Der Mercedes GLA im Test: Mehr SUV als früher

Der Mercedes GLA komplettiert die Stuttgarter Kompakt-Familie als zweiter SUV und achter A-Klasse-Ableger. Der GLA tritt bulliger auf als der Vorgänger und punktet mit mehr Platz. ADAC Test, Daten, Bilder, Preise
Der GLA ist höher und geräumiger als der Vorgänger
Motoren zwischen 116 und 421 PS; auch als Plug-in-Hybrid
Im ADAC Test: GLA 200 d mit 150-PS-Diesel
Dass um die kompakte Mercedes A-Klasse einmal eine ganze Familie entstehen würde, hätte bei der Premiere des hochbeinigen Minivans Ende der 90er Jahre wohl keiner gedacht. Doch die mittlerweile vierte Generation hat sich heute zur größten Modellfamilie im Mercedes-Programm entwickelt: Neben der klassischen A-Klasse gibt es zwei Limousinen mit kurzem und langem Radstand (letztere nur in China), den Van-Ableger B-Klasse, den sportlichen CLA nebst Kombiversion Shooting Brake sowie den kantigen Siebensitzer-SUV GLB.
Der Kompakt-SUV GLA ist das jüngste Mitglied der Kompakt-Familie. Der liegt mit einem Grundpreis von knapp 37.000 Euro deutlich über der konventionellen A-Klasse, hat aber auch mehr zu bieten.
Die höhere Karosserie schafft mehr Platz

Anders als beim etwas pummeligen Vorgänger-GLA bekommt man jetzt für den Mehrpreis einen richtigen SUV: Der aktuelle GLA tritt bulliger auf, bietet über 14 Zentimeter Bodenfreiheit und hat vor allem rund zehn Zentimeter an Höhe zugelegt. Mit 1,61 Metern reicht er fast schon an den VW Tiguan heran. Und: Obwohl der 4,41 Meter lange Mercedes sogar einen guten Zentimeter kürzer geworden ist, bietet er dank längerem Radstand innen erheblich mehr Platz. Selbst Großgewachsene (bis 1,95 Meter Körpergröße) können im Fond sehr ordentlich sitzen, vorn sowieso.
Von klassenüblicher Größe bleibt der Kofferraum, der laut Werk 435 Liter fasst, nach ADAC Messung bis zur Kofferraumabdeckung 330. Das ist für die Fahrzeuggröße durchaus in Ordnung, zumal der GLA damit rund 20 Prozent mehr Kofferraumvolumen bietet als eine konventionelle A-Klasse. Optional gibt es eine um 14 Zentimeter verschiebbare Rückbank – allerdings nur in Verbindung mit elektrischer Verstellung für die Vordersitze. Legt man die nicht benötigten Plätze ganz flach, passen maximal 1250 Liter (1430 Liter laut Hersteller) in den GLA.
360-Grad-Blick in den Mercedes GLA
In das auf Wunsch kunterbunt beleuchtete Cockpit ist die neue Mercedes-Multimedia-Welt eingezogen. Digitale Instrumente und ein großer Infotainment-Bildschirm sind wie das Bediensystem MBUX Standard. Das bietet in seiner größten Ausbaustufe mit berührungsempfindlichem Display, Touchpad auf dem Mitteltunnel, Sensor-Flächen auf dem Lenkrad und Spracheingabe zwar zahlreiche Steuermöglichkeiten, stellt seinen Benutzer aber auch immer wieder vor große Herausforderungen. Ohne reichlich Einarbeitungszeit erschließen sich die zahlreichen Menüs, in denen selbst Wellness-Programme und Fitness-Trainings versteckt sind, nicht.
Sympathisch: Die Ingenieure beweisen Humor und haben dem digitalen Assistenten sogar beigebracht, in die Sterne zu gucken. Auf die Frage "Hey Mercedes, wie ist mein Horoskop?" liest der Benz das aktuelle Tages-Schicksal vor. Sollten die elektronischen Wächter eine Gefahr kommen sehen, steht eine ganze Reihe von Sicherheitssystemen bereit: Serie sind Spurhalter, Notbremsassistent und Tempolimiterkennung, gegen Aufpreis gibt es eine Toter-Winkel-Überwachung, Lenkassistent und Abstandshalter.
Mercedes GLA: Große Bandbreite bei den Motoren

Für den Antrieb stehen drei Diesel (116 bis 190 PS) und inklusive der drei unverschämt starken AMG-Modelle sechs Benziner (136 bis 421 PS) zur Wahl. Ein Plug-in-Hybrid namens GLA 250 e mit einer Systemleistung von 218 PS komplettiert das üppige Angebot, das für einige Versionen auch einen Allradantrieb bereithält. Da dürfte manchem die Wahl schwer fallen, vorausgesetzt das Budget ist nicht limitiert. Denn zu den selbstbewussten Grundpreisen gesellt sich eine lange Aufpreisliste.
Das Gros der Kunden dürfte sich für einen kleinen Benziner oder einen anderen vernünftigen Antrieb wie den vom ADAC getesteten Diesel GLA 200 d mit 150 PS entscheiden. Serienmäßig ist bei allen Dieseln ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe an Bord. Was Fahrleistungen und Kraftentfaltung angeht, ist der 2,0-Liter über jeden Zweifel erhaben. Das Ansprechverhalten ist gut und die Beschleunigung (8,6 Sekunden auf 100 km/h) so flott, dass zu keiner Zeit der Wunsch nach mehr Leistung aufkommt, zumal auch die gute Durchzugskraft für kurze Überholvorgänge auf der Landstraße sorgt.
Testverbrauch: 5,7 Liter Diesel/100 km
Beim Verbrauch setzt der SUV mit 5,7 Litern Diesel im Schnitt des ADAC Ecotest keine neue Bestmarke und damit auch nicht mit dem gemessenen CO₂-Ausstoß von 180 g/km (Well-to-Wheel, also mit den Emissionen bei der Kraftstoffherstellung). Bei der Schadstoffmessung wiederum überzeugt der 200 d auf ganzer Linie: Die Emissionswerte liegen durchgehend auf einem sehr niedrigen Niveau, sowohl auf dem Prüfstand als auch bei den ADAC Messungen im realen Straßenverkehr.
Was allerdings ziemlich nervt und so gar nicht auf dem Niveau eines Premiumherstellers liegt, sind die aufdringlichen Vibrationen bei niedrigen Drehzahlen und der raue, dumpfe Klang des Dieselmotors. Auch das Getriebe hat seine Schwachpunkte. Beim Anfahren kommt es im Wortsinn nicht in die Gänge und auch beim spontanen Gasgeben während der Fahrt braucht es lang, bis es sich für den passenden Gang entschieden hat. Das ist schade, denn ein Schaltgetriebe ist für den Motor nicht vorgesehen.
Der GLA ist fahrsicher und komfortabel

Beim Federungskomfort ist der GLA dann wieder ganz Mercedes-like und fährt besonders auf der Landstraße und auf der Autobahn sanft schwingend über Bodenwellen. Allerdings war der Testwagen auch mit den aufpreispflichtigen adaptiven Dämpfern ausgerüstet. Beim ADAC Ausweichtest verhält sich der GLA problemlos, besonders dynamisch wedelt er aber nicht durch die Ausweichgasse. Sein ESP greift sehr früh ein und verhindert bereits im Ansatz kritische Fahrsituationen.
In der getesteten Progressive-Ausstattung ist der GLA mit Komfortsitzen versehen, die unter anderem eine ausziehbare Oberschenkelauflage haben und gegen Aufpreis eine Vierwege-Lordosenstütze sowie Massagefunktionen und elektrische Verstellung. Die gut konturierten Sitze bieten einen ordentlichen Seitenhalt, wer davon mehr wünscht, kann die Sportsitze ordern.
Die Rücksitze sind weit weniger bequem als die vorderen, sie weisen nur eine geringe Konturierung und einen mäßigen Seitenhalt auf. In dieser Klasse und angesichts des hohen Basispreises ungewöhnlich: Die hintere Mittelarmlehne wird extra berechnet, beziehungsweise bekommt man sie nur, wenn man die verschiebbaren Fondsitze ordert.
Mercedes EQS: So fährt die Elektro-S-Klasse
Die Zukunft ist elektrisch – das gilt auch für Luxuslimousinen wie die Mercedes S-Klasse. Mit dem EQS will Mercedes neue Maßstäbe beim Elektroauto setzen. Das scheint weitgehend gelungen zu sein, wie die erste Testfahrt gezeigt hat.
Testfazit
Der neue Mercedes GLA ist ein kleiner, gediegener SUV mit erstaunlich viel Platz und guter Variabilität. Dem markentypischen Komfortanspruch wird er durch seine sanfte Federung und die zahlreichen (aufpreispflichtigen) Komfortextras gerecht, nicht aber durch den getesteten Dieselmotor. Er ist zu rau und nervt auf Dauer – wahrscheinlich ist da der Plug-in-Hybrid-Benziner GLA 250 e mit rund 70 Kilometern rein elektrischer Reichweite die bessere Wahl. Doch der kostet mindestens 46.183 Euro.
Mercedes GLA: Technische Daten
Herstellerdaten | Mercedes GLA 200 d Progressive 8G-DCT |
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Motor/Antrieb | Vierzylinder-Turbodiesel, 1950 cm³, 110 kW/150 PS, 320 Nm bei 1400 U/min |
Fahrleistungen | 8,6 s auf 100 km/h, 208 km/h Spitze |
Verbrauch (nach WLTP) | 5,3 l Diesel/100 km, 121 g CO₂/km |
Maße | L 4,41 / B 1,83 / H 1,61 m |
Kofferraum | 425 – 1420 l |
Leergewicht / Zuladung | 1615 / 520 kg |
Anhängelast (ungebremst / gebremst) | 750 / 1800 kg |
Preis | ab 41.566,70 € |
ADAC Messwerte
Auszug | Mercedes GLA 200 d Progressive 8G-DCT |
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Überholvorgang 60-100 km/h | 5,2 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 35,0 m |
Wendekreis | 11,5 m |
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 5,7 l Diesel/100 km, 180 g CO₂/km (Well-to-wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** |
Reichweite | 750 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 68,0 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1675 / 430 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 330 / 745 / 1250 l |
ADAC Testergebnis
Mercedes GLA 200 d Progressive 8G-DCT | |
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Karosserie/Kofferraum | 2,5 |
Innenraum | 2,3 |
Komfort | 2,3 |
Motor/Antrieb | 2,1 |
Fahreigenschaften | 2,0 |
Sicherheit | 1,2 |
Umwelt/Ecotest | 2,4 |
Gesamtnote | 2,0 |
Video: Was kann der Plug-in-Hybrid Mercedes GLA 250e?
Text: Michael Gebhardt, Jochen Wieler