VW Passat Variant 2024: Oberklasse-Flair in der Mittelklasse
Fünfzig Jahre und kein Ende: Die neunte und letzte Generation des beliebten Familien-Kombis kommt mit acht Verbrennermotoren – und einer beeindruckenden elektrischen Reichweite. Testfahrt mit allen Infos, Daten und Preise zum neuen VW Passat Variant.
Antrieb: Benziner, Diesel und zwei neue Plug-in-Hybride
Plug-in-Hybride mit 100 Kilometer elektrischer Reichweite
Neues adaptives Fahrwerk, neue Lichttechnik, neues Bediensystem
Der VW Passat ist ein Weltbestseller: Mit mehr als 34 Millionen weltweit verkauften Exemplaren gehört er auch aktuell zusammen mit dem Tiguan und Polo (inkl. Derivate) zu den drei international meistverkauften Volkswagen. In Europa wird er seit 2022 ausschließlich als Kombi angeboten – mit großem Zuspruch: In Deutschland etwa war der Passat Variant 2023 mit knapp 46.000 Neuzulassungen die Nummer 1 der Mittelklasse.
Das Erfolgsgeheimnis: Der Passat Variant ist zwei Autos in einem – praktischer Dienstwagen und Familien-Allrounder zugleich. Jetzt kommt für mindestens 40.000 Euro ein komplett neu entwickelter Passat Variant in den Handel. Die Redaktion konnte ihn schon mit den zum Marktstart verfügbaren Antrieben fahren.
Passat Kombi: 15 Zentimeter länger
Ob die geänderte Karosserie besser gefällt als die des Vorgängers, muss jeder für sich selbst entscheiden. Der Luftwiderstandsbeiwert des Passat ist jedenfalls von 0,31 auf 0,25 reduziert worden. Das heißt: Die Aerodynamik und damit die Kraftstoffeffizienz müsste jetzt wesentlich besser sein.
Mit einer Länge von nun 4,92 Metern hat der VW Passat Variant um satte 15 Zentimeter zugelegt. Der auf 2,84 Meter verlängerte Radstand wirkt sich auf das Kofferraumvolumen positiv aus: VW gibt im Normalfall 690 und bei umgeklappten Rücksitzlehnen 1920 Liter an. Das sind enorme Werte. Natürlich wird der ADAC die Angaben exakt nachmessen, sobald der neue Passat zum Test zur Verfügung steht.
Auch die Beinfreiheit für die hinten Sitzenden ist um fünf Zentimeter gewachsen. Das klingt erstmal nach nicht viel, fühlt sich aber tatsächlich wesentlich luftiger an.
Die Wertigkeit der Innenraum-Materialien wirkt beim neuen Passat tadellos. Was sofort auffällt: Der Automatik-Wahlhebel ist von seinem angestammten Platz auf dem Mitteltunnel rechts an die Lenksäule verlegt worden. Mit einem Dreh nach vorn oder hinten werden die Fahrstufen vorwärts und rückwärts eingelegt, zum Parken wird der Hebel seitlich gedrückt. Scheibenwischer-Funktionen sind jetzt links über den Blinkerhebel anzuwählen, Schalter für das Licht finden sich unten am Armaturenbrett.
Die Neugestaltung ergibt insofern Sinn, als dass die Mittelkonsole jetzt komplett als praktische Ablage zur Verfügung steht. Mit kleinen und größeren Fächern: fürs Handy, für Getränke, für Schlüssel sowie für alles Mögliche, was Mann/Frau so im Alltag mit sich herum und ins Auto schleppt. Der Platz bleibt für diesen Krimskrams auch immer exklusiv reserviert, weil es einen manuellen Gangwahlhebel nie geben wird: Verbaut werden ausschließlich Automatik-Doppelkupplungsgetriebe.
VW Passat: Neuer eTSI-Einstiegsmotor
Womit wir schon beim Thema Antrieb wären. Acht verschiedene Motoren stehen für den neuen Passat zur Wahl. Basismotorisierung ist der 1.5 eTSI mit 110 kW/150 PS und 48-Volt-Mildhybridsystem, der den bisher eingesetzten 1.5 TSI ohne Hybridisierung ablöst. Der integrierte Riemen-Starter-Generator mit 15 kW Leistung und 25 Nm Drehmoment wirkt wie ein elektrischer Leistungsbooster, der mit seiner 48V-Lithium-Ionen-Batterie den Antrieb vor allem bei niedriger Drehzahl unterstützt.
Gleichzeitig hilft das Mild-Hybrid-System, den Kraftstoffverbrauch zu minimieren. So ermöglicht der kleine Elektromotor das komplette Ausschalten des 1,5-Liter-Benziners und damit das sogenannte Segeln sowie das elektrische Fahren für kurze Schleichfahrten.
Ein weiter Baustein zum Spritsparen ist die selektive Zylinderabschaltung (ACTplus). In Verkehrssituationen mit wenig Kraftbedarf ist der Vierzylinder dann nur mit zwei Verbrennungstöpfen aktiv. Folge: In den aktiven Zylindern steigt der Wirkungsgrad, während die passiven Zylinder nahezu verlustfrei mitlaufen.
Wir kennen das Prinzip ja schon aus anderen Modellen im Konzern – und es funktioniert auch im neuen Passat sehr gut. Das Wiederzuschalten der zwei lahmgelegten Zylinder erfolgt für den Fahrer geräuschlos und quasi unbemerkt.
Größten Wert haben die Entwickler darauf gelegt, ihren Passat-Kunden ein Mehr an Komfort zu liefern. Und genau deshalb ist der Passat so sehr gewachsen, wurde noch besser geräuschgedämmt, das bisher schon gute Fahrwerk des Passat noch einmal fortentwickelt. Gelassenes und souveränes Fahren ist also auch im neuen Variant Trumpf. Wenn das DSG-Getriebe nicht im Sport-Modus arbeitet – denn dann wird's hektisch.
Reichweitenstarke Plug-in-Hybride
Des Weiteren kommen zwei herkömmliche Turbobenziner sowie drei Turbodiesel zum Einsatz, die schon andere VW-Modellen bewegen. Deren Leistungsspektrum reicht von 90 kW/122 PS (2.0 TDI) bis 195 kW/265 PS (2.0 TSI 4Motion). Meine persönlichen Lieblingsmotoren sind die leistungsstarken Dieselaggregate, die bei Bedarf kräftig anziehen, auf Wunsch aber auch zum gelassenen Cruisen taugen. Wenn man sich mal auf das nicht immer perfekt schaltende DSG-Getriebe eingelassen hat.
Der TSI
mit 195 kW und der 142 kW starke TDI sind grundsätzlich mit dem permanenten
Allradantrieb 4MOTION erhältlich. Dann sind auch große Anhängelasten von bis zu 2200 Kilo erlaubt (eTSI: 1600 kg).
Neues Highlight in der Motorenpalette sind die beiden Plug-in-Hybride mit einer Systemleistung von 150 kW/204 PS und 200 kW/272 PS. Wer am Steuer dieser Modelle sitzt, darf sich an einem Systemdrehmoment von 350 bzw. 400 Nm erfreuen. Wir durften leider noch nicht selbst fahren. Diese Motoren sind aktuell auch noch nicht kaufbar, kommen wohl Ende des Jahres.
Dank einer neuen Batterie mit einem Netto-Energieinhalt von jetzt 19,7 kWh – bisher war im Plug-in-Hybrid-Passat eine Batterie mit 10,4 kWh verbaut – schafft der neue Passat laut Volkswagen rund 100 Kilometer rein elektrisch. Das heißt, die meisten täglichen Strecken sind im Alltag lokal emissionsfrei zu bewältigen.
Weiterer Pluspunkt ist die Tatsache, dass der PHEV-Passat nun an der Wallbox mit 11 kW lädt und auch an die DC-Schnellladesäule gehängt werden kann. Dort zieht er sich Strom mit bis zu 50 kW. Eine bis auf 10 Prozent entladene Batterie sei hier binnen 23 Minuten wieder zu 80 Prozent geladen. Das heißt: Die Situationen, in denen man aufgrund von Zeitmangel oder schlicht aus Bequemlichkeit mit einer mehr oder weniger leeren Batterie umherfährt, sollten sich stark reduzieren lassen.
Beliebte Mittelklasse-Kombis im ADAC Check
Der VW Passat Variant konkurriert unter anderem mit Modellen wie dem BMW 3er Touring, dem Volvo V60 und dem Mercedes C-Klasse T-Modell. Hier die aktuellen Infos für Sie:
Entwicklungsziel mehr Komfort
Ein großer Fortschritt ist das neu strukturierte Zentraldisplay. Serienmäßig ist ein Bildschirm mit 12,9 Zoll an Bord, gegen Aufpreis gibt es ein 15-Zoll-Display im Format eines ausgewachsenen Tablet-Computers. Bildschirmauflösung und Reaktionstempo sind prima. Größter Gewinn aber sind die beiden Menüleisten oben und unten am Display. In der sogenannten "Bottom-Bar" (unten) befindet sich schnell zugänglich und übersichtlich die Klimabedieneinheit mit Luftverteilung, Gebläse, Einstellung der Sitzheizung und so weiter.
Oben in der "Top Bar" kann man bis zu fünf Menüpunkte festlegen, die man dort als Direkteinstiege haben möchte: beispielsweise Radio/Medien, Telefon, Navigation, Assistenzsysteme oder den Menüpunkt zum automatisierten Einparken. Daneben ist selbstverständlich auch der Hauptbutton hinterlegt, über den man zur Übersicht sämtlicher Menüebenen des Systems gelangt.
Die Slider für die Lautstärke des Infotainments sind jetzt auch im Dunkeln zu finden, weil endlich beleuchtet. Doch noch lieber hätten wir allerdings den guten alten Drehregler wieder zurückgehabt. Über seine baldige Renaissance wird bei Volkswagen angeblich aber auch nachgedacht.
Besonders erwähnenswert für den Alltagskomfort ist nicht zuletzt die angenehm niedrige Ladekante am Heck des Passat. Getränkekisten lassen sich so sehr leicht vom Einkaufswagen in den Kofferraum bugsieren.
Preise starten bei 40.000 Euro
Mit dem 150-PS-Einstiegsbenziner eTSI kostet der neue VW Passat Variant ab 39.995 Euro, den aktuell ebenfalls bestellbaren Variant mit dem 150 PS-Diesel gibt's in der Business-Variante ab 48.495 Euro. Die Modelle sind in den vier Ausstattungsversionen
"Passat", "Business", "Elegance"
und "R-Line" konfigurierbar, unterscheiden sich auch im Design leicht.
Schon die
Grundausstattung "Passat" hat Features wie
die neuen Displays, das Warnsystem
Car2X, "App-Connect" Wireless (Apple und
Android-Integration), Klimaautomatik,
eine Dachreling (in Schwarz)
und zahlreiche Assistenzsysteme an Bord.
Ebenfalls Serie:
LED-Scheinwerfer und LED-Rückleuchten.
Inzwischen hat VW die Preise weiterer Modelle veröffentlicht, die damit zumindest schon vorbestellbar sind. Die bisher bekannten Preise im Überblick:
Motor | Preis ab |
---|---|
eTSI 110 kW/150 PS | 39.995 € |
TDI 90 kW/122 PS | 41.745 € |
TDI 110 kW/150 PS | 48.495 € |
TDI 4Motion 142 kW/193 PS | 57.335 € |
eHybrid 150 kW/204 PS | 50.320 € |
eHybrid 200 kW/272 PS | 62.330 € |
Mehr oder weniger zeitgleich geht auch der Škoda Superb in den Verkauf – das Schwestermodell des VW Passat mit weitgehend baugleicher Technik und identischen Abmessungen. Beide Modelle laufen in einer gemeinsamen Fabrik im slowakischen Bratislava vom Band, wohin Škoda aus Mlada Boleslav und VW aus Emden umgezogen sind. Im Werk Emden wird schon seit August der VW ID.7 als "elektrischer Passat" gefertigt.
ID.7 Tourer: Die E-Variante des Variant
2024 wird VW den vollelektrischen ID.7 auch als Kombi anbieten. Überraschung: Variant wird er allerdings nicht mehr heißen, sondern den Zusatznamen "Tourer" bekommen. Der neue VW gehört zu den ersten vollelektrischen Kombis der gehobenen Mittelklasse. Dort ist Volkswagen dann parallel mit dem ebenfalls neuen Passat Variant präsent. Beide Baureihen ergänzen sich und decken zusammen alle relevanten Antriebsarten ab – vom reinen E-Antrieb im ID.7 und ID.7 Tourer bis hin zum Plug-in-Hybrid-, Mild-Hybrid-, Benzin- und Dieselantrieb im Passat.
Testberichte zum Vorgängermodell
Parallel zum Markstart im Frühsommer 2024 wird der VW Passat vor Ort auch noch in bisheriger Form verkauft. Möglicherweise sind die Händler beim Abverkauf des Auslaufmodells besonders verhandlungsbereit. Wer sich daher mit den Stärken und Schwächen der alten Modellversionen genau auseinandersetzen will, der kann das auf Grundlage folgender Testberichte tun, die der ADAC hier weiterhin kostenlos anbietet.
Technische Daten: Neuer VW Passat (2024)
Technische Daten (Herstellerangaben) | VW Passat Variant 1.5 eTSI ACT DSG (ab 02/24) | VW Passat Variant 2.0 TDI Business DSG (ab 02/24) |
---|---|---|
Motorart | Otto (Mild-Hybrid) | Diesel |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.498 ccm | 1.968 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 110 | 110 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 150 | 150 |
Drehmoment (Systemleistung) | 250 Nm | 360 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | n.b. | n.b. |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,3 s | 9,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 222 km/h | 223 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 122 g/km | 130 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 5,4 l/100 km | 4,9 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 690 l | 690 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.920 l | 1.920 l |
Leergewicht (EU) | 1.573 kg | 1.682 kg |
Zuladung | 557 kg | 568 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.600 kg | 2.000 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.917 mm x 1.849 mm x 1.521 mm | 4.917 mm x 1.849 mm x 1.521 mm |
Grundpreis | 41.665 Euro | 50.510 Euro |
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