ADAC Autotest-Rückblick: Die interessantesten Modelle

Frontansicht eines fahrenden BMW iX1
Top-Note 1,8 im ADAC Autotest: Der elektrische BMW iX1© Wolfgang Groeger-Meier

18 verschiedene Autos hat der ADAC zwischen Juli und September 2023 getestet: sieben Elektroautos, zwei Hybrid-Benziner, acht Benziner und einen Diesel in allen Größen- und Preisklassen. Die Highlights im Quartalsrückblick.

  • Top: BMW iX1 und Nio ET5 mit Note 1,8

  • Mazda schwimmt gegen den Strom

  • ADAC Test deckt Schwächen bei Smart #1 und Ora Funky Cat auf

Die Arbeit geht den ADAC Autotestern definitiv nicht aus: Immer mehr neue Automarken drängen auf den Markt, vor allem aus China. Doch wie gut sind die neuen Modelle? Im dritten Quartal 2023 haben 18 Autos den ADAC Autotest durchlaufen, vier davon – Smart #1, Nio ET5, Aiways U6 und Ora Funky Cat – stammen aus China.

Die Palette der getesteten Fahrzeuge reichte dabei vom Kleinwagen mit Benzinmotor zum Preis von unter 15.000 Euro bis zum vollelektrischem Luxus-SUV. Die Maßstäbe sind für alle Fahrzeuge gleich: Acht Haupt- und 300 Unterkriterien werden bewertet. Umwelt und Sicherheit als wichtigste Kapitel werden doppelt gewertet. Welche Modelle haben diesmal am meisten überrascht?

BMW iX1: Gelungenes Gesamtpaket

Heckansicht eines fahrenden BMW iX1
Derzeit das "kleinste" E-Auto von BMW: Der iX1© BMW

Zu den interessantesten Testwagen zählte der neue BMW iX1. Nachdem BMW den elektrischen Kleinwagen i3 im letzten Jahr eingestellt hat, ist das immerhin 4,50 Meter lange Kompakt-SUV aktuell der Einstieg in die E-Mobilität der Münchner – und das mit 313 PS und Allradantrieb ab 55.000 Euro, darunter geht es derzeit nicht. Die beiden E-Motoren des iX1 xDrive30 werden von einem 65-kWh-Akku gespeist, der dem BMW im ADAC Ecotest eine Reichweite von rund 375 Kilometern im Test beschert. Brauchbar, aber ebenso wenig ein Spitzenwert wie die Ladeleistung an Schnellladesäulen von maximal 130 kW.

Gut: Für den in Regensburg gefertigten iX1 ist optional ein 22-kW-Onboard-Lader erhältlich, der die Ladezeit an der heimischen Wallbox im Vergleich zum 11-kW-Lader halbiert. Darüber hinaus überzeugt der X1 auch als Stromer mit agilen und sicheren Fahreigenschaften, sehr guten Fahrleistungen und einem sehr gut funktionierenden Arsenal an Assistenzsystemen, von denen sich BMW leider viele extra bezahlen lässt. Mit einer Gesamtnote von 1,8 steht der iX1 in diesem Test-Quartal ganz oben.

Nio ET5: Gute Reichweite, hoher Anspruch

Front und Seitenansicht eines fahrenden Nio ET5
Hohe Reichweite: Der Nio ET5 im ADAC Test© Nio

Den Platz an der Sonne teilt er sich mit dem Nio ET5, der ebenfalls die Note 1,8 erzielt. Der chinesische Stromer hat sich das Tesla Model 3 zum Vorbild genommen: Die glattflächige, aerodynamisch optimierte Karosserie und das weitgehend tastenlose Interieur erinnern stark an die Mittelklasse-Limousine aus den USA. Allerdings geht Nio nicht ganz so weit und spendiert dem ET5 zumindest noch ein separates Kombiinstrument und Lenkstockhebel etwa für den Scheibenwischer.

In puncto Fahreigenschaften hinterlässt der Neuling ebenfalls einen besseren Eindruck. Die Lenkung ist nicht so übertrieben direkt übersetzt wie bei Tesla und das Fahrwerk schluckt die meisten Unebenheiten ordentlich weg. Die Stufenhecklimousine punktet zudem mit einer Verarbeitung auf Premium-Niveau und einer dank des 100 kWh großen Akkus bemerkenswert großen Reichweite von mehr als 500 Kilometern. Kritik verdienen die unzuverlässig funktionierenden Assistenzsysteme, die schlechte Rundumsicht sowie die unterdurchschnittliche Ladeleistung und -dauer am DC-Schnelllader.

Smart #1: Wird nach ADAC Test verbessert

Heckansicht eines stehenden Smart #1
Mal was anderes: Der pfiffig gestylte Smart #1 in der Kompaktklasse© 2022 smart Europe GmbH

Mit dem Smart #1 fand ein weiterer Stromer den Weg in das ADAC Technik Zentrum. Mit dem ursprünglichen Smart als zweisitziges Citycar hat das 4,27 Meter lange Kompakt-SUV zwar nichts mehr gemein. Pfiffig gestaltet ist aber fraglos auch der aktuelle "Hashtag One", innen wie außen. Er entsteht in einem Joint-Venture von Mercedes und dem chinesischen Geely-Konzern, bei dem der Stromer vom Band läuft und der die technische Plattform unter anderem auch für den Volvo EX30 und den Zeekr X nutzt.

Im ADAC Autotest schneidet das SUV gut ab (Note 1,9) und kommt auf 360 Kilometer Reichweite, wirkt an einigen Stellen aber noch unfertig. Der guten Verarbeitung, der umfangreichen Komfort- und Sicherheitsausstattung sowie den flotten Fahrleistungen (Motor mit 200 kW!) stehen eine mangelnde Fahrstabilität, die fehlende Smartphone-Anbindung via Apple CarPlay und Android Auto sowie die hohe Blindleistung beim Laden gegenüber: Steckt man den #1 nach dem Laden nicht ab, verbraucht er kontinuierlich weiterhin etwa 1 kW ("Blindleistung").

Zumindest hinsichtlich der Fahrstabilität will Smart nachbessern und hat dem ADAC eine Optimierung der ESP-Abstimmung zugesagt, die auch bereits ausgelieferten Fahrzeugen zugute kommen soll.

ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen

Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.

Mazda CX-60: Diesel statt Elektro

Frontansicht eines fahrenden Mazda CX-60
Der große Dieselmotor des Mazda CX-60 hat sich im Test als sparsam erwiesen© Mazda

Der japanische Hersteller Mazda schwimmt weiterhin gegen den Strom in der Automobilbranche und setzt nach wie vor großflächig auf Verbrennungsmotoren. Bestes Beispiel: Das große SUV CX-60. Dort debütierte sogar eine neue Dieselgeneration mit einigen Besonderheiten: Der Reihensechszylinder besitzt zwar mit 3,3 Litern einen überdurchschnittlich großen Hubraum, seine Leistung hält sich dafür mit 200 bzw. 254 PS aber in Grenzen.

Grund: Der Fokus der Japaner lag auf einer hohen Effizienz, die der Einstiegsdiesel D 200 im ADAC Ecotest unter Beweis stellen konnte. Der 1,9 Tonnen schwere Hecktriebler begnügte sich mit 6,4 Litern Diesel auf 100 Kilometer, bei sparsamer Fahrweise waren auch Werte mit einer fünf vor dem Komma möglich.

Abgesehen davon überzeugt das aktuelle Topmodell der Japaner mit einem vornehm eingerichteten Interieur, einem großen und variablen Innenraum sowie hoher Anhängelast. Negativ fielen den Testern die teils ruppige Automatik, das stößige Fahrwerk und eine rückmeldungsarme und nicht sonderlich präzise Lenkung auf. Mit der Note 2,2 fährt der große Japaner dennoch ein gutes Ergebnis ein.

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Ora Funky Cat: Hier hat's gefunkt

Das neue Ora Funky Cat Elektro-Auto seitlich fotografiert vor mediterraner Landschaft
Ora Funky Cat: Schon verliebt in die Kulleraugen?© Ora

Keine Frage: Der Ora Funky Cat sieht so knuffig aus, dass man schnell sein Herz an die großen Kulleraugen verlieren kann. Doch beim ADAC Test sorgte der Chinese erst einmal für einen großen Schrecken: Beim Abziehen des Ladesteckers kam es zum Funkenflug und Schmorgeruch! Grund: Trotz entriegeltem Ladestecker kappte der Ora den Stromfluss nicht. Ein echtes Sicherheitsdefizit, das der Hersteller auf Druck des ADAC aber sehr schnell abstellte: Nicht einmal zwei Wochen nach dem ADAC Test wurde ein Software-Update präsentiert, das auch den bereits ausgelieferten Fahrzeugen zugute kommt.

Und sonst? Punktet der Ora vor allem mit seinem edel gestalteten Innenraum, der guten Verarbeitung und dem agilen Fahrverhalten, das dem Go-Kart-Feeling eines Mini in nichts nachsteht. Kein Wunder, teilt er sich mit dem künftig in China gefertigten Elektro-Mini doch die Plattform. Fahrspaß bietet der Ora also, wofür auch der 126 kW (171 PS) starke E-Antrieb sorgt.

Es gibt aber auch einige Punkte, die den ADAC Testern nicht gefallen haben. So ist die Bedienung (fast ausschließlich über den Touchscreen) umständlich, die Assistenzsysteme arbeiten teils ruppig und wirken noch nicht ausgereift und die Fahrerüberwachung mit ständigen Maßregelungen ("Seien Sie nicht geistesabwesend") gehen einem rasch auf die Nerven. Und das bei einem sehr hohen Preis. Mit Extras kam der Kleinwagen auf knapp 50.000 Euro.

3. Quartal: 18 Modelle im ADAC Autotest

Von diesen und allen anderen von Juli bis September 2023 getesteten Modellen können Sie die ausführlichen Testergebnisse samt mehrseitigen PDFs im ADAC Autokatalog nachlesen. Klicken Sie einfach auf die unten stehenden Links:

Benziner (inkl. Mild-Hybrid):

Diesel:

Hybrid:

Elektroautos:

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Text: Alexander Werner, Jochen Wieler