Euro. ADAC Test des größten Mercedes-SUV, Infos zu Motoren, zur Maybach-Version; technische Daten und Fotos.
Das Luxus-SUV bietet Platz für bis zu sieben Personen
Starke Motoren auch mit elektrischer Unterstützung
Die Preise starten bei knapp über 110.000 Euro
In seiner aktuell zweiten Generation ist der 2015 eingeführte Mercedes GLS noch mal größer ausgefallen als das Ur-Modell: 7,7 Zentimeter länger, 2,2 Zentimeter breiter, der Radstand wuchs um sechs Zentimeter. Bei Motor und Innenraum kommt mehr Technik zum Einsatz. Schließlich tritt der SUV ja auch gegen potente Konkurrenten wie BMW X7, VW Touareg, Audi Q7, Range Rover oder Porsche Cayenne an. Durch eine dezente Überarbeitung wurde er zuletzt Ende 2023 auf den aktuellen Stand von Technik und Optik gebracht.
GLS: Dieselmotoren mit 313 und 367 PS

Ein großes, mächtiges Fahrzeug mit mehr als 2,5 Tonnen Leergewicht benötigt starke Motoren, um voranzukommen. Als Basisaggregate dienen deshalb in Deutschland die Diesel GLS 350 d 4Matic mit 313 PS und GLS 450 d 4Matic mit 367 PS. Dazu kommen der V6-Benziner GLS 450 4Matic mit 381 PS und 500 Newtonmetern Drehmoment sowie ein V8-Motor im GLS 580 4Matic mit 517 PS.
Mit dem Facelift 2023 haben inzwischen alle Motoren die 48-Volt-Technik an Bord, sind damit teilelektrifiziert und helfen dem großen Benz, per Startergenerator effizienter in Fahrt zu kommen. Das gilt auch für die AMG-Version GLS 63 4Matic mit 612 PS und die Luxusvariante Mercedes-Maybach GLS 600 4Matic mit 557 PS.
Dafür verbauen die Stuttgarter einen integrierten Startergenerator (ISG). Der startet nicht nur den Motor, er wirkt auch wie ein zusätzlicher Elektromotor. Im unteren Drehzahlbereich "boostet" er elektrisch mit 22 PS sowie 250 Newtonmetern und kompensiert so den Übergang zum Aufbau des Turbodrucks.
Beim Bremsen oder im Schiebebetrieb rekuperiert der ISG ohne spürbaren Widerstand, speichert den Strom in einer Batterie. Im Eco-Modus segelt der GLS, es sinkt die Drehzahl. Nur ein kurzer Tipp aufs Gaspedal, und der ISG startet den Motor kaum spürbar, was für einen geschmeidigen Fahrfluss sorgt – und nebenbei den Spritverbrauch senkt: zusammen mit anderen Maßnahmen beispielsweise beim GLS 580 laut Mercedes um rund 20 Prozent im Vergleich zum vorherigen V8.
Beachtliche Fahrleistungen

Sehr gut passt zum aktuellen GLS der vom ADAC getestete bullige Dieselmotor im 450 d. Bereits auf den ersten Metern überzeugt der kraftvolle Reihensechszylinder-Diesel mit seinem mächtigen Drehmoment von 750 Nm. Dazu läuft er außerordentlich geschmeidig, sodass man ihn lediglich als sympathisch grummelnden Begleiter wahrnimmt.
Das stattliche SUV ist trotz seiner mehr als 2,5 Tonnen souverän unterwegs. Man kann zügig überholen, die Beschleunigung von 60 auf 100 km/h ist in 3,3 Sekunden abgeschlossen, von 80 auf 120 km/h geht es in 4,2 Sekunden. Von 15 auf 30 km/h, beispielsweise beim Einfädeln in den fließenden Verkehr, beschleunigt der GLS in knapp unter einer Sekunde.
Hier wirkt sich zusätzlich zum mehr als üppigen Drehmoment die Boost-Funktion des integrierten Startergenerators positiv aus. Für den Sprint von 0 auf 100 km/h gibt Mercedes-Benz zügige 6,1 Sekunden an. Die Höchstgeschwindigkeit steht mit 250 km/h in den B üchern.
Im ADAC Ecotest kommt der GLS 450 d auf einen Durchschnittsverbrauch von 8,8 Litern Diesel pro 100 Kilometer. Vor dem Hintergrund, dass es sich um ein Luxus-SUV mit einem leistungsstarken Motor handelt, ist das ordentlich. Nehmen dann noch sieben Personen Platz und der Fahrer zügelt seinen Gasfuß, kann man sich den Pro-Kopf-Verbrauch sogar ein bisschen schönrechnen. Innerorts liegt der Verbrauch bei 9,8, außerorts bei 7,4 und auf der Autobahn bei 10,2 Litern auf 100 Kilometer.
Positives gibt es von den Schadstoffemissionen zu vermelden: Das Aggregat bleibt in allen Betriebszuständen im Ecotest sauber, so reicht es noch für drei von fünf möglichen Ecotest-Sternen.
ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen
Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.
Komfort ist Trumpf beim GLS
Die serienmäßige Luftfederung mit adaptiver Dämpfung namens Airmatic ist auf größtmöglichen Komfort ausgelegt und weiß vor allem auf Autobahnpassagen zu glänzen. Hier wogt der GLS sanft federnd über die Fahrbahn und verwöhnt die Insassen mit einem tollen Fahrkomfort. Einzig das Überfahren von Querfugen macht sich subtil bemerkbar. Auch auf der Landstraße kann das große SUV mit einem guten Federungskomfort überzeugen, wobei sich der hohe Aufbau und die damit einhergehenden Wankbewegungen auf kurvigen Passagen durchaus im Fahrgastraum bemerkbar machen.
Ein über 2,5 Tonnen schweres und 1,80 Meter hohes SUV stellt die Entwickler hinsichtlich seiner Fahrphysik ohne Zweifel auf die Probe. Bei Mercedes hat man sich offensichtlich dazu entschlossen, dem GLS nicht krampfhaft Sportlichkeit anzuerziehen, sondern Fahrwerk und ESP konsequent in Richtung Sicherheit abzustimmen.
So greift das elektronische Stabilitätsprogramm schon bei der ersten Lenkbewegung im Parcours des ADAC Ausweichtests vehement ein, um der hohen und schweren Fuhre früh den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es regelt dann weiterhin und lässt den großen Mercedes in Folge leicht untersteuernd und immer langsamer werdend um die Pylonen rollen. Das ist zwar nicht dynamisch, aber eben sicher.
Beim optionalen Fahrwerk E-Active Body Control (eABC, 6500 Euro) regelt das System jedes Rad einzeln: Der GLS scannt die Straße, reagiert in Millisekunden auf Unebenheiten und schwebt selbst über schlechte Fahrbahnen. Mit der Curve-Funktion legt er sich leicht in die Kurve und minimiert so die Seitenneigung. Das wirkt nur anfangs ungewohnt, danach erhöht es den Komfort ungemein.
Selbst im mittelschweren bis harten Gelände bietet das eABC Vorteile: Es erkennt große Steine und tiefe Löcher im Vorfeld, steuert jedes Rad einzeln an und lässt sogar große Verschränkungen zu. Damit wird die übelste Buckelpiste gemeistert.
Innenraum des Mercedes GLS

Vollmundig verspricht Mercedes Komfort wie in der S-Klasse. Und liegt damit nicht falsch. Die Pilotin oder der Pilot freut sich über die hochwertige Verarbeitung und angenehme Haptik von Materialien wie Alu, Holz, Leder und Alcantara. Beim Platzangebot vorn wird das große SUV den Erwartungen angesichts seiner Außenmaße gerecht. Die Beinfreiheit reicht für Personen bis 1,95 Meter Körpergröße, die Kopffreiheit würde auch noch für deutlich über zwei Meter große Menschen reichen. Die Innenbreite ist ebenso großzügig bemessen.
Im Fond ist das Raumangebot sogar noch großzügiger. Sind die vorderen Plätze für Personen mit einer Größe von 1,85 Metern eingestellt, würde die Beinfreiheit locker für über zwei Meter große Personen ausreichen, die Kopffreiheit ist dann ebenfalls noch ausreichend. In der dritten Reihe bleibt nicht mehr viel vom verschwenderischen Innenraumgefühl. Hier kann es für größere Personen schnell eng werden. Kinder hingegen finden ohne Frage ausreichend Platz vor.
Das Ladevolumen zählt unbestritten zu den großen Stärken des GLS. Unter der Kofferraumabdeckung fasst der Gepäckraum 645 Liter. Entfernt man die Abdeckung und nutzt den Stauraum bis zum Dachhimmel, sind es 985 Liter. Alternativ kann man im Kofferraum dann auch bis zu 19 Getränkekisten unterbringen.
Besonders beeindruckend sind die Werte bei umgeklappter Rücksitzbank: Bis zur Fensterunterkante (aus Sicherheitsgründen empfohlen), lassen sich dann bis zu 1135 Liter verstauen. Der gesamte Raum hinter den Vordersitzen fasst bis zu 1935 Liter. Und selbst mit aufgestellter dritter Sitzreihe findet man noch mehr als ordentliche 325 Liter Ladevolumen vor. Im Ablagefach unterhalb des Kofferraumbodens lassen sich weitere 75 Liter unterbringen. Die maximale Ladelänge beträgt 2,20 Meter.
GLS-Cockpit mit Infotainment-System MBUX
Beim jüngsten Facelift zog die aktuelle Version des MBUX-Infotainment-Systems in den GLS. Die Anzeigen lassen sich nun in drei Stilen (klassisch, sportlich, dezent) sowie drei Modi (Navigation, Assistenz, Service) darstellen. Zudem bietet der "Offroad-Modus" wie in der neuen G-Klasse informative Perspektiven: Steigungen, Seitenneigung, Kompass und Lenkwinkel können im Display visualisiert werden, zudem sieht man per "transparenter Motorhaube", was gerade unter dem Fahrzeug los ist, Steine und Schlaglöcher sind besser zu erkennen. Kameras mit 360-Grad-Funktion sind serienmäßig an Bord.
Auffällig herausgeputzt hat Mercedes zuletzt vor allem den Kühlergrill, der mit vier kräftigen, vertikalen Alustreben, galvanisiert in "Silver Shadow", der Front des GLS ein markanteres Gesicht gibt. Beim Performance-Modell GLS AMG 63 sind die Streben hochkant und verchromt, der Luxus-GLS Maybach hat einen Kühlergrill mit feineren, ebenfalls verchromten Streben, der von einem Chromrahmen eingefasst ist, der Maybach-Schriftzug sitzt nun im Grill, unterhalb des stehenden Sterns.
Damit der GLS problemlos durch die Waschstraße kommt, klappen die Seitenspiegel automatisch ein, und der Regensensor wird deaktiviert. Außerdem fährt das Fahrwerk die Karosserie höher, was die Spurweite verringert. Hilfreich bei einem Auto, das mindestens gut 110.000 Euro kostet.
Das obere Ende der Preisliste markiert der Über-GLS mit auffälliger Zweifarblackierung und monströsem Kühlergrill von Mercedes-Maybach. Mit schwäbischer Akkuratesse kalkuliert, werden dafür exakt 190.031,10 Euro aufgerufen.
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Mercedes GLS: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Mercedes-Benz GLS 450 d AMG Line Advanced Plus 4MATIC 9G-TRONIC (ab 09/23) |
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Motorart | Diesel (Mild-Hybrid) |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 2.989 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 285 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 387 |
Drehmoment (Systemleistung) | 750 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 4.000 U/min |
Antriebsart | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 6,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 207 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 7,9 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 355 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 2.400 l |
Leergewicht (EU) | 2.615 kg |
Zuladung | 685 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 3.500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 5.209 mm x 1.956 mm x 1.823 mm |
Grundpreis | 119.875 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Mercedes-Benz GLS 450 d AMG Line Advanced Plus 4MATIC |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 3,3 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 34 m |
Wendekreis | 12,7 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 8,8 l Diesel/100 km, 273 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | *** |
Reichweite | 1020 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 64,9 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 2556 / 744 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 645 / 985 / 1935 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Mercedes-Benz GLS 450 d AMG Line Advanced Plus 4MATIC 9G-TRONIC (ab 09/23) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,0 |
Innenraum | 1,9 |
Komfort | 1,6 |
Motor/Antrieb | 1,2 |
Fahreigenschaften | 2,2 |
Sicherheit | 1,1 |
Umwelt/EcoTest | 3,3 |
Gesamtnote | 2,0 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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Text: Fabian Hoberg mit Material von SP-X