Ganzjahresreifen 205/55 R 16 im Test: Alleskönner oder Kompromiss?
Es gibt mittlerweile eine gute Auswahl an Ganzjahresreifen. Doch was können sie wirklich? Sind sie nach wie vor nur rollende Kompromisse? Der ADAC hat 16 aktuelle Modelle der Dimension 205/55 R 16 getestet. Mit überraschendem Ergebnis.
Getestet wurde im Sommer und Winter
Erstmalig ein Ganzjahresreifen mit "gut" bewertet
Bewertung von Sicherheit und Umweltbilanz
Ganzjahresreifen hatten lange ein Problem, galten sie doch als schaler Kompromiss zwischen Sommer- und Winterreifen. Mit den Jahreszeit-Spezialisten konnten sie es nie aufnehmen. Warum, ist klar: Sommer- und Winterreifen haben ein konträres Anforderungsprofil und unterscheiden sich daher konstruktiv.
Wo Sommerreifen mit ihrer härteren Gummimischung und den großen Profilblöcken selbst bei sehr hohen Temperaturen für sicheren Grip sorgen, bei Schnee aber ins Rutschen kommen, muss sich ein Winterreifen mit seiner weicheren Mischung und den feinen Lamellen gut in Schnee und Eis krallen können. Bei hohen Temperaturen ist er aber zu weich.
Dass ein Reifen beides perfekt kann, ist also so gut wie unmöglich. Aber: Es tut sich was auf dem Markt für Ganzjahresreifen. Die höhere Kundennachfrage lässt das Angebot steigen – und offenbar auch die Qualität der Pneus. Erstmalig wurde ein Ganzjahresreifen im ADAC Test mit der Note "gut" bewertet.
Testergebnisse Ganzjahresreifen
16 Reifen wurden unter sommerlichen und winterlichen Bedingungen und auch bei Nässe auf verschiedenen Prüfgeländen getestet. Bei den getesteten Reifen beträgt der Geschwindigkeitsindex V (240 km/h) und der Lastindex 94 (670 kg). Diese Werte entsprechen den typischen Anforderungen für viele moderne Pkw und leichte SUVs. Klicken oder tippen Sie in der Tabelle auf das gewünschte Reifenmodell, und Sie erhalten die ausführlichen Testergebnisse:
Hersteller/Modell | Preis in Euro | ADAC Urteil | Fahrsicherheit | Umweltbilanz | zum Vergleich hinzufügen |
---|---|---|---|---|---|
120 | 2,4 | 2,7 | 1,8 | ||
114 | 2,6 | 2,3 | 3,3 | ||
98 | 2,7 | 2,9 | 2,2 | ||
131 | 2,7 | 2,9 | 2,2 | ||
89 | 2,8 | 3,0 | 2,3 | ||
105 | 2,8 | 3,1 | 2,2 | ||
96 | 3,1 | 3,2 | 2,7 | ||
97 | 3,6 | 3,6 | 3,1 | ||
93 | 3,7 | 3,7 | 2,3 | ||
79 | 3,7 | 3,7 | 2,9 | ||
96 | 3,8 | 3,8 | 2,3 | ||
99 | 3,9 | 3,9 | 2,9 | ||
98 | 4,0 | 4,0 | 2,2 | ||
98 | 4,0 | 4,0 | 3,3 | ||
78 | 5,1 | 5,1 | 2,8 | ||
81 | 5,4 | 5,4 | 2,4 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
© ADAC e.V.
Rückruf für Vredestein-Reifen
+++ Update 29.8.24 +++
Eine kleine Produktionscharge des Vredestein Quatrac in der Dimension 205/55 R 16 aus der 9. Produktionswoche des Jahres 2024 ist von einem aktuellen Rückruf betroffen. Die DOT-Nr. der fraglichen Reifen beginnt mit „023“ und endet mit „0924“. Der vom ADAC getestete Vredestein Quatrac ist von diesem Rückruf nicht betroffen, da er früher produziert wurde.
Stammen Ihre Reifen aus der genannten Produktionswoche, wenden Sie sich bitte an den Händler, bei dem die Reifen erworben wurden. Er sorgt für den kostenlosen Austausch.
Bester Reifen: Goodyear Vector 4Seasons
Der Testsieger kommt von Goodyear. Der Vector 4Seasons Gen-3 wurde als erster Ganzjahresreifen überhaupt mit der Note "gut" bewertet. Die 2,4 im Endergebnis zeigt, dass der Reifen grundsätzlich gut abgestimmt ist und in keinem Bereich eklatante Schwächen aufweist. Perfekt ist er aber trotzdem nicht: Er liefert zwar auf nasser und winterlicher Fahrbahn gute Ergebnisse ab, weist auf trockener Fahrbahn bei hohen sommerlichen Temperaturen aber leichte Schwächen auf, sodass es bei der Fahrsicherheit nur für eine 2,7 reicht.
Zum Gesamtsieg verhilft ihm seine gute Umweltbilanz (Note 1,8), die mit 30 Prozent in das Ergebnis eingeht. Seine hohe Effizienz senkt den Kraftstoffverbrauch, der Reifenabrieb ist gering und die prognostizierte Laufleistung mit mehr als 60.000 Kilometern überdurchschnittlich hoch.
Für Wenigfahrer: Pirelli Cinturato All Season
Zum Vergleich: Der ebenfalls empfehlenswerte Pirelli Cinturato All Season SF2 auf Rang zwei im Gesamtergebnis kommt nur auf 33.000 Kilometer Laufleistung – den Goodyear könnte man also doppelt so lang fahren.
Für Wenigfahrerinnen und -fahrer ist der zweitplatzierte Pirelli Cinturato All Season SF2 aber definitiv eine gute Wahl. Er sichert sich als Einziger im Test eine gute Note (2,3) bei der Fahrsicherheit. Das heißt: Der Reifen überzeugt bei sommerlichen wie auch bei winterlichen und nassen Bedingungen mit guten Fahr- und Sicherheitseigenschaften. Sowohl beim Nassbremsen als auch im Handling fährt er die besten Noten im Test ein.
Allerdings: Der Pirelli Cinturato All Season SF2 ist bereits durch den Nachfolger Pirelli Cinturato All Season SF3 ersetzt worden, zu dessen Performance das Test-Team leider noch keine Aussage treffen kann. Beim nächsten Ganzjahresreifentest wird der Nachfolger aber auf jeden Fall dabei sein. Der ADAC testet ihn bereits.
Dass ein Reifen zur Veröffentlichung der ADAC Testergebnisse bereits durch ein Nachfolgemodell ersetzt wurde, lässt sich nicht immer ganz vermeiden. Grund: Die Reifen werden gut ein Jahr vor der Publikation anonym im Handel gekauft – so lange dauern die umfangreichen Tests des ADAC. "Testreifen" vom Hersteller noch vor der Markteinführung verwendet der ADAC grundsätzlich nicht für seine Tests, um eine Manipulation auszuschließen. Sollte ein Hersteller bereist ein Nachfolgemodell angekündigt haben, ist wiederum der Test des Auslaufmodells nicht mehr sinnvoll.
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Reifen mit spezifischen Stärken
Auf den Pirelli folgen vier weitere Reifen mit einer Zwei vor dem Komma: der Hankook Kinergy 4S², der Michelin CrossClimate 2, der Kumho Solus 4S HA32+ und der Vredestein Quatrac. Alle vier überzeugen bei der Umweltbilanz mit guten Ergebnissen, leisten sich aber leichte Schwächen bei der Fahrsicherheit: Der Hankook auf nasser und schneebedeckter Fahrbahn, der Michelin auf nasser Fahrbahn, der Kumho auf nasser und trockener Fahrbahn und der Vredestein auf trockener, nasser und schneebedeckter Fahrbahn.
Ebenfalls mit einer noch befriedigenden Gesamtnote schneidet der Falken EuroAll Season AS210 ab. Er kommt sowohl bei der Fahrsicherheit als auch bei der Umweltbilanz nicht über befriedigende Resultate hinaus, kann aber trotzdem ein empfehlenswerter Reifen für jemanden sein, dessen Fahrprofil passt: Auf Nässe ist er gut, im Schnee liefern andere Reifen jedoch eine bessere Performance ab. Beim Bremsen auf trockener Fahrbahn liegt der Falken zum Beispiel im Mittelfeld.
7-mal ausreichend, 2-mal mangelhaft
Dass es wohl doch nicht so trivial ist, einen ausgewogenen Ganzjahresreifen zu bauen, der im Winter wie im Sommer gleichermaßen gut funktioniert, zeigt leider immer noch die Mehrheit der getesteten Reifen: Sieben Modelle kommen mit Gesamtnoten von 3,6 bis 4,0 nicht über ein "ausreichend" hinaus, zwei werden sogar mit "mangelhaft" (Note 5,1 und 5,4) bewertet.
Die mangelhaften Reifen liefern in manchen Testdisziplinen indiskutable Ergebnisse ab: Im Schnee versagt der Kenda Kenetica 4S beim Handling. Er verliert früh die Traktion, neigt zum Untersteuern und hat kaum Reserven im Grenzbereich – mit ihm schlittert man also schnell von der Straße. Und auch der Infinity Ecofour kann nicht empfohlen werden. Er fährt sich auf winterlicher Fahrbahn zwar besser als der Kenda, hat auf Nässe jedoch ein Problem, neigt früh zum Über- bzw. Untersteuern und ist nur schwer kontrollierbar. Beide Reifen werden aufgrund ihrer spezifischen Schwächen abgewertet.
Und wie seht es mit den sieben mit "ausreichend" benoteten Pneus aus? Auch sie sind eher nicht zu empfehlen, weil sie zu große Schwächen besonders auf trockener Fahrbahn haben. Zu unpräzise zeigen sich die Reifen bei sommerlichen Temperaturen und fordern den Fahrenden auch bei Ausweichmanövern im Grenzbereich, indem sie recht deutlich zum Übersteuern neigen und sich nicht so schnell stabilisieren, wie es für die Person am Steuer noch akzeptabel wäre.
Fazit
Durch die Bank Alleskönner sind Ganzjahresreifen längst noch nicht. Es gibt zwar sehr erfreuliche Entwicklungen, wie insgesamt sieben empfehlenswerte Modelle und vor allem der erste mit "gut" bewertete Ganzjahresreifen zeigt. Doch dass neun von 16 Reifen nicht zu empfehlen sind, ist ebenfalls Fakt.
Bei der Reifenwahl sollte jedem bewusst sein, dass es sowohl bei der Fahrsicherheit als auch bei der Umweltbilanz große Unterschiede bei der Performance gibt. Wichtig: Das Hauptaugenmerk beim Reifenkauf muss die Leistung sein und nicht der Preis. Dabei sollte im Idealfall die Ergebnistabelle entsprechend dem eigenen Fahrprofil gedeutet werden. Ist man stets auf sein Auto angewiesen und spult zahlreiche Kilometer im Jahr ab, sollte der Reifen bei der Fahrsicherheit und auch bei der Umweltbilanz möglichst gut abschneiden.
Auf diese Autos passt 205/55 R 16
Die getestete Reifengröße 205/55 R 16 ist die Dimension mit der größten Nachfrage. Sie passt auf eine Vielzahl von Modellen vornehmlich aus der Kompaktklasse. Das Spektrum reicht von der Mercedes A-Klasse über den Fiat 500L, den Mini und den Mazda 3 bis zum Opel Meriva, Škoda Octavia und VW Passat. Und natürlich ist sie auch für den VW Golf geeignet, auf dem die Ganzjahresreifen getestet wurden. Welche Größe für Ihr Fahrzeug zugelassen ist, lässt sich in Ihrer Zulassungsbescheinigung und im CoC-Papier ersehen.
Lieber doch einen Sommer- oder Winterreifen? Hier können Sie die aktuellen Testergebnisse nachlesen:
ADAC Empfehlungen
Achten Sie auf Ihr Fahrprofil. Fahren Sie häufig und viel auf der Autobahn und/oder bei hohen Temperaturen und hoher Beladung (z.B. Sommerurlaub), sind Sie mit Sommer- und Winterreifen besser beraten. Fahren Sie dagegen hauptsächlich auf Bundesstraßen und nur gelegentlich Autobahn und legen nicht allergrößten Wert auf Präzision und Rückmeldung am Lenkrad, finden sich auch geeignete und empfehlenswerte Ganzjahresreifen.
Verwenden Sie immer vier Reifen des gleichen Modells und Typs.
Überprüfen Sie regelmäßig den Reifendruck.
Erhöhen Sie bei schwerer Ladung den Reifendruck entsprechend den Vorgaben des Fahrzeugherstellers in der Bedienungsanleitung.
Montieren Sie bei unterschiedlicher Profiltiefe die besseren Reifen auf die Hinterachse, da diese durch ihr Seitenführungspotenzial die Fahrstabilität insbesondere bei Kurvenfahrt bestimmt.
Winterreifen sollten ab einer Profiliefe von weniger als 4 Millimeter zugunsten der Fahrsicherheit getauscht werden, damit Sie im Falle von Aquaplaning noch eine Sicherheitsreserve haben.
Verlassen Sie sich beim Kauf nicht auf das Label – die Tests zeigen, dass das Label nicht die Gesamtperformance auf Nässe widerspiegeln muss.
Kaufen Sie keine neuen Reifen, die älter als drei Jahre sind. Auskunft über das Herstellungsdatum der Reifen gibt Ihnen die DOT-Angabe.
Gewichtung, Testkriterien, Methodik
Umweltschutz ist auch bei der Mobilität ein wichtiges Thema. Deshalb spielen bei den ADAC Reifentests nicht nur Fahrsicherheit und Wirtschaftlichkeit, sondern auch Nachhaltigkeits-Gesichtspunkte eine Rolle. Die Details zum Bewertungsschema werden in den Klappelementen erklärt:
Seit 2023 bildet sich das Gesamturteil zu 70 Prozent aus der Note für die Fahrsicherheit und zu 30 Prozent aus der Note für die Umweltbilanz. Damit werden neben den bislang schon relevanten Sicherheitseigenschaften auch die Reifeneigenschaften bewertet, die die Wirtschaftlichkeit und umfassend die Umwelt betreffen – inklusive der Aspekte der Nachhaltigkeit.
Sommerreifen:
Hauptkriterium Fahrsicherheit trockene Fahrbahn (40 %): Fahrkomfort, Fahrverhalten im Grenzbereich (jeweils 40 %), Bremsweg (20 %). Nasse Fahrbahn (60 %): Bremsweg
(30 %), Aquaplaning längs (20 %), Aquaplaning quer (10 %), Handling (30 %), Kreis/Seitenführung (10 %)
Winterreifen:
Hauptkriterium Fahrsicherheit trockene Fahrbahn (30 %): Fahrverhalten, Fahrverhalten im Grenzbereich
(jeweils 40 %), Bremsweg (20 %). Nasse Fahrbahn (40 %):
Bremsweg (30 %), Aquaplaning längs (20 %), Aquaplaning
quer (10 %), Handling (30 %), Kreis/Seitenführung
(10 %). Winterliche Fahrbahn (30 %): Schnee:
Bremsen (25 %), Traktion (15 %), Handling (40 %),
Eis: Bremsen (20 %)
Ganzjahresreifen:
Hauptkriterium Fahrsicherheit trockene Fahrbahn (35 %): Fahrverhalten, Fahrverhalten im Grenzbereich
(jeweils 40 %), Bremsweg (20 %). Nasse Fahrbahn (45 %):
Bremsweg (30 %), Aquaplaning längs (20 %), Aquaplaning
quer (10 %), Handling (30 %), Kreis/Seitenführung
(10 %). Winterliche Fahrbahn (20 %): Schnee:
Bremsen (25 %), Traktion (15 %), Handling (40 %),
Eis: Bremsen (20 %)
Sommer- und Winterreifen:
Hauptkriterium Umweltbilanz: Laufleistung (40 %), Reifenabrieb (20 %), Effizienz 20 %:
Reifengewicht, Kraftstoffverbrauch (jeweils 50 %), Geräusch (10 %): Innen- und Außengeräusch (jeweils 50 %). Die Note für
Nachhaltigkeit (10 %) ergibt sich aus einem Bonus-/Malus-System für aktuell zehn Umweltaspekte (siehe "Testkriterien").
Bei Reifenmodellen, deren Noten in den einzelnen Kriterien wegen ausgeprägter Stärken und Schwächen stark unterschiedlich ausfallen, könnten sich trotz der schlechten Einzelbewertungen gute oder befriedigende Endbewertungen ergeben, wenn diese Endurteile allein aus den gewichteten Einzelnoten errechnet werden würden. Damit könnten Reifenmodelle trotz relevanter Schwächen im Ranking nach vorne gelangen. Wegen der Schwächen sind diese Reifen aus Sicht des ADAC allerdings nicht empfehlenswert.
Um diesen Effekt des Notenausgleichs zu begrenzen, hat der ADAC bei verschiedenen Kriterien sogenannte Durchschlageffekte eingeführt. Damit soll der erwähnten Ausgewogenheit Rechnung getragen werden. Erreicht ein Reifenmodell in dem jeweiligen Kriterium nicht eine festgelegte Mindestnote, so erhält dieses Kriterium eine Gewichtung von 100 Prozent, während alle anderen Kriterien in dieser Kriteriengruppe eine Gewichtung von 0 Prozent erhalten. Der Durchschlageffekt wird in einer Kriteriengruppe auf das Einzelkriterium mit der schlechtesten Bewertung angewendet.
Bei den beiden Hauptbewertungssäulen Fahrsicherheit und Umweltbilanz gilt: Ist mindestens eine der Noten in diesen Überkriterien 3,6 oder schlechter, so bildet die schlechteste Note das Endurteil.
In dem Hauptkriterium Fahrsicherheit gilt: Ist mindestens eine Note in den Kriterien "Trocken", "Nass", "Winter" (Winterreifentest) 2,6 oder schlechter, so gilt die schlechteste Note für das Überkriterium Fahrsicherheit.
In den Kriterien "Trocken", "Nass", evtl. "Winter" gilt: Ist mindestens eine Note in einem der Einzelkriterien 4,6 oder schlechter, also mangelhaft, so wird die schlechteste Note für das jeweils übergeordnete Kriterium (also "Trocken", "Nass", "Winter") übernommen. Damit schlägt dieses Urteil auch auf die Note für "Fahrsicherheit" durch.
In dem Hauptkriterium Umweltbilanz gilt für die Kriterien Laufleistung, Reifenabrieb und Effizienz: Sind eine oder mehrere Noten in diesen Kriterien 2,6 oder schlechter, also befriedigend, so gilt die schlechteste Note für das Überkriterium Umweltbilanz.
Fahrsicherheit
Trockene Fahrbahn
Fahrkomfort: allgemeines Fahrverhalten der Reifen unterhalb des kritischen Grenzbereichs wie z.B. Geradeauslauf, Lenkansprechverhalten, Seitenführung.
Fahrverhalten im Grenzbereich: Fahrverhalten im Grenzbereich wie z.B. Fahrspurwechsel, Kurvenstabilität.
Bremsweg: Bewertung des Bremswegs mit ABS aus 100 km/h.
Nasse Fahrbahn
Bremsweg: Bewertung des Bremswegs mit ABS aus 80 km/h auf Asphalt- und Betonfahrbahn.
Aquaplaning längs und quer: Beurteilung der Aufschwimmgeschwindigkeit bzw. des Seitenkraftaufbaus beim Auftreten von Aquaplaning. Wassertiefe: 7 bzw. 5 Millimeter.
Handling: schnellstmögliches Befahren (im Grenzbereich) eines dauerberegneten, kurvenreichen Handlingkurses durch zwei Testfahrer bzw. Testfahrerinnen. Messgröße: Rundenzeit und subjektive Beurteilung des Fahrverhaltens.
Kreisfahrt: schnellstmögliches Befahren einer dauerberegneten Kreisbahn auf Zeit.
Winterliche Fahrbahn (ausgenommen Sommerreifen)
Bremsweg Schnee: Bewertung des Bremswegs mit ABS aus 30 km/h auf festgefahrenem Schnee.
Beschleunigung: Bewertung der Traktionskraft bei niedrigen Geschwindigkeiten auf festgefahrenem Schnee.
Handling: schnellstmögliches Befahren (im Grenzbereich) eines schneebedeckten Handlingkurses durch zwei Testfahrer bzw. Testfahrerinnen. Messgröße: Rundenzeit und subjektive Beurteilung des Fahrverhaltens.
Bremsweg Eis: Bewertung des Bremswegs mit ABS aus 20 km/h auf einer polierten Eisbahn.
Umweltbilanz
Laufleistung
Konvoifahrten: Mit identischen Fahrzeugen über eine Strecke von ca. 15.000 Kilometer pro Reifen. Alle 2500 Kilometer Durchführung einer lasergestützten Vermessung der Profiltiefe über den gesamten Umfang des Reifens.
Prüfstandmessungen: Simulation der Konvoifahrt über eine Strecke von 5000 Kilometer. Laservermessung der Restprofiltiefe alle 1250 Kilometer.
Auswertung: Hochrechnung der verbleibenden Laufleistung bis zum Erreichen der gesetzlichen Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter.
Reifenabrieb
Gravimetrische Bestimmung der Menge des Gummiabriebs in mg/km/to (Milligramm pro Kilometer pro Fahrzeuggewicht in Tonnen) als Mittel eines Reifensatzes.
Effizienz
Reifengewicht: Fahrdynamischer Einfluss des Reifengewichtes im Sinne des Trägheitsmomentes der Räder beim Beschleunigen.
Kraftstoffverbrauch: Bestimmung der tatsächlichen Kraftstoffzuführung bei Fahrt mit konstanter Geschwindigkeit von 100 km/h (CAN-Bus-Abgriff).
Geräusche
Innengeräusch: Subjektive Beurteilung durch zwei Personen bei Ausrollversuchen eines Fahrzeugs zwischen 130 und 30 km/h auf Asphalt und Betonfahrbahn.
Außengeräusch: Geräuschmessung nach ISO 362 auf Asphalt gemäß ISO 10844 beim Vorbeirollen mit 80 km/h mit abgeschaltetem Motor.
Nachhaltigkeit
Ausgehend von einer Basisnote von 4,5 werden überwiegend Boni vergeben für folgende Kriterien:
Herstellungsland der Testreifen: Dies hat Auswirkungen auf die Länge der Lieferwege, Unterscheidung nach Europa und außerhalb von Europa
Zertifiziertes Umweltmanagement gemäß ISO 14001
Zertifiziertes Ökobilanz gemäß ISO 14025 und ISO 14040/44
Beteiligung an UN Global Compact
Mehrstufige Nachhaltigkeitszertifizierung entsprechend Ecovadis
Produktionsrückstände am Neureifen, die mit Beginn der Nutzung unkontrolliert in die Umwelt gelangen
Reifengewicht im Sinn des Materialeinsatzes
Testreifen wurde runderneuert
Hersteller bietet für Testreifen Rücknahmesystem an
Testreifen ermöglicht eine moderne berührungslose Identifikation an (Bsp. RFID)
Über die Auswahl der Produkte entscheidet das Testkonsortium. Die Reifenhersteller haben hierauf keinen Einfluss. Die zu testenden Reifendimensionen werden gemeinsam ausgewählt und festgelegt. Dabei spielen Kriterien wie Marktstärke oder Aktualität früherer Tests eine wichtige Rolle. Die Entscheidung basiert auf Mehrheitsbeschluss aller Testpartner.
Auch die Auswahl der Reifenmodelle richtet sich nach den Verhältnissen am Markt. Ziel ist es, die gesamte Preisspanne von der Premiummarke bis zum günstigen Preissegment abzubilden. Da der Reifenmarkt zwischenzeitlich viele, teilweise wenig bekannte Marken umfasst, wird auch versucht, diese "neuen" Marken zu berücksichtigen. Bei begrenzten Testkapazitäten ergibt dies den Wegfall anderer, meist bekannterer Marken.
Bei der Produktauswahl werden nur Reifenmodelle berücksichtigt, deren EU-Reifenlabel in dem Kriterium "Nasshaftung" die Klasse "C" oder besser trägt. Damit soll vermieden werden, dass Reifen an dem Vergleichstest teilnehmen, die dem Anschein nach Mindestanforderung in diesem wichtigen Kriterium nicht erfüllen.
Durch den Einkaufsprozess wird sichergestellt, dass die getesteten Reifen dem Serienstand entsprechen. Es werden insgesamt 28 Reifen je Modell im freien Handel in kleineren Mengen bei bis zu fünf verschiedenen Händlern eingekauft. Durch die Verwendung mehrerer Reifensätze für dasselbe Testkriterium (z.B. Nassbremsen), die bei unterschiedlichen Händlern und teilweise zu unterschiedlichen Zeitpunkten gekauft wurden, kann überprüft werden, ob die Qualität einheitlich der Serie entspricht. Bestehen nur geringste Zweifel an einer einheitlichen Qualität einzelner Reifenmodelle, werden weitere Reifen verdeckt gekauft und Zusatztests durchgeführt.
In einem dritten Einkaufsschritt können kurz vor Veröffentlichung zusätzlich stichprobenweise Reifen gekauft und in den entscheidenden aussagekräftigen Kriterien nachgetestet werden. Wären Reifen für den Test gesondert gefertigt worden, würde dies auch durch diese Maßnahme sichtbar werden. Spätestens dann würden diese Reifenmodelle aus dem Test genommen werden.
Es werden grundsätzlich nur Reifenmodelle getestet, die zum Einkaufszeitpunkt flächendeckend und allgemein erhältlich sind. Neue Reifenmodelle, die während der laufenden Tests am Markt eingeführt werden, können nicht berücksichtigt werden.
Zu Beginn werden die Reifen einer Eingangsprüfung unterzogen. Hierbei werden die genauen Modellspezifikationen, die DOT- und/oder Produktionsnummern sowie die EU-Reifenlabeldaten erfasst. Den verschiedenen Reifenmodellen werden per Zufallsverfahren Produktzahlen zugeordnet, über die sie bis zum Testende identifiziert werden. Damit treten die Marken und Modellbezeichnungen für die weiteren Beurteilungen in den Hintergrund. Die Testreifen werden vor den eigentlichen Tests über Strecken von jeweils ca. 400 Kilometern eingefahren, um die endgültigen Produkteigenschaften zu gewährleisten. Dabei werden die Radpositionen der Reifen gewechselt.
Die Reifeneigenschaften auf trockenem Untergrund werden auf einem Testgelände der Firma Bridgestone in Italien und auf dem ADAC Prüfgelände in Penzing/Bayern durchgeführt.
Die Reifeneigenschaften auf nassen Untergründen sowie der Kraftstoffverbrauch und das Geräuschverhalten (beide auf trockenem Untergrund) werden derzeit auf einem Testgelände der Firma Continental in Deutschland durchgeführt.
Das Verschleißverhalten der Reifen wird mittels Straßenkonvoifahrten mit mehreren identischen Fahrzeugen in der Umgebung von Landsberg am Lech durchgeführt. Zudem erfolgen Tests auf einem Verschleißprüfstand der Firma Bridgestone. Diese Tests werden durch Quervergleiche in Straßenkonvoifahrten abgesichert.
Die Schneeprüfungen des Winter- und Ganzjahresreifentests werden auf einem herstellerunabhängigen Testgelände der Firma Testworld in Finnland durchgeführt.
Die Eisprüfungen des Winter- und Ganzjahresreifentests werden auf einer Eisteststrecke des Herstellers Continental durchgeführt.
Der ADAC unterstützt als eine der ersten Organisationen die Selbstverpflichtung "Gutes Testen" des Bundesministeriums der Justiz.
Umfassende Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind bei den Testaktivitäten des Automobilclubs weiterhin von oberster Priorität. Deswegen gehört der ADAC zu den ersten Organisationen, die sich an einer neuen Initiative des Bundesministeriums der Justiz (BMJ) für mehr Transparenz bei Produkttests beteiligen. Der ADAC hat sich per Unterschrift verpflichtet, die vom damals noch als BMJV bezeichneten Justizministerium vorgelegten Regeln der guten fachlichen Praxis des Testens einzuhalten.
Testaktivitäten werden auch künftig unabhängig durchgeführt, die angewandte Methodik unter Bezug auf wissenschaftliche und rechtliche Grundlagen werden öffentlich gemacht. Den Anbietern der getesteten Produkte wird die Veröffentlichung vorab angekündigt. Schon heute informiert der ADAC als anerkannte Verbraucherschutzorganisation interessierte Bürgerinnen und Bürger zu jedem seiner unabhängigen Tests umfänglich und nachvollziehbar. Neben der Methodik werden beispielsweise Institute aufgeführt, mit denen der jeweilige Test durchgeführt wurde – ebenso wie Informationen zur doppelten externen Qualitätssicherung.
Das Testkonsortium entscheidet über die Produkte und die Testmethodik. Dieses Konsortium besteht aus vielen europäischen Automobilclubs und Verbraucherschutzorganisationen. Die Reifenhersteller sind nicht in diesem Konsortium. Die zu testenden Reifendimensionen werden im Konsortium diskutiert und festgelegt. Dabei spielen Kriterien wie Marktstärke oder Aktualität eines früheren Tests eine wichtige Rolle. Die Entscheidung fällt mit Mehrheitsbeschluss aller anwesenden Testpartner.
Die Testmethoden basieren auf jahrelangem Fach-Know-how des ADAC im Dienst der Sicherheit. Für Änderungen in der Testmethodik gibt es eine langfristige Zeitplanung, die ebenfalls bei jedem Meeting vorgestellt und besprochen wird. Auch hier entscheiden alle anwesenden Testpartner gemeinsam. Durch den Einkaufsprozess an verschiedenen Orten und ein Qualitätsmanagement wird sichergestellt, dass die getesteten Reifen dem Serienstand entsprechen. Es werden insgesamt 28 Reifen je Modell im öffentlichen Handel eingekauft.
Für den Reifentest gibt es einen Fachbeirat, in dem neben Expertinnen und Experten aus Universitäten, Forschungseinrichtungen und weiteren Organisationen auch Hersteller anwesend sind. Hier werden auch Testdesign und Kriterien vorgestellt. Ziel ist es, sich zum aktuellen Stand der Technik (Produktentwicklungen) und zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auszutauschen.
Zur Qualitätssicherung werden sowohl Subjektiv- als auch Objektivbewertungen mehrfach und unabhängig voneinander durch unterschiedliche Testfahrer und -fahrerinnen durchgeführt. Diese stimmen sich regelmäßig in diversen Trainings untereinander und mit anderen Experten und Expertinnen ab. Sämtliche Bewertungsmaßstäbe und Prüfmethoden werden durch Diskussionen mit weiteren Testpartnern (z.B. ICRT, ÖAMTC, TCS) abgesichert. Zusätzlich wird die Messmethodik durch jährliche Fachbeiräte mit Vertretern aus der Reifenindustrie besprochen.
Vor Veröffentlichung des Tests wird jeder teilnehmende Reifenhersteller im Rahmen der Herstellervorabinformation über die Ergebnisse seiner Produkte in Relation zum verwendeten und benannten Kontrollreifen informiert.
Übersicht der Prüf- und Qualitätssicherungsverfahren im Rahmen des Tests
Schnelllaufprüfung nach DIN 78 051
Anonymisierung der Testmuster
Lasermessungen der Profiltiefe
Mehrfachbewertungen durch unabhängige Testfahrer
Korrektur der temperaturbedingten Streckeneinflüsse durch Referenzreifen
Mathematische Fehlerbetrachtungen
Plausibilitätsprüfung von Mehrfachtests
Fahrversuche auf zertifiziertem Asphalt (ECE-R 117)
Geräuschmessung nach ISO 362
Vorgehensweise und Angemessenheit der Testverfahren wurden durch den vereidigten Sachverständigen Prof. Dr.-Ing. Günter Willmerding im Jahr 2011 bestätigt.
Die Preise der einzelnen Reifenmodelle werden zu einem festgelegten Stichtag vom Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) bei 25 repräsentativ ausgewählten Reifenfachhändlern erhoben. Bei der Auswahl der Betriebe werden alle Regionen des Landes sowie ländliche und städtische Regionen berücksichtigt. Die Betriebe sind teils unabhängig, teils zu Handelsketten bzw. Kooperationen zugehörig. Aus allen Angaben wird ein mittlerer Preis für ganz Deutschland gebildet.
Abweichungen von den angegebenen mittleren Preisen sind nicht nur regional, sondern auch zeitlich möglich. Die Preisangaben dienen vorrangig der Orientierung vor der Recherche bei örtlichen Anbietern.
Bei der Suche nach einem für Sie günstigen Angebot sollten neben Online-Angeboten auch verschiedene regionale Händler bezüglich des Reifenpreises und der sonstigen Dienstleistungskosten abgefragt werden.
Hauptkriterium | Sommerreifen | Ganzjahresreifen | Winterreifen |
---|---|---|---|
Fahrsicherheit | 70 % | 70 % | 70 % |
Trockene Fahrbahn | 40 % | 35 % | 30 % |
Nasse Fahrbahn | 60 % | 45 % | 40 % |
Winterliche Fahrbahn | 20 % | 30 % | |
Umweltbilanz | 30 % | 30 % | 30 % |
Laufleistung | 40 % | 40 % | 40 % |
Reifenabrieb | 20 % | 20 % | 20 % |
Effizienz | 20 % | 20 % | 20 % |
Geräusch | 10 % | 10 % | 10 % |
Nachhaltigkeit | 10 % | 10 % | 10 % |
Test und fachliche Beratung: Martin Brand, Andreas Müller, ADAC Technik Zentrum
Hier finden Sie alle aktuellen Reifentests des ADAC