ADAC Test: So gut sind die aktuellen Auto-Modelle
16 verschiedene Autos hat der ADAC zwischen Juli und September 2024 getestet: sechs Diesel, fünf Benziner, vier Elektroautos und einen Vollhybrid-Benziner – in allen Größen- und Preisklassen. Die Highlights im Quartalsrückblick.
Bestseller VW Tiguan mit 2,0 bewertet
BMW 5er Touring: Teuer, aber gut
XPeng G9: SUV aus China mit hohem Komfort
Erst kürzlich konnte der ADAC einen ganz großen Meilenstein feiern: 22 Millionen Menschen sind nun Mitglied im ADAC! 22 Millionen Menschen mit individuellen Ansprüchen an Mobilität und auch an ihr Fahrzeug.
Entsprechend groß muss die Bandbreite auch im ADAC Autotest ausfallen. Das zeigt sich sehr gut an den im letzten Quartal getesteten Modellen: Vom kleinen Opel Corsa über den preiswerten SsangYong Tivoli bis hin zum teuren Elektro-Sportwagen Porsche Taycan mussten 16 Fahrzeuge den anspruchsvollen Test durchlaufen. Von der Gesamtnote 1,6 bis 3,0 war alles dabei.
Welche Autos einen besonderen Eindruck hinterlassen haben, lesen Sie hier.
VW Tiguan: Besser mit Diesel
Dass der VW Golf das wichtigste VW-Modell ist, stimmt. Aber nur für Deutschland: Weltweit ist der Tiguan der mit Abstand meistverkaufte Volkswagen. Zum ADAC Autotest ist der Tiguan mit 1,5-Liter-Turbobenziner mit 150 PS angetreten. Dank Mild-Hybridisierung und Zylinderabschaltung soll er besonders sparsam sein. Im Test konnte der Vierzylinder allerdings keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er hat mit den 1,6 Tonnen Leergewicht zu kämpfen und wirkt bei zügiger Fahrt angestrengt. Auch vom Verbrauch (6,7 l/100 km) haben die Tester sich mehr versprochen.
Wenig auszusetzen gibt es an den Fahreigenschaften. Gerade in Kombination mit der adaptiven Dämpferregelung samt der gefühlvollen Progressivlenkung bietet der Fronttriebler ein Maß an Komfort und Dynamik, das die meisten Mitbewerber in den Schatten stellt. Zudem punktet der Fünfsitzer dank der dreigeteilt klapp- sowie längs- und neigungsverstellbaren Rückbank mit einer überdurchschnittlich guten Variabilität.
Noch nicht perfekt ist das touch-lastige Bedienkonzept, immerhin ist die Sliderleiste für Innenraumtemperatur und Lautstärke nun beleuchtet, und am Lenkrad kommen konventionelle Tasten statt der unpräzisen Touchflächen zum Einsatz. In Anbetracht der happigen Preise – der Tiguan 1.5 eTSI Elegance DSG kostet 48.100 Euro – dürften zudem die Materialien im Interieur an mancher Stelle wertiger ausfallen. Im ADAC Autotest schneidet der Tiguan mit der Note 2,0 ab.
BMW 5er Touring: Sparsam, aber teuer
Der BMW 5er Touring ist der Traum vieler Familien. Äußerlich hat sich das aktuelle Modell ziemlich gewandelt. Das Design polarisiert, auch wegen der überdimensionalen optional beleuchteten BMW-Niere. Zudem dürfte die auf über fünf Meter gewachsene Länge nicht jedem gefallen, erschwert es doch die Parkplatzsuche und sprengt die Maße mancher Garage.
Leider kommt von den zwölf zusätzlichen Zentimetern im Vergleich zum Vorgänger im Gepäckabteil nur wenig an: Selbst der Kofferraum eines VW Golf Variant ist bei stehender Rücksitzlehne größer. Zudem hat der Münchner einige praktische Details wie die separat zu öffnende Heckscheibe eingebüßt.
In der ersten Reihe blickt man auf ein Cockpit im aktuellen BMW-Stil mit durchgehendem Curved-Display, das mit brillanter Darstellung und schnellen Reaktionen gefällt. Auf wenig Beifall stoßen aber die Darstellung im Stil eines Balkendiagramms und damit verbunden schlechte Ablesbarkeit von Tachometer und Drehzahlmesser sowie der Wegfall der separaten Klimabedieneinheit. Der iDrive-Controller blieb zwar erhalten, lässt sich aber nicht mehr so ablenkungsarm und präzise bedienen wie im Vorgänger.
Über jeden Zweifel erhaben ist der Antriebsstrang. Der 520d Touring überzeugt mit seinem kultivierten, kräftigen und sparsamen Diesel, der sich im ADAC Ecotest mit 5,6 l/100 km begnügt. Mit der Achtstufen-Automatik harmoniert er perfekt. Die Fahreigenschaften des 5er sind sicher und komfortabel und die Qualität der Assistenzsysteme zählt zum Besten, was es derzeit gibt. Allen voran der Autobahnassistent, der den 5er mit bis zu 135 km/h über die Autobahn pilotiert, ohne dass der Fahrer oder die Fahrerin die Hände am Steuer haben muss.
Der BMW 520d Touring wird mit der Gesamtnote 1,9 bewertet und kostet mindestens 61.750 Euro. Damit dürfte er für viele Familien ein Traum bleiben.
Citroën C5 X: Verkannter Exot
Den Citroën C5 X bekommt man hierzulande nur selten zu Gesicht – selbst mehr als zwei Jahre nach Markteinführung. An den Qualitäten des ungewöhnlich designten, 4,81 Meter langen Franzosen dürfte dies kaum liegen: Im ADAC Autotest konnte er durchaus überzeugen.
Der C5 X wandelt zwischen Fließhecklimousine und SUV und lässt sich keiner der beiden Fahrzeuggattungen zuordnen. Zwar verzichtet das "Crossover-Modell" auf die Hydropneumatik, die bei Citroën früher für außergewöhnlichen Federungskomfort sorgte, doch auch mit den beim Plug-in-Hybrid serienmäßigen adaptiven Dämpfern fällt das Komfortniveau überdurchschnittlich gut aus.
Zudem kann der Fünftürer mit viel Platz für Passagiere und Gepäck sowie einer hohen Verarbeitungsqualität punkten. Auch die Antriebskombination fand bei den Testern Anklang: Der Plug-in-Hybrid kommt mit vollgeladenem Akku rund 50 Kilometer weit und begnügt sich bei leerer Batterie im Hybridmodus mit 6,6 l/100 km, fällt allerdings auf der Autobahn mit einem erhöhten CO-Ausstoß negativ auf. Mit beiden Motoren kommt der Hybridantrieb auf eine Systemleistung von 224 PS und sorgt für flotte Fahrleistungen.
In der Gesamtrechnung steht für den über 50.000 Euro teuren C5 X Hybrid 225 e-EAT8 die Note 2,3. Preistipp: Wer mit dem 130 PS starken Dreizylinder-Basisbenziner leben kann, bekommt den C5 X bereits für rund 35.000 Euro – mehr Auto und Extravaganz bekommt man derzeit kaum.
ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen
Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.
XPeng G9: Beeindruckend gut
Noch exotischer und vollelektrisch ist der neue XPeng G9. Das chinesische SUV der oberen Mittelklasse nimmt es mit etablierten Konkurrenten wie dem BMW iX oder dem Tesla Model X auf. Positiv ist vor allem der hohe Fahrkomfort aufgefallen: Sowohl der Federungskomfort des mit Luftfederung samt adaptiver Dämpferregelung ausgestatteten Allradlers als auch das auffallend geringe Innengeräuschniveau machen den G9 Performance AWD zum angenehmen Autobahngleiter. Auch die Verarbeitung und das edel ausstaffierte Interieur hat Premiumniveau.
Die Fahrleistungen liegen dank der beiden E-Motoren, die es gemeinsam auf 405 kW/551 PS bringen, auf Sportwagenlevel. Bei Bedarf geht es aus dem Stand in 3,9 s auf 100 km/h – gewaltig für ein 2,3-Tonnen-SUV. Hält man sich nicht zurück, schießt der Verbrauch jedoch in die Höhe. Bei gemischter Fahrweise verbraucht der Stromer im ADAC Ecotest 24,5 kWh/100 km (inkl. Ladeverluste) und kommt damit rund 465 Kilometer weit.
Dank des 800-V-Akkusystems fallen die Pausen am Schnelllader vergleichsweise kurz aus – für die Batterieladung von 10 auf 80 Prozent benötigt der XPeng unter idealen Bedingungen lediglich 22 Minuten und lädt dabei Strom für 350 Kilometer nach.
Nachholbedarf hat der G9 unter anderem bei den unharmonisch und unzuverlässig agierenden Assistenzsystemen. Sie sind eher Ärgernis als Unterstützung. Auch die Bedienung ist mangels echter Tasten nicht perfekt: Sie erfolgt über den riesigen Touchscreen, – auch der Beifahrer bzw. die Beifahrerin hat einen – die Ablenkung ist groß.
Zudem lassen die Transportfähigkeiten zu wünschen übrig: Lediglich 400 Kilogramm Zuladung und bescheidene 1,5 Tonnen Anhängelast sind für ein derart großes und starkes Allrad-SUV enttäuschend. Insgesamt fährt der XPeng G9 Performance mit der Gesamtnote 2,1 ein gutes Ergebnis ein. Mit einem Grundpreis von unter 70.000 Euro ist er deutlich günstiger als die deutsche Konkurrenz.
3. Quartal: 16 Modelle im ADAC Autotest
Von diesen und allen anderen von Juli bis September2024 getesteten Modellen können Sie die ausführlichen Testergebnisse samt mehrseitigen PDFs im ADAC Autokatalog nachlesen. Klicken Sie einfach auf die unten stehenden Links:
Benziner (inkl. Mild-Hybrid):
Opel Corsa 1.2 DI Turbo Hybrid 48V GS eDCT (Note 2,5)
SsangYong Tivoli 1.5 GDI-T Sapphire 4WD Automatik (Note 3,0)
Subaru Impreza 2.0ie Platinum Lineartronic (Note 2,5)
VW Tiguan 1.5 eTSI Elegance DSG (Note 2,0)
Diesel (inkl. Mild-Hybrid):
Audi A3 Sportback 35 TDI advanced S tronic (Note 2,1)
BMW 520d Touring Steptronic (Note 1,9)
Kia Sorento 2.2 CRDi Platinum AWD DCT8 (Note 2,3)
Mazda CX-60 3.3 e-Skyactiv D 254 Takumi AWD Automatik (Note 2,2)
Mercedes-Benz E 220 d T-Modell AMG Line Premium 4Matic (Note 1,8)
Mercedes-Benz GLS 450 d AMG Line Advanced Plus 4Matic (Note 2,0)
Hybrid (inkl. Plug-in-Hybrid):
Elektroautos:
Opel Corsa Electric Long Range GS (Note 2,2)
Peugeot e-2008 156 GT (Note 2,3)
Porsche Taycan 4S Performancebatterie Plus (Note 1,6)
XPeng G9 Performance AWD (Note 2,1)
Hier finden Sie viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Tests.
Text: Alexander Werner, Jochen Wieler