Test Mercedes EQB: Was hat er, was andere nicht haben?

Unser Redakter testet den neuen Mercedes EQB
Elektro-Mercedes EQB 350 4Matic im ADAC Test© ADAC/Rudschies

Der Mercedes EQB ist das fünfte Elektroauto von Mercedes. Was es bietet. Was es kostet. Was es kann, wie hoch die Reichweite ausfällt. Der ADAC Test liefert alle Antworten

  • Elektro-SUV der Mittelklasse mit bis zu sieben Sitzen

  • Akku mit 66,5 kWh (netto) Energiekapazität

  • Im ADAC Test: Mercedes EQB 350 mit 215 kW Leistung

Der Mercedes EQB ist das fünfte Auto der Marke, das mit einem Elektroantrieb auf den Markt kam. Neben der Luxuslimousine EQS und dem großen Van EQV gehören die drei Elektro-SUVs EQA, EBQ und EQC zum Modellprogramm. Ein EQS SUV folgt noch 2022.

Dabei reiht sich der Mercedes EQB nicht nur alphabetisch, sondern auch von der Größe her mit einer Länge von 4,68 Metern zwischen dem 4,46 Meter langen Mercedes EQA und dem Mercedes EQC ein, der es auf eine Länge von 4,76 Metern bringt. Dabei ist die Konstruktion des EQB eng verwandt mit dem EQA. Antrieb und Akku sind identisch.

Elektro-SUV mit bis zu sieben Sitzen

Tatsächlich ist beim Mercedes EQB die Raumnutzung gut gelungen. Insbesondere die Beinfreiheit auf der Rückbank fällt sehr großzügig aus. Menschen bis zu einer Körpergröße von 1,95 Meter kommen auch mit der Kopffreiheit gut zurecht. Noch wichtiger: Im Unterschied zu seinem großen Bruder EQC kann für den EQB auch eine dritte Sitzreihe als Extra geordert werden. Wobei die Plätze sechs und sieben freilich nur für Kinder und Jugendliche taugen. Gegen Aufpreis ist alternativ eine um 14 Zentimeter verschiebbare Rücksitzbank erhältlich. Die positioniert man je nachdem, ob möglichst viel Beinfreiheit oder möglichst viel Platz für Gepäck gewünscht ist.

Mercedes EQB: Gute 360 km Reichweite im Test

Frontansicht eines fahrenden Mercedes EQB
Das Fahren mit dem EQB ist höchst komfortabel und entspannt© Mercedes

Der getestete EQB 350 4matic hat mit 215 kW/291 PS ein hohes Leistungspotential und soll im gemäßigten WLTP-Messzyklus 18,1 kW verbrauchen. Im ADAC Messverfahren – mit 200 Kilogramm Mehrgewicht an Bord und einem Autobahnanteil (bis 130 km/h) mit etlichen Beschleunigungs-Sequenzen – ergibt sich ein Wert von 21,1 kWh.
Der ADAC-Verbrauchswert schließt wie der WLTP-Wert die Ladeverluste ein. Das ist Strom, den man bezahlt aber nicht nutzen kann. Die Ladeverluste zu erwähnen ist wichtig, wenn jemand seine persönlichen Verbrauchswerte vom Bordcomputer abliest und mit dem ADAC- oder WLTP-Wert vergleicht. Die Werte sind nicht direkt vergleichbar. Denn die Ladeverluste werden vom Bordcomputer nicht erfasst. Im Fall des Mercedes EQB 350 schlagen 9,6 kWh pro Akkufüllung an Ladeverlusten zu Buche.

Während Mercedes bis zu 421 Kilometer verspricht, beträgt die vom ADAC ermittelte Reichweite 360 Kilometer. Damit reiht sich der Mercedes EQB beim Reichweitenranking im guten Mittelfeld ein. Angesichts seiner eher kastigen Karosserie mit einem Cw-Wert von 0,28 ist das bemerkenswert gut. Verantwortlich dafür sind sparsam ausgelegte elektrische Verbraucher und eine Klimatisierung mit Wärmepumpe.

Der Eco Asisstent entspannt

Unser Redakteur testet den Mercedes ECB
ADAC Redakteur Wolfgang Rudschies am Steuer © Mercedes/André Tillmann

Das Unterwegssein mit dem Mercedes EQB macht Spaß. Mit den Schaltpaddeln links und rechts am Lenkrad kann der Fahrer verschiedene Rekuperationsstufen einstellen: Vom forsch bremsenden One-Pedal-Feeling bis zum gemütlichen Cruise-Segel-Modus ist alles möglich. Man kann sich aber auch voll auf die automatisch erfolgende Rekuperationsleistung verlassen. So bremst der EQB ganz von allein, wenn er etwa zu dicht auf das Vorausfahrzeug aufläuft. Der sogenannte Eco Assistent bezieht Navigationsdaten, Verkehrszeichenerkennung und Informationen der Fahrzeugsensorik wie den Abstandsradar mit ein. Die daraus resultierende vorausschauende Fahrweise spart Energie, führt zu einer verbesserten Reichweite – und lässt Fahrerin oder Fahrer ganz entspannt dahingleiten.

Viel Lob gibt es von den ADAC Ingenieuren auch für die ausgeklügelte Routenkalkulation des serienmäßigen Navigationssystems. Die Ladestopps auf längeren Strecken werden verlässlich geplant, indem die Reichweitenberechnung sogar die Topographie der Landschaft sowie die herrschenden Außentemperaturen einbezieht. Auch die konstant hohe Ladeleistung von durchschnittlich 99,5 kW an der Schnellladesäule gehört zu den großen Stärken des Elektro-SUV von Mercedes (Ladekurve im PDF weiter unten). Nur ob die Säule bei Ankunft frei oder defekt ist, weiß das System leider nicht. In diesem Punkt bleibt man auf Lösungen wie die ADAC e-charge App angewiesen, die die Information bereithält.

Viel Platz, wenig Kurvendynamik

Heckansicht eines fahrenden Mercedes EQB
Die Federung des EQB ist top, die Fahrstabilität dagegen mäßig© Mercedes

Bei den Fahrer-Assistenzsystemen zeigt sich der Mercedes EQB bestens gerüstet. Serienmäßig an Bord sind ein aktiver Spurhalte- sowie ein Bremsassistent. Letzterer hat in kritischen Situationen die Fähigkeit, mit einer Notbremsung eine Kollision zu verhindern oder zumindest ihre Schwere zu vermindern. Auch auf stehende Fahrzeuge und querende Fußgänger kann das System bei stadttypischen Geschwindigkeiten bremsend eingreifen. Erweiterte Funktionen des Fahrassistenzpakets sind beispielsweise die Abbiegefunktion, die Rettungsgassenfunktion, die Ausstiegswarnfunktion bei herannahenden Radfahrern oder Fahrzeugen sowie die Warnung vor Personen im Bereich von Zebrastreifen.

Während der Federungskomfort des EQB top ist, schneidet er in Bezug auf die Fahrstabilität und die Bremsen eher mäßig ab. Beim obligatorischen ADAC Ausweichtest wird durch das frühe Eingreifen des ESP jede Dynamik im Keim erstickt. Der Bremsweg aus 100 km/h fällt mit 36,7 Meter recht lang aus. Extrem schade und auch unverständlich: Es gibt keine Anhängerkupplung, obwohl das Auto einen Allradantrieb besitzt.

Irrungen und Wirrungen bei der Bedienung

Über die digitalen Anzeigen und die Bedienung des EQB kann man sehr unterschiedliche Ansichten haben. Wer sich intensiv beschäftigt mit der Vielzahl der Funktionen und Einstellmöglichkeiten, findet sich nach einer Lernphase zwar zurecht. Doch intuitiv und auf Anhieb erfassbar ist die Bedienung an vielen Stellen nicht. Insbesondere der Umgang mit den Knöpfen am Lenkrad sowie das Durchscrollen der vielen Menüs und Menü-Ebenen will geübt sein. "Dies hat zur Folge, dass man sich sehr konzentrieren muss und die Bedienung zu langen Ablenkungszeiten führt", so die Bewertung der ADAC Ingenieure.

Fazit

Wer einen siebensitzigen SUV mit Elektroantrieb sucht, hat derzeit noch nicht viel Auswahl. Mit dem Mercedes EQB kann glücklich werden, wer mit 360 Kilometer Reichweite klarkommt und der Verlockung des sportlichen Antriebs widerstehen kann. Sonst sollte man eher alle 200 Kilometer nach einer Ladesäule suchen. Preiswert ist der Mercedes indes nicht. Als "Electric Art" kratzt er bereits an der 60.000-Euro-Schwelle. Der Testwagen kam gar mit Sonderausstattung auf knapp 70.000 Euro. Das muss es einem wert sein.

Hier gibt es den ausführlichen Testbericht des Mercedes EQB 350 kostenlos als PDF-Download
PDF, 1,23 MB
PDF ansehen

Der Mercedes EQB im Autotest-Video:

Der Mercedes EQB im ADAC Autotest-Video ∙ Bild: © ADAC, Video: © ADAC e.V.

Mercedes EQB: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Mercedes-Benz EQB 350 Electric Art 4MATIC (11/21 - 10/23)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

215

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

292

Drehmoment (Systemleistung)

520 Nm

Antriebsart

Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

6,2 s

Höchstgeschwindigkeit

160 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

420 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

18,2 kWh/100 km

Batteriekapazität (Netto) in kWh

66,5

Ladeleistung (kW)

AC:2,3-11,0 DC:100,0

Kofferraumvolumen normal

495 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.710 l

Leergewicht (EU)

2.175 kg

Zuladung

405 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.684 mm x 1.834 mm x 1.691 mm

Grundpreis

59.137 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Mercedes EQB 350 Electric Art 4Matic

Überholvorgang 60 – 100 km/h

3,1 s

Bremsweg aus 100 km/h

36,7 m

Wendekreis

11,6 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

21,1 kWh/100 km, 105 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

Reichweite

360 km

Innengeräusch bei 130 km/h

68,7 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

2110 / 470 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

350 / 705 / 1445 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Mercedes-Benz EQB 350 Electric Art 4MATIC (11/21 - 10/23)

Karosserie/Kofferraum

2,5

Innenraum

2,1

Komfort

2,2

Motor/Antrieb

0,9

Fahreigenschaften

2,7

Sicherheit

1,5

Umwelt/EcoTest

1,7

Gesamtnote

1,9
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Hier finden Sie viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Autotests.