VW e-Up: Auch nach 75.000 Kilometern noch fit
Der VW e-Up war und ist ein gutes E-Auto für Pendler, so die ADAC Techniker, die inzwischen 75.000 Kilometer mit ihm gefahren sind. Ihr Bericht. Wo sind die Stärken und Schwächen des Elektroautos?
75.000 Kilometer Dauertest mit dem VW e-Up
Nur kleine Defekte trübten den Fahrspaß
VW e-Up: kostengünstiger und alltagstauglicher Gebrauchtwagen
Beim VW e-Up handelt es sich um eines der ersten Elektroautos, die in Großserie gebaut wurden. Der Markteintritt erfolgte im November 2013. Im Jahr 2021 belegte die Modellreihe mit fast 31.000 verkauften Exemplaren sogar Rang zwei in der KBA-Statistik für Elektroautos. Gleich hinter dem Tesla Model 3, weit vor dem VW ID.3 und vielen deutlich moderneren Stromern.
Die Grundkonstruktion mit dem Elektroantrieb ist also schon rund 10 Jahre alt. Gefeilt hat VW eigentlich immer nur an Details – und vor allem an der Preisgestaltung. Und dann kam altersbedingt, was kommen musste: Die Produktion des VW e-Up wurde im August 2023 eingestellt.
Der VW e-Up, der im Dienst des ADAC Technik Zentrums Landsberg unterwegs ist, tut das seit August 2020. Es handelt sich um die letzte Facelift-Version mit 32 kWh großem Akku und 61 kW/83 PS Leistung. Zum damaligen "Kampfpreis" von 21.945 Euro.
Inzwischen hat der e-Up vier Jahre und 75.000 Kilometer auf dem Buckel. Grund genug, Bilanz zu ziehen und zu erklären, ob das Auto als Alteisen angesehen werden muss oder ob es als gebraucht gekauftes Fahrzeug eventuell genau das bietet, was man sich vorstellt.
Reichweite: Immerhin 200 bis 300 km
Am Anfang des Dauertests freundeten sich die ADAC Techniker fast unisono sehr schnell an mit dem neuen "Dienstwagen". Die Gründe für die positive Beurteilung sind vielfältig. Der VW e-Up überzeugt durch seine ordentlichen Fahrleistungen, die Kompaktheit und seine Effizienz. Schnell entpuppte sich der Elektroflitzer als gern genommenes Fahrzeug für alle Arten von Kurzstrecken und Pendelfahrten. Mit der netto 32,3 kWh großen Batterie genügt die Reichweite des e-Up mit 200 bis 300 Kilometern für quasi alle Alltagsaufgaben. Der volle Aktionsradius wurde nur in ganz seltenen Fällen ausgereizt.
Bei guten Bedingungen im Überlandverkehr ist es ohne größere Anstrengung möglich, den Stromverbrauch in den einstelligen Bereich zu bringen. Wenn im Winter der Innenraum geheizt werden musste, stieg der Verbrauch zwar auf 18 bis 20 kWh pro 100 Kilometer an. Der Schnitt lag insgesamt aber bei sparsamen 14,7 kWh/100 km – damit kommt der Verbrauch der Herstellerangabe im Prospekt schon recht nah.
Gut: Platzangebot und Verarbeitung
Zu den Platzverhältnissen: Naturgemäß ist der VW e-Up klein und kompakt, dennoch bietet er mehr als genug Platz für Fahrer und Beifahrer. Dass es sich um einen Kleinstwagen handelt, wird nur deutlich, wenn hinten Personen zusteigen möchten oder große und sperrige Gegenstände transportiert werden sollen. Der Kofferraum ist, gemessen an der Fahrzeugklasse, durchaus okay. Zwei Getränkekisten plus ein normaler Einkauf sind jedenfalls kein Problem. Und bei Bedarf sind die Rücksitze im Verhältnis 50 zu 50 schnell umgeklappt. In jedem Fall als sehr praktisch erweist sich der doppelte Ladeboden, unter dem die Ladekabel verstaut werden können.
Auch die Verarbeitung des e-Up ist sehr gut, nichts klappert oder knarzt. Dadurch hinterlässt der Wagen einen soliden Eindruck, wenngleich hier und da sichtbar an den Materialien gespart wurde und hartes Plastik oder in den Türen sogar das Blech zu sehen ist. Die Bedienung geht aufgrund der klassischen Instrumente und Tasten leicht von der Hand.
Defizite sind der Preisklasse geschuldet
Nur wenigen Fahrern erschien der Platz unter dem Strich zu gering. Am Spurhalteassistent wurde moniert, dass er mit Systemen höherwertiger Fahrzeuge nicht mithalten kann: Er greift etwas unsensibel und rigoros ein. Ärgerlich auch, dass an den Dichtelementen der Türen gespart wurde. Die Türeinstiege sind ständig verschmutzt.
Zwar kann und soll der künstliche E-Sound des e-Up Fußgänger und Radfahrer vor dem mit geringem Tempo herannahenden Elektrofahrzeug warnen, insbesondere beim Rangieren auf einem Parkplatz, an der Hofausfahrt oder an Kreuzungen in der Stadt. Der Brummton im Innenraum ging den Fahrzeuginsassen aber zum Teil auf die Nerven. Da hätte VW ebenfalls etwas mehr investieren dürfen, um das Außenwarngeräusch von den Insassen fernzuhalten.
Verdruss bereitete der VW e-Up aber immer dann, wenn sich seine Batterie dem Ende zuneigte. Denn dann werden dem Nutzer spürbare Komfort- und Leistungseinbußen zugemutet. Unter 10 Prozent Reichweite ist das Fahren unschön, weil Heizung und Motorleistung auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Überholvorgänge, auch von sehr langsamen Verkehrsteilnehmern, sollte man dann tunlichst unterlassen.
Ladetechnik für Pendlerauto ausreichend
Standardmäßig ist der e-Up mit dem Typ-2-Stecker für Wechselstromladung (AC-Laden) ausgestattet. Wie schnell AC-Laden erfolgt, hängt von dem bordeigenen Ladegerät ab, das die Hersteller verbauen. Ein einfaches Bordladegerät arbeitet mit nur einer Stromphase, dann lädt das Auto sehr langsam. Top-Ladegeräte arbeiten mit drei Phasen und sind bedeutend schneller (bis zu 22 kW). Der Bordlader des e-Up ist immerhin zweiphasig ausgelegt und lädt die entleerte Batterie mit 7,2 kW in ca. fünf Stunden wieder auf. Das passt zur Batteriegröße.
Als Extra konnte eine DC-Lademöglichkeit mit einer Ladeleistung von maximal 40 kW geordert werden (Aufpreis: 625 Euro). Aber natürlich wird der e-Up auch damit nicht zum "Ladewunder". Die Gleichstrom-Ladekurve zeigt maximal 36,9 kW. Zum Vergleich: Ein modernes E-Auto, auch in der Kleinwagen-Klasse, sollte eine DC-Ladeleistung von bis zu 100 kW aufweisen, wie es beispielsweise der Citroën e-C3 tut.
Da die Hochvoltbatterie des e-Up keine aktive Heizung oder Kühlung besitzt, ist der Akku zudem temperaturempfindlich, bei kälterer Batterie wird die Ladegeschwindigkeit an der Schnellladesäule reduziert, und auch die Motorleistung sowie die Reichweite nehmen ab, wenn es draußen sehr kalt ist. Unter dem Strich ist der e-Up daher für Langstrecken nur sehr bedingt geeignet, für Pendelfahrten und regionale Einsätze aber völlig ausreichend.
Mit der App wird vieles leichter
Auch an die Konnektivität wurde bei der Entwicklung des e-Up gedacht. Per Weconnect-App kann man beispielsweise den Ladestand des Akkus einsehen oder die Klimatisierung aktivieren. Außerdem erhält man Informationen über den Zustand von Licht, Türverriegelung, Kilometerstand, Restreichweite, und es gibt Fahrstatistiken. Allerdings arbeitet die App recht zäh, und es kommt auch vor, dass keine Verbindung zum Fahrzeug aufgebaut wird. Man muss also stets nachprüfen, ob der Befehl auch beim Fahrzeug angekommen ist. Weconnect war im ersten Jahr kostenlos, danach lässt sich das VW mit 99 Euro pro Jahr bzw. 180 Euro für zwei Jahre bezahlen.
Ansonsten setzt VW zu Recht auf das, was sowieso jeder Nutzer immer dabei hat: das Smartphone. So gibt es auf der Mittelkonsole einen Halter fürs Handy, das mit dem Infotainment gekoppelt wird und per Maps+more-App über das Smartphone-Display Navigation, Radiobedienung, Einstellmöglichkeiten und Bordcomputerstatistiken bereitstellt.
Zuverlässigkeit: Defekte und Auffälligkeiten
Bis Kilometerstand 35.000 zeichnet sich der e-Up durch gute Zuverlässigkeit aus. Lediglich ein Gurtschloss am rechten Rücksitz musste ausgetauscht werden, da es nicht mehr einrastete. Und mit der Zeit machte der linke hintere Stoßdämpfer Knarzgeräusche. Ein Tausch brachte Abhilfe. Beides wurde als Garantieleistung behandelt. Hin und wieder hakte der Schlüssel im Lenkradschloss.
Zum Ende des Dauertests bei etwa 75.000 Kilometern versagte die Klimaanlage ihren Dienst. Der VW-Händler beließ es dabei, die Klimaanlage neu zu befüllen. Ansonsten gab es keine Auffälligkeiten oder Defekte. Liegen geblieben ist der e-Up nie und verrichtete zuverlässig seinen Dienst.
Typische Verschleißspuren
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Nicht ungewöhnlich ist bei Elektroautos Rost an den Bremsscheiben, die aufgrund der Rekuperation und dessen Bremswirkung oft nichts zu tun bekommen. Diesbezüglich zeigt sich der e-Up jedoch unauffällig. Der Zustand der Bremsscheiben vorn ist okay, die hinteren Trommelbremsen sind sowieso weniger anfällig für Korrosion.
Der erste Service nach zwei Jahren und 30.000 Kilometern Betrieb kostete lediglich 221 Euro inklusive Mehrwertsteuer. Der zweite Service wurde im Juni 2023 bei 52.780 Kilometern durchgeführt. Im Zuge dessen wurden die Bremsflüssigkeit gewechselt und die Scheinwerfer eingestellt. Der zweite Service lag bei ebenso günstigen 218,66 Euro.
Batteriezustand nach 35.000 Kilometern
Der Gesundheitszustand (State of Health/SOH) der Antriebsbatterie wurde das erste Mal nach einem Jahr bei knapp 20.000 und erneut bei 35.000 Kilometern mit dem Aviloo Batteriecheck vermessen. Beide Male wurde ein SOH von 94 Prozent ermittelt. Das heißt, die Batterie hat 6 Prozent weniger Energiekapazität als vom Hersteller angegeben. Bedacht werden muss, dass die Messung eine Toleranz von plus/minus 3 Prozent zulässt.
Weitere Überprüfungen bei Kilometerstand 63.745 und am Ende des Dauertests bei 75.205 ergaben einen SOH von immer noch 93 Prozent – ein guter Wert für diese Laufleistung. Beim Gebrauchtwagen-Kauf sollte man aber auf jeden Fall den Wert abfragen bzw. den Test dafür machen lassen. Hintergrund: Alterungsprozesse der Batterie können sehr stark variieren, weil sie stark vom jeweiligen Benutzerprofil abhängen.
Top für Kurzstrecken und Berufspendler
Das Fazit der Nutzer: Zum Pendeln oder für Alltagsfahrten benötigt kaum jemand mehr Auto als einen VW e-Up. Bei guten Bedingungen im Überlandverkehr gelang es den Mitarbeitern immer wieder, den Stromverbrauch sogar in den einstelligen Bereich zu bringen. Die mangelhaften Dichtungen der Türen, der teils nervige E-Sound und die zu starke Drosselung der Motorleistung bei weitgehend leergefahrenem Akku fallen zwar negativ ins Gewicht, vermögen den guten Gesamteindruck aber nur wenig zu schmälern.
Nach knapp 4 Jahren und 75.000 Kilometern scheidet der e-Up zwar aus dem ADAC E-Dauertest Fuhrpark aus, wird aber weiterhin im Carpool des ADAC Technik Zentrums für Dienstfahrten eingesetzt werden.
Gebraucht werden vierjährige e-Up mit vergleichbaren Laufleistungen aktuell ab etwa 12.000 Euro angeboten. Sofern die Wartungen nach Herstellervorgaben durchgeführt wurden, verfügt die Hochvoltbatterie noch so lange über Garantie, bis der Wagen acht Jahre alt ist oder er 160.000 Kilometer Laufleistung absolviert hat. Damit ist der VW e-Up als Gebrauchtwagen ein Tipp als robuster, zuverlässiger und kostengünstiger Einstieg in die Elektromobilität.
VW e-Up: Technische Daten und Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | VW e-up! (01/20 - 09/20) |
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Motorart | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 61 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 83 |
Drehmoment (Systemleistung) | 212 Nm |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 11,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 130 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 258 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 14,5 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 36,8 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 32,3 |
Ladeleistung (kW) | AC:2,3-7,2 DC:40,0 |
Kofferraumvolumen normal | 250 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 923 l |
Leergewicht (EU) | 1.235 kg |
Zuladung | 295 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 3.600 mm x 1.645 mm x 1.507 mm |
Grundpreis | 21.421 Euro |
Fachliche Beratung: Matthias Vogt und Maximilian Bauer/ADAC Technik Zentrum