Mercedes B-Klasse: Plug-in-Hybrid und Diesel im Test

Mercedes will "elektrischer" werden. Nicht nur mit EQS oder EQE. Sondern auch mit dem Plug-in-Hybrid B 250 e für die B-Klasse. Wie gut schlägt sich der Minivan mit 218 PS im ADAC Test? Plus: Die B-Klasse als Diesel im Test, technische Daten, Preise.
Im ADAC Test: B 250 e Plug-in-Hybrid und Diesel
Große Displays und intelligente Sprachbedienung
Viele Assistenzsysteme für mehr Sicherheit
Die ersten beiden Generationen der Mercedes B-Klasse waren besonders bei Senioren beliebt. Das dürfte auch beim aktuellen Modell nicht anders sein. Aber es sieht jetzt ein wenig sportlicher und schicker aus: Dank flacherer Frontpartie im Stil der A-Klasse, leicht abgesenkter Dachlinie, größeren Rädern (16 bis 19 Zoll) und der Kombination aus großem Dachspoiler und seitlich an der Heckscheibe angebrachtem Spoiler wirkt der Kompakt-Van deutlich eleganter und dynamischer als der biedere Vorgänger.
Im ADAC Test: B 250 e Plug-in-Hybrid

Interessantestes Mitglied im Motorenangebot ist der B 250 e, ein als Plug-in-Hybrid ausgelegter 4-Zylinder-Turbobenziner, der eine Systemleistung von 160 kW/218 PS zur Verfügung stellt. Der vom Hersteller angegebene Normverbrauch beträgt lediglich 1,4 Liter Super pro 100 Kilometer, was einem CO₂-Ausstoß von 33 Gramm pro Kilometer entspricht. Dieser quasi unter Idealbedingungen (fast ausschließlich rein elektrischer Betrieb) erzielbare Wert ließ sich im ADAC Test nicht bestätigen. Realistisch ist es, im Alltag mit 3,6 Liter pro 100 Kilometer zu rechnen. An elektrischer Energie kommen noch 12,5 kWh hinzu. In der CO₂-Gesamtbilanz (well to wheel, inklusive Klimagas-Ausstoß für die Stromproduktion) bedeutet das: 168 Gramm CO₂/km. Voraussetzung: Man lädt immer brav auf.
Das ergibt in der Umweltbewertung des ADAC Ecotest lediglich die Note 3,5 und drei von fünf möglichen Sternen. Das ist ein deutlich schlechteres Ergebnis als der zuvor getestete Diesel B 220 d mit seiner sehr effizienten Abgasreinigung und dem niedrigen Verbrauch erzielt hatte (siehe Test-Tabellen unten).
Der Gegenwert im B 250 e fällt – in Fahrleistungen gemessen – allerdings ebenso beeindruckend aus. Denn sein Drehmoment von 450 Nm lässt den über 1,7 Tonnen schweren Kompaktvan sehr dynamisch unterwegs sein. Der Überholvorgang auf der Landstraße von 60 auf 100 km/h ist in nur 4,4 Sekunden abgeschlossen. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 235 km/h erreicht. Rein mit dem Elektromotor kann der Mercedes 140 km/h schnell fahren, bevor sich der Benziner einklinkt.
Nicht nur der Durchzug ist
erstaunlich, ebenso das Ansprechverhalten: Durch die E-Maschine
reagiert der B 250 e spontan auf den Tritt aufs
Gaspedal. Der Fahrer kann zudem aus vier unterschiedlichen Fahrmodi
(Electric, Hybrid, Sport und Battery Control) auswählen, die
den Antrieb beeinflussen. Man kann elektrisches Fahren priorisieren, die Fahrdynamik durch den kombinierten Antrieb betonen oder die verbrennungsmotorische
Fahrt bevorzugen, um elektrische
Reichweite aufzusparen. Einziges Manko des B 250 e-Antriebs ist sein wenig kultivierter und oft angestrengt wirkender Vierzylinder.






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Große Auswahl an Dieseln und Benzinern
Daneben stehen etliche weitere Benzin- und Dieseltriebwerke zur Wahl. Die mit Zylinderabschaltung und Partikelfilter ausgestatteten 1,3-Liter-Vierzylinder-Ottomotoren leisten zwischen 80 kW/109 PS und 120 kW/163 PS, der 2-Liter-Motor 165 kW/224 PS. Der 2,0-Liter-Diesel in verschiedenen Leistungsstufen von 85 kW/116 PS bis 140 kW/190 PS komplettiert das Angebot.
Bis auf die zwei jeweils kleinsten Motorisierungen, die mit Handschaltung kommen, werden alle Versionen mit Automatikgetriebe (Doppelkupplung) ausgeliefert, mal mit sieben, mal mit acht Stufen. Letztere hat der getestete B 220 d installiert, der stärkste Diesel in der B-Klasse ist quasi der Wolf im Schafspelz. Damit ist der Mercedes nicht nur wirklich kräftig und souverän unterwegs, die Abgase werden auch vorbildlich sauber gereinigt und mit dem Sprit wird angemessen geknausert: 5,2 Liter Diesel pro 100 Kilometer errechneten sich im ADAC Ecotest. Damit verbunden ist eine CO₂-Bilanz von 165 g/km.
Der hohe Aufwand für die Abgasreinigung lohnt sich, die Schadstoffanteile im Abgas sind ausgesprochen gering. Selbst bei Volllast auf der Autobahn kommen so gut wie keine Stickoxide mehr aus dem Auspuff. Selbst bei niedrigen Außentemperaturen werden bei den Straßenmessungen die Grenzwerte weit unterschritten, die Euro 6d-Abgasnorm wird also problemlos eingehalten. Der Lohn: vier von fünf Sternen im ADAC Ecotest.
Übrigens: Wem der Automat gelegentlich zu träge reagiert, der kann ihm per Knopfdruck eine sportlichere Grundhaltung verordnen. Dann spricht auch der Motor deutlich spontaner auf Gasbefehle an. Das ermöglicht das schnelle Einfädeln in den Verkehr oder das Überholen auf der Landstraße, ohne dass ein solches Manöver gefährlich wird. Die Abstimmung des Fahrwerks fällt Mercedes-like tendenziell komfortabel aus. Und das ist gut so.
Mehr Platz und großer Kofferraum

Trotz des niedrigeren Daches wirkt das Raumgefühl großzügiger als im Vorgänger. Die objektiven Messwerte des ADAC bestätigen den Größenzuwachs: Die B-Klasse bietet vorn eine Menge Platz. Die Sitze lassen sich für knapp zwei Meter große Menschen weit genug zurückschieben. Die Kopffreiheit würde sogar für 2,15 Meter Körpergröße ausreichen. Auch im Fond sollte es keine Klagen von Mitfahrern geben: Selbst wenn die Vordersitze auf 1,85 Meter große Personen eingestellt sind, reicht dahinter die Beinfreiheit noch für knapp zwei Meter große Leute.
Nur die Kopffreiheit ist etwas knapper, hier geht man ab 1,95 Meter auf Tuchfühlung mit dem Dachhimmel. Für zwei Personen nebeneinander ist die Innenbreite großzügig, für drei Erwachsene wird es eng – nur für kurze Strecken empfehlenswert. Das Raumgefühl ist angenehm, nur der Kopf befindet sich recht nah an der C-Säule.
Das Ein- und Aussteigen klappt in der B-Klasse deutlich bequemer als etwa in der A-Klasse, denn die etwas höhere Karosserie bringt einige Vorteile mit sich. Große Türausschnitte vorn, Sitze in günstiger Höhe (vorn 47 cm über der Straße, Sitze ganz nach unten gestellt), und nicht zu breite Schweller erleichtern das Einsteigen merklich. Letztere sind oft bei den beliebten SUV-Konkurrenten ein Problem. Im Fond stört einzig der etwas knappe Türausschnitt im Bereich des Fußraums, ansonsten fällt es auch hier nicht schwer, ein- und auszusteigen.
Die Lehne der Rücksitze ist serienmäßig 40:20:40 teilbar und je nach Ausführung kann man die Rückbank gegen Aufpreis um 14 Zentimeter verschieben und die Lehnen in eine steilere Position klappen. So können es sich entweder die im Fond Sitzenden etwas kommoder machen, oder der Gepäckraum kann erweitert werden. Dieser fasst nach ADAC Messungen zwischen 345 (mit Laderaumabdeckung) und 1295 Liter, beim Plug-in sind es 335 bis 1285 Liter.
Mercedes B-Klasse: Moderner Innenraum

Am Fahrerplatz dominieren große Bildschirme in drei Ausstattungsversionen: Die Einstiegsvariante hat zwei 7-Zoll-Displays, die darüber ein 7- und ein 10,25-Zoll-Display. Als High-Tech-Lösung gibt es eine Widescreen-Version, die das halbe Armaturenbrett mit zwei 10,25-Zoll-Displays einnimmt. Nach der A-Klasse hat das Multimediasystem MBUX auch in der B-Klasse Einzug gehalten. Mit dem Schlüsselsatz "Hey Mercedes" wird die intelligente Sprachsteuerung aktiviert. Eine feine Navigationsdarstellung mit Augmented-Reality und diverse Online-Funktionen über "Mercedes me" gehören dazu.
Entsprechend ausgestattet kann die B-Klasse entweder über das Touchdisplay am Armaturenbrett, über das Touchpad auf der Mittelkonsole oder über die berührungsempfindlichen Tasten im Lenkrad bedient werden. Das wirkt zwar alles hypermodern, führt den Fahrer wegen der vielen Funktionen und Bedienmöglichkeiten allerdings mitunter auf einen falschen Pfad – und lenkt ihn ab vom Verkehrsgeschehen.
Wem das wahlweise Drücken, Hebeln oder Wischen zu viel ist, gibt die Befehle an das Auto per Spracheingabe weiter. Die Spracherkennung des Autos soll laut Mercedes so intelligent sein, dass sie sukzessive lernt, den Fahrer richtig zu verstehen. Ausnahmslos gut funktioniert das aber nicht. Technikfans mag das System beeindrucken, aber ob sich die traditionell älteren B-Klasse-Fahrer damit einen Gefallen tun, bleibt fraglich.
Mercedes B-Klasse: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Mercedes-Benz B 250 e AMG Line 8G-DCT (06/20 - 10/22) | Mercedes-Benz B 220 d Progressive 8G-DCT (06/20 - 10/22) |
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Motorart | PlugIn-Hybrid | Diesel |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.332 ccm | 1.950 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 160 | 140 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 218 | 190 |
Drehmoment (Systemleistung) | 450 Nm | 400 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.500 U/min | 3.800 U/min |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 6,8 s | 7,2 s |
Höchstgeschwindigkeit | 235 km/h | 234 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 70 km | - |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 26 g/km | 134 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 1,2 l/100 km | 5,1 l/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 15,6 | - |
Ladeleistung (kW) | AC:2,3-7,4 DC:24,0 | - |
Kofferraumvolumen normal | 405 l | 445 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.440 l | 1.530 l |
Leergewicht (EU) | 1.725 kg | 1.565 kg |
Zuladung | 500 kg | 515 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.600 kg | 1.600 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.419 mm x 1.796 mm x 1.562 mm | 4.419 mm x 1.796 mm x 1.562 mm |
Grundpreis | 42.905 Euro | 42.685 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | B 250 e | B 220 d |
---|---|---|
Überholvorgang 60 - 100 km/h | 4,4 s | 4,2 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 33,9 m | 33,4 m |
Wendekreis | 10,8 m | 11,0 m |
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 3,6 l Super/100 km + 12,5 kWh Strom, 168 g CO₂/km (well-to-wheel) | 5,2 l Diesel/100 km, 165 g CO₂/km (well-to-wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | *** | **** |
Reichweite | 545 km | 825 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 68,5 dB(A) | 67,9 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1755 / 445 kg | 1615 / 465 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 335 / 690 / 1285 l | 345 / 700 / 1295 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | B 250 e | B 220 d |
---|---|---|
Karosserie/Kofferraum | 2,4 | 2,3 |
Innenraum | 2,4 | 2,2 |
Komfort | 2,5 | 2,2 |
Motor/Antrieb | 1,8 | 1,6 |
Fahreigenschaften | 2,2 | 2,1 |
Sicherheit | 1,5 | 1,3 |
Umwelt/Ecotest | 3,5 | 2,1 |
Gesamtnote | 2,4 | 1,9 |
Volle 5 Sterne im Crashtest
Die Mercedes-Benz B-Klasse erreicht volle 5 Sterne. Das Fahrzeug ist mit Gurtkraftbegrenzern, Gurtstraffern, Kopfairbags sowie optischen und akustischen Gurtwarnern in der ersten und zweiten Sitzreihe ausgestattet. Für die vorderen Plätze sind zusätzlich Seitenairbags verbaut (für die zweite Sitzreihe optional), der Fahrer wird zusätzlich mit einem Knieairbag geschützt.
Der Insassenschutz ist sehr gut, das Verletzungsrisiko ist für Erwachsene und Kinder weitgehend gering bis sehr gering. Es sind ISOFIX-Halter an den äußeren hinteren Sitzplätzen montiert mit i-Size-Kennzeichnung. Der Frontairbag auf der Beifahrerseite ist deaktivierbar.
Die B-Klasse ist mit einem umfassenden Assistenzpaket mit automatischem Notbremsassistenten, aktivem Spurhaltesystem und systemintegriertem Speedlimiter serienmäßig ausgestattet.
Mercedes B-Klasse-Crashtest im Detail
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