Mercedes A-Klasse im Test: So gut ist der Baby-Benz
Seit 2018 ist die aktuelle Mercedes A-Klasse auf dem Markt und überrascht nach wie vor mit geballter Technik, wie der ADAC Test des gerade überarbeiteten Baby-Benz als Plug-in-Hybrid gezeigt hat. Daten, Preise, Bilder.
Innovative Technik in der vierten A-Klasse-Generation
Im ADAC Test: Der Plug-in-Hybrid A 250 e (Note 2,2)
Preise ab 37.402 Euro für den A 180 mit 136 PS
Wie die Zeit vergeht. Rund 27 Jahre ist es her, dass die erste Mercedes A-Klasse eingeführt wurde. Damals war der Micro-Van eine Sensation – ein solch revolutionäres Raumkonzept hätte man einem konservativen Limousinen-Hersteller nicht zugetraut. In die Schlagzeilen kam der Stuttgarter auch, weil er beim Elchtest umgefallen war. Was für den Hersteller äußerst peinlich war, aber immerhin dazu führte, dass der Lebensretter ESP schneller eingeführt wurde.
Die A-Klasse soll Jüngere ansprechen
Eines hat weder die erste noch die zweite A-Klasse geschafft: Eine jüngere Zielgruppe für Mercedes zu begeistern. Das gelang erst mit der dritten Generation, die das Van-artige Konzept über Bord warf und sich zum viel gewöhnlicheren Kompaktwagen à la VW Golf, Opel Astra oder Toyota Corolla verwandelte: A-Klasse-Käufer wurden im Schnitt zehn Jahre jünger.
Und auch A-Klasse Nummer vier ist extrem auf eine junge, technikaffine Zielgruppe zugeschnitten. Ob die sich den ziemlich teuren Kompaktwagen leisten kann, ist allerdings eine andere Frage. Doch von den technischen Möglichkeiten dürfte sie recht angetan sein.
Wer will, kann die A-Klasse teilen
Nur ein paar Beispiele: Wer ein NFC-fähiges Smartphone besitzt, kann es als Ersatz für den Autoschlüssel verwenden. Das Auto öffnet und startet dann via Kurzstreckenfunk. Über die "Me-Connect-Systeme" von Mercedes werden freie Parkplätze vorgeschlagen. Eine App am Smartphone schlägt Alarm, wenn das geparkte Fahrzeug angefahren oder abgeschleppt wird. Und wer sein Auto mit anderen teilen möchte, kann sich ein privates Carsharing einrichten. Auch das funktioniert über eine App.
Der Eigentümer legt bestimmte Personen fest, die das Auto nutzen dürfen. Familienmitglieder etwa, Nachbarn oder Kollegen. Die sehen, wann das Auto verfügbar ist, "buchen" es über die App, öffnen, starten und schließen es ganz einfach mit dem Smartphone. Ein separater Schlüssel ist nicht nötig – wie beim professionellen Carsharing auch.
Sehr modernes A-Klasse-Cockpit
Die schöne neue Autowelt wird auch im Innenraum der A-Klasse deutlich. Analoge Instrumente gibt es hier nicht mehr. Das Cockpit der A-Klasse wurde im Zuge des letzten Facelifts weiter aufgeräumt. Entfallen sind das Touchpad vor der Mittelarmlehne und damit leider auch die praktischen Direktwahltasten für die Grundfunktionen des Infotainmentsystems. An dessen Stelle befindet sich nun eine schnöde Ablagefläche.
Die Befehlseingabe erfolgt nun vorrangig über den Touchscreen, der allerdings recht weit entfernt platziert ist. Alternativ kann man auch das Multifunktionslenkrad nutzen, das jedoch ebenfalls für Verdruss sorgt: Die kapazitiven Touchflächen (18 an der Zahl!) sind unübersichtlich und führen infolge der dürftigen haptischen Rückmeldung und unterdurchschnittlichen Treffsicherheit bei der Befehlseingabe häufig zu Fehlbedienungen.
Weil das System den Fahrer mit Hilfe künstlicher Intelligenz mit der Zeit immer besser kennenlernt, schlägt es zum Beispiel nicht nur aktiv Radiosender vor, die gefallen könnten. Es merkt sich auch, wenn etwa unter der Woche immer die gleiche Strecke zur Arbeit gefahren wird und empfiehlt unter Berücksichtigung des aktuellen Verkehrs von sich aus eine entsprechende Route.
Verbesserte Sprachbedienung
Die gut funktionierende Sprachsteuerung wurde weiter optimiert und benötigt nun kein Aktivierungswort mehr. Allerdings stellt sie keinen Ersatz für die haptische Bedienung dar, sondern ist eine hilfreiche Ergänzung. Statt normierter Befehle versteht der Computer jetzt ganz normale Sätze. "Bring mich nach Hamburg" klappt genauso wie "Ich möchte in die Arbeit fahren". Auch auf den Satz "Mir ist warm" reagiert das System und regelt die Temperatur herunter. Alle Funktionen im Fahrzeug können damit aber nicht gesteuert werden – schließlich wäre der Satz "deaktiviere ESP" in einer glatten Kurve fatal.
Trotz aller Bemühungen funktioniert aber auch diese Sprachsteuerung noch nicht perfekt – mit manchen Stimmen hat sie Probleme, selbst wenn sich das System sogar auf Dialekte einstellen und mit anderen Spracherkennungsdiensten wie Google Home und Amazon Alexa verknüpft werden kann. Und vor Missverständnissen ist auch diese Spracherkennung noch nicht gefeit.
Im ADAC Test: Der A 250 e
Insgesamt bietet Mercedes die A-Klasse mit sechs Benzinern von 136 bis 421 PS an, die bis auf das AMG-Spitzenaggregat im A 45 S alle leicht hybridisiert sind, sie werden nun von einem Starter-Generator unterstützt, der zusätzlich 10 kW/14 PS einbringt. Dazu kommen drei Diesel von 116 bis 190 PS und der getestete Plug-in-Hybrid namens A 250 e mit einer Systemleistung von 218 PS und einem maximalen Drehmoment von 450 Nm.
Er ist eine interessante Alternative, lässt er sich dank der nun erhöhten E-Reichweite sowie des optionalen CCS-Ladeanschlusses doch häufiger rein elektrisch bewegen. Im ADAC Ecotest kommt der Schwabe unter Strom 60 Kilometer weit und ist am Schnelllader innerhalb von einer halben Stunde wieder voll.
Allerdings kommt man insgesamt im Hybridmodus weniger weit als erwartet, der Benzintank fällt mit 35 Litern ziemlich mickrig aus. Damit kommt der A 250 e auf Basis des Ecotest- Verbrauchs von 3,0 Litern Sprit und 13,1 kWh Strom je 100 Kilometer lediglich rund 510 Kilometer weit.
Fährt man im Hybrid-Modus (Batterie leer oder Ladung wird gehalten), ergibt sich ein Kraftstoffverbrauch von durchschnittlich 6,8 l Super pro 100 km. Dabei liegt der Konsum innerorts bei 6,8 l/100 km, auf der Landstraße bei 6,0 l/100 km und auf der Autobahn bei 8,0 l/100 km. Das reicht letztlich trotz guter Schadstoff-Wertung nur für drei von fünf möglichen Ecotest-Sternen.
Der Vierzylinder-Turbobenziner mit 1,3 l Hubraum leistet 120 kW/163 PS und erzeugt ein maximales Drehmoment von 270 Nm. Am Doppelkupplungsgetriebe 8G-DCT befindet sich ein Elektromotor mit 80 kW/109 PS. Damit geht es trotz des stattlichen Leergewichts von 1,7 Tonnen flott voran. Mercedes verspricht den Sprint von 0 auf 100 km/h in 7,4 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h. Im rein elektrischen Betrieb ist die Höchstgeschwindigkeit auf 140 km/h elektronisch begrenzt.
Plug-in-Hybrid: Erstaunlicher Durchzug
Von 60 auf
100 km/h kann man in lediglich 4,4 Sekunden sprinten, von 80 auf 120
km/h benötigt die A-Klasse lediglich 5,3 Sekunden. Nicht nur der
Durchzug ist erstaunlich, ebenso das Ansprechverhalten –
durch die E-Maschine reagiert der A 250 e spontan auf
Gaspedalbefehle. Ist der Schwabe rein elektrisch unterwegs,
fällt der Vortrieb weniger stark aus, reicht für das
Mitschwimmen im Verkehr aber vollkommen aus.
Der Geradeauslauf gibt kaum Anlass zur Kritik, auch bei
unebener Fahrbahnoberfläche hält der Mercedes stoisch den
eingeschlagenen Kurs. Ein Lenkimpuls bringt den A 250 e
ebenfalls kaum aus der Ruhe. Die Aufbaubewegungen halten
sich in angenehmen Grenzen.
Beim ADAC Ausweichtest liefert die A-Klasse eine sehr
überzeugende Vorstellung ab. Der Stuttgarter lässt sich präzise
und zügig durch die Pylonengasse dirigieren, dabei verhält sich der Schwabe jederzeit sicher und bestens kontrollierbar. Das
ESP regelt sensibel und nur im nötigen Rahmen.
Die Abstimmung der Lenkung ist den Ingenieuren gut gelungen. Sie überzeugt mit einem harmonischen Lenkgefühl, guter Präzision und passenden Lenkkräften. Das Pedalgefühl der Bremse ist teigig, ein klarer Druckpunkt ist nicht zu spüren. In der Folge kann auch die Dosierbarkeit der Bremse nicht überzeugen. Ein Phänomen, das man inzwischen bei den meisten Mercedes-Modellen vorfindet. Bei einer Vollbremsung aus 100 km/h steht der A 250 e bereits nach 34,6 Metern (Durchschnittswert aus zehn Einzelmessungen), das ist ein guter Wert.
Für einen Mercedes nicht sehr leise
Der Verbrenner ist hinsichtlich seiner Laufkultur nicht wirklich gut und bringt immer leichte Vibrationen bis in den Innenraum, sodass man spürt, wenn er läuft. Auch akustisch ist er oft präsent und klingt dröhnig und angestrengt. Gerade im Kontrast zum Elektromotor fällt der wenig kultivierte 1,3-l-Vierzylinder auf, der eigentlich eines Mercedes so kaum würdig ist. Bei Tempo 130 km/h zeigt das Messinstrument bereits 70,0 dB(A) an, was besonders für einen Mercedes sehr viel ist, zumal sich die Schwaben das Wort Fahrkomfort traditionell auf die Fahnen schreiben.
Durchschnittliche Platzverhältnisse
Auf den vorderen Sitzen punktet die A-Klasse mit einem großzügigen Platzangebot. Allein bei der nur durchschnittlichen Innenbreite merkt man dem Stuttgarter an, dass er der Kompaktklasse entspringt. Die Beinfreiheit reicht auch für 1,95 Meter große Personen aus. Im Fond fällt das Platzangebot im Klassenvergleich nicht sonderlich großzügig aus, hier finden bis zu 1,85 Meter große Mitfahrer genügend Beinfreiheit vor – wenn die Vordersitze wie bei dieser ADAC Messung üblich für 1,85 Meter große Menschen eingestellt sind.
Das Raumgefühl leidet etwas unter dem Mitteltunnel, den schmalen Seitenfenstern, der hohen Seitenlinie und dem bei den AMG-Line- Modellen dunklen Dachhimmel. Der Kofferraum ist mit gemessenen 260 Litern (reine Verbrenner: 275 Liter) bei stehender Rückbank für die Fahrzeugklasse noch angemessen groß. Der gesamte Raum hinter den Vordersitzen fasst bis zu 1050 Liter.
Fazit
Zwar sollte schon die alte A-Klasse laut Ex-Daimler-Chef Dieter Zetsche ein iPhone auf Rädern sein. Doch erst der Nachfolger löst das Versprechen ein und setzt in Sachen Konnektivität tatsächlich Maßstäbe. Das ablenkungsintensive Bediensystem, der kleine Benzintank (35 l) und das hohe Geräuschniveau auf Autobahn trüben den insgesamt guten Gesamteindruck.
Und natürlich die hohen Preise. Schon die Basis A180 kostet knapp 37.500 Euro, der getestete Plug-in ist erst ab rund 44.300 Euro zu haben. Und der Mercedes-AMG A 45 S steht mit knapp über 73.500 Euro in der Liste.
Mercedes A-Klasse: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Mercedes-Benz A 250 e AMG-Line Premium 8G-DCT (01/24 - 07/24) |
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Motorart | PlugIn-Hybrid |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.332 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 160 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 218 |
Drehmoment (Systemleistung) | 450 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.500 U/min |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 7,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 225 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 76 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 20 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 0,9 l/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 15,6 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 11,5 |
Ladeleistung (kW) | AC:3,7-11,0 DC:22,0 |
Kofferraumvolumen normal | 310 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.125 l |
Leergewicht (EU) | 1.700 kg |
Zuladung | 470 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.600 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.428 mm x 1.796 mm x 1.423 mm |
Grundpreis | 53.437 Euro |
ADAC Messwerte
Auszug | Mercedes-Benz A 250 e AMG-Line Premium |
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Überholvorgang 60-100 km/h | 4,4 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 34,6 m |
Wendekreis | 10,9 m |
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC EcoTest | 3,0 l Super und 13,1 kWh/100 km, 147 g CO₂/km (Well-to-wheel) |
Reichweite | 757 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 70,0 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1686 / 484 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 260/ 625 / 1050 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Mercedes-Benz A 250 e AMG-Line Premium 8G-DCT (01/24 - 07/24) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,8 |
Innenraum | 2,6 |
Komfort | 2,6 |
Motor/Antrieb | 1,9 |
Fahreigenschaften | 2,0 |
Sicherheit | 1,5 |
Umwelt/EcoTest | 2,7 |
Gesamtnote | 2,2 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Testberichte zum Vor-Facelift-Modell:
A-Klasse als Stufenheck-Limousine
Die Mercedes A-Klasse gibt es übrigens auch als Limousine. Sie ist ist eine gute Alternative für Stufenheck-Fans, die nicht auf das bessere Platzangebot einer C-Klasse angewiesen sind oder deren Garage angesichts der immer größeren Maße von Mittelklassefahrzeugen an ihre Grenzen kommt. Schließlich ist eine C-Klasse mittlerweile 4,75 Meter lang. Hier können Sie den ausführlichen Testbericht des A 200 d als Limousine nachlesen.
Text mit Material von SP-X.
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