VW Passat Variant: TDI, TSI und Hybrid im ADAC Test

Der VW Passat: Die Front wurde beim letzten Facelift markanter. Im Bild der Alltrack.
Der VW Passat: Die Front wurde beim letzten Facelift markanter. Im Bild der Alltrack.© Volkswagen

Bei seiner letzten Überarbeitung 2019 bekam der VW Passat vor allem mehr Assistenzsysteme und saubere Motoren. Auch mit dem Smartphone lässt er sich jetzt öffnen. Im ADAC Test: der Variant als Plug-in-Hybrid GTE, TSI und als TDI

  • Motoren: Leistung zwischen 150 und 280 PS 

  • Hybrid GTE ist für Pendler ideal, der Diesel für Langstreckenfahrer

  • Bessere Assistenten, adaptive Dämpfer, aktuelles Online-Infotainment

Seit fünf Jahrzehnten ist der VW Passat ein Kassenschlager, über 30 Millionen Kunden haben sich bereits für die mittlerweile nicht mehr bestellbare Limousine, den nach wie vor erhältlichen Kombi Variant oder die Abenteuer-Version Alltrack entschieden. Damit das so bleibt, hat VW die 2014 vorgestellte, achte Passat-Generation zuletzt 2019 aufgefrischt – und damit auch das Ende einer Ära eingeläutet: Seit 1977 wird der Passat in Emden gebaut, doch mit dem Start des Nachfolgers noch im Jahr 2023 wird Volkswagen die Produktion in das slowakische Werk in Bratislava verlagern, wo der VW dann zusammen mit seinem Schwestermodell Skoda Superb gefertigt wird.

Leichte Optik-Retuschen, bessere Ausstattung

Passat-Cockpit: Digitales Display und mehr Infotainment-Systeme © Volkswagen

Bis dahin aber dürfen die Werker in Ostfriesland erstmal noch die 2019 modernisierte Front und eine modifizierte Heckschürze an die Karosserie montieren: Vorne fallen die LED-Scheinwerfer und LED-Nebelleuchten auf, auf Wunsch strahlt der Passat auch mit dem aus dem Touareg bekannten Matrix-Licht mit 44 einzeln ansteuerbaren LED durch die Nacht. Die erlauben eine möglichst hohe Lichtausbeute, ohne den Gegenverkehr zu blenden. Am Heck gibt es modifizierte Endrohre und ebenfalls Leuchtdioden-Technik, außerdem hat auch die Klick-Klack-Funktion bei den Rückleuchten Einzug gehalten: Beim Bremsen ändert das Licht seine Grafik, um mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen. 

Auch innen wartet der Passat mit High-Tech-Features auf: Die Infotainment-Systeme wurden aufgerüstet, das Premium-System orientiert sich bei der Anzeige am VW Touareg. Die Bedienung funktioniert weitgehend problemlos über den großen Touchscreen in der Mittelkonsole – die zusätzliche Gestensteuerung funktioniert allerdings wenig zuverlässig und beschränkt sich auf das Wischen mit der Hand vor dem Bildschirm von links nach rechts. Das braucht kein Mensch.

Bordcomputer und Sprachsteuerung sind sehr langsam

Das Discover Pro Infotainmentsystem in den Testfahrzeugen (Tests von 2019 und 2020) war beim Start unfassbar langsam. Schon der Vorgänger war nicht sehr flüssig in seinen Reaktionen, doch jetzt brauchte es nach dem Fahrzeugstart durchaus eine Minute oder mehr, bis Eingaben mit weniger als ein bis zwei Sekunden Verzögerung umgesetzt wurden. Mit der Sprachsteuerung ist es ähnlich, auf "Hallo Volkswagen" gab es die ersten Minuten keine Reaktion. Zudem gibt es bei dem Top-Infotainmentsystem Discover Pro keine Hardwaretasten und Drehregler mehr, was die Bedienung nicht vereinfacht.

Dass der Passat jetzt auf Wunsch immer online ist, ist Ehrensache. Über den Internet-Zugang werden nicht nur Verkehrsdaten oder Web-Radio empfangen, sondern der VW kommuniziert über den Online-Dienst "We Connect" auch mit der Außenwelt (siehe unten).

Beliebte Mittelklasse-Kombis im ADAC Check

Der VW Passat Variant konkurriert unter anderem mit Modellen wie dem BMW 3er Variant, dem Volvo V60 und dem Mercedes C-Klasse T-Modell. Wir haben die aktuellen Infos für Sie.

VW Passat: Reichlich Assistenzsysteme

Schade: Die Limousine hat VW aus dem Programm gestrichen © Volkswagen

Nachgerüstet hatte VW 2019 auch bei den Assistenzsystemen: Unter dem Namen "Travel Assist" werden jetzt Abstandstempomat und die automatische Spurführung zusammengefasst: Bis 210 km/h hält der Passat nicht nur die Distanz zum Vordermann, sondern berücksichtigt auch Tempolimits und Navi-Daten, so dass er beispielsweise vor Kurven automatisch verzögert. Der überarbeitete Lenkassistent schaut sich zudem das Verhalten des Fahrers ab und hält den Wagen wahlweise mittig, eher links oder eher rechts in der Spur. Ganz ohne die Fahrerhand am Steuer gestattet das der Gesetzgeber allerdings noch nicht. Um seine Aufmerksamkeit zu demonstrieren, waren bislang immer kleine Lenkbewegungen des Fahrers nötig.

Mittlerweile setzt VW auf ein kapazitives Lenkrad, das die Berührung erkennt. Und: Merkt der Passat, dass der Fahrer auch nach einer aufwendigen Warnkaskade nicht eingreift, bringt der Emergency Assist den Wagen nicht nur sicher zum Stillstand, sondern lenkt ihn wann immer möglich auch an den rechten Fahrbahnrand.

Das Head-Up-Display (ab Ausstattungsversion Business) ist aufgrund seiner billigen Konstruktion, der groben Justierbarkeit und der Schleifgeräusche beim Ein- und Ausfahren für den hohen Aufpreis von 565 Euro nicht zu empfehlen.

Der Passat ist mittlerweile voll vernetzt

Unter dem Namen We Connect bündelt VW Services, wie die Möglichkeit, einen digitalen Schlüssel an andere Fahrer weiterzugeben oder anderen Firmen den Zugang zum Kofferraum zu ermöglichen.

In einer ersten Phase kann man seine schmutzige Wäsche vom Reinigungsdienst Jonny Fresh abholen und die saubere in den Wagen legen lassen, und MyCleaner übernimmt die Autowäsche am Straßenrand, ohne dass man selbst anwesend sein muss.

Schon bald sollen dann auch Lieferdienste eingebunden werden, die bestellte Pakete einfach im Kofferraum hinterlegen können. Außerdem soll es zukünftig unter anderem möglich sein, Parkscheine direkt im Infotainmentsystem zu lösen. 

Die Preise starten bei knapp 39.000 Euro

Beim Top-Modell des Passat ist das adaptive Fahrwerk Serie © Volkswagen

Mit dem 150-PS-Einstiegsbenziner kostet der Variant aktuell ab 38.850 Euro. Die drei Versionen, die im ADAC Test angetreten sind, sind dafür nicht zu haben. So kostet der mittlerweile 200 PS starke TDI als Variant mit DSG und in Elegance-Ausstattung bereits knapp 57.000 Euro, der TSI (190 PS) mit rund 52.000 Euro etwas weniger. Für ein Mittelklasse-Auto ist das viel Geld. Der Plug-in-Hybrid GTE mit 218-PS-Motor ist wohl bis zum Produktionsende nicht mehr individuell konfigurierbar. VW verweist auf bereits produzierte Neuwagen. Die Suche auf der VW-Homepage ergab Mitte Mai 2023 allerdings nur exakt fünf Treffer zu Preisen ab knapp 52.000 Euro.

TDI, TSI oder Hybrid? Kommt ganz drauf an

Und welcher Antrieb macht seine Sache am besten? Der Diesel TDI, der TSI-Benziner oder der Plug-in-Hybrid? Es kommt drauf an, wie man das Fahrzeug nutzt. In Sachen Alltagstauglichkeit braucht man sich beim TDI gar keine Gedanken machen. Mit einem Testverbrauch von 5,8 Litern Diesel im Schnitt gibt er sich relativ sparsam und schafft mit 66 Liter Tankinhalt mehr als 1100 Kilometer Reichweite. Fünf Minuten nachtanken und weiter geht's. Damit seine Abgase sauber werden, ist er auf eine Reinigung via SCR-Kat und AdBlue angewiesen.

Dessen Tank fasst üppige 16 Liter, wodurch er für einige tausend Kilometer nicht nachgefüllt werden muss. Die Technik zahlt sich aus, den nach den ADAC Messungen sind die Schadstoffwerte innerorts und außerorts sehr niedrig. Nur auf der Autobahn steigen die NOx-Emissionen an.

Zwar ist der Passat mit den zum Testzeitpunkt noch 190 Diesel-PS recht gut motorisiert und kann mit guten Fahrleistungen aufwarten. Doch im unteren Drehzahlbereich wirkt der Motor müde und spricht schlecht an, um ab 2000 Touren umso kräftiger anzuschieben. Harmonisch ist das nicht und auch das harte Verbrennungsgeräusch wirkt nicht sonderlich charmant.

Der Plug-in-Hybrid kommt weiter als bisher

Bis zu 1780 l: Der Variant ist wegen seines großen Kofferraums beliebt © Volkswagen

Ganz anders der Plug-in-Hybrid. Er rollt lautlos an und – ist die Antriebsbatterie aufgeladen – genauso sanft weiter. Balsam für geräuschempfindliche Fahrer. Mit dem Facelift wurde die GTE-Variante weiter optimiert, für bessere Abgaswerte erhielt der 1,4 l-TSI einen Partikelfilter und für mehr elektrische Reichweite der E-Motor eine größere Antriebsbatterie an seine Seite. Die Schadstoffwerte sind jetzt tatsächlich besser und die Reichweite um etwa 30 Prozent auch in der Praxis größer. Im ADAC Ecotest kam der GTE auf eine rein elektrische Reichweite von 48 Kilometern.

Der Einsatzradius des Passat GTE hat sich also gerade für Pendler erweitert, denn ein Plug-in-Hybrid macht vor allem dann Sinn, wenn er möglichst viel elektrisch bewegt werden kann. Fährt man mit leerer Batterie im reinen Hybridmodus weiter, kommt man alleine mit der 50-Liter- Tankfüllung etwa 720 Kilometer weit. Das Aufladen der Batterie (Kapazität 13,0 kWh) dauert über dreieinhalb Stunden bei 3,7 kW – der Passat GTE kann leider nur einphasig geladen werden. Testverbrauch im Ecotest: 3,9 Liter Super und 11,2 kWh Strom auf 100 Kilometer.

Wer also eher kurze bis mittlere Strecken fährt und immer wieder aufladen kann, für den ist der GTE eine gute Wahl. Langstreckenfahrer, die hunderte Kilometer am Stück abspulen, werden eher mit dem TDI glücklich.

Der TSI mit 190 PS taugt für jeden

Und der Benziner TSI? Er stellt nach wie vor eine gute Lösung dar für alle, die sich weder mit dem Diesel noch mit dem Plug-in-Hybrid anfreunden können. Er bietet viel Drehmoment schon bei niedrigen Drehzahlen und tritt dementsprechend stämmig an, auch reagiert der Turbomotor angemessen spontan auf Gaspedalbefehle. Um so wirklich zu überzeugen, müsste er aber nach oben heraus freier drehen und bissiger durch die mittleren Drehzahlen marschieren. Trotz 190 PS sollte man den TSI nicht mit einem GTI verwechseln. Objektiv gesehen macht er seine Sache nicht schlechter als TDI und GTE und ist mehr als ausreichend motorisiert.

7,5 Liter Testverbrauch sind zwar recht viel und damit schnellt auch der CO₂-Ausstoß in die Höhe. Doch weil die Schadstoffemissionen in manchen Bereichen niedriger ausfallen als bei TDI und GTE, kann er zwar das Umweltkapitel für sich entscheiden, bekommt aber auch nur drei Sterne im ADAC Ecotest.

Hier können Sie den ausführlichen Testbericht zum VW Passat 2.0 TDI als PDF herunterladen
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Hier können Sie den ausführlichen Testbericht zum VW Passat GTE als PDF herunterladen
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Hier können Sie den ausführlichen Testbericht zum VW Passat Variant 2.0 TSI als PDF herunterladen
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Technische Daten VW Passat*

Technische Daten (Herstellerangaben)

VW Passat Variant 2.0 TDI SCR Elegance DSG (ab 09/20)

VW Passat Variant GTE DSG (11/20 - 06/22)

VW Passat Variant 2.0 TSI OPF Elegance DSG (ab 03/21)

Motorart

Diesel
PlugIn-Hybrid
Otto

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.968 ccm
1.395 ccm
1.984 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

147
160
140

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

200
218
190

Drehmoment (Systemleistung)

400 Nm
400 Nm
320 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

3.500 U/min
5.000 U/min
5.000 U/min

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

7,6 s
7,6 s
8,0 s

Höchstgeschwindigkeit

233 km/h
222 km/h
230 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

-
57 km
-

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

141 g/km
27 g/km
159 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

5,4 l/100 km
1,1 l/100 km
7,0 l/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

-
13,0
-

Batteriekapazität (Netto) in kWh

-
10,4
-

Ladeleistung (kW)

-
AC:2,3-3,7
-

Kofferraumvolumen normal

650 l
483 l
650 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.780 l
1.613 l
1.780 l

Leergewicht (EU)

1.586 kg
1.759 kg
1.564 kg

Zuladung

594 kg
511 kg
586 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

2.000 kg
1.600 kg
1.800 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre
2 Jahre
2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.773 mm x 1.832 mm x 1.516 mm
4.773 mm x 1.832 mm x 1.521 mm
4.773 mm x 1.832 mm x 1.516 mm

Grundpreis

56.765 Euro
45.960 Euro
52.035 Euro

* Passat GTE nicht mehr konfigurierbar

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

VW Passat Variant TDI (noch mit 190 PS)

VW Passat Variant GTE

VW Passat Variant 2.0 TSI Elegance DSG

Überholvorgang 60-100 km/h

4,5 s

3,9 s

4,3 s

Bremsweg aus 100 km/h

33,6 m

35,1 m

34,3 m

Wendekreis

11,7 m

11,6 m

11,7 m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

5,8 l Diesel/100 km, 184 g CO₂/km (well-to-wheel)

3,9 l Super + 11,2 kWh/100 km, 169 g CO₂/km (well-to-wheel)

7,5 l Super/100 km, 209 g CO₂/km (well-to-wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

***

***

***

Reichweite

1135 km

770 km

880 km

Innengeräusch bei 130 km/h

67,0 dB(A)

67,5 dB(A)

66,5 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1640 / 550 kg

1775 / 485 kg

1585 / 545 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

475 / 880 / 1505 l

395 / 800 / 1425 l

475 / 880 / 1505 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

VW Passat Variant TDI

VW Passat Variant GTE

VW Passat Variant 2.0 TSI Elegance DSG

Karosserie/Kofferraum

2,2

2,3

2,2

Innenraum

1,9

1,9

1,9

Komfort

1,9

2,0

1,8

Motor/Antrieb

1,8

1,6

1,7

Fahreigenschaften

2,1

2,4

2,2

Sicherheit

1,7

1,7

1,7

Umwelt/Ecotest

3,1

3,5

2,8

Gesamtnote

2,2

2,3

2,1

Die Kapitel Sicherheit und Umwelt/Ecotest werden doppelt gewertet; Notengrenzen: 0,6 – 1,5 sehr gut; 1,6 – 2,5 gut; 2,6 – 3,5 befriedigend; 3,6 – 4,5 ausreichend; 4,6 – 5,5 mangelhaft

Text: Michael Gebhardt, Jochen Wieler

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