Renault Kangoo im Test: Praktisch, aber auch gut?

Der Renault Kangoo steht mit einer Fülle cleverer Zutaten bei den Händlern. ADAC Test des Hochdachkombis mit 130 PS starkem Benziner als Kangoo und Grand Kangoo. Bilder, Daten und Infos zur Motoren und Preisen.

• Renault Kangoo für Familien oder Gewerbe

• Auch als Grand Kangoo mit bis zu sieben Sitzen

• Ein Diesel, zwei Benziner; Preise ab 26.900 Euro

Renault hat 2021 den Kangoo neu aufgelegt. Der Hochdachkombi-Klassiker tritt zu Preisen ab 26.900 Euro deutlich dynamischer auf als sein Vorgänger und bietet auch in der Pkw-Variante einen Elektroantrieb. Im Sommer 2024 ist die auf 4,91 Meter gewachsene Version Grand Kangoo dazugekommen, sie bietet auf Wunsch drei Sitzreihen mit insgesamt sieben Sitzen. Wie gehabt gibt es außerdem mehrere Nutzfahrzeug-Ausführungen, dazu mit dem Express ein zusätzliches Einstiegsmodell für gewerbliche Nutzer.

Renault Kangoo: Innen wohnlicher als früher

Wo der bis 2021 gebaute Vorgänger noch rundlich und fast schon verspielt vorfuhr, wirkt das aktuelle Design nun straffer und nüchterner. Das gilt auch für den aufgeräumt wirkenden Innenraum, den in beiden Ausstattungslinien ein acht Zoll großes Zentraldisplay ziert. Elemente im Holz- oder Aludesign werten das Armaturenbrett deutlich auf. Das wenig charmante Nutzfahrzeug-Flair legt der Kangoo dadurch zum Teil ab. Innen sieht der Kangoo sogar richtig wohnlich aus. Beim genaueren Hinsehen wirkt das Material allerdings einfach, selbst das Armaturenbrett und die vordere Türverkleidungen sind im oberen Bereich nicht geschäumt.

Großer Wert wurde bei der Entwicklung auf Sitzkomfort und durchdachte Ergonomie gelegt. So verfügt der Fahrersitz zusätzlich zur Höhen- und Tiefeneinstellung jetzt auch über eine in Höhe und Tiefe verstellbare Lendenwirbelstütze.

Das Angebot an Ablageflächen ist über jeden Zweifel erhaben. Es reicht für weit mehr als nur Handy, Getränkedose und Portemonnaie. Schön gelöst sind eine Smartphone-Ablage mit induktiver Ladefunktion sowie ein auszieh- statt klappbares Handschuhfach. Auf den vorderen Sitzen ist das Platzangebot im Kangoo beachtlich, die Kopf- und Beinfreiheit sowie der seitliche Entfaltungsspielraum sind großzügig.

Die Beinfreiheit auf dem Fahrersitz reicht im Grand Kangoo für Personen bis zu 1,95 Meter aus, die Kopffreiheit – rein theoretisch – sogar für Personen bis zu 2,50 Meter Körpergröße. In Verbindung mit der Innenbreite spiegeln sich die Messwerte auch subjektiv wider, man hat ein großzügiges Raumgefühl.

Ähnlich geht es auch im Fond des "normalen" Kangoo zu, die Sitzbank bietet ein noch gutes Platzangebot. Sind die vorderen Plätze für Personen mit einer Größe von 1,85 Meter eingestellt, reicht die Beinfreiheit im Fond für 1,90 Meter große Insassen aus, beim langen Grand Kangoo sogar für Mitfahrende im 1,95-Meter-Format. Und auch hier können nur echte Riesen die Kopffreiheit voll ausnutzen. Der Mittelsitz ist ausgeformt und konturiert, sodass sich drei Einzelsitze ergeben und drei Erwachsene ausreichend Platz finden.

Renault Kangoo mit riesigem Kofferraum

Der laut ADAC Messung 530 Liter fassende Kofferraum kann auf 2125 Liter erweitert werden. Das reicht für bis zu 22 handelsübliche Getränkekisten und funktioniert ganz einfach über die klassisch umlegbare Lehne der Rückbank. Die Laderaumlänge wächst durchs Umklappen der Rückbanklehne von 1,02 auf 1,88 Meter.

Wird die Beifahrerlehne umgeklappt, lassen sich bis 2,70 Meter lange Gegenstände einladen. Mit dieser zum Aufpreis von 250 Euro bestellbaren Option wächst zudem der dachhohe Maximalstauraum des Kangoo auf 3500 Liter.

Praktisch im Alltag sind die beiden seitlichen Schiebetüren, die im 90-Grad-Winkel öffnenden Vordertüren sowie eine weit nach oben öffnende Heckklappe. Personen bis 1,95 Meter Größe können sich darunter aufrecht bewegen, ohne Gefahr zu laufen, sich den Kopf anzustoßen. Eine clevere Lösung ist die "innovative Dachreling" (350 Euro extra in Equilibre, serienmäßig in Techno) mit herausnehmbaren Querträgern. Die erlaubte Dachlast beträgt 80 Kilogramm.

Renault Grand Kangoo: Zu siebt auf Reisen

Auch die Langversion namens Grand Kangoo (L2) hat der ADAC getestet. Die erstreckt sich auf üppige 4,91 Meter Länge und schafft so den Platz für eine dritte Sitzreihe. Selbst ganz hinten können Erwachsene noch gut sitzen, was nicht in vielen Siebensitzern gelingt, ohne sich eingeengt zu fühlen. Alle Rücksitze im Grand Kangoo lassen sich längs verschieben, nach vorn klappen (wickeln) und ausbauen, so dass ein großzügiger Stauraum entsteht. Beim Ausbauen müssen allerdings noch die Kabel für die Sitzbelegungserkennung gelöst werden.

Der siebensitzige Grand Kangoo kann mit einem großzügig dimensionierten Gepäckabteil aufwarten. Sind die Sitze der dritten Reihe zusammengeklappt, fasst das Gepäckabteil bis zum Gepäckrollo 565 Liter. Entfernt man die Laderaumabdeckung und belädt dachhoch, passen 1145 Liter oder 21 Getränkekisten in den Kofferraum. Und wird der Grand Kangoo bei umgelegten Rücksitzen komplett bis unters Dach beladen, finden beeindruckende 2070 Liter Platz.

Sind die Plätze sechs und sieben aufgestellt, sinkt das verbleibende Kofferraumvolumen auf nutzbare 430 Liter. Also auch dann lässt sich noch genügend Gepäck mitnehmen.

Benötigt man den Kangoo nicht wirklich als Siebensitzer, lässt sich bei der Langversion die dritte Reihe auch abwählen. Günstiger wird der Renault dann zwar nicht, aber der Kofferraum hat dann stets "Transporterniveau".

Der Kangoo TCe 130 im ADAC Test

Zur Wahl stehen die beiden Benziner TCe 100 (nur für die Version L1) und 130 sowie zwei Diesel mit 70 kW/95 PS und 85 kW/115 PS. Als Kangoo E-Tech Electric ist der Tausendsassa auch rein elektrisch unterwegs.

Die stärkere Version des 1,3 Liter großen Vierzylinder-Benziners (130 PS) musste im ADAC Test in Kangoo und Grand Kangoo zeigen, was sie kann. Die Maschine entwickelt ein maximales Drehmoment von kräftigen 240 Nm, das bereits bei 1500 Umdrehungen pro Minute bereitsteht. Damit ist der Franzose für die meisten Aufgaben des Alltags ausreichend motorisiert. Auch bei den Elastizitätsmessungen im vierten, fünften und sechsten Gang schlägt sich der Kangoo wacker, und man kann konstatieren: Der Motor ist im Alltag für den großen Van stark genug und passt auch noch gut für die Langversion.

Der Kangoo ist allerdings kein Leisetreter, bei Tempo 130 km/h beträgt der Geräuschpegel im Innenraum 69,4 dB(A), beim Grand Kangoo sind es 69,1 Dezibel. Vor allem Windgeräusche machen sich bemerkbar, der Vierzylinder-Turbobenziner bleibt die meiste Zeit akustisch unauffällig und wird erst im oberen Drehzahlbereich präsenter.

7,2 und 7,5 Liter Verbrauch im Test

Der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch des Kangoo TCe 130 FAP liegt im ADAC Ecotest bei 7,2 Liter Super pro 100 Kilometer, der Grand Kangoo kommt auf 7,5 Liter. Damit verbunden ist eine CO₂-Bilanz von 197 g/km bzw. 207 Gramm beim größeren Modell. Für heutige Maßstäbe sind das eher hohe Werte, die aber auch einem hohen Nutzwert gegenüberstehen. Vielfahrer sollten einen Blick auf die Dieselvarianten werfen.

Dank des serienmäßigen Otto-Partikelfilters liegen die Partikelemissionen in allen Prüfzyklen unter den Grenzwerten. Insgesamt schafft der Franzose drei von fünf Sternen im ADAC Ecotest und verpasst das Prädikat "empfehlenswert" mit vier Sternen nur denkbar knapp.

Das Fahrwerk des Kangoo legt eine zufriedenstellende Fahrstabilität an den Tag, überzeugt mit einem guten Geradeauslauf und lässt sich auch von ausgeprägten Spurrinnen nicht übermäßig aus der Ruhe bringen. In schneller durchfahrenen Kurven zeigt er viel Karosserieneigung – hohe Kurvengeschwindigkeiten sind aber ohnehin nicht möglich, weil er früh beginnt, über die Vorderachse zum äußeren Kurvenrand zu schieben.

Die Lenkpräzision ist gut, leidet jedoch unter der ausgeprägten Wankneigung der Karosserie. Im ADAC Ausweichtest zeigt sich der Franzose sicher. Sobald das Heck nach außen drängt, wird es durch das ESP rasch wieder eingefangen.

Pkw-Niveau zeigt der Kangoo bei der Ausstattung, denn in der jetzt Techno, anfangs Intens genannten "besseren" Version sind beispielsweise Zwei-Zonen-Klimaautomatik, schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, Infotainmentsystem mit 8-Zoll-Touchscreen, Smartphone-Integration, Navigation und Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitswarner an Bord. Außerdem gehören zwei Schiebetüren und die innovative Dachreling zum Serienumfang, was sich zusammen mit dem 130-PS-Benziner allerdings auf mindestens 31.000 Euro (Grand Kangoo 33.100 Euro) summiert.

Der Kangoo hat noch zwei Schwestermodelle von anderen Marken. Neben einem Ableger von Allianzpartner Nissan namens Townstar gibt es auch wieder Mercedes-Varianten als Citan und T-Klasse.

Hier können Sie die ausführlichen Testberichte als PDF herunterladen:

• Test Renault Kangoo TCe 130 Intens (Test von 2021)

• Test Renault Grand Kangoo TCe 130 Techno EDC (Test von 2024)

Renault Kangoo: Technische Daten, Preis

ADAC Messwerte

ADAC Testergebnis

Im ADAC Autokatalog finden Sie die technischen Daten aller Varianten des Renault Kangoo.

Kangoo Rapid mit breiter Ladeöffnung

Mit der aktuellen Generation des Kangoo Rapid hat in der Nutzfahrzeug-Version die "Sesam öffne dich"-Tür bei Renault Einzug gehalten. Dabei handelt es sich um eine 1,45 Meter breite Ladeöffnung auf der rechten Seite.

Ermöglicht wird sie durch die Integration der B-Säule in die Schiebe- und Beifahrertür, so dass ein extrem breiter Zugang zum Ladebereich entsteht. "Open Sesame by Renault", so der offizielle Name, gab es zunächst nur für den Kangoo Rapid mit der Standardlänge (L1) von 4,49 Metern, Beifahrer-Einzelsitz und schwenkbarer Vario-Trennwand. Inzwischen wird die clevere Doppeltür auch in der vollelektrischen Kangoo Rapid-Version angeboten. Außerdem bietet der Nutz-Kasten etwa das "Easy Inside Rack", eine klappbare Dachgalerie für lange Gegenstände.

Die L1-Version (ab 25.228 inkl. MwSt.) bietet 3,3 bis 3,9 Kubikmeter Ladevolumen und 540 bis 740 Kilo Nutzlast. Die Langversion (ab 30.345 inkl. MwSt.) verfügt laut Renault über die mit 86,7 Zentimetern breiteste Schiebetür und die mit 3,55 Metern größte Ladelänge in der Kompakttransporter-Klasse. Ihr Stauvolumen beträgt 4,3 bis 4,9 Kubikmeter.

Der Express als Dokker-Nachfolger

Eine Stufe unter dem Kangoo rangiert der Express, der zu Preisen ab 16.790 Euro netto angeboten wird. Er hat konzernintern den nicht mehr produzierten Dacia Dokker ersetzt, bietet ein Ladevolumen von 3,3 bis 3,7 Kubikmetern und eine Ladelänge von 1,91 bis 2,36 Metern. Die 71,6 Zentimeter breite Schiebetür, knapp 48 Liter an Staumöglichkeiten im Innenraum und die aktuellen Vernetzungsangebote sind ebenso an Bord wie ein optionaler virtueller Innenrückspiegel.

Als Antriebe stehen ein 1,3-Liter-Benziner mit 75 kW/102 PS und 1,5-Liter-Diesel mit 55 kW/75 PS und 70 kW/95 PS zur Wahl. Die Verbrauchswerte laut WLTP-Norm: 6,8 Liter Super und je 5,1 Liter Diesel pro 100 Kilometer.

Text mit Material von SP-X und MID.

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