Mercedes GLB: Das kantige Familien-SUV im Test

Der neue Mercedes-Benz GLB stehend von vorne zu sehen
SUV statt Kombi: Der leicht geliftete GLB dürfte auch Familien ansprechen© Mercedes

Mit kantigem Offroad-Design, optionalem Allradantrieb und bis zu sieben Sitzen tritt der Mercedes GLB im kompakten SUV-Segment an. Im ADAC Test: Der jüngst überarbeitete GLB 220 d mit 190-PS-Dieselmotor.

  • SUV mit bis zu sieben Sitzplätzen und verschiebbarer Rückbank

  • Sehr ausgewogenes Fahrwerk mit feinfühliger Lenkung

  • Teuer: GLB bestellbar ab 46.547 Euro

Allen Diskussionen zum Trotz: Der SUV-Markt boomt noch immer – und eine Trendwende ist noch lange nicht in Sicht. Gut für einen Hersteller, wenn er möglichst viele dieser Modelle im Programm hat. Und bei Mercedes passte zwischen den kompakten GLA und das Mittelklasse-SUV GLC noch ein GLB. Doch was kann die Zwischengröße? Der ADAC Test findet es heraus.

Mercedes GLB: Fast schon Mittelklasse

Blauer Mercedes GLB faehrt auf Strasse
Designanleihen beim großen Bruder GLS: Der neue Mercedes GLB© Mercedes

Der GLB sieht aus, wie Kinder einen Geländewagen zeichnen würden: kantig, mit großem Kühler, steilem Heck und kurzen Überhängen. Die Front ragt gerade auf und die Seitenlinie wird durch eine kräftige Schulter dominiert. Der GLB wirkt sehr eigenständig und hebt sich damit deutlich von den weichgespülten Schwestermodellen im eigenen Haus ab, aber auch vom Einheitsbrei der VW-Konzern-SUVs vom Seat Ateca über VW Tiguan bis zum Škoda Karoq. Die Stuttgarter haben aber natürlich auch die Käufer der Premium-SUV wie Audi Q5, Volvo XC60 und BMW X3 im Visier.  

Man sieht es dem GLB an: Er will ein robuster Pragmatiker und kein reines Lifestyle-SUV sein, das nur den Weg von der Kita zum Gourmet-Restaurant kennt. Gerade im Gelände sind die kurzen Überhänge tatsächlich auch von Vorteil – so setzt das Fahrzeug nicht so schnell auf. Mercedes hat den GLB zur Mitte des Produktionszyklus überarbeitet. Äußerlich hat sich dabei allerdings wenig getan, lediglich eine neu designte Frontschürze sowie eine geänderte Leuchtengrafik outen das Facelift-Modell.

Technisch basiert der GLB zwar auf der Kompaktwagen-Plattform von Mercedes, auf der auch A-KlasseMercedes CLA und B-Klasse stehen. Doch wirklich kompakt ist er nicht: Mit einer Länge von 4,63 Metern, 1,83 Meter Breite und 1,66 Meter Höhe liegt er näher am Mercedes GLC (4,66 Meter) als am kleinen GLA (4,41 Meter). Und damit nah an der Mittelklasse.

Sieben Sitze im variablen Innenraum

Rückbank des Mercedes GLB
In der dritten Sitzreihe dürfen Personen bis 1,68 Meter sitzen© Mercedes

Der große Radstand von 2,83 Metern (zehn Zentimeter mehr als bei der B-Klasse!) sorgt für ein sehr großzügiges Platzangebot vorn und hinten. So lassen sich die Vordersitze nach den Messungen des ADAC auch für Zwei-Meter-Riesen zurückschieben und hinten kommen bis zu 1,95 Meter große Mitfahrer und Mitfahrerinnen unter, wenn vor ihnen ein 1,85-Meter-Mensch sitzt. Für drei Personen im Fond wird es dennoch eng, schließlich ist der GLB nicht übermäßig breit.

In den Kofferraum passen laut Hersteller 570 bis 1805 Liter, nach ADAC Messung (ohne Hohlräume und doppelte Böden) sind es immer noch sehr gute 465 bis 1505 Liter – der große Urlaub kann kommen. Optional gibt es im Kofferraumboden versenkbare Einzelsitze für zwei weitere Mitfahrer, die offiziell bis 1,68 Meter groß sein dürfen.

Und tatsächlich sitzen Mitfahrer dort für kürzere Distanzen überraschend bequem – wenn sie es etwas mühsam in die dritte Sitzreihe geschafft haben. Der GLB funktioniert dabei als brauchbares Elterntaxi: Bis zu vier Kindersitze können beim Siebensitzer an den Isofix-Vorrüstungen in der zweiten und dritten Reihe befestigt werden.

Ohnehin präsentiert sich der GLB fast so variabel wie ein Van: Die zweite Sitzreihe kann um 14 Zentimeter für mehr Beinfreiheit oder mehr Platz im Kofferraum verschoben werden und die Lehnen sind dreigeteilt im Verhältnis 40:20:40 umklappbar sowie in acht Stufen in der Neigung verstellbar.

Großes Kino im Innenraum

Der GLB bietet in allen Varianten ein Doppeldisplay-Cockpit. Der Bildschirm hinterm Lenkrad ist im 7- oder 10,25-Zoll-Format erhältlich, der zentrale Touchscreen ist 10,25 Zoll groß. Dazu kommt das Bediensystem MBUX (Mercedes-Benz User Experience), das auch auf Sprachbefehle und Gesten reagiert.

Im Zuge des Facelifts wurde das Cockpit des Touchpads sowie der praktischen Direktwahltasten für die Hauptfunktionen des Infotainment-Systems beraubt. Die Befehlseingabe erfolgt nun vorrangig über den Touchscreen, der allerdings recht weit entfernt platziert ist. Hinzu kommt, dass die Bedienflächen auf dem gut reagierenden und hochauflösenden Display teils sehr klein ausfallen, was die Bedienung ebenfalls erschwert.

Auch das Multifunktionslenkrad sorgt für Verdruss: Die kapazitiven Touchflächen (18 an der Zahl) sind unübersichtlich und führen infolge der dürftigen haptischen Rückmeldung und unterdurchschnittlichen Treffsicherheit bei der Befehlseingabe häufig zu Fehlbedienungen.

Insgesamt ist die Bedienbarkeit mit dem Facelift umständlicher und weniger intuitiv geworden. Dies hat zur Folge, dass man sich während der Bedienung sehr konzentrieren muss, was zu langen Ablenkungszeiten führt. Die gut funktionierende Sprachsteuerung wurde weiter optimiert und benötigt nun kein Aktivierungswort mehr. Allerdings stellt sie keinen Ersatz für die haptische Bedienung dar, sondern ist eine hilfreiche Ergänzung.

Allradantrieb beim GLB nicht Serie

Blauer Mercedes GLB steht in Gelaende
Robuster Auftritt: Bullige Front mit Diamantgrill und LED-Scheinwerfern© Daimler

Trotz Offroad-orientiertem Design gibt es den Allradantrieb 4Matic nur gegen Aufpreis und auch nicht für alle Varianten. Dabei kann der Fahrer per Knopfdruck die Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse wählen. Die Bandbreite reicht von 80:20 (vorn/hinten) bis zu gleichmäßigen 50:50. Wer den GLB öfter abseits befestigter Straßen bewegt, sollte sich für eine der fünf Motorisierungen mit Allradantrieb und Offroad-Technik-Paket entscheiden.

Neben dem speziellen Offroad-Licht, das eine breite und helle Lichtverteilung vor dem Fahrzeug erzeugt, passen sich die Leistungsentfaltung des Motors, die Charakteristik des Allradantriebs und die ABS-Regelung für leichtes Gelände abseits geteerter Straßen an. Die Kühlergrills tragen nun ein dezentes Sternenmuster, die Heckleuchten eine geänderte Lichtsignatur. Mehr Nutzwert bieten dagegen die jetzt serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfer, für die Kunden bislang fast 1000 Euro hinblättern mussten.

Die Bergabfahrhilfe Downhill-Speed-Regulation (DSR) hält automatisch eine vorgewählte, langsame Geschwindigkeit zwischen ca. 2 und 18 km/h, ablesbar im Instrumenten-Display und im optionalen Head-up-Display. 

Sieben Motoren samt GLB AMG

Das Motorenprogramm wurde technisch leicht modernisiert. Diesel gibt es weiter in drei Leistungsstufen von 85 kW/116 PS bis zur getesteten Variante mit 140 kW/190 PS. Inklusive der AMG-Version stehen zudem fünf Benziner mit einem Leistungsspektrum von 100 kW/136 PS bis 225 kW/306 PS zur Wahl. Die Ottomotoren sollen dank neuer 48-Volt-Mildhybridtechnik weniger verbrauchen und außerdem beim Beschleunigen einen spürbaren Elektro-Punch bieten.

Bei den Dieseln kann man zwar auch mit dem 150 PS starken 200 d gut leben, doch richtig Spaß macht der GLB als 220 d mit 190-Diesel-PS, der als Allradversion 4Matic zum ADAC Test antrat. Mit 400 Nm Drehmoment gesegnet, beschleunigt er den GLB durchaus nachdrücklich. Gerade auch die Zwischenspurts sind beeindruckend. Mercedes verspricht den Sprint von 0 auf 100 km/h in 7,8 Sekunden und eine Spitze von immerhin 217 km/h.

GLB 220 d im Test: Saubere Abgase

Besonders leise ist der Motor beim Ausdrehen nicht, besonders sparsam leider auch nicht. Im ADAC Ecotest kam der Diesel auf durchschnittlich 6,8 Liter Testverbrauch, auf der Autobahn sogar auf über acht. Das zieht einen relativ hohen CO₂-Ausstoß nach sich. Immerhin: Die Schadstoffe werden mit hohem Aufwand vorbildlich gereinigt. Selbst bei Volllast auf der Autobahn kommen so gut wie keine Stickoxide mehr aus dem Auspuff. Es geht also, wenn man will.

Natürlich hat es sich auch AMG nicht nehmen lassen, einen GLB 35 aufzulegen, der mit 306 PS plus sanfter Hybridisierung und einer Beschleunigung von gut fünf Sekunden auf Tempo 100 die pure Unvernunft darstellt. 2021 wurde aus dem GLB ein vollelektrischer Mercedes EQB abgeleitet und damit die Elektro-Flotte von Mercedes EQCMercedes EQV, Mercedes EQS und Mercedes EQE verstärkt.

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Fazit

Markant von außen, hochwertig im Innenraum und technisch bestens ausgestattet: Der GLB bereichert das Mercedes-Angebot mit mehr Persönlichkeit und Stil als die x-te Coupé- oder Shooting-Brake-Variante, die noch für den kleinsten Nischenmarkt entwickelt wird.

Und was er von außen verspricht, löst er mit einem perfekten Fahrwerk, der feinfühligen Lenkung und gutem Platzangebot ehrlich ein. Also alles perfekt? Nicht wirklich, denn knapp 47.000 Euro muss die Zielgruppe Familie beim Kauf des GLB mindestens stemmen – und da sind die Sitze der dritten Reihe sowie viele andere Extras noch gar nicht dabei.

Mercedes GLB 220 d: Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Mercedes-Benz GLB 220 d AMG Line Premium 4MATIC 8G-DCT (ab 01/24)

Motorart

Diesel

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.950 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

140

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

190

Drehmoment (Systemleistung)

400 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

3.800 U/min

Antriebsart

Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

7,8 s

Höchstgeschwindigkeit

217 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

155 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

5,9 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

570 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.805 l

Leergewicht (EU)

1.790 kg

Zuladung

500 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg

Anhängelast gebremst 12%

2.000 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.634 mm x 1.834 mm x 1.692 mm

Grundpreis

63.814 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Mercedes-Benz GLB 220 d AMG Line Premium 4MATIC 8G-DCT

Überholvorgang 60-100 km/h

4,8 s

Bremsweg aus 100 km/h

34,9 m

Wendekreis

11,6 m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

6,8 l Diesel/100 km, 211 g CO₂/km (well-to-wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

***

Reichweite

880 km

Innengeräusch bei 130 km/h

68,9 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1804 / 486 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

465 / 820 / 1505 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Mercedes-Benz GLB 220 d AMG Line Premium 4MATIC 8G-DCT (ab 01/24)

Karosserie/Kofferraum

2,2

Innenraum

2,4

Komfort

2,1

Motor/Antrieb

1,9

Fahreigenschaften

2,4

Sicherheit

1,4

Umwelt/EcoTest

2,9

Gesamtnote

2,2
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Mit Material von SP-X

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