Relativ preiswerte Langstreckenautos im ADAC Test

Auf längeren Reisen sollte das Auto so komfortabel wie möglich sein. Dafür braucht es nicht zwingend ein Luxusfahrzeug: Mit diesen noch erschwinglichen Fahrzeugen lassen sich auch lange Strecken gut bewältigen. Der ADAC Autotest nennt Stärken und Schwächen.
Gute Langstreckenautos auch bis 45.000 Euro zu haben
Breites Spektrum vom Skoda Octavia bis zur Mercedes A-Klasse
Wichtig: hoher Fahrkomfort und große Reichweite
Wer regelmäßig lange Stecken fährt, weiß wie schön es ist, ein komfortables Fahrzeug zu fahren. Autos der oberen Mittelklasse ("Businessklasse") wie der BMW 5er, der Audi A6 oder auch die Mercedes E-Klasse sind dafür natürlich prädestiniert und machen das Reisen sehr angenehm. Aber sie sind sehr teuer und kommen für die meisten daher nicht infrage. Doch es gibt auch etwas günstigere Modelle, die für lange Strecken gut geeignet sind.
Langstreckenautos: Diese Kriterien müssen sie erfüllen
Aus den vom ADAC getesteten Fahrzeugen haben sich acht Modelle unter 45.000 Euro herauskristallisiert, die die Kriterien als Langstreckenfahrzeug besonders gut erfüllen, aber auch umweltfreundlich sind (mindestens drei Sterne im ADAC Ecotest) und mindestens 750 Kilometer ohne Tankstopp schaffen.
Zudem müssen sie im ADAC Autotest in folgenden Punkten, die ein Langstreckenfahrzeug auszeichnen, gut abschneiden:
Auto als Neuwagen bestellbar
Note Komfort: max. 2,6
Note Sitze: max. 2,5
Note Innengeräusch: max. 3,0
Note Fahrleistungen: max. 2,5
Note Langstrecke: max. 2,7
Diese acht Autos sind besonders langstreckentauglich:
Futuristisch: Audi A3 Limousine

Im ADAC Autotest tritt die A3-Limousine als Viertürer mit dem 150 PS starken 35 TFSI samt Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe in der Ausstattungslinie Advanced an. Sie fährt sich souverän, sicher und komfortabel mit den optionalen adaptiven Dämpfern. Der Vierzylinder-Turbobenziner hat genug Leistung für alle Lebenslagen und versteht sich gut mit dem Doppelkupplungsgetriebe.
Der A3 sieht insbesondere durch sein Lichtdesign nahezu futuristisch aus. Auch die schnittige Karosserie weckt Begehrlichkeiten. Der Innenraum ist passend zu dem modernen Design gestaltet, allerdings wirken die Bauteile nicht so hochwertig wie man erwarten würde. Ansonsten bietet der Audi alle in dieser Klasse üblichen Assistenten und eine sehr gute Vernetzung mit vielen Gimmicks. Der Fünfsitzer hat angemessen Platz für eine Familie und ist technisch gut gemacht.
Den A3 gibt es auch als Diesel, der für Langstrecken bekanntermaßen noch besser geeignet ist als der Benziner. Audi verlangt in der Basis-Ausstattung für den 35 TDI mindestens 38.000 Euro. Eine Menge Geld für eine nicht gerade üppig ausgestattete Kompaktklasse-Limousine. Sogar Selbstverständlichkeiten wie eine Klimaautomatik oder Parksensoren müssen noch extra bezahlt werden.
Sportlich: BMW 118d Sport Line Steptronic

Die dritte Generation der kleinsten BMW-Baureihe bringt mehr Neuerungen mit, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Äußerlich ist der getestete BMW 118d Sport Line Steptronic ein typischer BMW. Unter dem Blech aber fand eine Revolution statt, denn die Motoren sind nun quer eingebaut – mit der Folge, dass nur noch Drei- und Vierzylinder unter die Haube passen. Hinzu kommt der Umstieg auf Frontantrieb. Das hat Vorteile: Da der Antrieb im Auto weniger Platz einnimmt, steht mehr für die Insassen und das Gepäck zur Verfügung – auch wenn der 1er in diesem Punkt an den Klassiker VW Golf noch nicht heranreicht. So können vorn selbst große Menschen bequem sitzen, hinten reicht der Platz immerhin aus.
Die Größe des Kofferraums geht in Ordnung, Kombi-Verhältnisse darf man freilich nicht erwarten. Aber das Ladeabteil ist auf Wunsch mit einer dreigeteilten Rücksitzlehne variabel gestaltbar.
Unterwegs wird schnell klar, dass sich BMW spürbar Mühe gegeben hat, den Umstieg auf Frontantrieb zu erleichtern. So bleibt der BMW ein agiles Auto und fahrdynamisch einwandfrei.
Sehr gut gefällt der doppelt aufgeladene Vierzylinder, der seine Leistung ausgesprochen gleichmäßig und nachdrücklich abgibt. Die Laufkultur geht in Ordnung, der Verbrauch ebenso, wodurch sich eine hohe Reichweite ergibt. Als 150 PS starker 118d reicht die Leistung vollkommen aus, um Autobahnetappen zügig zurückzulegen.
Das Fahrwerk mit optionaler adaptiver Dämpfung kann auch beim Komfort eine gute Vorstellung abliefern. Bei den Assistenten bietet BMW im 1er so gut wie alles an, was aktuell in der Kompaktklasse verfügbar ist. Die ganze Technik hat aber leider auch ihren Preis, bei etwa 33.000 Euro geht es für einen nackten 118d los.
Reisetauglich: Mercedes A 200 d Limousine

Der ideale Mercedes für die Langstrecke ist klar die E-Klasse, doch die ist für unter 45.000 Euro natürlich nicht zu bekommen. Als wesentlich günstigere Alternative bietet sich die A-Klasse als Limousine an. Sie hat zwar deutlich weniger Kofferraumvolumen und Platz für die Passagiere als die E-Klasse, man kann aber auch mit der A-Klasse auf langen Strecken glücklich werden. Auf den Vordersitzen unterscheidet sich die Limousine nicht von den anderen Versionen der A-Klasse, und die Platzverhältnisse reichen vollkommen aus.
Eine auf den ersten Blick wertige Anmutung paart sich jedoch mit Verarbeitungsschwächen im Detail. Und das recht komplexe Bediensystem hat zwar viele Funktionen, aber auch ein hohes Ablenkungspotenzial.
Der 150 PS starke Dieselmotor im Testwagen kombiniert einen Verbrauch von 5,1 Litern pro 100 Kilometer mit mustergültig gereinigten Abgasen. Er hat stets ausreichend Kraft, läuft aber gerade bei niedrigen Drehzahlen oftmals rau und klingt immer etwas nach Taxi.
Fahrwerk und Lenkung dagegen geben wenig Anlass zur Kritik, Mercedes hat die kleine Limousine fahrsicher und betont komfortabel abgestimmt. Also genau richtig für die lange Reise – idealerweise natürlich in Verbindung mit der Automatik.
Komfortabel und bequem: Mercedes B 220 d

Mercedes scheint mit dem Image der B-Klasse nicht so zufrieden zu sein: Zu sehr wird sie als "Senioren-Auto" wahrgenommen. Der Beiname Sports Tourer musste daher sein. Aber eigentlich liegen die Qualitäten der bisherigen wie auch der neuen B-Klasse nicht im "Sports", sondern ganz klar im "Tourer". Und in puncto Komfort kann dieser Mercedes richtig punkten.
Das geht los mit dem bequemen Ein- und Ausstieg sowie dem praktischen Kofferraum und setzt sich fort im schluckfreudigen Optionsfahrwerk mit adaptiven Dämpfern, das sich unter Komfortaspekten klar empfiehlt. Den Fahralltag erleichtern zahlreiche Assistenten, Sensoren und Kameras, die neben Komfort auch zusätzliche Sicherheit bringen.
Der stärkste Diesel im B 220 d ist quasi der Wolf im Schafspelz. Damit ist die B-Klasse nicht nur wirklich kräftig und souverän unterwegs, die Abgase werden auch vorbildlich sauber gereinigt, und mit dem Sprit wird angemessen geknausert. Bei all dem Lob muss man allerdings kritisieren, welche Preisvorstellungen Mercedes an den Tag legt: Die Basisversion kostet bereits über 40.000 Euro.
Große Reichweite: Peugeot 508 SW 1.5 BlueHDi 130

Wenn es um ein ideales Langstreckenauto geht, ist dieser Peugeot 508 wahrscheinlich nur bei den wenigsten Interessenten in der Auswahl. Dabei hat der Franzose als BlueHDi 130 einen sehr sauberen, ausreichend kräftigen und laufruhigen Dieselmotor an Bord. Mit 5,1 Litern Diesel pro 100 Kilometer hält er sich auch beim Verbrauch angenehm zurück – trotz etwa 1,6 Tonnen Gewicht, Automatikgetriebe und üppiger Ausstattung. Deswegen und mithilfe des 55 Liter fassenden Tanks ergibt sich eine Reichweite von über 1000 Kilometern.
In Verbindung mit dem Achtgang-Wandlerautomaten hinterlässt der Diesel das klar harmonischere Bild als der ebenfalls getestete 1,6-l-Turbobenziner. Selbstzünder und Automatikgetriebe arbeiten gekonnt zusammen.
Die äußere Erscheinung des aktuellen 508 passt sehr gut zum Fahreindruck. Front und Heck bieten neue Akzente und wirken alles andere als langweilig. Die Rücklichter als dreidimensional angeordnete LED-Lichtelemente sind nicht nur Show, sie erfüllen mit ihrer Anpassung der Helligkeit an Witterungsverhältnisse auch einen Sicherheitszweck.
Ganz im Stile eines viertürigen Coupés verfügen die Türen über rahmenlose Fenster, allerdings ist durch die verhältnismäßig flache Dachlinie auch das Platzangebot hinten etwas eingeschränkt. Vorn haben dagegen selbst große Erwachsene genug Platz.
Die große Heckklappe ist praktisch, der Kofferraum damit gut nutzbar. Das modern gestaltete Cockpit macht optisch einiges her, in die Steuerung der zahlreichen Funktionen muss man sich jedoch erst einmal einarbeiten. An den dreidimensionalen Instrumenten scheiden sich die Geister – letztlich muss der Käufer für sich entscheiden, ob das passt oder nicht.
Langstreckenmeister: Škoda Octavia 2.0 TDI Combi

Der erste Octavia Combi kam tatsächlich schon vor 60 Jahren auf den Markt – damals waren 47 PS und vier Meter Außenlänge völlig ausreichend in der Mittelklasse. Die 2020 auf den Markt gekommene, in der VW-Zeitrechnung vierte Generation des Octavia ist da freilich auf einem anderen Niveau. Nicht nur waren 222 km/h Höchstgeschwindigkeit vor 60 Jahren absolutes Spotwagenniveau, auch wäre ein 150-PS-Auto mit über 1,5 Tonnen Leergewicht im ADAC Ecotest nicht auf einen Verbrauch von 4,9 Litern Diesel gekommen und hätte trotz nur 45 Liter fassendem Tank keine 915 Kilometer Reichweite erzielt. Damit ist der Škoda ein echter Langstreckenmeister.
Gute Werte, die der Octavia mit seiner Škoda-typischen Raumausnutzung kombiniert: Wenige Hersteller schaffen es, so viel Platz aus einer Mittelklasse-Karosserie herauszuholen. Der Kofferraum ist groß genug für alle Herausforderungen des Alltags – die umklappbaren Rücksitzlehnen benötigt man wohl selten.
Zudem bietet natürlich auch der Octavia viele clevere Details, wie einen Regenschirm im Türfach, Eiskratzer im Tankdeckel oder allerhand Ordnungs- und Organisationslösungen für den großen Kofferraum.
In Sachen Materialqualität liegt der Octavia im guten Durchschnitt der Fahrzeugklasse. Die Verarbeitung ist weitgehend tadellos, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt: Kaum ein Auto dürfte in dieser Preisklasse so geeignet sein für die Langstrecke wie der Octavia Combi. Dass er bei Vertretern äußerst beliebt ist, dürfte ein guter Beweis für diese These sein.
Passt immer: VW Golf 2.0 TDI

Nach wie vor ist der Golf das meistverkaufte VW-Modell in Deutschland. Der Golf 8 ist ganz vorn dabei, wenn es um tollen Fahrtkomfort, ein ausgewogenes Fahrwerk und eine gefühlvolle Lenkung geht. Auch der getestete Dieselmotor des Golf 2.0 TDI läuft geschmeidig, bei Bedarf kräftig und trotzdem sparsam sowie sauber. Im Ecotest reichen ihm in Kombination mit dem verbesserten Doppelkupplungsgetriebe 4,8 l/100 km, ein guter Wert.
Der Platz im Innenraum ist für vier Erwachsene und ihr Gepäck angemessen, auf den vorderen Plätzen kann man die guten Sitze genießen, optional gibt es sogar eine Massagefunktion.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass VW an einigen Stellen gespart hat. Hier und da fällt das auf (z.B. VW-unwürdige Abdeckungen auf den 12-V-Steckdosen), aber es sind auch neue Details hinzugekommen, die praktische Vorteile bringen (z.B. beleuchtete Türgriffe außen).
Die Bedienung ist im Gegensatz zum Vorgänger deutlich komplizierter geworden, denn Schalter und Knöpfe wurden zum Großteil durch Touchflächen ersetzt, und vieles ist in die Menüs des Touchscreens gewandert. Die verbleibenden Tasten sind weitgehend als Sensortasten ohne haptisches Feedback ausgelegt.
Forderungen an die Hersteller
In den letzten Jahren beobachtet der ADAC, dass gerade Autos der Mittelklasse häufig mit sehr kleinen Tanks ausgeliefert werden. Nur gegen Aufpreis lassen sich die Tanks teilweise erweitern.
In Mittelklasseautos hält der ADAC ein Tankvolumen von etwa 60 Litern für angemessen. In Verbindung mit sparsamen Dieselmotoren ergeben sich so Reichweiten von über 1000 Kilometern.
Familien-Van: VW Touran 2.0 TDI

Der Van als Karosserieform mit viel Platz im Innenraum trotz kompakter Außenmaße hatte vor 20 Jahren seine Blütezeit. Mittlerweile hat ihm das SUV den Rang abgelaufen. Dabei macht ein Van quasi alles besser als ein SUV: mehr Platz innen, besser nutzbarer Kofferraum, weniger Verbrauch. Den Beweis tritt der VW Touran an. Mit knapp 4,50 Metern Länge ist er noch kompakt genug, um mit ihm einen Parkplatz in der Stadt zu finden. Nach dem Einparken steigt dann aber mitunter eine siebenköpfige Familie aus. Sogar sechs Kindersitze gleichzeitig sind möglich – Voraussetzung ist natürlich die optionale dritte Sitzreihe, die mit Isofix und i-Size aufwartet.
Die erwachsenen Familienmitglieder freuen sich über die problemlose Bedienung des klar strukturierten Cockpits sowie das sichere und agile Fahrverhalten. Gerade in Verbindung mit dem 150 PS und 340 Nm starken Diesel bringt der Touran richtig Fahrspaß.
Lässt man es gediegen angehen, kann man vor allem mit dem optionalen, adaptiven Fahrwerk auch komfortabel dahinrollen und auf langen Strecken das hohe Komfortniveau genießen.
Das Doppelkupplungsgetriebe spielt bei jeder Gangart meist gut mit, es gibt den Touran aber auch als Handschalter. Der Verbrauch im ADAC Ecotest liegt mit dem getesteten Doppelkupplungsgetriebe bei 6 Litern Diesel pro 100 Kilometer.
Objektive Gründe gibt es kaum, die gegen den Touran sprechen: Er macht seine Sache einfach gut. Wer auf langen Reisen erhöhten Platzbedarf hat, nicht dem SUV-Trend hinterherschwimmen will und Wert auf variablen Stauraum bei kompakten Außenmaßen legt, sollte sich den Touran genauer ansehen. Zumindest, und das ist dann eben doch ein Manko, wenn man sich den VW leisten kann. Der 2.0 TDI kostet schon knapp 40.000 Euro in der Basis.
Fazit: Gute Langstreckenautos für wenig Geld
Zum Preis von bis zu 45.000 Euro gibt es einige Autos, die sich als Langstreckengleiter besonders gut eignen. Es muss also nicht immer die obere Mittelklasse oder noch mehr sein.
Dank niedrigem Verbrauch und hohen Reichweiten sind Dieselmotoren besonders gut geeignet. Leistungen um die 150 PS sind für zügiges Vorankommen auch auf schnellen Autobahnetappen vollkommen ausreichend.
Ein Automatikgetriebe erweist sich spätestens dann als wohltuend, wenn häufig im Stau oder Stop-and-go-Verkehr gefahren werden muss oder aber Fahrerassistenzsysteme ihr Potenzial voll ausspielen sollen.
Tipps des ADAC
Für ein Langstreckenauto sind bequeme Sitze, ein niedriger Innengeräuschpegel und hoher Federungskomfort entscheidend. Bei der Probefahrt sollte auf diese Dinge besonders geachtet werden.
Dieselmotoren sind für lange Strecken und zügige Autobahnetappen besonders gut geeignet. Der sparsame Verbrauch sorgt für hohe Reichweiten, und das hohe Drehmoment bringt kräftigen Durchzug im mittleren Drehzahlbereich.
Ein Automatikgetriebe entlastet den Fahrer. Auch können Assistenzsysteme wie ein Abstandsregeltempomat erst durch ein Automatikgetriebe ihre Vorteile voll ausschöpfen.
Adaptive Fahrwerke verhelfen auf Knopfdruck zu besonders komfortabler oder sportlicher Abstimmung. Außerdem passen sie die Dämpfungscharakteristik der jeweiligen Fahrsituation an. Besonders auf langen Strecken kann ein solches Fahrwerk spürbar mehr Komfort bieten.