Audi A3 Limousine: Das kann der Mildhybrid mit 150 PS
Vom Audi A3 gibt es neben dem Sportback auch eine viertürige Limousine. Was sie besonders macht, ihre Schwachstellen, ihre Stärken. ADAC Test, Daten, Preise
Im Test: Audi A3 35 TFSI mit Mildhybrid-System
48-Volt-Technik soll 0,4 Liter/100 km sparen
Viel Fahrspaß, tolles Design, aber teils mindere Qualität
Man mag es beklagen oder auch nicht: Klassische Limousinen der Kompaktklasse mit Stufenheck sind tatsächlich weitgehend vom Markt verschwunden. So wird der VW Jetta in Deutschland nicht mehr angeboten und der viertürige Opel Astra ist ebenso Geschichte wie die Stufenheck-Variante des Ford Focus. Nur die A-Klasse Limousine von Mercedes, der Mazda 3 als Fastback-Version und das BMW 2er Gran Coupé halten die Stufenheck-Fahne in den Wind.
Audi A3 Stufenheck mit coupéhaften Zügen
Gut, dass Audi beim A3 wenigstens noch einen Ableger mit „richtigem“ Kofferraum anbietet. Gegenüber dem Vorgänger ist die A3 Limousine um vier Zentimeter auf 4,50 Meter Länge gewachsen – ein kleiner Audi A4, wenn man so will. Immerhin 26 Zentimeter kürzer und kompakter, aber sicher nicht weniger schön in der Linienführung. Wegen der kompakten Abmessungen ist es übrigens erstaunlich, wieviel Kniefreiheit Passagiere auf der Rückbank genießen. Allerdings ist die Kopffreiheit aufgrund der abfallenden Dachlinie bereits bei 1,80 Meter großen Personen erschöpft. Aber weil in den Kofferraum des A3 inklusive des geräumigen Unterbodenfachs laut ADAC Messung 395 Liter hineinpassen, ist der A3 vom Platz her dennoch eine ernst zu nehmende Alternative.
Das 48-Volt-System funktioniert prima
Zum Test musste der 35 TFSI mit 110 kW/150 PS starkem Vierzylinder-Turbobenziner und Siebengang-Automatik antreten. Das Besondere an dem Motor ist, dass ihn ein 48-Volt-Elektromotor unterstützt. Dessen 50 Nm Drehmoment merkt man beim Anfahren und Gasgeben in niedrigen Drehzahlen als Zusatzschub. Der Turbobenziner entfaltet seine Leistung recht gleichmäßig und über einen weiten Drehzahlbereich nachdrücklich. Er spricht zwar unter 1800 U/min etwas zögerlich auf Gasbefehle an, darüber beschleunigt er dann aber druckvoll und lässt auch bei hohen Drehzahlen nicht nach.
Dazu lässt das Mildhybridsystem (MHEV) den Wagen immer mal wieder in den sogenannten Segelbetrieb übergehen. Hat das Auto genügend Schwung und der Fahrer geht vom Gas, schaltet sich der Motor komplett aus. Tritt der Fahrer erneut aufs Gas, nimmt der Verbrenner seine Arbeit wieder auf. Vollkommen ohne Ruckeln bei den jeweiligen Übergängen.
Wer das geschickt einsetzt, kann mit dem A3 35 TFSI recht sparsam unterwegs sein. Innerorts liegt der Verbrauch bei 6,1 Liter, außerorts bei 5,2 und auf der Autobahn bei 7,3 Liter Super alle 100 Kilometer. Im ADAC Ecotest erreicht der Audi einen Durchschnittsverbrauch von 6,0 Liter. Weil die Schadstoffemissionen weit unter den Grenzwerten liegen und nur im anspruchsvolleren Autobahnzyklus des ADAC Ecotest mit hohem Volllastanteil ein leicht erhöhter Kohlenmonoxid-Wert festzustellen ist, gibt es vier von fünf möglichen Ecotest-Sternen.
Die Kraftentwicklung ist gleichmäßig und auch spontan, sofern man den Motor von den Fesseln des Sparzwangs befreit. Das heißt für den Fahrer, per Fahrmodus-Schalter auf die Einstellung Sport umzuschalten. Tut er das nicht, wählt die Automatik stets schon sehr früh den nächst höheren Gang. Der 35 TFSI ist ein kräftiger Motor, mit dem man in der A3 Limousine durchaus Fahrspaß haben kann.
Nachteil: Die höheren Drehzahlen bedingen naturgemäß wieder einen höheren Verbrauch. Auch wird der Motor zwischen 3500 bis 4000 Umdrehungen leider etwas rau im Lauf und erzeugt störende Vibrationen. Noch etwas mehr Geräuschdämmung und -Entkoppelung hätten dem Vierzylinder gutgetan.
Prima Federung, tolles Fahrverhalten
À la bonne heure ist, wie leichtfüßig sich die A3 Limousine anfühlt. Der Wagen tänzelt behände durch jede Kurve. Die Bremsen sind kraftvoll und feinfühlig dosierbar. Das Fahrwerk wirkt sehr schön ausgewogen, wenn die „Comfort“-Stufe eingelegt ist, wird aber auch nicht zu hart in der sportlichen „Dynamic“-Einstellung. Die im Testwagen verbaute Progressivlenkung ist um die Mittellage vergleichbar direkt wie die Standard-Lenkung ausgelegt, dafür mit zunehmendem Lenkwinkel direkter. So muss man im Alltag weniger weit lenken, ohne dabei ein zu giftiges Ansprechen um die Mittellage zu erhalten.
Sehr gut gefallen hat uns auch, wie das Start-Stopp-System an der Ampel oder an Kreuzungen stehend funktioniert. Es wartet nämlich nicht erst ab, ob der Fahrer die Fahrstufe einlegt oder den Fuß von der Bremse nimmt. Nein, es startet den Motor schon, wenn sich der Vorderwagen in Bewegung setzt. Das schlaue Detail verflüssigt den Verkehr ungemein und schont Nerven.
360-Grad-Blick: Innenraum hübsch, aber zum Teil billig
An technisch hochwertigen Gimmicks findet sich einiges auch im Innenraum. Die digitalen Instrumente bieten neben Tacho und Drehzahlmesser auf Wunsch viele Zusatz-Infos. Die Bedienung kann selbstverständlich auch über Sprachkommandos erfolgen. Inzwischen zählt auch Alexa zu den Passagieren (Audi connect Navigation & Infotainment plus, 220 Euro). Sie kann dann im Eigenheim schon mal die Lampen anknipsen.
Leider setzt Audi hier und da zu sehr auf Optik als auf Funktionalität. So sieht der Lautstärkeregler in Form und Größe zwar todschick aus, aber um ihn zu bedienen, muss der Fahrer kreisende Fingerbewegungen darauf ausführen. Dafür muss man sich stark konzentrieren.
Kritik verdient auch die zum Teil billige Materialqualität. So gibt es unschönes Hartplastik an der Türtafel, der Mittelkonsole und am Armaturenträger. Und wenn man auf die Fensterleiste klopft, klingt die schon arg dünn und hohl. Den aktuellen Sparzwang bei Audi sieht man beispielsweise auch an der Innenverkleidung der Kofferraumklappe, so flatterig wie die ist.
Nur um die Kritik richtig einzuordnen: Wir meckern hier auf hohem Niveau. Der A3 ist alles in allem ein sehr gelungenes Fahrzeug. Aber dass Audi sich bei der Materialauswahl so wenig konsequent und zum Teil anspruchslos zeigt, das hat es in den letzten 20 Jahren nicht gegeben.
Audi A3 mit selbstbewusstem Preis
Dabei ist Audi-Fahren kein billiges Vergnügen. Audi verlangt in der Basis-Ausstattung für diese Motorvariante mindestens 34.650 Euro. Eine Menge Geld für eine nicht gerade üppig ausgestattete Kompaktklasse-Limousine; sogar Selbstverständlichkeiten wie Klimaautomatik oder Parksensoren müssen noch extra bezahlt werden. Der gut ausgestattete Testwagen lag bereits bei knapp 50.000 Euro.
Audi A3 Limousine 35 TFSI: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Audi A3 Limousine 35 TFSI advanced S tronic (01/21 - 03/24) |
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Motorart | Otto (Mild-Hybrid) |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.498 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 110 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 150 |
Drehmoment (Systemleistung) | 250 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.000 U/min |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 8,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 232 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 128 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 5,6 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 425 l |
Leergewicht (EU) | 1.395 kg |
Zuladung | 485 kg |
Anhängelast ungebremst | 690 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.495 mm x 1.816 mm x 1.425 mm |
Grundpreis | 35.200 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Audi A3 Limousine 35 TFSI advanced S tronic |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 4,9 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 33,8 m |
Wendekreis | 11,0 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 6,0 l Super/100 km, 165 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** |
Reichweite | 830 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 68,7 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1390 / 490 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 395 / 770 / - l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Audi A3 Limousine 35 TFSI advanced S tronic (01/21 - 03/24) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,9 |
Innenraum | 2,7 |
Komfort | 2,3 |
Motor/Antrieb | 2,0 |
Fahreigenschaften | 2,0 |
Sicherheit | 1,7 |
Umwelt/EcoTest | 2,2 |
Gesamtnote | 2,2 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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