ADAC Autotest-Rückblick: Die interessantesten Modelle

Gutes Auto mit effizientem Dieselmotor: Der Mercedes GLC 220 d
Gutes Auto mit effizientem Dieselmotor: Der Mercedes GLC 220 d© Mercedes Benz AG

21 verschiedene Autos hat der ADAC zwischen Januar und März 2023 getestet: Acht Elektroautos, einen Plug-in-Hybrid, drei Hybrid-Fahrzeuge, vier Benziner und fünf Diesel in allen Größen- und Preisklassen. Die Highlights im Quartalsrückblick.

  • Nio ET7: Elektroauto aus China mit guter Note im ADAC Test

  • Mercedes GLC: So sauber kann ein Diesel sein

  • Nissan Qashqai/X-Trail: Spart der Hybrid wirklich?

Im ersten Quartal 2023 haben 21 Modelle den ADAC Autotest durchlaufen. Die Palette reicht dabei vom kompakten SUV mit Hybrid-Antrieb über elektrische Oberklasse-Limousinen bis zum siebensitzigen Bus mit einem konventionellen Diesel unter der Haube. Die Maßstäbe sind für alle Fahrzeuge gleich: Acht Haupt- und 300 Unterkriterien werden bewertet. Umwelt und Sicherheit als wichtigste Kapitel zählen doppelt. Welche Modelle haben diesmal am meisten überrascht?

Nio ET7: Top-Noten für das E-Auto aus China

Nio spinnt ein Netz von Akku-Wechselstationen. Nach fünf Minuten soll es mit einer vollen Batterie weitergehen © ADAC/Wolfgang Rudschies

Zu den interessantesten Neuerscheinungen zählt zweifellos der Nio ET7 aus China. War hier das Tesla Model S das Vorbild bei der Entwicklung? Sieht fast so aus. Neben dem Design der 5,10 Meter langen Stufenheck-Limousine erinnert vor allem das ähnlich strukturierte Bediensystem und sogar dessen Schriftart stark an den amerikanischen E-Auto-Vorreiter.

Beim Laden gehen die Chinesen aber einen anderen, einzigartigen Weg: Zwar stellt Nio wie Tesla seinen Kunden eine eigene Ladeinfrastruktur zur Verfügung. Doch anstelle von Schnellladern errichtet Nio Batteriewechselstationen an der Autobahn, an denen der leere Akku gegen einen vollen getauscht wird. Vollautomatisiert und innerhalb von rund fünf Minuten. Ob diese Technik Nio zum Durchbruch verhelfen wird?

Im ADAC Autotest hat der ET7 als erstes Modell der Marke in Deutschland jedenfalls mit einer Note von 1,9 höchst beachtlich abgeschnitten. Der 480 kW/653 PS (!) starke E-Antrieb ermöglicht Fahrleistungen auf Sportwagenniveau, arbeitet aber erstaunlich effizient: 20,4 kWh Durchschnittsverbrauch konnte der ADAC im Ecotest messen. Die Verarbeitung ist tadellos und neben der üppigen Anhängelast von zwei Tonnen gibt es sogar eine elektrische Anhängerkupplung serienmäßig.

Mit 90.900 Euro für die Variante mit dem großen 100-kWh-Akku ist die Limousine zudem rund 50 Prozent günstiger als ein vergleichbarer BMW i7, der wiederum im ADAC Test mit einer 1,7 noch etwas besser abgeschnitten hat. Nachholbedarf haben die Chinesen bei der Lenkungsabstimmung und den Fahrerassistenzsystemen, die trotz einer Armada an Sensoren (33 Stück) nur unzuverlässig funktionieren.

MG Marvel R: Gut, aber nicht perfekt

Der MG Marvel R tritt in der Größe des VW ID.4 als elektrisches Familienauto an © MG

Eine weitere Neuheit aus China ist der MG Marvel R. Das Mittelklasse-SUV konkurriert mit VW ID.4 und Škoda Enyaq und macht nicht nur optisch einiges her. Mit 288 PS und einem Grundpreis von über 50.000 Euro orientiert sich der Allradler am gehobenen Segment – wer chinesische Autos mit Billigangeboten in Verbindung bringt, liegt hier eindeutig falsch.

Im ADAC Autotest schneidet der MG mit der Gesamtnote von 2,4 gut ab und punktet mit sicheren Fahreigenschaften sowie einer umfangreichen Komfort- und Sicherheitsausstattung. Verbesserungswürdig sind der träge reagierende Touchscreen, die nur mäßige Ladeleistung sowie die – analog zum Nio – unharmonisch abgestimmten Assistenzsysteme.

ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen

Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.

BMW 2er Coupé: Macht Spaß, kostet viel

Kleines Fahrspaß-Coupé: Der BMW 2er © BMW/Daniel Kraus

Doch nicht nur aus China, auch von heimischen Herstellern kommen interessante Neuheiten. Aus München etwa das BMW 2er Coupé. Ein Auto, das weitgehend konkurrenzlos ist und viel Fahrspaß bietet. Als 220 d mit einem 190 PS starken Zweiliter-Turbodiesel unter der langen Motorhaube ist der BMW ohnehin einzigartig, diese Kombination bietet kein anderer Hersteller. Der Selbstzünder beschert dem Viersitzer sportliche Fahrleistungen und verbraucht wenig (4,9 Liter im Test). Die dynamischen Fahreigenschaften gehen allerdings zu Lasten des Federungskomforts.

Mit über 45.000 Euro lässt sich BMW den 220 d teuer bezahlen, leider kosten viele Fahrerassistenzsysteme Aufpreis oder sind gar nicht zu haben. Testnote 2,2.

Mercedes GLC: Saubermann mit Stern

Mercedes hat die dritte Generation des GLC auf den Markt gebracht (siehe Bild ganz oben). Das Mittelklasse-SUV ist die inzwischen meistverkaufte Mercedes-Baureihe. Zum ADAC Autotest ist er als GLC 220 d angetreten. Der Einstiegsdiesel erweist sich als souveräner und mit 5,7 Litern Diesel Testverbrauch als effizienter Antrieb. Der Vierzylinder widerlegt außerdem mit seinen extrem niedrigen Schadstoffemissionen das Vorurteil vom schmutzigen Diesel. Weitere Stärken sind der hohe Fahrkomfort, viel Platz und sichere Fahreigenschaften.

Einen großen Haken gibt es aber: Im Vergleich zum Vorgänger ist der GLC knapp 10.000 Euro teurer geworden. Gleichzeitig hat die Materialqualität wie bei den meisten Mercedes-Neuheiten nachgelassen. Mit einer Gesamtnote von 2,0 fährt der GLC dennoch ein gutes Ergebnis ein.

Nissan X-Trail: Sparsam mit Hybrid-Antrieb?

Mit ungewöhnlichem Hybrid-Antrieb: Nissan X-Trail © Nissan

Ein besonderes Antriebskonzept findet sich in den Nissan-Modellen Qashqai und X-Trail. Bei den Vollhybriden übernehmen nicht wie üblich ein Verbrenner und ein E-Motor einzeln oder gemeinsam den Antrieb. Stattdessen haben die Japaner einen leistungsstarken E-Antrieb installiert, der in allen Fahrsituationen für alleinigen Vortrieb sorgt. Der Turbobenziner erzeugt ausschließlich Strom über einen Generator und versorgt so den Elektromotor. Zusätzlich gibt es eine mit 2,1 kWh kleine Pufferbatterie, die vor allem innerorts rein elektrisches Fahren ermöglicht.

Was bringt die Technik? Innerorts kann sie sparen, insgesamt bringt sie aber nicht allzu viel. Die Umwandlung der Energie zieht hohe Verluste nach sich, die sich besonders bei höheren Geschwindigkeiten bemerkbar machen. Während der Ecotest-Verbrauch beim Qashqai mit 6,3 l/100 km noch in Ordnung geht, konsumiert der größere X-Trail mit 7,3 l/100 km zu viel.

Abgesehen davon überzeugen beide SUVs mit ihrer guten Bedienbarkeit und der E-Auto-typisch spontanen Leistungsentfaltung. Kritik verdienen neben der gewöhnungsbedürftigen Geräuschkulisse des Hybrid-Antriebs die dürftige Anhängelast des Qashqai sowie die im Fall des X-Trail nur mäßige Fahrstabilität.

1. Quartal 2023: 21 Modelle im ADAC Autotest

Von diesen und allen anderen von Januar bis März 2023 getesteten Modellen können Sie die ausführlichen Testergebnisse samt mehrseitigen PDFs im ADAC Autokatalog nachlesen. Klicken Sie einfach auf die unten stehenden Links:

Benziner:

Diesel:

Hybride:

Plug-in-Hybride:

Elektroautos:

Hier finden Sie viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Tests.

Text: Alexander Werner, Jochen Wieler