Test Einparken auf Knopfdruck: So gut parken Autos automatisch ein

Parkt von selbst: Einen ferngesteuerten Porsche wünschen sich nicht nur Kinder ∙ Bild: © ADAC/Uwe Rattay, Video: © ADAC e.V.

Einparken auf Knopfdruck: Das versprechen autonome Parkassistenten. Doch sind sie wirklich eine Hilfe und klappt das Parken tatsächlich wie von Geisterhand? Der ADAC hat aktuelle Systeme von sieben Fahrzeugmodellen verglichen.

  • Gute Parkassistenten müssen nicht teuer sein

  • Viele verschiedene Parksituationen bereits möglich

  • Die Verantwortung bleibt beim Fahrer

"Und jetzt bitte rückwärts einparken". Wem dieser Satz nicht nur zur Fahrschulzeit, sondern auch Jahre später noch Schweißperlen auf die Stirn treibt, der dürfte für diese Erfindung dankbar sein: Automatische Einparkassistenten versprechen, das Fahrzeug selbsttätig in eine Lücke zu manövrieren – und bei Bedarf auch wieder heraus.

Was die Systeme leisten, hat sich der ADAC bei sieben Fahrzeugen unterschiedlicher Größe und Preisklasse angesehen: Vom Ford Focus in der populären Golfklasse bis zur neuen Mercedes S-Klasse im oberen Preissegment. Auch ein Newcomer war dabei: Der Aiways U5, ein elektrischer SUV aus China, der den Parkassistenten wie der getestete Kia Sorento serienmäßig mitbringt. Testnoten wurden nicht vergeben, da die Funktionsumfänge zu unterschiedlich und somit keine Beurteilungen nach Verbraucherschutzmaßstäben möglich sind.

Parkassistenten: Was sie können, was sie kosten

In der Tabelle finden Sie die günstigsten Modelle der Baureihe, für die Parkassistenten erhältlich sind, sowie die Funktionsumfänge der einzelnen Systeme und deren Preise. Oft sind noch weitere Extras nötig, was die Kosten nach oben schraubt.

Längsparken am Straßenrand: Das können fast alle

Mann nutzt autonomen Parkassistenten, um seinen Mercedes einzuparken
Die große S-Klasse schafft es auch in verhältnismäßig kleine Lücken© ADAC/Uwe Rattay

Bis auf den Kia Sorento hatten alle Testwagen zumindest einen gemeinsamen Nenner: Sie erkennen eine Lücke am Straßenrand (Längsparken), signalisieren, wenn diese groß genug ist, und manövrieren auf Knopfdruck oder Fingertipp im Display von selbst hinein. Im Vergleich zu einem 2008 vom ADAC durchgeführten Test, hat sich die Technik weiterentwickelt: Musste damals noch der Fahrer Gas geben und Bremsen und dabei die Anweisungen am Display berücksichtigen ("Jetzt vorwärts fahren, jetzt rückwärts..."), während sich das Lenkrad von alleine drehte, gelingt jetzt der gesamte Parkvorgang automatisiert.

Der Fahrer muss lediglich das System starten – und natürlich aufmerksam bleiben. Denn er ist nach wie vor in der Verantwortung und Haftung, sollte die Technik nicht richtig funktionieren. Selbst kleine Schrammen an teuren Alufelgen können schließlich ärgerlich sein.

BMW und Mercedes fahren auch in kleine Lücken

Mann nutzt autonomen Parkassistenten, um seinen Mercedes einzuparken
Komfortabel: Das Auto lenkt und fährt von selbst© ADAC/Uwe Rattay

Bei den Fahrversuchen des ADAC sind Schrammen zum Glück ausgeblieben: Alle Systeme funktionierten zuverlässig und ordentlich. Mit leichten Abstrichen und kleinen Unterschieden: Hohe Bordsteine oder dünne Metallstangen sind für die Fahrzeuge teils schwer zu erkennen. Und bei größenmäßig grenzwertigen Parklücken gibt es meist noch Verbesserungspotential – hier wurde nicht in jedem Fall immer zuverlässig erkannt, ob das Fahrzeug tatsächlich in die Lücke passt.

Weil BMW und Mercedes zusätzlich über eine Lenkung an der Hinterachse verfügen, können sie in Längsparklücken rangieren, die nur circa einen Meter länger als die Fahrzeuge selbst sind. Das heißt: Nur jeweils 50 Zentimeter vor und hinter dem Auto reichen aus, um parken zu können – da zieht selbst manche versierter Parkprofi den Hut. Bis auf den ebenfalls sehr knapp einparkenden Aiways U5 brauchen die anderen Autos in der Regel ca. 1,1 Meter, der VW Touareg sogar 1,3 Meter zusätzlichen Platz zur Fahrzeuglänge.

Diese Parksituationen wurden nachgestellt

Querparken: Der Ford braucht am wenigsten Platz

Display mit Anzeige des Autonomen Parkassistenten beim Ford Focus
Klare Anweisungen im übersichtlichen Display des Ford Focus© ADAC/Manuel Griesmann

Beim Querparken hat sich besonders der Ford Focus hervorgetan. Er quetscht sich auch in Lücken, die nur 0,85 Meter breiter sind als das Fahrzeug selbst. Die anderen Kontrahenten bewegen sich hier zwischen einem und 1,1 Meter. Ohnehin meisterte der Ford seine Aufgabe überraschend gut – und das zum günstigen Preis: 650 Euro müssen ab der Ausstattungsline Cool & Connect (nur bei Automatikgetriebemodellen) in die Hand genommen werden.

Der Kunde bekommt im Vergleich zu den hochpreisigeren Modellen hier zwar weniger Funktionen, aber dennoch parkt der Focus auch ohne vorheriges intensives Studium der Bedienungsanleitung präzise, zügig und selbstständig ein. Selbst bei Kleinwagen wie dem Renault Clio oder dem Opel Corsa sind mittlerweile autonome Einparkassistenten zu ähnlich niedrigen Preisen zu haben.

Und der chinesische Aiways U5 Premium? Auch er flutschte sicher in die Lücken. Und hier ist der automatische Einparkassistent ja sogar serienmäßig an Bord.

Fahrerlos: Einparken per Fernbedienung

Mann nutzt autonomen Parkassistenten, um seinen Porsche einzuparken
Der Porsche 911 lässt sich via Smartphone aus- und einparken© ADAC/Uwe Rattay

Die teureren Fahrzeuge, also BMW 5er, Kia Sorento, Porsche 911, Mercedes S-Klasse und VW Touareg, bieten noch eine interessante (und teure) Zusatzfunktion, die auch James Bond gut gefallen hat: Das ferngesteuerte Parken von außen – und zwar ganz ohne Fahrer oder Fahrerin am Steuer. Wozu man das braucht? Angenommen man wurde so zugeparkt, dass das Einsteigen unmöglich ist, drückt man aufs Knöpfchen, lässt den Motor an und das Fahrzeug in Schrittgeschwindigkeit aus der Lücke gleiten. Oder hinein: Wer eine Standardgarage hat und eine S-Klasse unterbringen muss, stellt sie einfach davor und lässt sie hineinrollen.

Auch das klappt in den meisten Fällen ganz gut – sieht man einmal davon ab, dass der 5er-BMW bei den Fahrversuchen in eine sehr enge Garage zwar hineinfuhr, sich dann aber beim Herausfahren am Gestänge des Garagentores nicht mehr vorbeiwagte. Aber grundsätzlich sollen ja auch Hindernisse wie die Garagenwand erkannt werden und das Auto von selbst stoppen. Das gilt auch, wenn plötzlich hinter dem Fahrzeug eine Person vorbeilaufen würde.

Aus Sicherheitsgründen muss der Fahrer samt Fernbedienung in unmittelbarer Nähe des Fahrzeugs stehen – sonst rollt das Auto keinen Meter. Kia gibt maximal vier Meter Abstand zum Auto an, bei BMW darf der Fahrer höchstens drei Meter entfernt auf die Fernbedienung drücken.

Der Porsche 911 parkt auch in enge Garagen

Mann nutzt autonomen Parkassistenten, um seinen Porsche einzuparken
Parken via Handy-App: Funktioniert nicht immer problemlos© ADAC/Uwe Rattay

Beim ferngesteuerten Einparken traute sich der Porsche 911 mit nur 0,6 Metern zusätzlich zur Fahrzeugbreite am meisten zu. Bei den anderen Fahrzeugen bewegten sich die Werte zwischen 0,7 und 0,8 Metern. In eine an der engsten Stelle 2,24 Meter breiten Fertiggarage konnten der Porsche 911 sowie der BMW 5er ferngesteuert einparken. Die anderen Fahrzeuge mit vorhandener Fernsteuerung (via Smartphone-App oder Fernsteuerung via Schlüssel) verweigerten die Einfahrt.

Aufnahme des Schlüssels eines BMW 540i x-Drive
Der BMW-Schlüssel mit Display dient gleichzeitig als Fernsteuerung© ADAC/Uwe Rattay

Nicht immer überzeugen konnten Systeme, die per Smartphone gesteuert werden – instabile Verbindungen mit dann nötigen Neustarts der App sind einfach nervig. Die im Fahrzeugschlüssel integrierten Fernbedienungen (z.B. bei Kia und BMW) machten ihre Sache besser, auch wenn man sehr genau wissen muss, was zu tun ist. Beispiel: Um den Kia ferngesteuert bewegen zu können, muss das Fahrzeug zugesperrt sein, die Taste "Hold" am Schlüssel für den Motorstart vier Sekunden gedrückt und dann noch eine weitere Taste vier Sekunden lang betätigt werden. Erst dann setzt sich das Fahrzeug in Bewegung, stoppt beim Loslassen der Taste aber sofort. Der umständliche Vorgang hat in erster Linie wohl Sicherheitsgründe.

Die Ergebnisse im Detail

Wo liegen die Grenzen der Parkassistenten?

Display mit Anzeige des Autonomen Parkassistenten beim Aiways U5
Wird eng, klappt aber: Einparkvorgang beim Aiways U5© ADAC/Manuel Griesmann

Damit die Sensoren zuverlässig erkennen können, ob eine Parklücke groß genug ist, darf eine bestimmte Geschwindigkeit nicht überschritten werden. Mit VW und Porsche kann man beim Längsparken bis 40 km/h fahren, mit der S-Klasse 35 km/h und mit dem Aiways nur 25 km/h. Bei Querparklücken muss man meist noch langsamer rollen. In der Praxis dürfte der Unterschied aber ohnehin irrelevant sein: Der ADAC empfiehlt eine Geschwindigkeit von 20 km/h, um in einer angemessenen Zeit auf die Park-Empfehlung des Fahrzeugs reagieren zu können.

Zudem steigt der BMW bei einer Steigung von fünf Prozent aus, der Mercedes rollt dagegen noch bei 15 Prozent Steigung in die Lücke. Wo die Systeme Schwierigkeiten haben, wird nicht in jedem Fall exakt in der Bedienungsanleitung beschrieben. Kia ist hier am offensten: Laut dem Hersteller werden weiche Oberflächen oder runde Gegenstände nicht zuverlässig erkannt. Und auch Gegenstände mit einem Durchmesser von weniger als 14 Zentimetern bzw. mit einer Länge kleiner einem Meter können problematisch werden. Porsche schränkt die Erkennung von sehr hohen, sehr niedrigen und schmalen Gegenständen ein.

Fazit: Hilfreiches Extra oder Spielerei?

In der Regel parken versierte Autofahrer schneller ein als mit einem autonomen Parkassistenten. Doch Ungeübten können die Systeme durchaus eine Hilfe sein. Voraussetzung: Um sich Hupkonzerte im laufenden Verkehr zu ersparen, sollte man sich genau über die Fähigkeiten der Systeme informieren und deren Bedienung verinnerlichen.

Doch auch wer selbst einparken will, lernt die Technik schnell zu schätzen: Schließlich sagt sie dem Fahrer, ob das Auto überhaupt in die anvisierte Lücke passt. Bei den heute leider oft unübersichtlichen Karosserieformen kann das ein Segen sein.

Die Tipps des ADAC

  • Probieren Sie das System unbedingt beim Autohändler aus und lassen Sie es sich genau erklären

  • Üben Sie zunächst in Straßen mit wenig Verkehr

  • Überwachen Sie immer den Einparkvorgang und brechen Sie im Zweifel ab: Die Haftung liegt beim Fahrer

  • Verschmutzte Sensoren können die Funktionen einschränken

  • Andere Verkehrsteilnehmer dürfen durch den Vorteil des Systems nicht benachteiligt (z.B. eingeparkt) werden

Forderungen an die Hersteller

  • Die Systeme müssen weiterentwickelt werden, da sie einen wichtigen Zwischenschritt hin zum autonomen Fahren darstellen

  • Die Bedienung muss einfach sein, die Funktionsweise zuverlässig

  • Die Apps zur Steuerung müssen stabil laufen und die Funktionen in wenigen Bedienschritten verfügbar sein

  • Hindernisse, wie zum Beispiel Randsteine, müssen zuverlässig erkannt werden, um den Autofahrern teure Reparaturen zu ersparen (Felgen, Frontspoiler)

  • Automatisch bremsende Parkassistenten – auch bei manuellem Parken – müssen zur Standardausstattung gehören

Fachliche Beratung: Manuel Griesmann/ADAC Technikzentrum