Tesla Model Y: Elon Musks kompakter Elektro-SUV im ADAC Test

Lange mussten die europäischen Interessenten auf das Tesla Model Y warten, erst 2021 fand das Mittelklasse-SUV auch den Weg nach Deutschland. Inzwischen wird es sogar hier produziert. ADAC Test der Maximum Range-Version, Infos, Daten, Bilder
Bestnoten für Antriebskomfort und Fahrleistungen
Elektroauto mit Praxis-Reichweite von 370 Kilometern
Preis: ab gut 47.500 Euro für die Basisversion ohne Umweltbonus
Sicheres Fahrverhalten, zu straffe Federung
Mit dem Model X hatte Tesla lange Zeit nur ein SUV im Angebot. Für einen amerikanischen Hersteller war das ungewöhnlich, schließlich sind die Amerikaner schon länger als die Europäer verrückt nach den höher bauenden Fahrzeugen. Mit dem Model Y hat Tesla nun ein zweites, deutlich kleineres Fahrzeug zu bieten, das mit Mercedes EQA und EQB, Audi Q4 e-tron, Lexus UX 300e und auch BMW iX3 konkurriert.
Inhaltsverzeichnis
Die für den europäischen Markt bestimmten Model Y wurden zunächst noch in Shanghai gefertigt, auch der ADAC Testwagen (Test von Dezember 2021) stammt von dort. Die Verarbeitungsqualität – zuvor oftmals ein großer Kritikpunkt bei Tesla-Modellen – profitiert erkennbar von der chinesischen Sorgfalt. Die Karosseriequalität ist tadellos, auch das Interieur hinterlässt einen soliden und wertigen Eindruck. Zudem überzeugte das Testfahrzeug mit viel Platz für vier Insassen samt Gepäck. Inzwischen liefert längst die Gigafactory in Grünheide die Model Y für Deutschland.
Nach einem kräftigen Preisnachlass zum Jahreswechsel 2022/23 bietet Tesla das Basismodell des Model Y für knapp über 47.500 Euro an. Das Ziel: Es soll genauso einschlagen wie das Model 3. Für das getestete Model Y Maximum Range AWD mit 378 kW/514 PS sind aktuell gut 57.600 Euro fällig. Zusätzlicher Spareffekt für Käufer: Alle Varianten des Model Y qualifizieren sich jetzt für den Umweltbonus – der wird also von diesen Summen noch abgezogen.
Das Tesla Model Y ist 18 cm höher als das Model 3

Auf den ersten Blick wirkt das Model Y vertraut – schließlich basiert es auf dem Model 3 und teilt sich mit der Schräghecklimousine zwei Drittel der Komponenten. Das gilt für Antrieb, Akkus und Ambiente. Das Model Y gibt es deshalb genau wie den Dreier als Performance, Maximum Range und als Standard; und hier wie dort blickt der Fahrer in ein cleanes Cockpit. Doch so bekannt einem die Form erscheint: Das Format ist neu. Mit rund 4,75 Metern ist das Model Y sechs Zentimeter länger als das Model 3, sieben breiter und vor allem 18 Zentimeter höher. Zum Vergleich: Der VW ID.4 (ab 46.335 Euro) ist mit 4,58 Metern Länge etwas kürzer geraten.
Auch wenn es nicht so bullig auftritt wie viele andere SUV, bietet das Model Y spürbar mehr Platz für vier Insassen samt Gepäck als das Model 3. Anhänger von bis zu 1600 Kilogramm können an den Haken genommen werden. Und die erlaubte Zuladung, die bei einem ersten Testwagen von 2021 mit 400 Kilo viel zu gering ausfiel, ist inzwischen auf 565 Kilo angehoben worden. Bequemer einsteigen und besser rausschauen als beim Model 3 kann man dank der höheren Sitzposition auch.
Deutlich mehr Platz als im Model 3

Den Unterschied merkt man vor allem hinten: In der zweiten Reihe, weil es nun ausreichend Kopffreiheit gibt und man die dreigeteilte Lehne in der Neigung verstellen kann. Und im Kofferraum, weil die Klappe nun groß ist, bis ins Dach reicht und darunter laut Tesla bis zu 1900 Liter passen, wenn man die Sitze flach legt. Nach ADAC Messmethode sind es immer noch akzeptable 420 bis 1380 Liter. Für die versprochene dritte Sitzreihe im Kofferraum dürfte es dennoch sehr eng werden.
Innen ist alles typisch Tesla. Bis auf die Fensterheber in den Türen, die zwei Bedienhebel hinter dem und die zwei Drehwalzen im Lenkrad gibt es keine Knöpfe. Alles, was es zu bedienen gibt, macht man über den Touchscreen, der größer ist als die meisten Tablet-Computer und zugleich als Fenster in eine umfassende Infotainment-Welt fungiert. Das sieht zwar klasse aus. Allerdings geht diese Reduktion mit einem enormen Ablenkungspotenzial vom Verkehrsgeschehen einher. Selbst für die Wahl der Scheibenwischergeschwindigkeit oder Scheinwerfereinstellung muss man in ein Untermenü des Infotainmentsystems scrollen.
"Tesla treibt es bei der Bedienung auf die Spitze und schießt dabei deutlich über das Ziel hinaus", so das Urteil der ADAC Ingenieure. Zwei Beispiele: Die Richtung der Lüftungsdüsen muss umständlich über das Zentraldisplay verstellt werden. Und die Taste für die Warnblinkanlage befindet sich am Dachhimmel und dort außerhalb des Sichtbereichs des Fahrers – hier stellt Tesla die (cleane) Optik vor die Sicherheit.






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Gute Fahrleistungen: 5,0 s auf 100 km/h
Nur weil Tesla die Bedienelemente wegrationalisiert, sparen die Amerikaner aber nicht an Inhalten – selbst wenn die nicht immer mit Fahren zu tun haben oder sinnstiftend wären. Aber warum nicht mal ein Kaminfeuer anzünden oder ein Furzkissen programmieren?
Der Fahrer fühlt sich fast wie im Model 3. Zwar ist die Maximum Range-Version nicht ganz so flott wie das Schwestermodell. Doch mit einem Sprintwert von 5,0 Sekunden und einem Spitzentempo von 217 km/h lässt das Model Y viele Stromer in diesem Segment und selbst die meisten Verbrenner lässig hinter sich.
Wer stattdessen den Performance bestellt, kann sich zwar über 3,7 Sekunden für den Standardsprint und 250 km/h Spitze freuen, muss aber 10.000 Euro mehr ausgeben und kommt laut WLTP-Zyklus 480 statt 505 Kilometer weit. Beiden gemein: Sie haben zwei Elektromotoren ("Dualmotor") an Bord und daher Allradantrieb.
Stromverbrauch im Test: 21,2 kWh/100 km
Deren durchschnittlicher Stromverbrauch im ADAC Ecotest hat bei dem ersten Testwagen 2021 noch 22,6 kWh/100 km inklusive Ladeverluste betragen. Das jüngst getestete Exemplar kam auf 21,2 kWh. Dank des 79 kWh (netto) großen Akkus schafft das Model Y Maximum Range AWD im aktuellen ADAC Test eine Reichweite von gut 415 Kilometern.
Preis für die Basisversion: gut 47.500 Euro

Wie beim Model 3 legte Tesla zuletzt die Standard-Version auf – wobei Firmenchef Elon Musk höchstpersönlich die zunächst angedachte Variante mit kleinem Akku wegen einer "unakzeptabel geringen Reichweite" von rund 400 Kilometern beerdigte. Jetzt sollen mit nur einem Motor an der Hinterachse und Long Range-Akku 217 km/h Spitze und 455 Kilometer Reichweite drin sein.
Das Model Y mag weniger gediegen dahingleiten als ein Audi Q8 e-tron oder ein Mercedes EQC. Doch wo die Konkurrenz vergleichsweise blutdrucksenkend abgestimmt ist, will der Tesla engagiert gefahren werden und dankt es einem mit einer Straßenlage, die trotz des hohen Schwerpunkts auch in engen Kurven nicht aus der Ruhe gerät.
In Sachen Fahrsicherheit lässt er nichts anbrennen und fährt stabil durch den Ausweich-Parcours. Auch unter fahrdynamischen Gesichtspunkten überzeugt der Stromer, die erreichbaren Geschwindigkeiten sind hoch, bevor er im Grenzbereich gut kontrollierbar über die Vorderachse schiebt. Selbst unter Lastwechseln bleibt der Tesla seiner Kurvenlinie weitgehend treu.
Die sensible ESP-Regelung sorgt in Verbindung mit der blitzschnellen Kraftverteilung für ein sehr sicheres Kurvenverhalten, auch und gerade bei viel Einsatz des Fahrpedals. Die Traktion ist aufgrund der beiden angetriebenen Achsen und der sehr sensiblen Antriebsschlupfregelung trotz der hohen Antriebsleistung tadellos.
Dass Tesla das Fahrwerk des Model Y recht straff abgestimmt hat, ist auf jedem Meter zu spüren. Über Hindernisse wie Kanaldeckel rumpelt der SUV
recht unsanft hinweg, die meisten Unebenheiten des urbanen
Straßenbaus bleiben den Tesla-Insassen nicht verborgen. Die
großen und schweren 19-Zoll-Räder (alternativ sind auch 20-Zöller zu haben) tragen ebenfalls ihren Anteil
zum spröden Abrollkomfort bei.
Oftmals bessert sich der Federungskomfort mit zunehmender Geschwindigkeit, leider nicht beim Model Y. Auch auf Landstraßen und Autobahnen kommt der Aufbau kaum zur Ruhe, speziell das Kippeln um die Querachse, das bei kürzeren Bodenwellen hervorgerufen wird, ist auf Dauer störend.
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Der "Autopilot" gibt Anlass zur Kritik
Serienmäßig ist das Model Y mit dem Basis-Autopilot mit Notbremssystem samt Kollisionswarnung, radarbasierter adaptiver Geschwindigkeitsregelung sowie einem Spurhalteassistenten und dem Totwinkelwarner ausgestattet. Mit dem "Enhanced Autopilot"
(gegen 3800 Euro Aufpreis) kann das Model 3 selbsttätig die Fahrspur wechseln, wenn man den Blinker betätigt und das Auto meint, dass auf der Nachbarspur genug Platz ist. Hat man ihn auf eine höhere Geschwindigkeit gestellt, als man aufgrund des Verkehrs auf der eigenen Spur gerade fahren kann, macht der Wagen Vorschläge zum Spurwechsel.
Das "volle Potenzial für autonomes Fahren" oder bei Tesla auch "FSD – Full self driving" genannt, kostet saftige 7500 Euro Aufpreis. FSD enthält aktuell eine Ampel- und Stoppschilderkennung – sowie das seit langem formulierte Versprechen, "in naher Zukunft" einen City-Lenkassistenten zu erhalten. Allerdings warten zahlreiche Kunden schon seit Jahren auf das Einlösen dieses Versprechens.
Es braucht sowohl Verantwortungsbewusstsein wie auch eine Menge technische Voraussetzungen, damit hochautomatisiertes Fahren gelingt – und zu allererst eine sehr gute Umfelderkennung. Dafür war in Tesla Model 3 und Y neben etlichen Parksensoren und acht Kameras zusätzlich ein Frontradar verbaut. Im Laufe des Jahres 2022 hat Tesla aber entschieden, auf den Frontradar bei neu produzierten Fahrzeugen zu verzichten. Bei älteren Fahrzeugen wurde die Funktion kurzerhand per Software-Update abgeschaltet. Etwas später entfielen auch die Ultraschallsensoren. Bis die Kamerasoftware ("vision only") fertig programmiert ist, sind die Funktionen Einparkhilfe, Autoparken und Herbeirufen nicht verfügbar.
360-Grad-Blick in den Innenraum des Tesla Model Y
Lesen Sie hier den ausführlichen Test des Tesla Model Y Maximum Range AWD als PDF
Tesla Model Y: technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Tesla Model Y Maximum Range AWD (ab 09/21) |
---|---|
Motorart | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 378 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 514 |
Drehmoment (Systemleistung) | n.b. |
Antriebsart | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 5,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 217 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 533 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 16,9 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 79,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:11,0 DC:250,0 |
Kofferraumvolumen normal | 854 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 2.158 l |
Leergewicht (EU) | 2.054 kg |
Zuladung | 565 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.600 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 4 Jahre oder 80.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.751 mm x 1.921 mm x 1.624 mm |
Grundpreis | 57.668 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Tesla Model Y Maximum Range AWD |
---|---|
Überholvorgang 60 – 100 km/h | 2,3 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 34,5 m |
Wendekreis | 12,6 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 21,2 kWh Strom/100 km, 106 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** |
Reichweite | 415 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 68,1 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1986 / 633 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 420 / 850 / 1380 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Tesla Model Y Maximum Range AWD (ab 09/21) |
---|---|
Karosserie/Kofferraum | 2,4 |
Innenraum | 2,5 |
Komfort | 2,6 |
Motor/Antrieb | 0,8 |
Fahreigenschaften | 2,2 |
Sicherheit | 2,1 |
Umwelt/EcoTest | 1,7 |
Gesamtnote | 2,0 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Text: Thomas Geiger, Rudolf Huber, Wolfgang Rudschies
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