Hyundai Ioniq 9: Unterwegs im Elektro-Van mit Wow-Effekt
Hyundai will die Welt mit einem über fünf Meter langen, elektrisch betriebenen Crossover-Van beglücken. Ob der Ioniq 9 wirklich eine Freude ist, wäre zu überprüfen. Hier gibt es schon mal einen ersten Fahreindruck, mit Daten zu Reichweite und Preis sowie vielen Fotos.
Elektro-Van mit drei Sitzreihen
Über 600 km Reichweite möglich
Heck- oder Allradantrieb bestellbar
Fürs Erste muss ein Testgelände in den USA für einen Fahreindruck genügen: Um den gerade aus der Taufe gehobenen Hyundai Ioniq 9 erstmals in Aktion zu erleben, hat der Hersteller zu einer Testfahrt in der berühmten Mojave Wüste geladen. Auch hier soll sich der Koloss aus Korea beweisen können, wenn auch noch in Tarnfolie gehüllt. Über hundert ausgesprochen abwechslungsreiche Meilen hat Hyundai in den Wüstensand betoniert oder mit der Planierraupe hinein geschoben.
Also mal sehen, was der Newcomer – außer einer Menge Platz – so bieten kann.
Strömungsgünstiger Koloss
Diesseits des Staria stellt kein anderer Hyundai so viel Raum für die Insassen bereit wie der Ioniq 9. Dabei ist er eng verwandt mit dem Kia EV9 und mit seinen 5,06 Metern Länge ähnlich groß. Dass die Technik unter dem Blech ebenfalls ähnlich gestrickt ist, überrascht nicht. Schließlich arbeiten Kia und Hyundai im Konzern eng zusammen. Beim Styling indes gibt es große Unterschiede.
Während der Kia vergleichsweise kantig und konventionell auftritt, wirkt der Hyundai glatt und konturlos, reckt seine riesige Karosse mit möglichst wenig Widerstand in den Wind und leistet sich zudem einen sichtlichen Einzug am Heck. Lohn der Mühe ist ein in dieser Fahrzeugklasse vergleichsweise niedriger cw-Wert von 0,26 (mit digitalen Seitenspiegeln, sonst 0,27). Der Wert soll auf die Reichweite einzahlen.
Ganz nebenbei sieht der Ioniq 9 damit ziemlich unverwechselbar aus. Dass man ihn trotzdem auf Anhieb als Teil der Ioniq-Familie erkennt, liegt vor allem an den LED-Lichtern, die das Designteam wieder großzügig an Bug und Heck verteilt hat.
Elektro-Van mit Wumms
Als Shuttle für die Soccer-Mums der Vorstädte und als Familienkutsche für die großen Ferien gibt der Ioniq 9 den kommoden Kilometerfresser, der souverän und gelassen über den Highway trottet wie das Bison durch die Prärie. Gemütlich und unaufgeregt, aber im Wissen um die eigene Stärke, zielstrebig und wenn es sein muss mit dem nötigen Nachdruck. Die Performance-Variante beschleunigt in 5,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und erreicht bis zu 200 km/h.
Um so überraschender ist es deshalb, dass der Ioniq 9 in Kurven engagierter wirkt, als man es so einem gutmütigen Giganten zugetraut hätte. Auch ohne Finessen wie Hinterachslenkung oder Luftfederung macht er sein hohes Gewicht von 2,5 Tonnen vergessen, wenn er durch Haarnadeln stürmt und enge Schikanen meistert. Klar drückt ihn seine schiere Masse dabei weit zum äußeren Fahrbahnrand. Doch eine präzise Lenkung und eine wachsame Elektronik halten den Puls stets auf Ruheniveau.
Viel Platz in drei Sitzreihen
Der Ioniq 9 hat mit 3,13 Metern einen riesigen Radstand. Das nutzen die Koreaner für eine variable Sitzlandschaft mit drei Reihen und in der Mitte wahlweise einer Bank oder zwei Einzelsitzen. Dass man die im Stand für den Familienzusammenhalt nach hinten drehen kann, ist nicht die einzige Möglichkeit aus dem Möbelhaus. Natürlich lassen sich die Sitzlehnen der dritten Reihe flach legen, so dass der Kofferraum von 338 auf 908 Liter wächst. Das reicht für das Reisegepäck von vier Personen leicht und locker.
Zwischen Fahrer und Beifahrer gibt es eine mächtige Verstaubox, die für alle zugänglich sein will: Ihr Deckel lässt sich in beide Richtungen öffnen, es befinden sich Einschübe von vorne und hinten, außerdem kann die Verstaubox 19 Zentimeter am Wagenboden verschoben werden.
Der Fahrer bzw. die Fahrerin blickt auf das von Hyundai bekannte Cockpit mit dem leicht gebogenen Doppel-Display, den üblichen LED-Pixeln im Lenkrad und dem immer noch viel zu großen Schaltknubbel daneben. Das Ambiente mit Konsolen aus Recycling-Kunststoffen ist vertraut.
Und während die Finger über erfreulich viele konventionelle Taster und Schalter fahren, freut sich der Allerwerteste über das neue "Dynamic Body Care System", das die Kehrseite mit individuellen Druckpunkten und Vibrationen massiert und so langen Strecken den Schrecken nehmen soll.
110-kWh-Akku für große Reichweiten
Beim Antrieb gibt es verschiedene Wahlmöglichkeiten: Das Basismodell des Ioniq 9 besitzt einen Heckmotor mit 160 kW/218 PS und 350 Nm Drehmoment. Darüber rangiert eine Allradvariante mit kleinem Elektromotor vorn, der 70 kW und 255 Nm zusätzlich beisteuert. Wer die Performance-Version bestellt, stürmt mit zweimal 160 kW und zweimal 350 Nm in den Sonnenuntergang. Denen sind die 2,5 Tonnen Leergewicht herzlich egal.
Auch hinsichtlich der Batterie wird nicht gekleckert, sondern geklotzt: Der 800-Volt-Akku hat stolze 110 kWh und steht im besten Fall – da zahlt sich dann die strömungsgünstige Form aus – für 630 Normkilometer. Das sind immerhin zehn Prozent mehr als beim Kia, der allerdings auch mit knapp 100 kWh auskommen muss.
Beim Ladestopp versprechen die Koreaner eine Nachladung von 10 auf 80 Prozent in 24 Minuten. Die maximale Ladeleistung an der Schnellladesäule wird mit 260 kW angegeben. Im Übrigen ist der Ioniq 9 bidirektional ausgelegt, puffert zuhause den Solarstrom und speist unterwegs das E-Bike oder den Wohnwagen auf dem Campingplatz. Als Anhängelast bietet der Elektro-Van mit Allradantrieb enorme 2,5 Tonnen. Die Basisversion mit Heckantrieb darf nur 900 Kilo ziehen.
Details des Serienmodells
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Im Juni 2025 kommt der Ioniq 9 zu Preisen zwischen knapp 68.000 und etwas über 80.000 Euro nach Deutschland. Haupt-Konkurrenten sind sein Zwillingsbruder Kia EV9 sowie der Volvo EX90, der deutlich teurere Mercedes EQS SUV eher nicht.
Hyundai Ioniq 9: Daten & Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | Hyundai IONIQ 9 Long Range (ab 06/25) | Hyundai IONIQ 9 Long Range AWD (ab 06/25) | Hyundai IONIQ 9 Performance AWD (ab 06/25) |
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Motorart | Elektro | Elektro | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 160 | 230 | 320 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 218 | 313 | 435 |
Drehmoment (Systemleistung) | 350 Nm | 605 Nm | 700 Nm |
Antriebsart | Hinterrad | Allrad | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,4 s | 6,7 s | 5,2 s |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h | 200 km/h | 200 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 620 km | n.b. | n.b. |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 19,4 kWh/100 km | - | - |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 110,3 | 110,3 | 110,3 |
Ladeleistung (kW) | DC:260,0 | DC:260,0 | DC:260,0 |
Kofferraumvolumen normal | 338 l | 338 l | 338 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 908 l | 908 l | 908 l |
Leergewicht (EU) | n.b. | n.b. | n.b. |
Zuladung | n.b. | n.b. | n.b. |
Anhängelast ungebremst | 450 kg | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 900 kg | 2.500 kg | 2.500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 5 Jahre | 5 Jahre | 5 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 5.060 mm x 1.980 mm x 1.790 mm | 5.060 mm x 1.980 mm x 1.790 mm | 5.060 mm x 1.980 mm x 1.790 mm |
Grundpreis | - Euro | - Euro | - Euro |
Text: Thomas Geiger