Der neue Hyundai Tucson 2024: Ist der Plug-in-Hybrid eine gute Wahl?
Der Hyundai Tucson hat ein Facelift und neue Motoren bekommen. Wir fuhren den aktuellen Plug-in-Hybrid und fragen uns: Ist der Antrieb wirklich auf der Höhe der Zeit?
Testfahrt mit dem Plug-in-Hybrid mit 185 kW/252 PS
Elektrische Reichweite von 70 Kilometer
Tucson durch Facelift geräumiger als zuvor
Zurückhaltung war gestern. Der Hyundai Tucson zeigte schon zur Einführung der Dritten Generation Tucson im Jahr 2020 viel Mut beim Design. Nun haben die Koreaner mit einem Facelift fürs Modelljahr 2025 noch einmal draufgelegt. Allerdings eher hinsichtlich der inneren Werte als des Exterieurs.
Mit einer Länge von 4,52 Metern, einer Breite von 1,87 Metern, einer Höhe von 1,65 Metern und mit dem um zehn Millimeter auf 2,68 Meter gewachsenen Radstand ist der Tucson geräumiger als je zuvor. Er bleibt aber im Rahmen der kompakten SUV-Konkurrenz à la Toyota RAV4, Ford Kuga, VW Tiguan und Opel Grandland.
Auffällig am neuen Motorenprogramm ist, dass es nach dem vorübergehenden Aus für Selbstzünder nun wieder einen Diesel gibt. Spitzenmotorisierung ist der Plug-in-Hybrid mit einer Systemleistung von 185 kW/252 PS. Den haben wir uns aktuell angeguckt.
Hyundai Tucson: Mit Ecken und Kanten
Bleiben wir erst einmal bei der Optik: Wer sich dem Tucson nähert, sieht statt glatter Flächen und Rundungen scharfe Kanten und kühne Linien überall an der Karosserie: am Frontgrill, am Heck, an der Flanke. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll.
Das Thema Design scheint immer wichtiger zu sein in der Autoindustrie. Beispiel Tagfahrlichter: Bei ausgeschalteter Zündung integrieren sie sich quasi unsichtbar in den Kühlergrill. Eingeschaltet werden die versteckten Leuchten in ungewöhnlicher Anordnung sichtbar und geben dadurch dem kompakten SUV ein völlig neues Gesicht. Beim Facelift wurden sie neu geformt und sorgen für einen um Nuancen geschmackvolleren Auftritt.
Weitere optische Besonderheiten sind ein im Heckspoiler integrierter Scheibenwischer sowie das Firmenlogo, das ins Glas der Heckscheibe eingelassen ist – ein weltweit absolutes Novum. Nur die Zweifarblackierung gehört heute quasi schon bei allen Herstellern zum Standardrepertoire.
Wieder zurück: Der Plug-in-Hybrid
Die Plug-in-Hybrid-Variante mit 1,6-Liter-T-GDI-Motor, 66,9 kW starkem Elektromotor, einer Systemleistung von 265 PS und 350 Nm maximalem Drehmoment hatte Hyundai zwischenzeitlich aus dem Angebot herausgenommen. Doch jetzt ist sie wieder da. Im Zuge der Modellpflege 2024 hat Hyundai bei den mit Front- und Allradantrieb angebotenen Plug-in-Hybriden die Leistung des 1,6-Liter-Benziners um 20 PS auf 118 kW/160 PS reduziert und die des Elektromotors um 7 PS auf 72 kW/98 PS erhöht.
Erster Fahreindruck: Die beiden Kraftquellen mit jetzt 185 kW/252 PS Systemleistung arbeiten harmonisch zusammen, mischen ihre Kräfte sanft und geschmeidig ineinander. Beeindruckend ist der kraftvolle elektrische Antritt an der Ampel und beim Zwischenspurt.
Als mögliche elektrische Reichweite gibt Hyundai bis zu 70 Kilometer nach WLTP an. Im Vergleich mit anderen Plug-in-Hybriden (PHEV) ist das ein Wert, den niemanden mehr mit der Zunge schnalzen lässt. Fast ein Drittel der in Deutschland aktuell erhältlichen Modelle (60 von rund 200) schaffen laut WLTP schon mehr als 100 Kilometer elektrisch.
Wobei das immer so eine Sache ist, ob man im Alltag die angegebenen Werte überhaupt erreichen kann. Wir machten die Probe aufs Exempel und peilten eine gut 60 Kilometer lange Runde an. Etwa 30 Kilometer fuhren wir auf der Autobahn im Hybridmodus. Das war natürlich Gift für die elektrische Reichweite. Auf dem Rückweg ging es im Sportmodus und mit mehr Verbrennerunterstützung voran. Ergebnis: Schon nach 60 Kilometern war der Stromspeicher aufgebraucht.
Das ist zwar nicht schlecht angesichts einer gespeicherten Energiekapazität von nur 13,8 kWh (brutto), aber damit weit entfernt von irgendwelchen Reichweiten-Bestwerten. Dafür ist der Akku des Tucson PHEV einfach zu klein dimensioniert. Ein Wey 03 zum Beispiel, der in der ADAC Redaktion gerade einen Dauertest absolviert – verfügt über einen 34 kWh großen Akku und soll eine WLTP-Reichweite von 130 Kilometer schaffen.
Den Plug-in-Hybrid gibt es als Fronttriebler in der Basis-Ausstattungsversion Select ab 44.690 Euro, mit Allradantrieb sind für die schon ziemlich üppig ausgestattete Trend-Variante mindestens 49.800 Euro fällig.
An weiteren Motoren für den aktuellen Hyundai Tucson werden verschiedene Versionen angeboten: nicht elektrisch unterstützt, als Mildhybrid sowie als Mildhybrid-Benziner mit 48-Volt-Generator. Daneben gibt es einen Diesel mit 48-Volt-Unterstützung und eben den PHEV – quasi den fortschrittlichsten Antrieb im Programm des Hyundai Tucson. Insgesamt werden fünf verschiedene Kraftquellen angeboten.
ADAC Ausweichtest: ESP regelt gut
Viele Details des Hyundai Tucson bleiben vom Facelift unangetastet oder sind nur sehr marginal verändert worden. Auf Lenkimpulse zum Beispiel reagiert der Tucson mit recht deutlichen Aufbaubewegungen und Seitenneigung – das ist aber konzeptbedingt und bleibt in zufriedenstellendem Rahmen.
In schnell durchfahrenen Kurven tritt das ESP einem nach außen drängenden Heck dezent und wirkungsvoll entgegen. Lupft man in der Kurve kurz das Gas oder bremst, führt das zu einer deutlich spürbaren Lastwechselreaktion, die vom ESP aber sorgsam abgefangen wird und daher unkritisch ist. Bei Nässe drehen die Räder des Fronttrieblers schon mal durch.
Im ADAC Ausweichtest zeigt der Tucson ein Fahrverhalten, wie man es bei höher gebauten SUV häufiger feststellt: Der hohe Schwerpunkt führt zu einer möglichen Kippgefahr, die vom ESP rigide regelnd unterbunden wird. Abgesehen vom Bereich um die Mittellage bietet die Lenkung ein recht ordentliches Lenkgefühl und eine angemessene Rückmeldung. Kurven lassen sich zielgenau anvisieren und einigermaßen präzise durchfahren.
Die Sicherheitsausstattung des Tucson ist sehr umfangreich, vieles gibt es serienmäßig – zumindest in der getesteten, höchsten Ausstattungslinie Prime. So ist neben weiteren Systemen ein Notbremssystem samt Kollisionswarnung ebenso Serie wie Spurhalte- und Spurwechselassistent, Geschwindigkeitsbegrenzer, adaptive Geschwindigkeitsregelung (ACC) oder Verkehrszeichenerkennung.
Viel Platz für Passagiere und Gepäck
Einen sehr überzeugenden Eindruck macht der Hyundai Tucson gestern wie heute im Innenraum. Die verwendeten Materialien wirken solide bis hochwertig, alles sieht schön und aufgeräumt aus. Auch am Platzangebot gibt es nichts auszusetzen. Etwas unpraktisch ist die hohe Ladekante: Das Gepäck muss also recht hoch angehoben werden. Beim Ausladen muss das Gepäck über die innenliegende Stufe gelupft werden – wünschenswert wäre, dass sich Ladekante und -fläche auf einer Höhe befinden.
Nicht in allen Belangen überzeugte bei den Tests vor dem Facelift die Bedienbarkeit des Tucson, der noch mit einem 10,25 Zoll großen, flachen Display ausgestattet war. Inzwischen ist im Hyundai-SUV ein neues digitales Cockpit mit zwei 12,3 Zoll großen Panorama-Displays eingezogen. Die Infotainment-Technik ist schnell, vernetzt und natürlich updatefähig Over-the-Air (OTA).
Neu sind auch eine nun schwebende Mittelkonsole mit Ladeschale und ein hinter das Lenkrad gewanderter Bedienhebel für das Automatikgetriebe. Hinzu kommt eine verschärfte Fahrerüberwachung, deren aufdringlichste Wächter sich bei Bedarf zwar abschalten lassen, wie bei allen Neuwagen bei jedem Neustart aber wieder aktiv werden.
Gute Sache: Kamerabild im Display
Von Anfang an super: Beim Abbiegen wechselt das Fahrerdisplay auf ein Kamerabild, das den Bereich seitlich hinter dem Auto zeigt. Die 800 bis 1150 Euro Aufpreis, die das im Assistenz-Paket nur für die Versionen N Line und Prime angebotene System extra kostet, sind gut angelegtes Geld. Denn man bekommt dafür ein tolles Sicherheitsfeature, durch das sich die Gefahr, etwas im toten Winkel zu übersehen, auf ein Minimum reduziert. Am effektivsten ist es beim Rechtsabbiegen, besonders in Städten mit viel Verkehr und vielen Radfahrern.
Toll ist auch, dass die dann verdeckte Tacho-Information ins Kamerabild eingeblendet wird. Links betrifft das die Geschwindigkeit, rechts die Drehzahl. Das ist zwar sicherheitstechnisch wenig von Belang, zeigt aber die Liebe zum Detail, mit der Hyundai den Tucson entwickelt hat.
Hier zwei der bisherigen ADAC Tests über den Hyundai Tucson für Sie zum kostenlosen Download:
Hyundai Tucson 1.6 T-GDI Hybrid Prime vor dem Facelift als PDF
Hyundai Tucson 1.6 CRDi 48V Prime 4x4 vor dem Facelift als PDF
Hyundai Tucson 2024: Daten & Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | Hyundai Tucson 1.6 T-GDI 48V-Mildhybrid Select DCT (ab 06/24) | Hyundai Tucson 1.6 T-GDI Hybrid Select Automatik (ab 06/24) | Hyundai Tucson 1.6 T-GDI Plug-in-Hybrid Select Automatik (ab 10/24) | Hyundai Tucson 1.6 CRDi 48V-Mildhybrid Select DCT (ab 06/24) |
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Motorart | Otto (Mild-Hybrid) | Voll-Hybrid | PlugIn-Hybrid | Diesel (Mild-Hybrid) |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.598 ccm | 1.598 ccm | 1.598 ccm | 1.598 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 118 | 158 | 185 | 100 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 160 | 215 | 252 | 136 |
Drehmoment (Systemleistung) | 265 Nm | 350 Nm | 367 Nm | 320 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.500 U/min | 5.500 U/min | 5.500 U/min | 4.000 U/min |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,4 s | 8,2 s | 7,9 s | 11,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 192 km/h | 186 km/h | 186 km/h | 180 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | - | - | 70 km | - |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 140 g/km | 126 g/km | 22 g/km | 134 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 6,2 l/100 km | 5,6 l/100 km | 1,0 l/100 km | 5,1 l/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | - | 1,5 | 13,8 | - |
Ladeleistung (kW) | - | - | AC:2,3-7,2 | - |
Kofferraumvolumen normal | 577 l | 616 l | 616 l | 546 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.756 l | 1.795 l | 1.795 l | 1.725 l |
Leergewicht (EU) | 1.581 kg | 1.650 kg | 1.825 kg | 1.620 kg |
Zuladung | 544 kg | 540 kg | 525 kg | 545 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | 750 kg | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.510 kg | 1.360 kg | 1.210 kg | 1.650 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 5 Jahre | 5 Jahre | 5 Jahre | 5 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.510 mm x 1.865 mm x 1.650 mm | 4.510 mm x 1.865 mm x 1.650 mm | 4.510 mm x 1.865 mm x 1.650 mm | 4.510 mm x 1.865 mm x 1.650 mm |
Grundpreis | 37.500 Euro | 40.240 Euro | 44.690 Euro | 38.850 Euro |
Hier finden Sie Daten zu allen 27 Motor- und Ausstattungs-Versionen des Hyundai Tucson.
Text mit Material von SP-X
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