Kombis der oberen Mittelklasse: Ein Modell sticht alle aus

Ein 5er BMW, ein Skoda Superb und eine Mercedes E-Klasse fahren nebeneinander
Im Vergleich der Luxus-Kombis: BMW 5er, Škoda Superb und Mercedes E-Klasse© ADAC/Uwe Rattay

BMW 5er, Mercedes E-Klasse und Škoda Superb im ADAC Autotest: Warum teurer nicht immer besser sein muss, zeigt der Vergleichstest der großen Kombis mit Dieselmotor.

  • Drei Kombis mit kräftigem Dieselantrieb

  • Platz und Komfort von hoher Bedeutung

  • Škoda Superb als Herausforderer

Welches ist der beste Kombi für gehobene Ansprüche? Muss es immer ein Modell eines deutschen Premiumherstellers sein? Ob es ein Underdog für weniger Geld genauso tut, wollte der ADAC wissen.

Die Konkurrenten

In diesem Vergleichstest treten an: ein BMW 5er, eine Mercedes E-Klasse sowie ein Škoda Superb als Herausforderer. Alle drei Modelle werden von einem 2,0 Liter großen Turbodiesel und Automatik angetrieben. Mercedes und Škoda sind mit Allradantrieb und adaptivem Fahrwerk, nur der BMW ist mit Heckantrieb und Standardfahrwerk ausgestattet.

Billig zu haben sind alle drei Kombis nicht – richten sich die Angebote doch an Vielfahrer mit hohem Komfortanspruch. Egal ob als Dienstwagen oder im Einsatz bei Familien mit Kindern und entsprechendem Platzbedarf.

Obwohl der BMW die schlichteste Version in diesem Vergleich ist, schlägt er beim Kaufpreis mit enormen 63.300 Euro zu Buche, nach oben ist die Skala durch eine umfangreiche Aufpreisliste ohnehin offen. Der top ausgestattete Mercedes kostet gar 81.301 Euro. Im direkten Vergleich stellt der Škoda mit einem Preis von 52.470 Euro fast schon ein Schnäppchen dar. Beim Preis hat der Tscheche schon mal gute Karten. Doch wie sieht es bei der Technik-Bewertung aus?

Die Platzverhältnisse

Gleich im ersten Testkapitel "Karosserie & Kofferraum" kann der Škoda Superb Combi ein Ausrufezeichen setzen. Er bietet nicht nur das beste Platzangebot für die Insassen, sondern auch den mit Abstand größten Kofferraum. Bemerkenswert: Der Škoda schafft dies, obwohl er mit einer Fahrzeuglänge von 4,90 Meter kürzer als die beiden Konkurrenten ist – Raumökonomie war schon immer eine Stärke des tschechischen Autobauers.

Bei allen drei Kombis lassen sich die Rücksitzlehnen auch vom Kofferraum aus entriegeln und fallen selbstständig um. Škoda spendiert dem Superb zwar lediglich asymmetrisch klappbare Rücksitzlehnen, dafür gibt es aber eine große und damit gut nutzbare Durchlademöglichkeit in der Mitte. BMW und Mercedes öffnen und schließen ihre Heckklappen serienmäßig elektrisch, Škoda verlangt dafür Aufpreis.

Praktisch: Bei E-Klasse und Superb fährt die Laderaumabdeckung automatisch ein und aus, während dies beim Fünfer manuell erfolgt, was sich für einen Premium-Kombi wenig ziemt.

Der neue Fünfer von BMW sprengt mit 5,06 Meter die Abmessungen in der oberen Mittelklasse. Damit erschwert er aber nicht nur die Parkplatzsuche, sondern dürfte auch für viele Garagen zu lang sein. Das Platzangebot für die Insassen gibt wie bei der E-Klasse zwar keinen Grund zur Klage, das Kofferraumvolumen fällt jedoch trotz der zusätzlichen Zentimeter am kleinsten aus.

Schade auch, dass die Münchner das separat zu öffnende Heckfenster weggespart haben – damit besaß der Fünfer zuvor ein pfiffiges Alleinstellungsmerkmal.

Zuladung und Anhängelast

Bei Zuladung und Anhängelast tun sich die drei Kandidaten nicht viel. Ja, die Zuladung des Škoda fällt rund zwei Zentner geringer aus als bei den Konkurrenten, aber die 565 Kilogramm reichen selbst für den großen Familienurlaub aus. Bei der zulässigen Dachlast von 100 Kilogramm herrscht unter den drei Kombis sowieso Gleichstand.

Mit 2,2 Tonnen darf der Superb Combi etwas mehr ziehen, gefolgt vom E-Klasse-T-Modell mit 2,1 Tonnen. Für einen heute üblichen Wohnanhänger reichen aber meist auch die 2000 Kilogramm, die der BMW ziehen darf, aus.

Verarbeitung der Kombis

Tasten um die Außenspiegel im 5er BMW einzustellen
Der 5er-BMW bietet ein Top-Soundsystem, aber Spiegelverstellung und Fensterheber wirken billig © ADAC/Uwe Rattay

Im geräumigen Inneren des Superb kommt im Unterschied zu den Konkurrenten kein wirkliches Premiumflair auf. Der Škoda punktet aber mit einer sorgfältig verarbeiteten Karosserie, der man abgesehen von den fehlenden Türrahmenverkleidungen wenig vorwerfen kann.

Das Interieur der Mercedes E-Klasse wirkt deutlich edler, auch wenn beim beherzten Hinfassen an einigen Stellen ein Knarzen zu vernehmen ist und es etwas mehr Solidität bieten dürfte. Insgesamt wird die E-Klasse dem selbst gestellten Premiumanspruch aber gerecht.

In Sachen Qualität überrascht, dass sich der BMW nur knapp vor dem Škoda platzieren kann. Darüber hinaus fällt das Münchener Premium-Produkt mit einigen Schönheitsfehlern wie den billig wirkenden Fensterhebern, dem fehlenden Filz in den Türfächern oder dem Verzicht auf eine Gummilippe an den Seiten der Frontscheibe auf.

Letzteres hat zur Folge, dass das (Wisch-)Wasser über die Seitenscheiben läuft. Im Vergleich zum Vorgänger hat die Materialqualität des Münchners merklich nachgelassen.

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Bedienbarkeit

Bei der Bedienung hat der 5er-BMW die Nase vorn, da die Befehlseingabe vorrangig über den Controller auf der Mittelkonsole erfolgt. Dies ist ein klarer Vorteil gegenüber den beiden Konkurrenten mit ihren Touchscreens.

Der neu gestaltete Dreh-Drück-Steller (Controller) und die rundherum angeordneten Direktwahltasten im BMW lassen sich allerdings nicht mehr so treffsicher und ablenkungsarm bedienen wie beim Vorgänger. Zudem ist die App-basierte Menüstruktur auf die Bedienung mit dem Touchscreen ausgelegt, wofür dieser allerdings etwas zu weit vom Fahrer entfernt ist.

In der E-Klasse ist das Touchdisplay deutlich besser zu erreichen. Probleme macht die Sensorik am Multifunktionslenkrad, mit denen sich u. a. das Kombiinstrument sowie das Zentraldisplay steuern lassen, weil damit immer wieder unbeabsichtigt Funktionen ausgeführt werden. Auch die "Sliderleiste" als berührungsempfindliche Fläche für die Lautstärkeregelung erweist sich im Alltag als unpraktisch.

Das beste Bedienkonzept bietet der Škoda Superb. Sein Touchscreen ist hoch positioniert und lässt sich vergleichsweise einfach bedienen. Am Lenkrad kommen Tasten sowie Drehregler zum Einsatz, die sich präzise handhaben lassen. Und als einziger der drei Kombis verbaut Škoda noch eine separate Klimabedieneinheit. So soll es sein.

Die Sprachsteuerungen funktionieren bei allen drei Kombis ausgesprochen gut. Den mit Abstand größten Funktionsumfang hat dabei das BMW-System zu bieten. Es kann beispielsweise sogar Abblendlicht und Nebelschlussleuchte per Sprachbefehl aktivieren.

Fahrkomfort/Antrieb

Motor des Skoda Superb
Der Dieselmotor des Škoda ist in diesem Trio am durstigsten: 6,0 Liter/100 km © ADAC/Uwe Rattay

Die Motoren aller drei Kombis punkten mit einer guten Laufkultur und einem geschmeidig schaltenden Getriebe. Mit ihren reichweitenstarken Antrieben – alle drei kommen mehr als 1000 Kilometer weit – sind die Diesel-Kombis ideal für das Abspulen großer Distanzen.

Beim Kraftstoffverbrauch hat der BMW 520d Touring den Kühlergrill knapp vorn. Mit 5,6 Liter pro 100 Kilometer ist er einen Tick genügsamer als das E 220d T-Modell 4Matic (5,8 l/100 km) und der Superb Combi 2.0 TDI 4x4 (6,0 l/100 km). Hier kommt dem Testfahrzeug von BMW der fehlende Allradantrieb zugute, der zusätzliche Antriebsverluste mit sich bringt (ein Modell mit Allradantrieb konnte BMW nicht zur Verfügung stellen).

Weiterer Pluspunkt des BMW: Der 5er bietet dank der zweistufigen Aufladung die beste Leistungsentfaltung und in Kombination mit der hervorragenden ZF-Automatik die überzeugendste Motor-Getriebe-Einheit.

Beim Federungskomfort liegen Mercedes und Škoda gleichauf. Dank ihrer adaptiven Dämpferregelung bügeln sie die meisten Fahrbahnunebenheiten gekonnt glatt. Der BMW kann hier nicht ganz folgen, weil der Testwagen im Gegensatz zu den beiden Konkurrenten keine adaptive Dämpferregelung hatte (Mercedes zusätzlich mit Luftfederung). Insbesondere auf der Autobahn wirkt der BMW damit weniger souverän.

Bei der Sicherheit fünf Sterne

Alle drei Testkandidaten erreichen fünf Sterne im Euro-NCAP-Crashtest und bieten ein sehr gutes Sicherheitsniveau. Notbrems- und Spurhalteassistent, Totwinkel-Warner sowie Verkehrszeichenerkennung sind bei allen an Bord. Die Insassen werden mit crashsicheren Karosserien und eine Armada an Airbags vor Unfallfolgen geschützt.

Bei einer Vollbremsung aus 100 km/h gerät der BMW ins Hintertreffen. Mit 35,2 Meter Bremsweg fehlen ihm auf den Superb 2,60 und auf die E-Klasse 4,20 Meter. Die Differenzen beim Bremsen können im Ernstfall darüber entscheiden, ob eine Kollision vermieden wird oder zumindest deren Folge gemindert sind. Die 31,0 Meter Bremsweg des Mercedes sind ein sensationeller Wert. Auch in Sachen Fahrdynamik eilen Mercedes und Škoda dem BMW davon. Letzteres ist eine echte Überraschung.

Randnotiz: Der Fünfer verzichtet auf Seitenairbags für die Fondinsassen (für Superb und E-Klasse optional) und gänzlich auf höhenverstellbare Gurte. Ungewöhnlich: Beim Mercedes lassen sich die Gurte sogar hinten verstellen, das findet man heutzutage kaum noch vor.

Vielfahrer auf der Autobahn

Hochautomatisierte Fahrsysteme sind insbesondere für Dienstwagenfahrer wichtig, die häufig auch längere Strecken zurücklegen. Die Autobahnassistenten von Mercedes und Škoda verlangen grundsätzlich die Hand am Steuer. Der von Mercedes beherrscht den automatisierten Spurwechsel, der Superb muss hier als einziger passen. Der BMW kann sogar bis 135 km/h auf der Autobahn selbstständig fahren und die Spur wechseln zum Überholen.

Fazit: Der Superb gewinnt

Der Škoda Superb Combi schafft die Sensation und verweist die beiden Premium-Konkurrenten mit einer Gesamtnote von 1,7 – wenn auch nur knapp – auf die Plätze.

Der Tscheche hat keine wirkliche Schwäche und eine Menge Stärken. Er punktet mit dem größten Platzangebot für Insassen und Gepäck bei geringster Fahrzeuglänge. Zudem bietet er die eingängigste Bedienung und kann bei den Fahreigenschaften sowie dem Komfort vollauf überzeugen.

Bei der Materialqualität des Interieurs und dem Verbrauch liegt er leicht zurück, doch spätestens beim Preis schlägt die Stunde des Škoda . Er ist zwar nicht günstig, aber wortwörtlich preiswert.

Technische Daten und Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

BMW 520d Touring Steptronic (ab 05/24)

Mercedes-Benz E 220 d T-Modell AMG Line Premium 4MATIC 9G-TRONIC (10/23 - 04/24)

Skoda Superb Combi 2.0 TDI SCR Selection 4x4 DSG (ab 02/24)

Motorart

Diesel (Mild-Hybrid)
Diesel (Mild-Hybrid)
Diesel

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.995 ccm
1.993 ccm
1.968 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

145
162
142

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

197
220
193

Drehmoment (Systemleistung)

400 Nm
440 Nm
400 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

4.000 U/min
3.600 U/min
3.500 U/min

Antriebsart

Hinterrad
Allrad
Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

7,5 s
8,1 s
7,6 s

Höchstgeschwindigkeit

220 km/h
227 km/h
230 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

140 g/km
138 g/km
151 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

5,3 l/100 km
5,2 l/100 km
5,7 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

570 l
615 l
690 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.700 l
1.830 l
1.920 l

Leergewicht (EU)

1.910 kg
2.060 kg
1.750 kg

Zuladung

585 kg
605 kg
570 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

2.000 kg
2.100 kg
2.200 kg

Garantie (Fahrzeug)

Keine
2 Jahre
2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

5.060 mm x 1.900 mm x 1.515 mm
4.949 mm x 1.880 mm x 1.469 mm
4.902 mm x 1.849 mm x 1.482 mm

Grundpreis

63.300 Euro
81.313 Euro
52.470 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)BMW 520d Touring SteptronicMercedes-Benz E 220 d T-Modell AMG Line Premium 4MATIC 9G-TRONICŠkoda Superb Combi 2.0 TDI Selection 4x4 DSG

Überholvorgang 60 – 100 km/h

4,4 s

5,4 s

4,6 s

Bremsweg aus 100 km/h

35,2 m

31,0 m

32,6 m

Wendekreis

12,6 m

12,0 m

11,9 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

5,6 Liter Diesel/100 km, 173 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

5,8 Liter Diesel/100 km, 181 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

6,0 Liter Diesel/100 km, 185 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

****

****

Reichweite

1070 km

1135 km

1135 km

Innengeräusch bei 130 km/h

64,6 dB(A)

64,6 dB(A)

65,8 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1874/621 kg

2032/ 618 kg

1756/564 kg

Kofferraumvolumen minimal / maximal

425 / 1510 l

505 / 1570 l

575 / 1715 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

BMW 520d Touring Steptronic (ab 05/24)

Mercedes-Benz E 220 d T-Modell AMG Line Premium 4MATIC 9G-TRONIC (10/23 - 04/24)

Skoda Superb Combi 2.0 TDI SCR Selection 4x4 DSG (ab 02/24)

Karosserie/Kofferraum

2,2
2,1
2,0

Innenraum

1,9
2,3
2,0

Komfort

2,0
1,6
1,6

Motor/Antrieb

1,4
1,6
1,6

Fahreigenschaften

2,4
1,4
1,6

Sicherheit

1,3
1,1
1,0

Umwelt/EcoTest

2,2
2,4
2,4

Gesamtnote

1,9
1,8
1,7
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Test und Bericht: Alexander Werner/ADAC Technik Zentrum

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