Mercedes GLC: Ein Diesel als Plug-in-Hybrid – passt die Kombination?

Fahrraufnahme des Mercedes GLC Hybrid
Mit E-Kennzeichen: Mercedes GLC Plug-in-Hybrid © Mercedes

Der Mercedes GLC bietet viel Komfort, gute Offroad-Fähigkeiten sowie Plug-in-Hybride mit über 100 Kilometern Reichweite. Der Dieselhybrid GLC 300de bewies sich im Test als sehr kräftig und reichweitenstark, perfekt ist er aber nicht. Dazu: Testfahrt im GLC Coupé.

  • Mercedes GLC: Alle Motoren sind elektrifiziert

  • Plug-in-Hybride mit über 100 km Elektro-Reichweite

  • Günstigster GLC kostet über 60.000 Euro

Der Mercedes GLC versteht sich als luxuriöser Vertreter der SUV-Mittelklasse. Das zeigt sich auch beim Preis: Unter 60.000 Euro ist aktuell kein GLC zu haben. Nach oben ist die Preisskala ohnehin offen, was Interessenten sehr schnell feststellen, wenn sie sich durch den Konfigurator klicken und von einer Vielzahl an Extras und Antriebsoptionen erschlagen werden. Konventionelle Preislisten hat Mercedes leider abgeschafft.

Alle Motoren sind elektrifiziert, also wenigstens Mildhybride. Etliche Versionen bekommt man auch als Plug-in-Hybride. Ein Allrandantrieb und gute Geländegängigkeit sind selbstverständlich. Und wer sich optisch ein bisschen von der Masse der SUVs im Verkehrsbild abheben will, kann zum GLC Coupé greifen.

Aktuell ist der Mercedes GLC 300de AMG Line Premium 4MATIC 9G-TRONIC zum Test beim ADAC angetreten: ein 245 kW/333 PS starker Plug-in-Hybrid mit vierzylindrigem Dieselmotor und einer nominellen elektrischen Reichweite von über 100 Kilometern. Listenpreis der getesteten Version: stolze 84.595 Euro.

Ein Diesel als Plug-in-Hybrid

Plug-in-Hybride bietet fast jeder Autohersteller an, die Kombination mit sparsamem Dieselmotor findet man nur noch bei Mercedes. Gerade in einem SUV ergibt das durchaus Sinn, wenn man häufiger längere Strecken fährt. Auch mit leerer Batterie bleibt dann der Kraftstoffverbrauch auf zügig abgespulten Autobahnetappen im Rahmen, während man alle kürzeren Fahrten elektrisch absolvieren kann.

Der Vierzylinder-Turbodiesel mit zwei Liter Hubraum leistet 197 PS, zusätzlich befindet sich an der Neungang-Wandlerautomatik ein Elektromotor mit 156 PS, sodass eine Systemleistung von 333 PS und 750 Nm Drehmoment zur Verfügung steht. Der kombinierte Antrieb beschleunigt das SUV trotz des hohen Leergewichts von 2,4 Tonnen vehement – dank Allradantrieb wird die Kraft auch effektiv in Vortrieb umgesetzt. Zwischenspurts zum Überholen sind angesichts der Fahrzeugmasse sehr beeindruckend.

Arbeiten beide Antriebe zusammen, kann man von 60 auf 100 km/h in 3,5 Sekunden beschleunigen, von 80 auf 120 km/h geht es in 4,5 Sekunden. Sehr gute Werte. Von 15 auf 30 km/h, beispielsweise nach dem Abbiegen, beschleunigt der GLC 300de in rund einer Sekunde – hier wirkt sich das schnelle Ansprechen des Elektroantriebs positiv aus.

Im rein elektrischen Betrieb ist die Höchstgeschwindigkeit auf 140 km/h begrenzt – das ist sinnvoll, weil einerseits ausreichend und andererseits verbrauchsschonend. Der Fahrer oder die Fahrerin kann zudem aus vier unterschiedlichen Fahrmodi (Electric, Hybrid, Sport und Battery Hold) wählen, die den Antrieb beeinflussen. Damit lässt sich elektrisches Fahren priorisieren, die Fahrdynamik durch den kombinierten Antrieb betonen oder verbrennungsmotorische Fahrt bevorzugen, um beispielsweise elektrische Reichweite aufzusparen.

Messwerte des 300de Plug-in-Hybrid

Das Heck des neuen Hybrid SUV Mercedes GLC
Von hinten zeigt der Mercedes GLC mit schmalen Leuchten Familienähnlichkeit zur C-Klasse© Mercedes-Benz AG

Rein elektrisch unterwegs liegt die Reichweite des Mercedes GLC 300de im ADAC Ecotest bei 110 Kilometern – Mercedes gibt in den technischen Daten optimistische 119 Kilometer elektrische Reichweite (WLTP) an. Der Mercedes erreicht in der Praxis also fast die Prospektwerte. Das ist schon mal sehr lobenswert.

Fährt man im Hybrid-Modus (Batterie leer), ergibt sich ein Verbrauch von durchschnittlich 6,5 Litern Diesel pro 100 Kilometer. Kein Bestwert. Innerorts liegt der Diesel-Konsum bei 6,2 Liter, auf der Landstraße bei 6,0 Liter und auf der Autobahn bei recht hohen 7,6 Liter pro 100 Kilometer.

Der Stromverbrauch im Elektromodus liegt bei 25,9 kWh/100 km (inkl. Ladeverluste). Das ist nicht wenig, so dass der GLC in der Umweltbewertung des ADAC, dem ADAC Ecotest, wertvolle Punkte verliert. So kommt der Mercedes GLC 300de trotz guter Anlagen nur auf drei von fünf Sternen.

Viel Platz, gute Bedienbarkeit

Innenansicht der Rückbank des Mercedes GLC
Im GLC sind hinten auch Sitzriesen gut untergebracht © Mercedes-Benz AG

Das Platzangebot für Passagiere ist sowohl in der ersten wie in der zweiten Sitzreihe tadellos. Für drei Erwachsene im Fond wird es dagegen – wie fast überall üblich – etwas zu eng.

Der Kofferraum des Plug-in-Hybriden fasst 330 Liter – das sind rund 40 Liter weniger als bei einer Version mit herkömmlichem Diesel oder Benziner. Der Grund dafür ist der angehobene Kofferraumboden, um darunter die große Batterie für den Plug-in-Antrieb unterzubekommen.

Unter Ausnutzung des kompletten Raums hinter den Vordersitzen stehen dachhoch beladen bis zu 1345 Liter Volumen zur Verfügung. Das kleine Fach unter dem Ladeboden fasst zusätzliche 10 Liter, dort finden beispielsweise die Ladekabel Platz.

Vorbei sind die Zeiten von Rundinstrumenten: Sie mussten einem hochauflösenden LCD-Bildschirm weichen. Das Zentraldisplay über der Mittelkonsole ist leicht zum Fahrer geneigt und elegant in die Mittelkonsole integriert. Da es keine gesonderten Tasten oder Touchflächen für Hauptfunktionen wie Navigation oder Telefonie gibt, muss man sich etwa von der Navigationsansicht zur Radiobedienung erst über das Hauptmenü hangeln.

Spätestens dann merkt man, dass ein paar hochwertig klickende Tasten unterhalb des Bildschirms sinnvoll gewesen wären. Die Sprachsteuerung funktioniert aber erstklassig, man kann vom Radiosender bis hin zur Sitzheizung sehr viele Dinge nach dem Kommando "Hey Mercedes" mit dem GLC besprechen.

360-Grad-Blick in den Innenraum

Hat man sich mit den Eingabemethoden und den Menüstrukturen angefreundet, kann man mit der Bedienung im Allgemeinen wie im Speziellen gut zurechtkommen. Der Funktionsumfang ist gewaltig, es gibt aber auch viele Automatikfunktionen, die gut abgestimmt sind und denen man guten Gewissens die Steuerung überlassen kann.

Apple CarPlay und Android Auto (beides kabellos) sowie das Navigationssystem mit Echtzeitverkehrsinformationen sind Serie. Wo der Konkurrent BMW schon nach zwei Jahren Abogebühren haben möchte, erlaubt Mercedes Aktualisierungen für das Navi wie für die Echtzeit-Infos sieben Jahre ohne Extrakosten.

Beim GLC serienmäßig ist des weiteren ein WLAN-Hotspot, das Online-Radio und die Remote- sowie Konnektivitätsfunktionen via Smartphone-App. Bei einem Plug-in-Fahrzeug sind die Infos über die App wertvoll und hilfreich, sieht man doch beispielsweise den Ladestand der Batterie und kann die Innenraumklimatisierung steuern.

Interessant: Das Fahrzeug erkennt nun die Art des Anhängers (bis zu 2500 Kilo) mit seiner Achslast (bis zu 100 Kilo) und empfiehlt davon abhängig die am besten geeignete Route. Mehr Spielerei als sinnvoll sind dagegen die sage und schreibe 64 möglichen Farbvariationen bei der Ambientebeleuchtung.

Federung und Fahrverhalten

Fahraufnahme Mercedes GLC seitlich
Der Mercedes GLC ist schick, aber auch teuer© Mercedes-Benz AG

Mercedes bietet für den GLC Plug-in-Hybrid drei verschiedene Fahrwerke an. Das auf Ausgewogenheit ausgelegte Standardfahrwerk macht seinen Job gut, kommt aber nicht an den Komfort der optionalen Luftfederung heran. Damit ausgestattet kann der GLC 300de Testwagen einen sehr guten Federungskomfort bieten. Besonders auf Landstraßen und Autobahnen werden Unebenheiten angenehm abgefedert. Das typische "Wogen" bei Richtungswechseln ist vorhanden, aber nur moderat ausgeprägt.

Bei allem bleibt der GLC sicher kontrollierbar. Im Sport-Modus des adaptiven Fahrwerks ergeben sich weniger Karosseriebewegungen, dann kommen Unebenheiten aber deutlicher bis zu den Insassen durch. Die Traktion ist dank Allradantrieb einwandfrei. Beim ADAC Ausweichtest liefert der GLC eine stimmige Vorstellung ab, die optionale Allradlenkung wirkt sich positiv aus.

Sicherheit des Mercedes GLC

Die aktive und passive Sicherhiet des Mercedes GLC wird von den Ingenieuren des ADAC mit "sehr gut" bewertet. Das Angebot an Fahrerassistenzsystemen ist umfassend. Leider kostet vieles Aufpreis – angesichts des Fahrzeugpreises sollte Mercedes insbesondere nicht bei der Sicherheit knausrig sein.

Serienmäßig findet man einen aktiven Bremsassistenten an Bord. Dieser beinhaltet neben einer Abstands- und Kollisionswarnung bereits ein Notbremssystem und erkennt auch Fußgänger. Wählt man das Fahrerassistenz-Paket, wird das System um einen Kreuzungsassistenten, einen Abstandsregeltempomaten mit streckenbasierter Geschwindigkeitsanpassung (Kurven, Kreisverkehr, etc.) sowie einen erweiterten Spurwechselassistenten inklusive Ausstiegsassistent erweitert.

Beim ADAC Crashtest nach Euro NCAP Norm erreicht der GLC ein sehr gutes Ergebnis von 92 Prozent der möglichen Punkte und volle fünf Sterne.

Der GLC im Gelände

Der Antrieb des Mercedes GLC wird am Abhang getestet
Auch grobes Gelände meistert der GLC problemlos© Mercedes

Wer mit dem GLC ins Gelände will, für den hält der Allradler als Novum eine "transparente Motorhaube" (547 Euro) bereit: Eine 360-Grad Kamera zeigt auf dem Zentraldisplay an, wohin das Fahrzeug gerade Kurs nimmt.

Große Steine, tiefe Schlaglöcher oder auch bei steilen Steigungen die Vorausschau, wie es hinterm Horizont weitergeht, können bis 8 km/h im Voraus virtuell gesehen und die Fahrt entsprechend angepasst werden. Das neue Sicherheitsfeature zeigt auch die Vorderräder mit deren Lenkstellung.

Da das volle Drehmoment der Elektromaschine von 440 Nm bereits ab der ersten Motorumdrehung zur Verfügung steht, ist ihre Kraft jederzeit sehr gut dosierbar. Das ermöglicht ein hochpräzises, kontrolliertes Fahren – selbst im anspruchsvollsten Gelände. Ob man seinen teuren GLC aber wirklich einem anspruchsvollen Gelände aussetzen will?

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Testfahrt im Mercedes GLC Coupé

Aufnahme des Mercedes GLC fahrend von hinten
Das Heck des GLC Coupé wirkt nicht nur massig, es ist es auch© Mercedes/TSCHOVIKOV

Selbstredend gibt es auch noch einen Coupé-Ableger. Im Vergleich zum Vorgänger ist das aktuelle Coupé deutlich eleganter geworden. Und ja, auch im Gegensatz zum aktuellen und eher pragmatisch gezeichneten GLC fährt beim Coupé stets ein Hauch von Côte d'Azur mit.

Mit 4,76 Metern Länge hat das Coupé im Vergleich zum Vorgänger drei Zentimeter zugelegt, die Fahrzeugbreite ist mit 1,89 Metern aber gleich geblieben. Der Kofferraum soll zwischen 545 und umgeklappt 1490 Liter fassen und damit merklich mehr als vorher. Wissen muss man aber: die schräge Heckklappe schränkt den Transport von sperrigen Gegenständen mehr ein als das steilere Heck des GLC.

Und wie sitzt man im Fond? Nicht schlecht! Die Beinfreiheit fällt gut aus. Das schrägere Dach lässt zwar nicht ganz so viel Luft über den Köpfen der Insassen, doch für 1,90 Meter große Menschen sollte es allemal reichen. Für den Fahrer oder die Fahrerin schränkt allerdings die breite C-Säule die Sicht nach hinten erheblich ein, das Heckfenster ist ebenfalls nicht das Größte.

GLC 300de: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Mercedes-Benz GLC 300 de AMG Line Premium 4MATIC 9G-TRONIC (ab 04/24)

Motorart

PlugIn-Hybrid

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.993 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

245

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

333

Drehmoment (Systemleistung)

750 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

n.b.

Antriebsart

Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

6,4 s

Höchstgeschwindigkeit

217 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

122 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

11 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

0,4 l/100 km

Stromverbrauch kombiniert (WLTP)

22,9 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

31,2

Ladeleistung (kW)

DC:60,0

Kofferraumvolumen normal

470 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.530 l

Leergewicht (EU)

2.395 kg

Zuladung

490 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg

Anhängelast gebremst 12%

2.000 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.716 mm x 1.890 mm x 1.647 mm

Grundpreis

84.595 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)Mercedes-Benz GLC 300de AMG Line Premium 4MATIC 9G-TRONIC

Überholvorgang 60 – 100 km/h

3,5 s

Bremsweg aus 100 km/h

36,2 m

Wendekreis

11,1 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

0,3 l Diesel + 25,9 kWh/100 km, 138 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

***

Reichweite

1055 km

Innengeräusch bei 130 km/h

65,1 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

2388 / 532 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

330 / 760 / 1345 l

ADAC Testurteil

ADAC Testergebnis

Mercedes-Benz GLC 300 de AMG Line Premium 4MATIC 9G-TRONIC (ab 04/24)

Karosserie/Kofferraum

2,3

Innenraum

2,1

Komfort

1,6

Motor/Antrieb

1,6

Fahreigenschaften

2,4

Sicherheit

1,3

Umwelt/EcoTest

2,9

Gesamtnote

2,0
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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