Test Kia EV3: Ein Elektro-Highlight in der Golfklasse

Der Kia EV3 sticht durch sein progressives Design aus der Masse heraus. Sein Elektroantrieb ist mit 400 Volt aber eher herkömmlich ausgelegt. Trotzdem ist der Koreaner absolut konkurrenzfähig: ADAC Testnote 1,8.

  • 150 kW starkes Kompakt-SUV mit zwei Akkugrößen

  • Erstaunlich großzügige Platzverhältnisse

  • Basismodell ab 35.990 Euro, Topversion für 48.690 Euro

Der Kia EV3 ist der Nachfolger des Niro EV – ein elektrisches Kompakt-SUV von 4,30 Metern Länge, das neben dem sportlichen EV6, dem Raumkreuzer EV9 sowie den Neuerscheinungen EV4 und EV5 die Gunst der Kunden sucht.

Wichtigste Konkurrenten für den EV3 sind in Deutschland der VW ID.3 sowie dessen technisches Schwestermodell Cupra Born und der Škoda Elroq. Laut Kia hat man aber auch Volvo EX30, Smart #1 sowie Renault Megane E-Tech Electric im Visier. Die Schar der Konkurrenten ist also groß.

Statt mit einem 800-Volt-Elektrosystem, wie bei Kia eigentlich üblich, arbeitet der EV3 mit 400 Volt Spannungslage. Das soll die Kosten im Zaum halten, die im Kompakt-SUV-Segment besonders wichtig sind. Kann sich der Kia EV3 im Reigen dieser Modelle trotzdem durchsetzen? Der ADAC Autotest gibt die Antwort.

Kia EV3: extrovertiert bis ins Detail

Der neue Kia EV3 macht schon optisch einen außergewöhnlichen Eindruck. Es gibt jede Menge Ecken und Kanten, Rundungen und Linien, die eine markante Gesamterscheinung formen. Wer sich auch nur einen Hauch für Autos interessiert, weiß sofort, dass er es mit einem Modell der Marke Kia zu tun hat. Und das genau ist ja der Sinn des Designs.

Der Innenraum ist teilweise mit recycelten Materialien gestaltet worden. Laut Kia stecken immerhin 28,5 Kilogramm wiederverwerteter Kunststoff im Fahrzeug. Schauen wir in den Innenraum, ergibt sich optisch ein ruhigeres, aber keineswegs weniger markantes Bild als bei der Karosserie.

Als Blickfang und zentrale Bedieneinheit fungiert die flache, zum Beifahrer hinüber gezogene Displaylandschaft mit einer Gesamtgröße von 30 Zoll. Sie besteht aus zwei 12,3-Zoll-Monitoren sowie einem 5,3-Zoll-Monitor und vereint damit Kombiinstrument, Infotainment und Klimabedienung. Das optionale Head-up-Display für die Fahrerin oder den Fahrer ist ebenfalls 12,3 Zoll groß.

Innenraum und Bedienung

Interior Detail des Kia EV3 das Display im cockpit
Mit der Bedienung des Kia EV3 kommt man schnell zurecht © Kia

Der Verarbeitungsqualität des EV3 attestieren die ADAC Ingenieure ein ordentliches, teils auch gutes Niveau. Bei den verwendeten Materialien hätte es hier und da jedoch etwas mehr Güte vertragen können: Beispiel Bodenteppiche oder Dachbezug (Himmel).

Obwohl Kia beim EV3 nicht gänzlich auf Schalter und Tasten verzichtet hat, sieht das Armaturenbrett sehr aufgeräumt aus. Und auch hinsichtlich der Bedienbarkeit des EV3 gibt es wenig zu meckern.

Das umfangreiche Multimediamenü ist verständlich strukturiert, das separate Klimabedienteil übersichtlich gestaltet, auch wenn es teilweise vom Lenkradkranz verdeckt wird. Die Tasten am Lenkrad sind klar definiert und durch Wippen und Walzen flankiert – so kann man den Kia zielsicher bedienen, ohne den Blick allzu oft von der Straße abzuwenden.

In Sachen Ausstattung erweist sich die Linie "Earth" des Testwagens als stimmige Mitte. Der Multimedia- und Konnektivitätsumfang ist voll auf Stand und bietet mit kabelloser Smartphone-Anbindung, Online-Navigation und Laderoutenplanung alle wichtigen Features. Auch die aktive Sicherheitsausstattung ist nahezu komplett: vom Abstandstempomaten mit Autobahnassistent bis zum Querverkehrswarner ist alles dabei.

Details am Rande, aber eine Erwähnung wert: Für den Ladestopp lässt sich der eingebaute Tisch in der Mittelkonsole nach vorn schieben, damit darauf ein Tablet-Computer passt. Auch eine Liegefunktion für die vorderen beiden Sitze gibt es. Wenn der Akku des Fahrzeugs im Unterboden geladen wird, bietet sich somit eine Verschnaufpause an.

Maße: Platz in Fond und Kofferraum

Redakteur Wofgang Rudschies auf der Rückbank des Kia EV3
Die Kniefreiheit hinten ist für Menschen durchschnittlicher Körpergröße geradezu fürstlich © Kia

Mit einer Länge von 4,30 Metern und einer Breite von 1,85 Metern hat der EV3 eine praktische Größe für die Bedürfnisse der meisten deutschen Autofahrer. Und aufgrund des in dieser Fahrzeugklasse ungewöhnlichen Radstands von 2,68 Meter ergibt sich erstaunlich viel Platz im Innen- und Kofferraum.

Personen bis 1,90 Meter Größe kommen vorne wie hinten bequem unter. Nur wenn drei Personen auf der Rückbank gleichzeitig Platz finden sollen, wird's etwas eng. Da fehlt es an Innenbreite.

Der Kofferraum des Kia EV3 fasst ein großzügiges Volumen (unterhalb der Kofferraumabdeckung, aufgestellte Rücksitzlehnen) von 420 Litern nach ADAC Messmethode. Zudem verfügt er über einen variablen Ladeboden, mit dem sich vom Standardvolumen 125 Liter nach unten abtrennen lassen. Kleines Manko: die relativ hohe Ladekante des Kofferraums – das stört, wenn schwere Gegenstände hinein gehievt werden müssen.

Unter dem Ladeboden in tiefster Position befinden sich noch einmal 25 Liter Stauraum für kleine Utensilien. Und ein Frunk unter der vorderen Haube bietet weitere 25 Liter für das Ladekabel und Kleinkram. Als maximale Zuladung sind im Falle des Testwagens 516 Kilogramm erlaubt – genug für vier Erwachsene und deren Gepäck.

Apropos Transport: Eine Dachreling ist serienmäßig dabei. Auf dem Dach dürfen Lasten bis 80 Kilo transportiert werden. Die erlaubte Stützlast auf der optionalen Anhängerkupplung beträgt 100 Kilo, genug für einen Heckträger mit zwei Pedelecs. Als Zugfahrzeug ist der EV3 hingegen nicht prädestiniert: Sowohl ungebremste als auch gebremste Anhänger dürfen nur 500 Kilo schwer sein.

Laden und Reichweite

Fahraufnhame vom Kia EV3 schräg von vorne
Der Kia EV3 kommt 380 Kilometer weit mit einer Akkufüllung© Kia

Hinsichtlich des Elektroantriebs gibt es zwei kleine Überraschungen. Zunächst einmal, dass Kia nicht wie bei den größeren Modellen auf ein 800-Volt-System, sondern auf 400 Volt Spannungslage setzt. Das ändert zwar nichts an den ausgezeichneten Fahrleistungen des kleinen Kompakten, hat aber eindeutig Nachteile in Bezug auf die Ladegeschwindigkeit an der DC-Schnellladesäule.

Die zweite Überraschung besteht darin, dass die Nachteile des 400-Volt-Systems weniger ins Gewicht fallen als man vermuten würde. So lädt der getestete EV3 an der Schnellladesäule zwar nur mit maximal knapp 100 kW, aber dieses Ladeniveau wird quasi von 10 bis 70 Prozent Ladezustand des Akkus (SoC = State of Charge) gehalten. Das ist absolut ungewöhnlich. Die durchschnittliche Ladeleistung über die gesamte Ladedauer beträgt 89 kW.

Im Zusammenspiel mit dem moderaten Energieverbrauch von 17,1 kWh (inklusive Ladeverluste) bedeutet das: 30 Minuten laden auf der Langstrecke genügt, um weitere 274 Kilometer unter die Räder zu nehmen. Das ist nicht schlecht.

Die erzielbare Reichweite mit dem 58 kWh großen Akku (netto) beträgt im ADAC Ecotest-Zyklus immerhin 384 Kilometer. Wem das nicht genügt, der kann (gegen rund 5000 Euro Aufpreis bei vergleichbarer Ausstattung) zum EV3 mit 81,4-kWh-Akku greifen.

Im Übrigen ist der Kia EV3 auch für bidirektionales Laden und für die Einspeisung von Energie ins Stromnetz ausgerüstet. Sobald Letzteres in Deutschland zugelassen wird, kann es mit dem EV3 also losgehen.

Federung und Fahrverhalten

Der Kia EV3 schräg von hinten wärend der Fahrt
Der EV3 kommt je nach Konfiguration zwischen 563 bis 605 Kilometer weit © Kia

Das Fahrwerk des Kia EV3 besteht aus einer klassischen MacPherson-Vorderachse sowie einer Mehrlenkerachse hinten. Adaptivdämpfer, wie beispielsweise beim Konkurrenten Ŝkoda Elroq, gibt es nicht.

Dennoch gelingt dem EV3 ein passender Kompromiss aus Komfort und Dynamik: Abgesenkte Gullydeckel, Schlaglöcher oder Temposchwellen pariert der Koreaner prima. In zügig gefahrenen Kurven auf der Landstraße könnte der Aufbau etwas ruhiger liegen, wenn es nach dem Geschmack sportlicher Fahrer geht.

Dabei kann sich die Fahrdynamik des Koreaners durchaus sehen lassen. Dank der direkten Lenkung absolviert der EV3 den Ausweichtest problemlos, das Heck wird vom ESP nicht rigoros eingebremst und lenkt ein wenig mit. Das ESP-Stabilitätsprogramm arbeitet sensibel und baut moderat Geschwindigkeit ab.

ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen

Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.

Für eine Vollbremsung aus 100 km/h bis zum Stillstand benötigt der Elektro-Koreaner lediglich 32,2 Meter (Mittel aus zehn Vollbremsungen) – ein wirklich guter Wert. Bei moderaten Bremsungen sind Ansprechen und Dosierbarkeit einwandfrei und unauffällig. Die Rekuperation ist in ihrer Bremswirkung vielfältig einstellbar. So soll es sein.

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Fazit

Unter dem Strich schneidet der Kia EV3 Earth mit der Techniknote 1,8 im ADAC Autotest hervorragend ab. Dabei bietet er in der Preisklasse der elektrischen Kompakten, die unter 40.000 Euro starten, auch ein überzeugendes Preis-Leistungsverhältnis.

Zu nennen sind insbesondere der effizente Verbrauch von 17,1 kWh/100 km, der im ADAC Ecotest eine Reichweite von etwa 380 Kilometer ermöglicht. Und dass die Nachladung an der Schnelladesäule trotz eher unterdurchschnittlicher Ladeleistung in gemessenen 29 Minuten gelingt. Der gebotene Platz, die Fahrleistungen, der Komfort und der Umfang der Sicherheitsausstattung machen den Kia EV3 zu einem rundum gelungen Fahrzeug.

  • Das hat uns gefallen: effizienter Verbrauch, umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung, lange Garantielaufzeiten, gute Fahrleistungen, ausgewogene Fahrwerksabstimmung.

  • Das hat uns nicht gefallen: Fahrerüberwachung störend, Schließkräfte der Fenster im Fond zu hoch, nur Grundausstattung bei Licht und Fahrwerk.

Lesen Sie hier den ausführlichen Test des Kia EV3 (58,3 kWh) Earth als PDF

Kia EV3: Technische Daten & Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

Kia EV3 (58,3 kWh) Earth (ab 11/24)

Kia EV3 (81,4 kWh) Air (ab 11/24)

Motorart

Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

150
150

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

204
204

Drehmoment (Systemleistung)

283 Nm
283 Nm

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

7,5 s
7,7 s

Höchstgeschwindigkeit

170 km/h
170 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

436 km
605 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

14,9 kWh/100 km
14,9 kWh/100 km

Batteriekapazität (Netto) in kWh

58,3
81,4

Ladeleistung (kW)

AC:2,3-10,5 DC:50,0-101,0
AC:2,3-10,5 DC:50,0-128,0

Kofferraumvolumen normal

460 l
460 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.251 l
1.251 l

Leergewicht (EU)

1.800 kg
1.885 kg

Zuladung

470 kg
470 kg

Anhängelast ungebremst

500 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

500 kg
1.000 kg

Garantie (Fahrzeug)

7 Jahre oder 150.000 km
7 Jahre oder 150.000 km

Länge x Breite x Höhe

4.300 mm x 1.850 mm x 1.560 mm
4.300 mm x 1.850 mm x 1.560 mm

Grundpreis

38.290 Euro
41.390 Euro

Hier gelangen Sie zu allen Daten und Preisen des Kia EV3.

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)Kia EV3 Earth (58,3 kWh)

Überholvorgang 60 – 100 km/h

3,9 s

Bremsweg aus 100 km/h

32,2 m

Wendekreis

10,9 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

17,1 kWh/100 km, 86 g CO₂/km (well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

*****

Reichweite

380 km

Innengeräusch bei 130 km/h

67,2 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1754 / 516 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

420 / 770 / 1305 l

ADAC Testnoten

ADAC Testergebnis

Kia EV3 (58,3 kWh) Earth (ab 11/24)

Karosserie/Kofferraum

2,6

Innenraum

2,4

Komfort

2,6

Motor/Antrieb

1,1

Fahreigenschaften

2,1

Sicherheit

1,8

Umwelt/EcoTest

1,0

Gesamtnote

1,8
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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